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Donnerstag, IS. Dezember 1SI3 Nr. 293 s. Jahrgang Dies« Nummer umfaßt 10 Gelten. verband«« wirklich ehrlich« Befürchtungen hatten, Gen«. G» Wichtig für alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist ral Liman von Sanders werde sich zu einem heimlichen I di« Beantwortung der Frage: Welche wesentlichen Aende» Ein missglückter Vorstoß. G> Ne Pforte hat den Botschaftern des Dreiverbandes auf, ihre Anfrage über die deutschen Offiziere da» geant- wartet, was st« antworten muhte. Sie hat erklärt, der neu« Kommandeur de« Konstantinopel« Korps, Liman Pa» scha, habe auf die politischen Verhältnisse im Os- manenreiche gar keinen Einfluh. Und ste hat zum Ueberfluh, um die «regten Gemüt« noch zu beruhigen, ver sichert, an den Dardanellen und am Bosporus habe der deut sche Pascha nicht» zu sagen. Damit sind in der Tat alle Be denken, die man gegen die Ernennung de» Henn Liman von Sand«« überhaupt durch den Dreiverband ins Feld führen konnte, bündig widerlegt. Die deutschen Offiziere haben nicht» mit der Politik zu schaffen und die für den internationalen Verkehr wichtigen Meerengen werden nicht von Deutschen beaufsichtigt. Wenn di« Mächte de» Drei. Neuerungen bei äer Ällgem. Ortskrankenkasse zu Rue. In Frankreich steht abermals eine Kabinetts krise bevor.*) Philippe Noggi, Delegierter d« provisorische Regierung in Albanien, traf zu Unter Handlungen mit de« Prinzen zu Wied > Berlin «in. AchWichl»««! mit », L'C! Gerüchte. Fast zu allen Zeiten, sobald da» Parlament einige erhebliche Debatten hinter sich hatte und «ine Pans« einge treten war, konnte man die Beobachtung machen, daß findige Leute, die das Gras wachsen hören, allerlei zu munkeln wußten über Vorgänge, die sich angeblich hinter den Kulissen abspielten. Heut« wurde jenem Minister da» letzte Stünd lein prophezeit, morgen wurde jener Minister für abgesägt erklärt. Da darf man sich nicht wundern, wenn jetzt nach der ZaLerndebatte di« verschiedensten Gerüchte durch die Lust schwirren und von «in« latenten Krisi» gesprochen wird. Der Reichskanzler hab» nicht mehr da» ver trauen der Mehrheit und unter diesen Umständen müsse die Reichsregierung aus di« größten Schwierigkeiten im Reichs tage gefotzt sein. Dies gelte besonders vom Militär etat, wo große Abstriche zu «warten sein würden, so große, daß die Regierung sie nicht htnnehmen könne und die Gelegenheit ergreifen müßte, denReichstaganfzulö- se n. Da eben liegt der Hase im Pfeffer. Gewiß mag die heutige Zusammensetzung de» Reichstage« vielen nicht an- SLL-neL st«-« « «»«er Stell«. Rekkregenten am Goldenen Horn aufschwingen, so könnten «-U^Nk»mm«n beruhigt sein. Trotzdem soll d« russische Botschaft wenigsten« gewiss« Vorbehalte gemacht ^ben- Es wird sich bald -eigen, welch« Art diese vH halte sind und ob man ihnen in London und Pari» irgend» wie M Hilfe kommen wird. D« Dreiverband scheint ja allerding» eben «ine rührende Besorgnis um da, Geschick der Türket zu entwickeln. Di« vrtten «ollem ihr di« Laä. tsche, Inseln rett«n, die noch von den Italienern besetzt find. Di« VDmrzosen sind darüb« hoch erfreut, «eil dies,, «er. halten England t beweise, daß es sich nicht von dem bösen Dre bund umgarnen lasse. Di« Her-eu in Pari» stellen sich also so, als ob die Inseln heute nur vor der italienischen Beutesucht zu schützen wären. Daß da- englische Anerbieten, wenn es sich zu einem Vorschlag verdichtet, zum mindesten bei den von den Franzosen so heiß umworbenen Griechen ebensoviel Verdruß erregen muß als bei den Italienern, da» scheint man in Paris über dn Freude, daß di« Eng, länder «in« Dretbundmacht Schmerz antun wollen, ver gessen zu