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Mittwoch» üen 27. Mai 1931 Iuer Tageblatt -E-- Anzeiger für -as Erzgebirge Z^W W»»—' —MM EMtzglAa- -lr «Mich« 0rr«mt»achm»gr« -»» Rat- -« «a-t«»- -»» tzmt»-«icht» si«. peßst»e»iwm»,MosPB,»-k— 120 ask>->; iQ^i 26» )2tzüF2ilF Ausklang in Gens Die Bedeutung der Septemberberatung über die Oberschlesienfrage Genf, 25. Mai. Die 63. Tagung de» Bölkeu- vundSrate» wurde am Sonnabend abend vom Präsi denten ReichSaußenmtntster L«. Turttu» mit einem Appell zur Forderung de» Nansenschen Flüchtling«, werke» geschallen. In der Schlußsitzung hatte der Rat noch den deut, schen Bertagungsantrag in der oberschlesifchen Frage, wie wir schon meldeten, einstimmig angenommen. Bon deutscher Sette wird darauf hingewtesen, daß eine Erörterung de» Berichte» de« japanischen Berichterstat ter« grundsätzlich abgelehnt worden sei, da der Bericht der polnischen Regierung, auf dem der Bericht de« japanischen Berichterstatter« aufgebaut worden war, von Deutschland nicht angenommen werden konnte. Aus der Septembertagung de« Rate» wird damit die oberschlesische Frage erneut verhandelt werden; jedoch kann sür diese Verhandlung der Bericht de« japani schen Berichterstatters nicht mehr als maßgebend an gesehen werden, so daß der Bölkerbundsrat aus der Septembertagung notwendigerweise feststellen mutz, ob tatsächlich die polnische Regierung die ihr vom Rat im Januar.auferlegte Verpflichtung zum Schutze der deutschen Minderheit in Ostoberschlesien erfüllt und insbesondere die Beziehungen zum Aufständischenver band gelöst hat. Tie einstimmige Annahme des BertagungSantra, ge«, die auf die energische Stellungnahme de« deutschen Außenminister« und außerdem auf eine deutliche In tervention Hendersons zurückzuführen ist, kam allge mein wenig erwartet, sie hat nachhaltigen Eindruck hervorgerusen und wird allgemein als moralischer Steg Deutschland« gewertet, da die Ablehnung eine« NatSberichte« und.damit.die Anwendung der Einsttm- migkeitSklausel ein im Bölkerbundsrat seltener Aall ist. In polnischen Kreisen hat die schroffe Inters, ventton Henderson» Bestürzung hervorgerufen, da nach dem Eintreten Poncet« und Marinkowitsch« für Po len die Ablehnung de» deutschen BertagungSantrage» al« feststehend angesehen wurde. Schließlich behandelte der Rat noch die Beschwerde de» Fürsten Pletz gegen die polnische Regierung. Da zu lag ein Schreiben der polnischen Regierung vor, in dem auf den außerordentlich schwierigen Charakter der finanziellen Auseinandersetzung mit der Pletzschen Verwaltung hingewtesen wird. Der Rat beschloß, die Beschwerde auf den September zu vertag«« mit der Aufforderung, die direkten Verhandlungen zum Ab schluß zu bringen. Dr. Turttu» erklärte, er erwarte von der polnischen Regierung, daß sie bi» zur end gültigen Entscheidung de» BülkerbundSrate» keinerlei Veränderungen der Rechtslage vornehmen werde. Ter polnische Regierungsvertreter lehnte jedoch diesen Standpunkt mit dem Hinweise ab, daß die polnische Negierung ihrem Schreiben nicht« weiter hinzufügen könne. Tie nächste Ratssitzung ist auf den 1. September diese» Jahre» festgesetzt worden. Ein Protest Aalest!» Zurückweisung durch Dr. Curtiu» Genf, 23. Mai. Tier polnische Außenminister Zaleski hat e« für notwendig gehalten, an den deut schen Außenminister al« Präsidenten de» Völkerbund«- rate- ein Schreiben zu richten, worin er sich darüber beschwert, Hatz Dr. Turttu» bei der Aussprache über die Danziger Frage am Freitag nachmittag eine Er- Närung abgegeben habe, deren letzter Teil eine poli tische Stellungnahme enthalten habe, die entgegen einer Gepflogenheit de» BülkerbundSrate« mit der polnischen Delegation nicht vorher vereinbart worden sei. Dr. Curtiu« hat hierauf in einem Schreiben an den pol nischen Außenminister erwidert: „Ich bin mir be wußt, in voller Unparteilichkeit so gehandelt zu haben, wie die dem Rat und seinem Präsidenten obliegende Pflicht e» erfordert. Deshalb kann ich Ihren