Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diele Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 48 Rps., bei Lieferung frei Haus 5V Rpi. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Anzeigenpreise und Nachlatzsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 8 sin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlatz hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'- Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil. Sport u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnt^ D. A. III.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast und des Finanzamtes zu Kamen- des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nx. 94 Mittwoch, den 22. April 1936 88. Jahrgang Neue Rüstungsforderungen in England London, 22. April. Der erste Sitzungstag des Unterhauses nach den Oster ferien war der Rede des Schatzkanzlers über das Haushalts jahr 1936-37 gewidmet. Neville Chamberlain bezeichnete es als eine erstaunliche Tatsache, daß es gelungen sei, im alten Haushalt einen Ueberschuß von 2,9 Millionen Pfund zu er zielen, während sein Voranschlag nur auf 500 000 Pfund ge blutet habe. Für das neue Haushaltsjahr hat der Schahkanzler ei- nen Betrag von 20 Millionen Pfund für weitere Rüstungs- bedürfnifse (davon 10 Millionen Pfund für die Luftstreit kräfte) bereitgestellt, hinzu kommen dann noch die eigent liche» Voranschläge für die drei Waffengattungen, die be reits vor einigen Wochen veröffentlicht wurden. Nachdem Chamberlain die Erwartung ausgesprochen hatte, daß die Staatseinnahmen auch im kommenden Jahre zunehmen würden, entwickelte er den eigentlichen Haushalt, der für 1936 einschließlich der Ergänzungsvoranschläge auf der Ausgabenseite mit einem Gesamtbetrags von 797,9 Mil konen Pfund abschließt. Im weiteren Verlaufe seiner Rede kündigte Chamber lain eine Erhöhung der Einkommensteuer um drei Pence für das Pfund an. Hieraus würde sich eine zusätzliche Einnahme von 12 Millionen Pfund ergeben. Weitere 3,5 Millionen Pfund erwartet der Schatzkanzler aus der Erhöhung der Zölle für in- und ausländischen Tee, die zwei Pence je Pfund beträgt. Auch eine verschärfte Besteuerung nichtbritischen Lagerbiers ist vorgesehen. Falls es nicht gelinge, ein Abrüstungsabkommen zu er zielen. so erklärte der Schatzkanzler, würden die Mehraus gaben schnell ihren Höhepunkt erreichen, ohne wieder auf ihren alten Stand zurückzufallen. In künftigen Jahren müsse «in Teil dieser Ausgaben aus Anleihen aufgebracht werden. Zum Schluß seiner Rede betonte er, am Beginn des neuen Haushaltsjcchres deuteten, wenn man von den Verwicklun gen der europäischen Lage absehe, alle Anzeichen auf eine Rückkehr der Prosperitätswelle hin. Die Rede des Schatz kanzlers fand nicht den in früheren Jahren üblichen Beifall. Besonders die Ankündigung über eine weitere Erhöhung der Einkommensteuer sowie über die vermehrten Teezölle erregten Ueberraschung auf allen Seiten des Hauses. In der Aussprache wurde der Haushalt zum Teil scharf kritisiert. Major Attlee (Arbeiterpartei) erklärte, es handele sich um einen Haushalt, der schließlich zum Kriege führen würde. Der Haushalt beweise den völligen Fehlschlag der Außenpolitik der Regierung. Sir Archibald Sinclair (Libe ral) führte aus, die Finanzaussichten seien schlechter als seit dem Jahre 1931 und dem Weltkriege. Der Teezoll sei für die Masse der Bevölkerung eine große Härte. Sinclair nannte die Vorlage einen „Haushalt der betrogenen Erwar tungen". Im Zusammenhang mit dem Abessinienkonflikt hat England, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde, bis zum 31. März 1936 7 Millionen Pfund aufgewendet. Englands Haltung in der Kolaniallrage Im englischen Unterhaus erklärte der Minister für die Dominions, Thomas, auf die Ausführungen von Oppo sitionsrednern, die für eine Neuverteilung der Kolonien ein traten: Deutschland dürfe keinen falschen Eindruck bekommen; es könne seit der Uebernahme