haben. Zn Wahrheit dürste freilich da» Streben England», der Türket behilflich zu sein, wenig« gegen Ma- lien «gerichtet sein, sondern ein Mittel sein, um den deutschen Einfklh bei der Pforte zu schwächen. Die deutsche Diplo matie hat in der Jnselfrage wie auch sonst di« griechischen Ansprüche begünstigt. Da» war vom Gesichtspunkt «in« Stärkung des Osmanenreiche», wie sie auch in der Militär. Mission zum Ausdruck kommt, sicherlich «in Fehl«. Und di«, sem Fehler suchen sich jetzt di« Engländer zunutze zu machen. Sie gebrauchen die griechenfreundliche deutsche Politik, um sich den Osmanen zu empfehlen und alle für Deutschland günstige Folgen der Militärmission möglichst auszumerzen. Vermutlich hoffen ste, auf diesem Wege «her zum Ziel« zu kommen und in Konstantinopel zu Einfluß zu gelangen, als im Verein mit Russen und Franzosen. Der Schritt de» Dreiverbandes, der Deutschlands Ohnmacht dartun sollte, hatte ja Meder die Ohnmacht des Dreiverbandes im nahen Orient dargetan. Eine Gemeinschaft, bei der ein Partner das gerade Gegenteil will von dem, was der ander« will, kann eben auf di« Dauer keine Geschäfte machen. Solange di« Russen da» Osmanenreich zu vernichten, di« Briten e« zu er halten wünschen, wird jede Aktion de« Dreiverband« so rühmlos ausgehen wie der Protest gegen die Militärmission. Und es wäre bedauerlich, wenn durch «ine fehlerhafte Poli tik Deutschland» in der Znsiekfrage den Briten wenigstens ein Mittel gegeben würde, diese rühmlose Aktion in einem gewissen Grade wieder vergessen zu machen. genehm sein, aber man darf nicht vergessen, daß eben in diesem Reichstag die groß« Militärvorlage und di« Kosten, de-kung zustande gekommen ist, und au« diesem Grunde ist auch nicht anzunehmen, daß es über den Milttäretat zu einem Konflikt kommt. Denn da, Parlament darf sich -ei seinen Entschlüssen Mr von Nützlichkettserwägungen leiten, nicht ab« etwa in» Gefühl der Vergeltung sich pi Entscheidungen -inreißen lassen^ di« unserer Wehrkraft den größten Schaden zufügen könnten. Di« jetzt geäußerten Befürch tungen — notabene wenn sie Mrklich Lchtehen! — find also hinfällig: e» handelt sich hier um nicht, weit« al» um leer« Kombinationen Das gleiche gilt auch von den Gerüchten über einen baldigst zu erwartenden Rücktritt des Reichskanzlers, für den man auch schon, wie das felbstrelständlich ist, einen oder gar mehrere Nachfolger zur Verfügung hat. So wird Meder einmal der jetzige Bot schafter in London, Fürst Lychnow »ki, in den Vorder, grulch geschoben. Warum? We»l « eben jetzt aui der Rück reise von seinen sch'efischen Gütern in Berlin einig« Tage Aufenthalt genommen hat und bei dieser Gelegenheit vom Kaiser zur Frühstrckstafel geladen war. Tiefen Sinnes wird erzählt. Fürst LychnowSki werde nicht mehr lange auf sei nem Londoner Posten verweilen, « sei für ein anderes hohes Amt, allerdings nicht in der Diplomatie, in Aussicht genommen. Neben ihm nennt man noch — auch nicht -um ersten mall — den Landwirtschaft-Minister von Schor- l«m«r.Lieser. Auch der Ches der Reichskanzlei, Herr Wahn schaffe, soll über die Klinge springen, vielleicht wegen seiner «gänzenden Mitteilungen an Parlamentarier über die ZaLernrede de« Reichskanzler«; ersetzen soll ihn sein preußisch« Kollqze, der Unterstaatssekretär v. Eisen- Hardt.Roth«. Nun, man weiß, daß Totgesagt« nicht selten ein reiht zähe» Leben haben! Das Wichtigste vom lag«. Da« Kaiserpaar ist, van München kommend, in W t l d» park «ingetroffen und hat sich nach Potsdam ins Neue Palais begeben. Der Berliner ve-frk»»u»schuß hat die vier- steuerordnung der Stadt Berlin für recht«, ungültig «klärt. DiS Erhöhung der bäuerischen Zivtlliste wuüx von der