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MsdmfferTageblatt Aaklonale Tageszeitung für die Landwirtschaff, *»» »Ml»dr»ffrr «rsch«i»t »» «I«n Wertligm »achmUt»,, S Uh,. B«pi,«pr^,: «ei «bh»l»n, t» », «eschLftistelle und h«n A»»,ak«ftell«» 2 RM. im Monat, bei Zustell»», b»rch die Boten 2^0 AM., bei Postbeftellung LMM. zuzüglich Abtrag- aebübr. Einzel»ummern »«of,.«ll.Poft°»st.ltÜ Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend P-ftb°tenu»7m>,m«u-. t^,,r und DeschLftestellen . ----- — nehme»,» jede, Zeit Be ¬ stell»»,enentge,«». Im Falle hbherer Demol», Krieg oder sonstiger Betrieb,stdrungen besteht kein Anspruch aus Lieferung de» Zeit»», oder Kür,»», de, Be,ug»preise». — «üchsendun, eingesandte, Schriftftüche erfolgt nur, men» Porto b-iliegt. für Dürgertum, Beamte, AngesteMe u. Arbeiter. AnzeigenyM«: die 8 gespalte»« Rau«ueile 20 Npfg., die 4gespatte»e Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Aeicha Pfennig, dtzs 3 gespaltene ReklamezeUe i« textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. G»»- wÄm »"ch^Wnchk^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b^cksichM'«^^^ annahmebisvorm.lOUHr. — Für die Richtigkeit der durch FernrusübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuftraggcberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 157. — 86 Jahrgang Freitag, den 8 Juli 1927 Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« WilSdrUff-DkesdeN Postscheck: Dresden 2640 Jie Erhöhung der Kartoffel- und MerM. Ein historischer Augenblick. Ehe der Reichstag in die Ferien geht, bemüht er sich, die wichtigsten gesetzgeberischen Aufgaben, die ihm vor gelegt sind, noch zu erledigen. Das ist ihm gelungen bei dem Kriegsgerätegesetz und bei dem ungleich wichtigeren Gesetz über dieArbeitslosenversiche- rung, das im Plenum des Reichstages eine sehr rasche Behandlung erfahren konnte, weil die Hauptarbeit hier- für in vielen Monaten der Vorbereitung bereits im Aus schuß geleistet worden ist. Die Versuche, am Resultat noch irgend etwas zu ändern, sind in der Hauptsache erfolglos geblieben, so daß dieses gewaltige Werk endlich verwirk licht worden ist. Daß dies gelang, ist deswegen besonders wichtig, weil wir ja zurzeit eine Arbeitslosenziffer haben, die ganz beträchtlich geringer ist als damals, als das Gesetz vorgeschlagen wurde. Die Bedenken, die damals erhoben werden mußten, ob nämlich die neue Versicherung überhaupt in der Lage sein würde, die an sie gerichteten finanziellen Anforderungen zu erfüllen, sind jetzt hinfällig geworden, weil sich die Z a h l d e r A r b e i t s l o s e n um weit über die Hälfte vermindert hat. So wird die Versicherung in der Lage sein, sich finanziell zu kräftigen, bis im Spätherbst und im Winter die Arbeitslosenziffer wieder in die Höhe steigt. Ebenso ist das Kriegsgcrätegesetz, das ja auf Verein barungen mit der Entente vom November vergangenen Jahres beruht, erledigt worden und damit wurde — zweifellos ein historischer Augenblick — der Schlußpunkt hinter das ebenso lange wie für uns Deutsche außerordentlich schmerzliche Kapitel unserer Entwaffnung gesetzt. Jetzt hat die Entente wirklich nichts mehr, was sie eventuell als einen Verstoß gegen die Entwaffnungsbe stimmungen geltend machen könnte; sie sorgt ja dafür aufs emsigste, daß die Entwaffnungsfesseln, die man uns an gelegt hat, von uns nirgends gesprengt werden. Dem Reichstag bleibt aber doch noch die Erledigung einiger Aufgaben übrig, ehe er in die Ferien geht, und schließlich noch eine, die zurzeit ganz besonders Gegen stand eifrigster Diskussionen ist. Neben der Frage der Schaffung eines Nationalfeiertages, wobei auch die Ansichten schon recht weit auseinandergehen, neben einem endgültig»» Beschluß über die Z o l l v o r l a g e ist es vor allem der R c i ch s s ch u l g e s e tz e n t w u r s, bei dem die Geister heftig aufeinanderplatzen werden und dessen Schicksal vorläufig noch ganz unbestimmt ist. Man hat sich im Reichstag nicht entschließen können, ihn so zu behandeln wie den kommenden Gesetzentwurf über die Bcamtenbesoldung, ihn also ohne Beratung im Plenum sofort dem zuständigen Reichstagsausschuß zu überweisen. Statt dessen soll erst noch eine Debatte darüber stattfinden und zu diesem Zweck eine besondere Tagung des Reichstages im September erfolgen. Die Absichten, die mit dem Neichsschulgesetzentwurs von den verschiedenen Parteien verfolgt werden, gehen ja weit auseinander. Deutschnationale und Zentrum legen größtes Gewicht daraus, das neue Reichsschulgesetz zu einem starkenBollwerk für dieErhaltung der Bekenntnisschule zu machen; die