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Tharandt, DM. Zikbenlehn and die UmMaden. > -Lr> - Imlsblull für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf'. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 148. Donnerstag, öen 16. Dezember 1897. Dieses Verbot bezieht sich nicht auf polizeilich genehmigte Veranstaltungen geschlossener Gesellschaften, wenn diese Veranstaltungen in besonderen nicht öffentlichen und nicht Jedermann zugänglichen Räumen stattfinden, desgleichen nicht auf solche Jugendliche, welche in Begleitung erwachsener Angehöriger oder welche nicht lediglich zu Vergnügungszwecken, sondern zur Besorgung von Arbeiten, Erledigung von geschäftlichen Aufträgen, oder dergleichen in Schankstätten oder an öffentlichen Vergügungsorteu nach 11 Uhr Nachts betroffen werden. Bekanntmachung, die Einführung einer Polizeistunde für jugendliche betreffend. Allen männlichen Personen, »»elche Sas 18. Lebensjahr und allen weiblichen Personen, welche Vas Lebensjahr noch nicht voll endet haben, wird der Besuch öffentlicher Schank- und Vergnügungsstätten in hiesiger Stadt nack U Abr Naühts hiermit verboten. Dieses Verbot bezieht sich nicht auf polizeilich genehmigte Veranstaltungen geschlossener Gesellschaften, wenn diese Veranstaltungen in besoi' Jugendliche Personen, die in einer Schankstube oder in einem öffentlichen Vergnügungsorte über die oben angegebene Polizeistunde hinaus verweilen, ungeachtet der Wirth, sein Vertreter oder An Polizeibeamter sie zuin Fortgehen aufgefordert hat, werden mit Geldstrafe bis zu I^M^Xr deren ^Vertr^ter^d Verweilen jugendliches Personen über die gebotene Zeit hinaus dulden, verfaß-- Geldstrafe üls zu bo wcari „v.. .nMrenMve Die Bestimmungen in 8 18 des Statutes für die Fortbildunassch^* und in 8 12 ff. des Tanzregulativs für den Bezirk der Königlichen Amtshaupt- mannschast Meißen werden durch diese Bekanntmachung, welche ^m Lage ihrer Verkündung in Kraft tritt, nicht berührt. Wilsdruff, am 25. Novem^ . . 2542. i. Dee Sta-tgemern-erath. n. Bursian, Bürgermeister. Die Grisis in Oesterreich. Durch den Sturz des deutschfeindlichen Ministeriums Badeni ist zwar dem schweren Nationalitäten- und Partei konflikt in Oesterreich die schärfste Spitze abgebrochen worden, sonst aber weist die verwirrte politische Lage jenseits der schwarz-gelben Grenzpfähle kaum eine Besser ung auf. Die neue Regierung unter dem Freiherrn von Gautsch muß gleich von Beginn ihrer Thätigkeit an einen unverkennbaren Mißerfolg verzeichnen, da die Verständig ungsverhandlungen, welche Ministerpräsident v. Gautsch abwechselnd mit der Rechten und mit der Linken des österreichischenAbgeordnetenhauses pflog, vorläufig gescheitert sind. Die Tschechen und ihre Verbündeten wollten auf die von den Deutschen vor allem geforderte Wiederzurücknahme der für Böhmen und Mähren erlassenen Sprachenver ordnungen des Grafen Badeni durchaus nicht eingehen, auch wegeu der Zurücknahme der zur Knebelung der deutschen Opposition bestimmten neuen parlamentarischen Geschäftsordnung, der sog. „Isx Falckenhayn" und des deutscherseits ebenfalls verlangten Rücktrittes den von Deutschen tief verhaßten polnischen Abgeordnetenhaus- Präsidenten v. Abrahamowicz machte die bisherige klerikal- polnisch-tschcchisch-slovenische Mehrheit des Abgeordneten hauses Schwierigkeiten. Unter solchen Umständen versprach die Fortsetzung der Infolge des Kabiuetswechsels unter brochenen Reichsrathssitzung freilich kein ersprießliches Wirken es stand vielmehr eine Wiederholung der bis- herigen'unerhörten Skandalszenen zu befürchten, der Reichs- rath bleibt also auch noch fernerhin vertagt und das neue Ministerium Gautsch wird demnach bis auf Weiteres ohne Parlament regieren. Aber dieser Nothbehelf muß doch wieder einmal ge ordneten parlamentarischen Zuständen Platz machen, wie solche jedoch zu erreichen seien, das ist der Regierung des Herrn von Gautsch noch unklar. Sie hat zwar durch das halbamtliche Wiener „Fremdenblatt" erklären