Reicher at»kamm«r einstimmig angenommen. Der Altenburger Landtag hat mit 17 gegen 1!» Stimmen den Gesetzentwurf, der ein« Abgabe v»n Pfennig für die geförderte Tonne Kohlen fordert, ang»nomm«n. ß Anzeiger Mr das Erzgebirge R mtt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. jatte mir und sie gast- Licht- dop- Gtft- nnßften- t«l für sekne-auptschlag«. Dieser Schwarz» Peter «ar es, der es auf da» Halckband mtt den Smarag den abgesehen hatte. Seine Mgentümerin — ich will ste die Gräfin Linthort nennen — war mit ihrem Gemahl am Abend de« 17. Dezember -u einem Ball in der amerikanischen Botschaft geladen, «odei ste den berühmten Halsschmuck trug. E» lag kein Schn« und war auch nicht übermäßig kalt. Der Schwarze Peter hatte sich im gräflichen Park in einem Gar» tenhäuichen »tNMart.ua, da» sonst Mr zur Aufbewahrung von allerhand Gerätschaften dient». Mtt der Geduld, di» eine Hauptbedinguna feine» Handwerk» ist, wartet« « vom Eintritt der Dunkelheit bi, drei Uhr nacht» — bi» di« star ken Lbchter de» stadtbekannten, dunkelblauen Kraftwagen» durch di» schmiedeeiserne Tor in di« Lindenallee «inbogen, und bald darauf da« gräflich» Paar im Innern de» Haus« «rschwuuder war. Danr. snrläßt er sei» Versteck und kauert, und Kostbarkeiten zur Schau getragen wurde, hätte ! den Lebensunterhalt für hundert Malten zu bestreik gab unter diesen Schmuckfachen Berühmtheiten M, '' 7 de» Luxus kamen, wurden der Stirnreifmit dem Sa« der Größe «in«, Tau-eneie» und die Perlenkette, kff schönen Trägerin vom -al» bi» zu den Füßen reichte, mtt Stolz al, Sehen»würdigkeit»n gezeigt. Da» schönste Stück, da» <n d«m Wtnttr am meisten Aufsehen erregte, war »in Hal«, band von Smaragden, die, in indischer Goldarbeit gefaßt, einen Wert von mindesten» etn«r -alben Million dajrstellten. Sein« Besitzerin war selbst in diesem Kranz -usprlesener Frauen einen auffallende Erscheinung, und da ihr G, seiner reizenden Gefährtin gern ein wenig prahlte^ mtt ih'er eigenen LeLenefteude nicht müde wurde ist» Gent- ßen und Sichhuldigenlassen, so «ar ihr Hau« d 'iivewste, da« man sich denken konnte. Di» faszinier« feite dieser ftftesrohen Stadt bedingte natürlich peltstarken Schlagschatten-- der Schatt«, ftn do pflanzen gedeihen. G» haste stch in der »ich«, 'in «in Taxusgebüsch gedrückt, bis die Lichter im Hause ver- löschen Vorsicht ist die BÄ-ingung des Verbrechens, sagr ein orientalisches Sprichwort, und der Schwarze Peter ist «in sehr vorsichtiger Mann. Gr kennt jeden Schrittbreit feines Operationsfeldes, er weih ganz genau, hinter wel chem Fenster es nach und nach dunkel Mrd — im Zimmer des Hausherrn, dann im Boudoir der Gräfin, nun in ihrem AnklrHeraum, worin, wie er weiß, die altertümliche Eisen truhe steht, in der sie die Juwelen, die ste in der Saison am häufigsten trug, zu verwahren pflegte. Es will ihm vor kommen, al» sei da droben nicht alles in Ordnung. Er sieht di« Silhouetten der Gräfin und ihrer Zofe, wie sie in ziem licher Aufregung hin und her laufen, aber endlich wird es doch dunkel, auch im Schlafzimmer der Gräfin, und eine halbe Stunde später liegt das große Gebäude vollkommen lichtlos da. " ! k>1 WW Jetzt beginnt der Schwarze Peter seine Tätigkeit, und er arbeitet Mit der Lautlosigkeit und der Sorgfalt, die ihn berühmt gemacht hat. Eine Fensterscheibe wird unhörbar ausgehoben, «ine Tür geöffnet, er tritt au, dem Billard zimmer in die weit«, mit Geweihen geschmückte Halle, au« der «in» Wendeltreppe direkt in da, Boudoir der Gräfin führt. Gr schleicht sich hinauf und steht in dem kostbaren und entzückend «ingertchteten Raum, au» dem di« Launen und Liebhabereien einer r«tMld«n und geschmackvollen Frau »in winzige« Museum