Protest nicht zulassen. Ich werde Ihr Schreiben und seine Antwort den übrigen Mitgliedern de» Rate» zur Kenntnis bringen." Bordmitmw des Noanrwssleichs Wie verlautet, hat sich unter dem Vorsitz detz ehe- malign Staatssekretär» im ReichSftnanzmtnisterium, Prof. Dr. Popitz, ein Ausschuß konstituiert, dem ne ben anerkannten Finanzwissenschastlern auch Vertreter der Großstädte und der Landgemeinden angehSren. Der Ausschuß hat die Aufgabe, endlich einmal die Bestre bungen, den seit zehn Jahren ,chorläuftgen" Mnanzt- ausgleich, zwischen Reich, Ländern und Gemeinden in eine Form zu bringen, die Regierung und Reichstag al» endgültige Regelung akzeptieren können. Man hat e» vermieden, Interessengruppen oder ihre Vertreter in diesen Ausschuß hineinzunehmen. Al» bekannte Persönlichkeiten gehören zu ihm z. B. der Landest» Hauptmann der Rhetnprovinz, Horton, die Obev» bürgermeister Bracht (Essen), Gvrdeler (Leipzig). Abgeordneter Landrat a. D- Gereke, der Industriell» Silderberg, der Bankier Warburg und der Vorsitzende de» Bundes zur Erneuerung dest Reiche«, Graf Rödern. Tie Mitarbeit de» letzteren ist besonder» Interessant. Sie zeigt, daß der Ausschuß die hohe politische »v, deutung des Finanzausgleich» erkannt und sich in Graf Rödern nicht nur einen Finanzsachverständigen, son dern auch einen an den Retchsreformvorschlägen de» Bundes zur Erneuerung de» Reiche» führend beteilig ten Mann gesichert hat. Man wird nur wünschen können, daß der PoPitzMu»schutz Erfolg haben möge. Seine Zusammensetzung läßt jedenfatl» erwarten, La der Reichsregierung wertvolle Vorschläge unterbreitet werden. Die Schaffung eine» gerechten FinanzauiK gleich« ist jedenfall» da» Zentralproblem der gemeind», lichen Finanzwirtschaft. Wird Briand demissionieren? Part», 25. Mat. Außenminister Briand hat gestern früh Pari» verlassen, um bi» Mittwoch auf seinem Landsitz zu bleiben. Briand soll, wie „Echo de Paris" sagt, erklärt haben, die Regierungsmehrheit stimme wohl öffentlich für ihn, bei Gehetmabstimmungen aber gegen ihn und führe außerdem gegen ihn eine heftige Kampagne. Seine Würde gebiete ihm. zu demissionieren. Briand» Umgebung glaubt nach dem Blatt, daß die» sein letzte» Wort sei. Millionen anleihe für die Erweiterung de» polnischen Poftverkehr» Warschau, 23. Mai. Wie der „Rote Kurjer" er- fährt, sind die Verhandlungen des polnischen Postmintste- riumS mit einer englisch-französischen Finanzgruvpe über eine Anleihe von 750 000 englischen Pfund beendet wor den. DaS Geld soll zur Erweiterung d«S Telephon- und Telegraphennetze» in Polen verwendet werden. Barrikaden in Ellen Blutige Zusammenstöße Essen, 23. Mat. Im Anschluß an «ine Kund- gebung de» Arbeiter-Sporkkartell» auf dem vurgplatz, an der etwa 3500 Personen tetlgenommen hatten, sammelten sich in der vergmgenen Nacht in der Innenstadt radau lustige Personen an, die e» auf Plünderungen und An- griff« auf Polizeipatrouillen abgesehen hatten. In der Friedrich-Ebert- und Piekenbrock-Straße wurden 7 Schau fenster etnseschlaaen. Die Täter versuchten, zu plündern. Die Verfolgung durch das Uebevfallkommando war beson- der-schwierig, da die Straßen am Großmarkt mit Pflastersteinen gesperrt und sämtliche Laternen der Umgebung zertrümmert waren. Bei der zu Fuß aufgenommenen Verfolgung wurden die Beamten mit Steinen beworfen. Gegen 1 Uhr wurde ein« aus drei Beamten bestehende Streife von zwei Burschen angegriffen. Sin Bursche konnte überwältigt werden, während der zweite Len verfolgenden Beamten mit Steinen bewarf und tätlich angrtff. In der Notwehr aab der Beamte mit seiner Vtstvle etnen Schuß Ä, der den Angreifer in di« Brust U. Der ^rletzte wurde ofort dem Krankenhaus -ugeführt, wo er kurze Zett daraus ver ¬ starb. Neun Personen, darunter fünf aus Bottrop, wur- den festgenommen. Die Feststellungen an Oct und Stelle ließen deutlich erkennen, daß es sich um wohlvorbereitete Ueberfälle gehandelt hat. Weitere Angriffe auf Polizeibeamte Essen, 23. Mat. In