lassen, daß sie beabsichtige, die Verständigungsverhandluugen mit den beiden einander feindlich gegenüberstehenden Parlaments flügeln im geeigneten Augenblick wieder aufzunehmen, nnd das veröffentlichte Kommuinquee der Linken, welches die Gemeinschaft der Deutschen zu ferneren Unterhandlungen ausspricht, kommt ja der geäußerten Regierungsabsicht sogar entgegen. Wie soll aber die Formel für eine Ber- ftändigu"g zwischen Deutschen und Tschechen — und hierin liegt doch der „springende Punkt" in der gesammten gegen wärtigen Krisis in Oesterreich - gefunden werden, wenn beide Nationalitäten in ihren Anschauungen sich schroff gegenüberstehend Die Tschechen wollen von dem ihnen durch die Sprachenverorduungen Badems so voreilig gemachten wichtigen Zugeständniß der Doppelsprachigkeit der Beamten in ganz Böhmen durchaus nicht abgehen, während die Deutschen ebenso entschieden 'gegen diese Prinzipielle Maßregel stimmen, und mit vollem Recht, denn dieselbe würde über kurz oder lang zur völligen Ausliefer ung des Deutschthums in Böhmen an seine tschechischen nemde führen. Nun könnte ja das Ministerium Gautsch aus eigener Machtvollkommenheit die erlassenen Sprachen- ? o^siungen wieder aufheben, denn dieselben besitzen be- ranntuch keinen gesetzlichen Boden, ein solches Vorgehen der neuen Regierung würde indessen im tschechischen Lager zweifellos eine neue und noch gesährlichere Erregung her- pM'Usen, als sie sich durch die Vrage Straßenemeuten anläßlich des Sturzes des Kabinets Badeni bekundete. Um dem widerborstigen Tschechenthum den Daumen fest aufs Auge zu drücken, dazu ist jedoch Herr v. Gautsch entschieden nicht der Mann; so wird er's denn aus's Neue mit dem Parlamentiren nach der deutschen wie nach der anderen Seite hin zu versuchen, zumal ja die Zeit drängt, das Ausgleichsprovisorium mit Rußland unter Dach und Fach zu bringen. Ob Herr von Gautsch mit diesen, seinen Bemühungen schließlich den erwünschten Erfolg haben wird, dies erscheint freilich schon jetzt höchst zweifelhaft und so dürfte am Ende auch das Ministerium Gautsch an jener Klippe für eine gedeihliche Fortent wickelung der Verhältnisse in Oesterreich scheitern, welche die seit den Zeiten des Taafe'schen Versöhnungsregimes begonnene Verfolgung und Unterdrückung des Deutschthums darstellt. —— Tagesgeschichte. Berlin, 12. Dezember. Wie aus Kiel gemeldet wird, empfing Prinz Heinrich gestern die Vertreter der Univer sitäten, eine Deputation der Stadt und die Vorstände von 14 Militär- und Kriegervereinen. Den Vertretern der Universitäten sagte der Prinz, er habe der Aufforderung des Kaisers zur Ueberuahme des Befehls der Kreuzer division gern Folge gegeben und hoffe beitragen zu können, zur Erweiterung der Macht und Größe Deutschlands. Den Vertretern der Stadt antwortete Prinz Heinrich, er gehe mit Muth und Gottvertrauen an die gestellte Aufgabe heran. Den Vorständen der Kriegervereine erwiederte er, ihre Vereinsbestrebungen möchten dazu beitragen, Thron und Vaterland zu stützen und zu schützen, als treue Helfer des Kaisers. Prinz Heinrich wird, wie man der „Post" schreibt, den eintägigen Aufenthalt in Plymouth bei der Reise nach Ostasien benutzen, um sich von der Königin von England nnd dem englischen Hofe zu verabschieden. Die erstmalige Etatsberathung im Reichstage am Sonnabend nahm einen ziemlich lebhaften Verlauf. Der Sprecher des Zentrums, Abg. Fritzen, drückte seine Be friedigung über verschiedene Stellen der Tags vorher ge haltenen Einführungsrede des neuen Schatzsekretärs von Thielemann aus, um dann zu einer im Ganzen nicht un günstigen Kritik der Haupttheile des neuen Etats über- zugeheu. Hierbei streifte er den Marineetat und die Frage der Flottenverstärkung nur ini Vorübergehen, sich mit der Versicherung begnügend, daß das Zentrum durchaus eine Verständigung über die Marine-Vorlage wünsche. Der Zentrumsredner berührte im Weiteren die Finanzreform frage, verschiedene koloniale Forderungen und trat dann bei einem Hinblick auf die schwebende