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Alm et und der Fremdling, oder Hoffnung und Furcht bestimmen den Werth des Lebens. Eine morgenländische Erzählung. ( Alls dem Englischen.) Almet/ der Derwisch/ welcher die heilige Lampe im Grabe des Propherm bewachte, einst von seiner Mor- genandacht, die er an der Pforte des Tempels mit nach Osten gewenderem Körper und zur Erde gebeugter Stirne verrichtet hatte, sich erhob, sah er einen Mann in präch tigem Gewände, und von einem großen Gefolge beglei tet, vor sich, welcher mit traurig-freundlichem Auge unverwandt auf ihn blickte und begierig zu seyn schien zu sprechen, doch auch nicht beleidigen wollte. Der Derwisch näherte sich, nach einem kurzen Still schweigen, und bat ihn, indem er ihn mit jener ruhigen Würde grüßte, welche die Unabhängigkeit der Armuth verleiht, ihm sein Anliegen zu entdecken. „Almet," sprach der Fremdling, „Du siehst ei- „nen Mann vor Dir, welchen die Hand des Glücks „mit Elend überhäuft hat. Alles, was ich einst als „Mittck zur Glückseligkeit wünschte, besitze ich nun; aber „dennoch bin ich nicht glücklich, und deshalb verzweifle //ich. Ich beklage den Ablauf der Zeit, weil sie ohne „Freude dahin eilt, und da ich von der Zukunft nichts, „als die Eitelkeiten der V raanaenhcit, erwarte, wün- „schc ich nicht, daß die Zukunft untreren möge. Dem- „ohngeachtet zittere ich, daß sie mir entrissen werden ,, möchte, und mein Herz erstarrt, wenn ich mir den „Augenblick vergegenwärtige/ in welchem die Ewigkeit „über dem öden Raume meines Lebens, wie die See „über dem Pfade eines Schiffs, zusammenfließen un- „ keine bleibendere Spur, als die Furche ist, welche „übrig bleibt, wenn die Wasser sich wieder vereinigt ha- „bcn, zurücklassen soll. Ist in den Schätzen Deiner „Weisheit irgend eine Vorschrift, glücklich zu wer- „den, vorhanden, so theile sie mir Mit- In dieser Ab- „sicht bin ich gekommen; eine Absicht, die ich mchtS- „destoweniger zu eröffnen mich scheute, damit sie nicht, „wie alle vorhergehende, vereitelt werden möchte." Almet hörte mit Blicken des Erstaunens und deS Mitleids dieser Klage eines Wesens zu, dessen Vernunft seine Unsterblichkeit verbürgte; aber die Heiterkeit seines Angesichts kehrte schnell zurück, und er erhob seine Hand zum Himmel und sprach: Fremdling, die Kenntnis welche ich von dem Propheten empfangen habe, will ich Dir mittheilen. Als ich eines Abends an der Halle des Tempels nachdenkend und allein saß, schweifte mein Auge unter der Menge umher, welche sich vor mir ausbreitete, und wahrend ich die Mattigkeit und Unruhe bemerkte, die auf jedem Antlitz sichtbar war, wurde ich plötzlich von einem Gefühl ihrer Lage ergriffen. Elende Sterbliche, rief ich aus, warum seyd ihr so geschäftig? Geschieht es, um Glückseligkeit zu erlangen, wer kann sich ihrer er freuen? Verbreiten die Leinen Aegyptens und die seide nen Zeuge PersiettS über die, so sie tragen, ein Glück, das dem Elend der Sklaven dort drüben gleich ist, wel che ich die Kameele führen sehe, die sie herb-rdringenf Wird die Feinheit des Gewebes oder der Glan; der Far ben von denen mit Vergnügen hettftchtet, welchen sie