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Srsqeint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). WonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Marl so Pf. prrenuwsranäo. Amtigel für Inserate werden bi« spätesten« Mittag« de« vorhergehenden Tage« des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Ä«.Dienstag, dm 22. April 1879.4. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 18. April. Der Kaiser ist heute Vormittag um 9 Uhr in Wiesbaden eingetroffen; derselbe wurde am Bahnhofe von Sr. k. k. Hoheit dem Kronprinzen, der Prinzessin Luise, Landgräfin von Hessen und dem Herzog Wilhelm von Mecklenburg empfangen. Zur Begrüßung hatten sich die Spitzen der Behörden eingefunden. Die vor dem Bahnhofe zahlreich versammelte Bevölker ung empfing den Kaiser mit enthusiastischen Zurufen. Frankreich. Paris, 18. April. In ganz Frankreich hat die Einberufung der Landwehr begonnen. Dieselbe hat dieses Jahr eine um so größere Bedeutung, als sie sich auf alle dienstfähigen Männer der Altersklaffen von 1866 und 1867 erstreckt, die bisher nicht gedient hatten und sich nach den älteren Nekrutirungsgesetzen für von aller Militärpflicht befreit halten konnten. Rußland. Aus Archangelsk wird der St. Petersburger „Nowoje Wremja" berichtet, daß am 10. d. der dortige Polizeimeister Piotrowski in seiner eigenen Wohnung erdolcht aufgefunden wurde. Neben der völlig erstarrten Leiche lag ein Zettel, welcher die Wirk samkeit des „Executivcomitäs" ankündigt. In Malta auf der Krim, bei Livadia, mußten, dem „Golos" zufolge, der seit 3 Jahren dort angestellte Polizeimeister, sowie der Polizeiadministrator wegen vieler Verbrechen, sowie wegen Einverständniß mit politischen Verbrechern am 10. ds. verhaftet werden. Verhaftungen von bewaffneten Nihilisten haben in Kiew und anderen Orten stattgefunden. Petersburg, 19. April. Dem„Regierungsboten" zufolge brachen in Rostow am Don am 14. April Abends Unruhen aus, zu deren Unterdrückung, da die Polizeigewalt nicht ausreichte, 160 Kosaken aus Nowetscherskask und ein Truppencommando aus Taganrog herbeige rufen wurden. Am 15. April Morgens war die Ruhe wieder her gestellt. Die Wohnungen des Polizeimeisters, der Bezirksaufseher und der Stadtaufseher wurden zerstört und geplündert, sowie alle Polizei akten in der Polizeidirection und in zwei Polizeibureaus vernichtet. Der Minister des Innern entsandte den Polizeidirector Kossagowsky nach Rostow. (Rostow, Stadt mit 25,000 Einwohner», Gouvernement Jekaterinosiaw, Bezirk Taganrog; Schiffbau, Hafen; Einwohner meist Griechen und Kosaken.) Lokales und Sächsisches. — Die Ziehung fünfter Claffe der 95. König!. Sachs. Landes lotterie beginnt am 5. Mai und endet mit dem 26. Akai a. e. — Die Erneuerung der Loose muß bis zum 27. April d. I. erfolgen. — Nur der Besitz des Looses sichert den Geivinnanspruch. — Durch die neue Postordnung ist eine empfindliche Härte im Verfahren mit ungenügend frankirten Kreuzbandsendungen geinildert worden. Bekanntlich kostet eine Bandsendung von über 50 bis 250 Gramm 10 Pf. Porto. War eine solche Sendung, etwa 51 Gramm wiegend, nur mit 3 Pf. frankirt, so wurde sie als ungenügend frankirter Bries behandelt, für welchen der Empfänger unter Anrechnung der verwendeten 3-Pfennigmarke noch 27 Pfennige zu zahlen hatte. Jetzt ist aber nur das Doppelte des fehlenden Kreuzbandporto's, also hier zweimal 7 Pfennige — 14 Pfennige, ausgerundet in 15 Pfennigen zu vergüten. Früher wurden Bandsendungen, welche mehr als 250 Gramm wogen, bei ungenügender Frankirung nicht befördert, weil sie das zulässige Briefgemicht überstiegen. Jetzt würde eine solche Sendung von 251 bis 500 Gr. Gewicht, mit 10 Pf. statt 20 Pf. frankirt, befördert werden, aber dem Empfänger 20 Pf. Nachporto verursachen. Völlig unfrankirte Bandscndungen, oder sülche mit un zulässigen Einträgen, gelangen auch jetzt nicht zur Beförderung, sondern werden einfach zurückgegeben. Dresden, 18. April. Es ist nunmehr entschieden, daß Se. Maj. der