Volltext Seite (XML)
Metzer Znteral« werden bi» spätesten« Rittag« deS vorhergehenden läge« des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit >o Pf., unter „Eingesandt"' mit SO Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag- LbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark SO Ps für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redactinn, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. S2. Donnerstaq, den l. Mai 1884. 9. Iabr«. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Auf den nächsten Sonnabend Abends 8 Uhr im Saale des blauen Engel hier stattfindenden Vortrag des Herrn Bezirksschuldirector Gesell aus Chemnitz über:„Kulturhistorische Bedeutung der Freimaurerei" machen wir hierdurch beson ders aufmerksam. Es haben Mitglieder des Gewerbevereins, sowie Nichtmitglieder gegen ein Eintrittsgeld von nur 20 Pfg. Zutritt. — Vom II. Mai ab werden auf nachbenannteu Linien der sächsischen Staatseisenbahnen wie in den früheren Jahren die Sonn- und Festextrazüge wieder in Verkehr gesetzt und zwar: Abends 9 Uhr 46 Minuten von Flöha nach Olbernhau und Reitzenhain, retour ab Olbernhau 9 Uhr 20 Min., ab Reitzenhain 8 Uhr 50 Min. Abends. Abends 7 Uhr 17 Min. von Thalheim und Burkhardsdorf nach Chemnitz. — In Thalheim hat sich am Dienstag folgender Vorfall zu getragen: Als der Gutsbesitzer Keil mit seinem 24jährigen Stief sohne auf dem Felde mit Düngerbreiten beschäftigt war, wurden dieselben uneinig und brachten sich mit der Düngergabel nicht uner hebliche, jedoch nicht lebensgefährliche Verletzungen bei. Wie wir vernehmen, ist der Sohn in Haft genommen und in's Bezirksgericht Chemnitz abgeliefert worden. — Chemnitz. Der bereits kurz erwähnten, am 25. April früh hier erfolgten Hinrichtung des Mörders Carl Friedrich Schubert aus Zschocken im Hofe des Landgerichtsgebäudes auf den: Kaßberg wohn ten ca. 200 Zuschauer bei. Die Bestätigung des Todesurtheiis hatte Schubert zwei Tage vorher ruhig und gefaßt entgegengenommen. Punkt 7 Uhr erschien die Gerichtscommission im Ornat, gefolgt von den 12 geladenen Solennitätszeugen, bestehend aus dem Oberbürger meister und Stadträthen wie Stadtverordneten auf dem zur Rechten der Guillotine errichteten Podium. Gleich darauf betrat der Delin quent Schubert in Begleitung zweier Oberaufjeher und zweier Auf seher der Kgl. Gefangenanstalt den Hof. Schubert mar mit Ketten gefesselt und in derselben Kleidung, welche er während der Schwur gerichtsverhandlung getragen hatte. Ruhigen und sicheren Schrittes schritt er, gefolgt vom Gefängnißgeistlichen Pastor Trahndorf, ohne ein äußeres Zeichen sichtlicher Erregung, wohl aber sich wiederholt vor den Anwesenden und zuletzt vor dem Oberstaatsanwalt leicht verbeugend, nach dem Platze vor der Guillotine zu, woselbst der Landesscharfrichter Brandt mit seinen beiden Gehilfen seiner wartete. Nachdem Herr Oberstaatsanwalt Schwabe laut mitgetheilt, daß in diesem Falle der König von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht habe, sagte er zum Scharfrichter: „Landesscharfrichter Brandt! Im Namen des Gesetzes überweise ich Ihnen den Ver- urtheilten zur gesetzmäßigen Vollstreckung. Erfüllen Sie Ihre Pflicht, walten Sie Ihres Amtes!" Jin Nu war Schubert, welcher auch hierbei ruhig und gefaßt geblieben war, von den Gehilfen des Scharfrichters erfaßt und seiner Fesseln entledigt. Geführt von den Scharfrichtergehilfen, bestieg er das Schaffst, zu welchem 6 Stufen hinaufführten, die Helfer des Scharfrichters walteten ihres Amtes, nach nur einigen Secunden fiel das Beil, und — der Kopf mar vom Rumpfe getrennt. Nachdem einer der Gehilfen den Versam melten den Kopf des Gerichteten vorgezeigt hatte, schloß der Herr Oberstaatsanwalt die ernste Handlung und forderte die Anwesenden zum Verlassen des Richtplatzes auf. Schubert hat zwar ein aus drückliches Geständniß seiner Schuld nicht abgelegt, doch soll er sich in der letzten Zeit im Ganzen so verhalten haben, daß das Schuld bewußtsein bei ihm unverkennbar gewesen ist. — Am 26. d. M. Abends in der elften Stunde hat ein Böse wicht die Scheune des Gutsbesitzers Christian Friedrich Gehlert in Crottendorf in Brand zu stecken versucht; durch Nachbarsfrauen, die den Brand im Entstehen sahen, wurde für dieses Mal das teuflische Vorhaben zerstört. <1. Am 27. ds. Mts. hat sich der Zimmermann und Wirth- schaftSbesitzer Hermann Kreller in Dörnthal bei Sayda in der zu seiner Wirthschafl gehörigen Scheune durch Erhängen entleibt. Dieser allgemein bedauerte Mann, welcher