geschaffen haben. Der Schwarze Pettr kennt sehr genau den Wett de« au» Elfenbein geschnitzten chinesischen Ten.pelchen« und den fast noch größeren der alt. japanischen Bronzen, aber er weiß ebensogut, daß er sie gerade Ihre» allbekannten Werte» «egen für sein« Zweck, nicht verwenden kann. Er tastet sich mit unendlicher Behüt, samkeit nach de" Tür zum Ankleidezimmer. Sie ist unv»r. schlossen, und für ih"« Geräuschloffglett hat der Schwarz» Pstee schon tn der vergangenen Rächt gesorgt. Gr drückt st» hinter sich in« Schloß und schlttßt ckS. Dann geht er an» Fenster und läßt di« schweren, dunklen Vorhänge h-"ab. Er hat sich davon überzeugt, daß nun kein Lichtschein vom Gar ten her sichtbar ist. Roch eine Minute angespannten Lau- scheu« — dann schaltet « die Lampe über dem Toilettentisch Verbrecherehre. Skizze von -aue^vudwig zu» wehre. Nachdruck «rd.tr« Derbrechevehre? wiederholte Professor Paulsen spöttisch, ich glaube, lieber Freund,. Sie überschätzen Ihre Studienob- jekte. Dr. Nuntius schüttelte den Kopf. Ich spreche aus Er fahrung, sagte er, gewiß gibt es kein interessanteres Stu dium al» das der menschlichen Psyche, und die Psyche des Verbrechers ist ein Spezialgebiet für sich, auf dem man täglich lleberraschungen erleben kann. Da ist zum Beispiel eine sehr merkwürdige Geschichte, deren Kronzeuge ich war, und die wohl auf jeden den stärksten Eindruck gemach» hätte wenn sie ihm begegnet wäre. E» ist ganz belanglos, wo d <? Geschichte spielt. Es war in «tner Großstadt, die sich rühmen darf, ein besondere» Talent für» Feftefttern, zu besitzen, und die zu ihrem Schmuck eine Fülle schöner und «leganter Frauen ihr eigen nennt. Was bet diesen Festen an «dlen Steinen und Kostbarkeiten zur Schau getragen wurde, hätte genügt, den Lebensunterhalt für hundert Milien -u bestreiten. Es gab unter diesen Schmuckfachen verühmHetten M«, unter d«n Menschen; und den Fremden, die zu diesen Triumphen de» Luxus kamen, wurden der Stirnwismit dem Saphir von der Größe «in«» Tau-eneie» und di» Per lenket«, Vf« ihrer digen Stadt eine Gesellschaft von Individuen gebildet, die es sich zur Aufgabe gemocht hatte, da» Gleichgewicht in der Verteilung der irdischen Güter M-edvrherzustellen. Im Ver lauf von wenigen Monaten wurde eine ganze Reihe von Diebstählen ausgeführt, die durch ihre Kühnheit die Polizei in Atem hielten. Die Einbrecher hatten es namentlich auf Juwelen abgesehen, und so manche schöne Frau fand sich ei. ne» Morgen» um ihren Lieblingsschmuck betrogen. Privat detektiv» und Polizei waren in fieberhafter Tätigkeit, aber trotz aller Anstrengungen gelang es nicht, den Tätern auf die Spur zu kommen oder «ine der entwendeten Kostbarkeiten zurLiätzugewinnen. Al» Oberhaupt der Bande hatte man allgemein einen ehemaligen Schlosser in Verdacht, der in der Chronik der Gefängnisse al» der Schwarze Peter bekannt war. Die Mis setaten, di« er offiziell auf dem Kerbholz hatte, rechtfertig, ten diese Annahme ohne weitere», besonders da er bei allen seinen Eskapaden di« gleiche Schlauheit und einen gewis sen Zug in« Groß« bewiesen hatte, der vte Juwelendtebstähl« charattertsttrte. Di« Sachen» -et denen sich der Schwarze Pe ter erwischen ließ, um derentwillen er in» Gesängni» wan derte, waren ohn« Au «nahm« so harmloser Natur, daß man sehr leicht auf den Gedanken kommen konnte, «r benutz» st, nur al» Deckmant, den abgesehen hat Gräfin Linthort Botschaft geladen^ wobei sie den berühmten Halsschmuck trug. E» lag kein Schnee und war auch nicht übermäßig kalt. Der Schwarze Peter hatte sich im gräflichen Park in einem Gar- von allerhand Gerätschaften dient». Mtt der Ged «in» Hauptbedinguna feine» Handwerk» ist, wartete