König zur Feier des silbernen Ehejubiläums des österreichischen Kaiserpaares nicht nach Wien reisen, sondern zu seinem Geburtstage . am 23. April, in Dresden anwesend sein und die große Frühjahrs- - parade hier abnehmen wird. Dresden. Von Schandau aus hatte sich das Gerücht verbreitet, daß der Wagen Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg am 15. April Morgens 3 Uhr bei Postelwitz von einem oder mehreren Strolchen angehalten worden sei. Um Uebertreibungen über diesen Vorfall vorzubeugen, giebt das „Dr. I." im Nachstehenden darüber eine Mit- theilung des Sachverhalts: Als Se. königl. Hoheit der Prinz Georg am Morgen des 15. April auf der Fahrt zur Jagd nach dein Postel- witzer Revier begriffen, machten drei, anscheinend trunkene, wohl von einer öffentlichen Tanzmusik heimkehrende Individuen zweimal den Versuch, sich an den Wagen Sr. königl. Hoheit anzuhängen. Ihre Absicht wurde das erstemal durch den ün Wagen Sr. königl. Hoheit befindlichen königl. Forst-Inspektor, und das zweitemal durch den Leibjäger Sr. königl. Hoheit vereitelt. Jedenfalls hatten die drei zur Haft gebrachten Individuen keine Kenntniß davon, welche hohe Persönlichkeit der Wagen führte. Pirnn. Am 17. April fand in Anwesenheit der städtischen Feuerlöschdirektion und des Kommandanten der freiwilligen Turner feuerwehr die konstituirende Versammlung der neu zu begründenden freiwilligen Feuerwehr statt, zu welcher sich eine ganz ansehnliche Zahl hiesiger Einwohner und Bürger zum Eintritt gemeldet haben. — Ein erstaunliches Beispiel von Treue und Ausdauer hat ein Hund eines hiesigen Einwohners gegeben. Derselbe hatte den Hund vor etwa 14 Tagen an einen Gutsbesitzer bei Chemnitz verkauft; der Hund verschwand aber bereits nach wenigen Tagen aus der Behausung seines neuen Herrn. Am 2. Osterfeiertage ist das treue Thier, ganz verhungert und mit zahlreichen Beulen bedeckt, hier wieder angelangt. Hamichcu, 15. April. In der letztverflosseneil Nacht brach in der mit Heu- und Strohvorräthen angefüllten Scheune des Gasthofs- besitzers Uhlig in Berthelsdorf Feuer aus, wodurch dieselbe gänzlich zerstört wurde. Der fahrlässigen Brandstiftung dringend verdächtig sind mehrere Vagabunden, die in der Scheune während der Nacht sich anfgehalten haben und von der Gendarmerie zur Hast gebracht worden sind. Plauen, 18. April. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr wurde die von Plauen mit Pferd und Wagen nach Hause fahrende Milch magd Christiane Zöltzsch vom Rittergute Röhenberg, unweit Meßbach im dortigen Walde auf der Chaussee von einem unbekannten Räuber angefallen, vom Wagen gezogen, zur Erde geworfen und ihres Portemonnaies mit 15 M. Inhalt beraubt. Gedachter Räuber soll mittlerer Größe rind ctiva 30 Jahre alt gewesen sein und einen dunkelgrauen Rock, dunkelgraue, etwas lichtere Wintermütze, letztere herein auf das Gesicht geschlagen, getragen haben. Etwas Näheres konnte die Zöltzsch nicht angeben. Plauen, 15. April. Das „Leipziger Tagebl." brachte kürzlich einen Bericht über die Bestrebungen des hiesigen Webermeisters Reinicke um die Hebung der voigtländischen Handweberei. Der ge nannte Herr ist schon seit 14/t Jahr unablässig bemüht, die im Ab sterben begriffene Handweberei dadurch wieder zu heben, daß er neue Muster, die nur auf Hand-, nicht aber auf mechanischen Websttthlen gefertigt werden können, ersinnt. Dieser Zweck ist schon darum ein sehr guter zu nennen, weil hier in Plauen noch etwa 740 Weber meister existiren, die nur zur Hälfte ihr Handwerk noch betreiben können, die vielmehr meist in anderen Branchen Beschäftignng suchen mußten. Selbst die noch in der Weberei thätigen Meister arbeiten nnr zum kleinen Theile auf Handstühlen; viele unter ihnen sind in den mechanischen Webereien, die ja hier vielen Arbeitern Brod geben, beschäftigt. Herr Bürgermeister Kuntze in Plauen hat sich des Herrn Reinicke mit wahrer Liebe angenommen; denn anck) er wollte die Handweberei vor dem Aussterben bewahren, und ihm ist es Haupt-