deutsch-chinesische Verwickelung der Aeußerung des Abgeordneten Grasen Limburg-Stirum bei der Marinedebatte, daß das Ansehen Deutschlands im Auslande gesunken sei, entschieden ent gegen. Eingehender befaßte sich Abg. Fritzen schließlich mit der Duellfrage in der Armee, auf die bekannte kaiserliche Kabinetsordre anspielend. Im Uebrigen mahnte der Zentrumsredner zu möglichster Sparsamkeit in den Reichs ausgaben. Der preußische Kriegsminister v. Goßler- betonte dem Vorredner gegenüber, daß die Duelle in der Armee in Folge der betreffenden allerhöchsten Ordre er heblich abgenommen hätten, worauf der Konservative von geordneten Fritzen volemisirend, daß das Ansehen des Reiches nach außen unter der Kanzlerschaft Caprivi aller dings gesunken sei und bekundete seine Genugthuung über den in der Leitung des Auswärtigen Amtes erfolgten Personal wechsel. Daneben brachte er verschiedene wirthschafts- und handelspolitische Wünsche* vom agrarischen Stand punkte aus vor. Es folgte nun Herr Bebel, welcher in mehr als zweistündiger Rede seinem grimmerfüllten sozial demokratischen Herzen nach allen Richtungen hin Luft machte. Die Forderungen für Heer und Marine muß, wenn man Bebel glauben soll, die Arbeiterschaft eigentlich allein tragen, er warf speziell der preußischen Regierung vor, daß sie für Kulturaufgaben kein Geld habe, und malte überhaupt unsere gesammten Zustände in Deutschland grau in grau. Die ueue Militärstrafprozeßreform bezeichnete der Sozialistenführer als eine „Jammergeburt", die Regel ung der Vereinsgesetz frage im Reiche beleuchtete er natür lich von seinem radikal-oppositionellen Standpunkte aus, um dann noch auf die Arbeiterstatistik, diel Bäckerei verordnung, die Vieheinfuhrverbote und verschiedenes Andere zu sprechen zu kommen. Auch an den Aeußer- ungen des Kriegsministers v. Goßler über das Duell wesen nörgelte Abg. Bebel heruni, wobei er an die bekannten Aeußerungen von höchster Stelle über die „vaterlandslosen Gesellen" und über die „Rotte", die nicht werth sei usw., erinnerte. Gegen diese Hineinziehung des Kaisers in die Debatte protestirte der Reichskanzler Fürst Hohenlohe mit Entschiedenheit und verwahrte er sich weiter gegen die Insinuation Bebels, als habe er ein Versprechen, das Koalitionsverbot aufzuheben, gegeben; er habe nur in absolut nicht verbindlicher Weise geäußert, daß dieie Auf hebung erfolgen werde, über das „wann?" könne er jedoch keine Auskunft geben. Ini weiteren Verlaufe der Sitzung bekämpften dann noch der Kriegsminister v. Goßler, sowie die Staatssekretäre Tirpitz und Posadowsky verschiedene Auslassungen Bebels, wobei Marinestaatssekretär Tirpitz erklärte, er besitze einen Brief des Fürsten Bismarck, in welchem letzterer versichere, er würde, wenn er im Reichs tage wäre, für das Flottengesetz stimmen. Fortsetzung der Etatsdebatte am Montag. Der sozialdemokratische „Vorwärts" hatte das Vor gehen des deutschen Reiches in China für ebenso un gerechtfertigt wie verhängnißvoll erklärt. Wenn nicht heute öder morgen, so könnten doch in weiterer Zukunft leicht Verwicklungen entstehen; den „Moskowitern" dürfte unsere Konkurrenz sicherlich nicht angenehm sein. Mit verbundenen Augen werde das Volk in die bedenklichsten Lagen geführt. Die „Magdeb. Ztg." nennt dieses Verhalten des führenden Organs der deutschen Sozialdemokratie eine Jammerlappen- und Angstmeierpolitik: „Weil in weiterer Zukunft sich Verwickelungen ergeben könnten, die nur das furchtsame Auge des sozialdemokratischen Organs zu sehen vermag, sollen wir deutsche Bürger vom chinesischen Pöbel ab schlachten lassen und uns mit den nichtssagenden Ver sprechungen der chinesischen Regierung begnügen, die sich nie anders als unter dem Druck unabwendbarer Noth- wendigkeit zur Erfüllung ihrer Zusicherungen herbeigelassen hat. Zum Glück hat die sozialdemokratische Partei nicht das Heft in der Hand, und deshalb wird auch in China noch Sorge getragen werden, daß nicht Schandthaten, wie die bei Jentschou-fu, unaeiubut bleiben " —