in wohlgeordneten Ver mögensverhältnissen lebte, hatte sich seit einiger Zeit die Meinung in den Kopf gesetzt, als ob sein Vermögen zu seinem und der Seinigen Lebensunterhalte nicht mehr auSreichen könne, und war zufolgedeffen in Schwermuth verfallen. Kreller war erst 32 Jahre alt und hinterläßt eine Wittwe und drei im Alter von 2, 5 und 7 Jahren stehende Kinder. — Die „Germania", Lebens-VersicherungS-Actien-Gesellschaft zu Stettin hat nach ihrem jetzt festgestellten 26. Rechnungsabschlusse auch im Jahre 1883 günstige Erfolge und eine erhebliche Steigerung ihres Geschäftes erzielt. Infolge des Zuganges von neuen Versicherungen über 31 Millionen Mark Capital hob sich der Bestand, »ach Abzug der durch Tod und bei Lebzeiten der Ver sicherten erloschenen Versicherungen aus 283^» Millionen Mark. Unter diesem Bestände waren 153 Millionen Mark mit Anspruch auf Dividende versichert. Dieser wichtigste Theil des Geschäftes der „Germania" erhielt im Jahre 1883 einen reinen Zuwachs von 4424 Versicherungen über 18>/g Millionen Mark Capital. An Prämien und Zinsen vereinnahmte die Gesellschaft 13,134,449 M. (898,669 Mark mehr als im Vorjahre). Aus der Jahreseinnahme wurden verausgabt 36^g pro Cent mit 4,861,163 Mark für durch Tod und bei Lebzeiten der Versicherten fällig gewordene Capitalien und Renten, 5^g pro Cent für Prämien-Nückgewähr, Rück versicherungen und Abgangsentschädigung an ausgeschiedene Ver sicherte. Dem Prämien-Reservefonds wurden 32«/^ pro Cent der Jahreseinnahme mit 4,353,178 Mark überwiesen und dessen Ge- sammtsumme hierdurch auf 51,516,699 Mark, gleich 18^g pro Cent des versicherten Capitals, erhöht. Als Reingewinn verbleiben 1,679,025 Mark. Ans demselben erhalten die Actionaire 15 pro Cent ihrer auf die Actien geleisteten Einzahlungen, die mit Ge winn-Antheil nach Dividendenplan und 0 Versicherten 21 pro Cent ihrer 1883 gezahlten Jahresprämie und die nach Dividenden plan S Versicherten 3 pro Cent von der Gesammtsumme der von Beginn ihrer Versicherung an gezahlten Prämien, durch Anrechnung auf die im Jahre 1885 fälligen Prämien, während der Nest des Reingewinnes mit 48,188 Mark dem Conto für unvorhergesehene Ausgaben überwiesen wurden, dessen Gesammtbetrag sich hierdurch auf 359,659 Mark erhöhte. — Im Ganzen wurden den mit Ge winn-Antheil Versicherten der „Germania" als Dividende Überwiesen 1,255,503 Mark aus dem Reingewinn des Jahres 1883 und in den seit Einführung der Versicherung mit Dividenden-Anspruch (1871) verflossenen 13 Jahren zusammen 7,855,326 Mark, wovon Zwei-Drittheile diesen Versicherten als Dividende bereits zugeflossen sind, während 2,472,574 Mark für Dividenden der Versicherten Ende 1883 reservirt bleiben. Die außer dem Grundkapital von 9 Millionen Mark vorhandenen Garantiefonds der Gesellschaft und zwar die Prämien-Reserve mit 51,516,699 Mark, die Kapital-Re serve in ihrer statutenmäßigen vollen Höhe von 900,000 Mark und die auf dem Conto für unvorhergesehene Ausgaben angesammelten, noch nicht vertheilten Gewinnüberschüsse mit 359,659 Mark stehen in der Vermögenspilanz der „Germania" Ende 1883 mit der Ge sammtsumme von 52,776,358 Mark aufgeführt und zeigen gegen den Bestand dieser Fonds Ende 1882 eine Vermehrung um 4,401,367 Mark. Die gesammte Activa der „Germania" erreichten die Höhe von 65,445,980 Mark gegen 60,721,784 Mark Ende des Vorjahres. — Aufforderung zur Theilnahme am Jugendturnen. Daß Jugendbildung und Jugenderziehung mit der geistigen und sittlichen Wohlfahrt eines Volkes in innigster Wechselwirkung zu einander stehen, wird in unseren Tagen von Niemanden mehr an- gezweifelt werden. In Erkenntniß dieser Wahrheit ist in der gegen wärtigen Zeit über das Leben unserer Jugend in Schule und Haus, in der Werkstatt und im öffentlichen Leben so viel gesprochen, ge schrieben und verhandelt worden, daß man fast meinen mochte, das Heranwachsende Geschlecht sei glücklich zu preisen, in eine derartige fürsorgende Obhut genommen zu sein. Und doch bekunden mancher lei Erscheinungen unseres Alltagslebens, daß das Wort Schillers: „Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt" — auch jetzt noch seine Bedeutung nicht verloren hat. Welchem Jugend freunde sollte die schmerzliche Wahrnehmung sich nicht auch aufge drängt haben, daß ein großer Theil unserer jetzigen Jugend die duftenden Blüthcn wahrer Jugendlichkeit nur zu bald abstreift, um die unwiederbringlichen Freuden eines reinen Jugendlebens gegen die Gewohnheiten und Genüsse des reiferen Alters einzutauschen l