der Mandatsgebiete durch England jeden Rohstoff heute zu genau den gleichen Bedin gungen erhalten wie England. Für die Erschließung Tan ganjikas seien neun Millionen Pfund ausgegeben worden. Er habe einer großen Firma, die jetzt ein Kapital in Höhe von einer Million Pfund in Tanganjika anlegen wollte, ge antwortet, daß er, soweit es sich um die politische L^ge handele, keinen Grund sehe, hiervon abzuraten. Dies habe er auch mit Zustimmung des Schatzamtes erklärt. Es werde weder die Aushändigung der Kronkolonien noch der Wan dale erwogen. Sollte ein Land, Deutschland oder ein anderes, irgend wie behaupten, erklärte der Minister, daß es sich, soweit es sich um Mandatsgebiete handele, nicht sämtlicher Vorteile und ^Vorrechte^ersreue, deren sich England erfreue, so ent- Sleuererhöhungen im neuen Etat iprecye oie;e Behauptung nicht den Tatsachen. England habe das seiner Obhut anvertraute Gebiet gerecht verwal tet. Wenn die Frage der Uebertragung irgendeines Man dates jemals auftauche — bis jetzt sei es nicht der Fall und er möchte klar machen, daß England diese Frage nicht anfchneiden werde — so werde England nicht allein zu entscheiden haben, da Australien, Neu-See land und Südafrika Mandate hätten und die britische Re gierung die Auslieferung irgendwelcher Mandate nicht er wägen werde, solange nicht gleichzeitig die ganze Frage der Empire-Mandate überprüft werde. Darüber hinaus gehe diese Frage auch Frankreich und Belgien an. Das Unterhaus, so hoffe er, werde diese Frage nicht nur vom Gesichtspunkt des Tauschhandels ansehen, sondern sich auch daran erinnern, daß es ein großes mensch liches Problem sei. Die Eingeborenen müßten befragt und ihre Interessen erwogen werden. Die Politik der Regierung laute: Wir haben diese Frage nicht erwogen und erwägen sie nicht. Es wird aber unsere Pflicht sein, die Umstände zu prüfen, wenn irgend welche andere Leute die Frage „aufwerfen". Für deutsch-französische Verständigung Das Ergebnis einer Abstimmung Paris, 22. April. Die Tageszeitung ,,Le Journal", die seit einigen Tagen die Ergebnisse ihrer Abstimmung unter ihren Lesern über vier wichtige Fragen veröffentlicht, gibt am Dienstag das Gesamtergebnis von 212 000 Einsendungen be kannt. Ans die erste Frage: Glauben Sie, daß der Frie-- den Europas von der französisch-deutschen An näherung abhängt?" äußerten sich mit Ja 162 363, mit Nein 48868. Die zweite Frage: „Glauben Sie, daß wir uns mit Deutschland verständigen köninen?" wurds von 135110 Abstimmenden mit Ja beiantwortet und nur 62212 stimmten mit eNin. Die dritte Frage: „Haben Sie zu dem französisch russischen Pakt Vertrauen?" beantworteten mit Ja 31972, mit Nein 174128. Die vierte Frage: „Glauben Sie, daß der V ölker-, bund eines Tages dahin gelangen wird, einen dauerhaften Frieden in Europa zu errichten?" beantworteter mit Ja 42264, mit Nein 166 496. Appell an das wertvolle Blut Hühnlein, Himmler, Dr. Goebbels und Hierl vor den Kreisleitern Viermal zogen in der Ordensburg Crössinsee, nachdem :ags zuvor der Geburtstag des Führers mit einer schlichten Feierlichkeit und mit einer gemeinsamen Fahrt nach Kolberg begangen wurde, die Ehrenformationen vor der weiten Frei» kreppe auf und grüßten mit klingendem Spiel die Redner des Tages: den Korpsführer des NSKK., Hühnlein, den Reichsführer Himmler, den Reichspropagandaleiter Dr. Ioebebls und den Reichsarbeitsführer Hierl. Der Korpsführer des NSKK-, Hühnlein, sprach über die Ausgabe des Korps, das als neue Gliederung in die alte Kampfkameradschaft der NSDAP, eingerückt ist. Als inner- politische Kampftruppe des Führers und der Partei, die engste Tuchfühlung mit der SA. und SS. hat, habe das Korps gerade im letzten Wahlkampf durch die Propaganda sahrten und den Wahlhilfsdienst seine Einsatzkraft und Be reitschaft bewiesen. Dem Schulwesen des Korps, das der Ertüchtigung der Jugend diene, werde mit die Hauptauf merksamkeit gewidmet. Nächste Aufgabe