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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. priLMimvrsnäa. Anzeiger für Inserate werden bis spätesten Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit t0 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. QrHHn für den Stavtstemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LV. Dienstag, den Februar 1882. 7. Iahrg. BekamrtMLrchmsg. Ani 1. Mai a. c. kommt das hiesige Bürgermeisteramt, verbunden mit Standesamt, zur Erledigung. Als Gehalt wird gemährt 1500 Mark für das Bürgermeisteramt, 100 - . Expeditionsaufmand, 500 - - das Standesamt. Bewerber, welche juristische Befähigung nicht zu haben brauchen, werden aufgefordert, ihre Gesuche bis i d. 1. März a. c. an den Unterzeichneten gelangen zu lassen. Zwönitz, d. 3. Februar 1882. Der Stadtgemeinderath. I. A.: L. Hentschel. Tagesbericht. —. Dem ErzgebirgSzweigverein Zwönitz gehören bis jetzt 32 Mitglieder an: weitere Anmeldungen sind noch zu erwarten. Näch sten Freitag ist übrigens für 'Nichtmitglieder die beste Gelegenheit, sich bei der Berathung der Statuten über die Zwecke und Ziele des jungen Vereins zu unterrichten, da Gästen Zutritt gewährt ist. — Von der Finanzdeputation der Zweiten Kammer sind fol gende neuzubauende Eisenbahnen der Negierung zur Erwägung em pfohlen worden: Berggießhübel-Gottleuba, Müglitzbahn, Dresden- Wilödruff-Deutschenbora, Wartehalle in 'Niedersedlitz, Geithain-Lau- sigk-Leipzig (theilweis), Haltestelle Paulsdorf, Annaberg-Schwarzen berg, StM'erg-Zuwnitz-Elterlein-Gener-Annabcrg, Elterlein-Schwar zenberg, Mühlsengrund, Haltestelle Schönbörnchen. — Zur Kenntuiß- nahme der Negierung sollen gelangen: Berthelsdorf - Eppendorf, Freiberg-Hainichen-Mittweida, Biesern-Nochlitz, Waldheim - GeringS- walde-Rochlitz, Saupersdorf-Rautenkranz re, Verbindung Chemnitz- Aue-Adorf mit Zwickau-Falkenstein-Oelönitz, Chemnitzthaldahn, Löbau- Ennewalde. — Aus sich beruhen sollen: Lichtenberg-Nossen, Altenburg- Kohren-Frohburg-Lausigk-Grimma, Treuen - Auerbach - Falkenstein, Voigtsgrün-Reicheubach-Mylau-Greiz, Fuhwegunterführung bei Neu mark. — In Elsterberg ist das Schießhaus für den Preis von 34,800 Mark au die Gebrüder Ruppert in Greiz verkauft worden, welche dasselbe in eine mechanische Weberei umgestalte» wollen. — Frankenberg, 9. Februar. Gestern verbreitete sich hier mit Windeseile das Gerücht, der Webwaarensabrikant Friedrich August Berthold, der kaum erst wieder gewählte Vorsteher des Stadt- verordnetenkollegiums, habe sich heimlich von hier entfernt und von Hamburg ans seine Insolvenz hierher erklärt. So überraschend dieses Gerücht auch anfänglich erscheinen mochte, es entbehrte doch nicht der Begründung, und wenn jetzt ein Gefühl alle diejenigen Einwohner beherrscht, die es wirklich Ernst meinen mit der Sorge um das Wohl der Stadt, so ist es das des aufrichtigstens Bedauerns darüber, daß der Stadt Frankenberg eine solch arge Täuschung be reitet wurde. Eine solche, wenn nicht noch mehr, ist dieses heimliche Entfernen Berthold'S namentlich für die, welche sich in blindem Ver trauen in ihm einem Manne anschlossen, der allein alle Bürger- tngenden gepachtet zu haben meinte, sie aber nach Möglichkeit allen denen abstritt, die sein Gebahrcn von vornherein mit Mißtrauen an sahen und deshalb bekämpften. Alles Ermahnen zur Vorsicht war vergebens, immer größer wurde die Zahl der Anhänger Berthold's, der sich nachgerade zu einem „Allgewaltigen" der Stadtgemeinde auf- schwang und sich auch demgemäß geberdete. — Pirna. Scharlach