Stoppenberg wurden heute vormittag drei Beamte, al» sie die Abhaltung einer nicht an gemeldeten Versammlung von Erwerbslosen unter freiem Himmel vor dem Stoppenberger Rathaus auflösen woll- ten, von den Versammlungsteilnehmern, etwa 200 bi» 300 Personen, tätlich angegriffen und teilweise erheblich ver letzt. Nach Eintreffen von Verstärkungen wurde die Ver sammlung aufgelöst und die Ruhe wieder hergestellt. Versammlungsverbot Essen, 23. Mai. Der Polizeipräsident in Esten hat auf Grund der in den letzten Tagen vorgükommenen Aus schreitungen bis auf weiteres kommunistische und Erwerbs- losenversammlungen unter freiem Htrnmel verboten. Die goldene Marianne Frankreich und dl« Bereinigten Staaten besitzen zurzeit zwei Drittel allen Goldes, während in Deutschs land von Ende 1913 bi» Ende 1930 der für Währungst- zwecke zur Verfügung stehende Goldbestand, auf den Kopf -er Bevölkerung bezogen, von 64 auf 36 Mark heruntergegangen ist. Zn Frankreich dagegen ist die ser Goldbestand von 150 Mark auf 214 Marl gestie gen und in den Bereinigten Staaten von 86 auf! 161 Mark. Frankreich hat damit, bezogen auf den Kopf der Bevölkerung, den bet weitem größten Goldbestand von allen Ländern der Erde. Die französische Kopf quote machte Ende 1930 da» Sechsfach« der deutschen au», während sie vor dem Ikrtege nur da» Zweiein viertelfache der deutschen Kopfquote betrug. Auf seinen Goldsäcken thronend, möchte Marianne, wie Genf erneut gezeigt hat, die Herrscherin Europa» spielen und sich« Oesterreich buchstäblich kaufen, um e» von Deutschland und der Zollunion zu trennen. Notlandung eines tschechischen Militär fliegers in Deutschland Tirschenreuth (Bayern), Lk». Mai. Am Pfingftsonm abend landet« hi«r «in tschechischer Militärflieger. Nach sein«» Angaben ist er ein Flieger der Militärfliegerschule in Eger und dort am Vormittag mit fünf Kameraden abgeslogen. Tr habe« di« Richtung verloren und daher auf deutschem Boden notlanden müssen. Aer Flieger wird bis zum Abschluß der eing«l«itr1rn Untersuchung interniert bleiben. Einstein Ehrendoktor von Oxford London, 23. Mai. Professor Einstein wurde heute in Gegenwart einer zahlreichen Versammlung da» Ehren doktordiplom der Uniyersität Oxford verliehen. Schutz des Deutschtums Forderungen des B. D. A. staatlicher und privater Kräfte ausgesetzt. Der VDA. for dert als sittlich« und rechtliche Notwendigkeit die unbe- dtnge Achtung der nationalen Lebensrechte aller VolkS- mtnderheiten. Aus der Menge -er in allen LebenSgvbteten des Auslandsdeutschtums aufzustellenden Ansprüche greift der VDA. folgende Einzelheiten heraus: Nordschleswig r Schaffung höherer deutscher Schu len und eine» Lehrerseminar». Memellandr Achtung der Autonomie, ^Verzicht auf die vertragswidrige Ausweisung der Reich-deutschen Litauen: Schafftrng und Erhaltung deutscher Volksschulen, Achtung der verbürgten Lebensechte der evangelischen Landeskirche. Polen: Aufbau eine» den Bevölkerung-verhüllt ntssen entsprechenden deutschen Schulwesen» gemäß den Bestimmungen de» Minderheitenschutz«», Befreiung de» oberschlesifchen Deutschtum» do« Truck de» orgarrtsiev« Aachen. Auf der Hauptversammlung des Vereins für das Deutschtum im Ausland, in Aachen, stattfand, wurde über di« Lage der deutschen Volksgruppen in Europa folgende Entschließung gefaßt: Die Hauptversammlung stellt «rneut f«st, daß die ausland-deutschen Gruppen in Europa mehr oder minder stark durch ihre Staaten in der Freiheit ihrer nationalen, kulturellen Entwicklung beeinträchtigt werden. In zahl reichen Staaten leben die deutschen VolkSmindevhetten immer noch in einem unerträglichen Zustand offener Ver- folgung der selbstverständlichen nationalen Daseinsrechte al» Mensch. Staatsbürger und VolkSbÜrger, wie «S beson- der» Li« Verhältnisse in Südtirol beweisen. Auch in fort- geschrittenen Staaten wie in der TscheckoslowÄei sehen sich die Deutschen ständig einer zielbewußten ZurückdrLngung durch ein genau berechnete» System Le» Zusammenwirken»