sei die Führung des Kraftfahrkorps, als dessen wesentlichstes Element der Korpsführer den Geländekraftfahrsport herausstellte, der eine harte Mannesschule darstelle. Die Erziehung zur Verkehrs disziplin schließe einen weiteren umfassenden Aufgabenkreis ein. „Eine starke politische Gruppe der Partei und ein treues Kampfinstrument des Führers zu sein, ist des NSKK. höchstes Ziel." Mit besonderem Interesse folgten die Kreisleiter dann den Ausführungen des Reichsführers SS., der in umfassen der Darstellung ein Bild von den Schutzstaffeln, ihrer Orga nisation und ihren vielgestaltigen und verantwortungsvol len Aufgaben gab. Reichsführer Himmler schilderte zunächst die Entstehung der Schutzstaffeln, an deren Aufbau er vom Standpunkt der rasstschen Auslese yerangegangen tsl. 'ine gesamte nationalsozialistische Bewegung sei im großen ge sehen, ein Aufruf an das wertvolle Blut. „Wir haben die Garantie übernommen", so ries der Reichsführer SS. Himmler aus, „daß niemals mehr eine Unlermenschenrevolution in Deutschland entstehen kann. Diese Aufgabe werden wir mit gnadenloser Unbarmherzlosig- keil vollziehen, wie es für die Zukunft Deutschlands erfordere lich ist." Reichspropagandaleiter Dr. Goebbels trat nicht im Bor- tragssaal an das Rednerpult, sondern sprach mitten unter den Kreisleitern stehend und forderte sie zu einer Aus sprache über alle die Fragen auf, die ihnen am Herze» liegen. Die Tatsache, daß wir keine Parlamente mehr haben, dürfte nicht dazu führen, daß jede Diskussion über politisch« Fragen auch unter denen aufhöre, die die politische Ver antwortung trügen. Jeder Mensch und vor allem, die im öffentlichen Leben Tätigen, hätten ihre Sorgen. Aber es halte nur Zweck, sie vor denen zu behandeln, die auch durch Rat und Tat für Abhilfe zu sorgen in der Lage wären. Die Kreisleiter hatten nun Gelegenheit, eine Reihe vo» Fragen, die sie beschäftigten, über politische Probleme z» stellen, die Dr. Goebbels durchweg rückhaltlos und unter starkem Beifall der Versammlung beantwortete. Er gab da bei den Kreisleitern gewissermaßen einen Einblick in die limsten Werkstätten der Politik des Reches. Immer wieder und wieder dankten die Kreisleiter be geistert für die Offenheit, mit der ihnen Reichspropagandä- leiter Dr. Goebbels als echter Kamerad Aufklärung über das» vas sie bewegt, gab. , Mit nicht geringerer Aufmerksamkeit verfolgten sie als dann die Rede des Reichsarbeitsführers Hierl. Der Dank -es Führers «Zu meinem gestrigen Geburtstag sind mir von mei nen Volksgenossen aus dem Jnlande wie dem Auslande Glückwünsche und Zeichen treuen Gedenkens in so über wältigender Fülle zugegangen, daß es mir leider unmöglich ist, jedem einzelnen zu antworten. Ich muh daher diesen Weg wählen, um all denen zu danken, die meiner mit Glückwünschen gedackl haben; ich verbinde hiermit auch mei nen Dank an die vielen Tausende, die gestern vor der Reichs kanzlei und bei der Parade mir durch Zurufe ihre Treue und Verbundenheit zum Ausdruck brachten. gez.: Adolf Hitler." Weitere Glückwünsche aus dem Ausland Seine Durchlaucht der R e i ch s v e rw e se r von Un- gaxn richtete an den Führer und Reichskanzler nachstehgn- den telegraphischen Glückwunsch: „Anläßlich Ihres Gsburtsfestes bitte ich Euere Exzellenz^ meine und der ungarischen Nation herzlichste Glückwünsche entgegenzunehmen. Möge der Allmächtige Euerer Exzellenz zur Durchführung Ihres großen Werkes noch viele glück liche und erfolgreiche Jahrs schenken. H orty, Reichsverweser des Königreichs Ungarn." Ferner erhielt der Führer und Reichskanzler ein Glück wunschtelegramm des Ministerpräsidenten der chinesischen Na- tionalregieruna in Nanking, Marschall Tschiangk.ai- schek, worin dieser die freundschaftlichen Beziehungen und de erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Äsutschlana und China besonders hervorhob. Der Führer und Reichs kanzler hak ihm in gleichherzlicher Weise telegraphisch gedankt