und Diphtheritis sind so bedenklich auf getreten, daß außer den Unterklassen der Volksschulen jetzt auch fämmtliche Schulklassen im Seminar geschlossen werden mußten. — Wie der „Sächs. Erz." vernimmt, ist beim Amtsgericht Bischofswerda ein etwas wässriger Prozeß im Flusse. Der Kläger heißt Teich, der Beklagte ebenfalls Teich, der Litisdenunciat (eine dritte Person, welcher der Streit angekündigt morden) führt den Namen Teichmann, das Streitobject ist die Ufermauer eines Teiches. — Das unweit Radeberg gelegene Seifersdorf ist bekanntlich s!on zu wiederholten Malen (wohl 6—8 Falle) durch nächtliche Aus grabungen und Beraubungen von Leichen in Aufregung gesetzt mor den und wurde auch bereits im vorige» Jahre eine Belohnung von 400 Mark auf Ergreifung der Thäter ausgesetzt; es wurde demnach auch öfters gewacht und zumal an und nach Begräbnißtagen. Nach dem nun am Freitag wieder eine große Leiche bestattet worden war, übernahmen wiederum 2 Leute in einer Stube der alte» Pfarre, weiche an dem Kirchhof hielt, das Wächteramt; gegen VZ Uhr hörten dieselben hacken und sahen auch eine Gestalt auf dem Kirchhof. Da sie jedoch befürchteten, es könnten Mehrere sein, holten sie von dem Menzel'schen Gasthof, wo gerade Karpfenschmanß mar, Unterstützung herbei, und gelang es nach Umstellung deS Kirchhofes, den Leichen räuber mitten in seiner Arbeit dingfest zu machen. Der Sarg stand bereits neben dem Grabe und letzteres war schon wieder zugefüllt. Das Schrecklichste ist, daß der Thäter der Vater des ausgegrabenen Kindes ist (Lumpenhändler Kunath), ein Mann von 30 Jahren, die Leiche, ein Kind von 1'/^ Jahren, ist erst denselben Nachmittag, wo auch die schon erwähnte große Leiche beerdigt wurde, zur Ruhe ge bracht worden. Auf Befragen gab er an, er wolle sein Kind mit nach Hause nehmen, nm es nochmals zu sehe« und dann wieder zu beerdigen. Warum hat er aber dann daS Grab wieder in Ordnung gebracht? Verdächtig ist auch, daß bei den früheren Ausgrabungen eine Hacke, mit X. gezeichnet, vorgefundeu wurde. Der. Thäter wurde noch dieselbe Nacht in das Amtsgericht Radeberg eingeliefert. Es kann hier nur der krasseste Aberglaube vorliegen. Die Aufregung unter den Einwohnern war natürlich groß. Deutschland. Der Kaiser brachte die vergangene Woche in gewohnter regelmäßiger Thätigkeit zu; sein Befinden ist fortgesetzt ein ausgezeichnetes. Am Donnerstag fand in den oberen Räumen des Königlichen Schlosses eine vom Kaiserpaare gegeoen glänzende Ballfestlichkeit statt, zu welcher nur die engere Hofgesellschaft Ein- tadungen erhalten hatte. In unserer inneren Politik ist augenblicklich wieder ein, wenn auch voraussichtlich nur kurzer, Moment der Ruhe eingetreten, da nach dem Ausgange der großen kirchenpolitischen Debatte im preußi schen Abgeordnetenhause die durch diese Angelegenheit hervorge- rufene Spannung stch wieder gelegt hat. Das Haus hat sich nach dieser Hanpt- und Stantsaction auch eine Erholungspause gegönnt, indem es sich am Donnerstag — an welchem Tage die Kreis- und Provinzialordnnng für Hannover, »eben einigen kleineren Vorlagen, berathen und an eine Commission verwiesen wurde — bis Dienstag, den 14. Februar vertagte, wo die zweite Lesung des Etats an die Reihe kommt. Dagegen lenkt die auswärtige Politik die Aufmerk samkeit zi r Zeit wieder mehr auf sich und läßt uns namentlich die in jüngster Zeit zu schärferen, Ausdrucke gelangte deutschfeindliche Haltung der panslavistische» Kreise in Rußland mit Interesse auf die deutsch - russischen Beziehungen sehen. Die Wuthausbrüche der