Deutsche Volkspartei wieder will die christliche Simultanfchule bevorzugt wissen, ohne allerdings deswegen die Kon fessionsschule zu benachteiligen. Auf der Linken aber trägt man dem Grundsatz einer Trennung von Kirche und Staat Rechnung und will deswegen einer Simul tanschule ohne diesen christlichen Charakter bzw. der welt lichen Schule einen Weg zu weiterer Entwicklung öffnen. Leicht wird daher eine Mittellinie nicht gefunden werden können; mau erinnere sich an die Schwierigkeiten, die an läßlich der Verfassungsberatungen in Weimar gerade die Fassung der betreffenden Artikel 146 und 147 gefunden hat. Die gesamte Verfassung war fertiggestellt, nur über diese beiden Artikel konnte erst im Verlaus der dritten Lesung eine Einigung gefunden werden. Gewiß six>d die Gegensätze von damals nicht in der selben Schroffheit bestehcngebliebeu. Aber die langjährigen Verhandlungen über den ersten Reichsschulgesetzenwurf aus dem Jahre 1621 haben bewiesen, daß eine Einigung kaum herbeizuführen ist, die Angelegenheit vielmehr be sonders deswegen im parlamentarischen Kampf aus getragen werden muß, weil sich namentlich die Verfechter der Bekenntnisschule inzwischen zu einer breiten ge schlossenen Front zusammengesunden haben und von den entsprechenden Parteien weitestgehende Berücksichtigung ihrer Forderungen verlangen. Alles weitere wird ja vor allem dadurch beeinflußt werden, wie der Reichsschul gesetzentwurf nun aussehen und namentlich wie die Haltung der Deutschen Volkspartei ihm gegenüber sein wird. -i- Sonnabend Rerchsiagsschluß. Septembertagung beschlossen. Im Ältestenrat des Reichstags sind die Parteien über eingekommen, die Sommertagung am Sonnabend zu be enden. Der Ältestenrat hat ferner beschlossen, im September eine kurze Tagung abzuhalten, die ausschließ lich der ersten Beratung des Schulgesctzentwurfes und des Liquidationsschädengesetzes gewidmet sein soll. Der ge naue Termin dieser Septembertagung, die wegen der Um bauten im Reichstage wahrscheinlich im Hause des Preu ßischen Landtages übgehalten werden wird, soll noch be nimmt werden. — Die Zollvorlagen im Ausschuß angenommen. Der Handelspolitische Rcichstagsausschuß beriet die Zollvorlage weiter. Reichsernährungsininister Schiele entwickelte ein Programm zur Rationalisierung und Ren- tabilisierung der Landwirtschaft. Er stellte fest, daß zwischen ihm und dem Reichswirtschaftsminister nicht der geringste Zweifel darüber bestehe, daß eine Imparität ^zwischen Industrie und Landwirtschaft vorhanden ist und daß diese beseitigt werden muß. Erst nach Beseitigung dieser Imparität könne man die Parität mit den übrigen Nationen Herstellen. Der Ausschuß nahm mit 15 gegen 12 Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten den Gesetzentwurf über Zolländerungen in der Rcgieruugs- fassung an. Damit ist die Erhöhung des Karlos- felzolls bewilligt. Weiter wurde die Erhöhung des Zuckerzolls mit 16 gegen 10 Stimmen der Linken an- genommen, desgleichen die Ermäßigung der Zuckersteuer auf 10,50 Mark für den Doppelzentner. Abgelehnt wurde der Antrag des Bayerischen Bauern bundes, die Zoüfreiheit für Milch zu beseitigen. Ange nommen wurde dagegen eine Entschließung der Re gierungsparteien zugunsten der M i l ch w i r t s ch a ft und eine Entschließung sür Neuverteilung des Gefrier fl e i s ch k o n t i n g e n t s. Keine deutsche Aufrüstung. Im Auswärtigen Ausschuß erstattete Graf Bernstorff als Referent des Auswärtigen Amtes Bericht über die Genfer Abrüstungsverhandlungen. Reichsaußenminister Dr. S t r e s e m a n n gab in der Aussprache die Erklärung ab, daß die Behauptungen über Besprechungen oder sogar Vereinbarungen hinsichtlich einer deutschen Auf rüstung völlig aus der Luft gegriffen seien. Der Kampf um Heu SerfaffuWsiag. Förderung des Gedankens der Volksgemeinschaft. Der Rechtsausschuß des Reichstages setzte am Don nerstag die Besprechung der Anträge über die Einsetzung des 11. August als Nationalfeiertag fort. Im Mittelpunkt der Debatte stand der Zentrumsantrag, die Verfassungs feier am 11. August, wenn es ein Sonntag ist, sonst am ersten Sonntag nach dem 11. August abzuhalten. Die Sozialdemokraten dagegen wollten auf alle Fälle den 11. August als Feiertag eingesetzt wissen. Sie wollen jedoch für die Landwirtschaft Ausnahmen zulassen. Reichsinuenminister v. Keudell ergriff in der Debatte das Wort und stellte mit Bedauern fest, daß die Frage, ob der Verkaffunastaa an einem Sonntag oder aber am Nie Frage der Militärattaches. Deutsche Offiziere bei englischen Luftmanövern. Nach einer scheinbar offiziösen Mitteilung an die Presse zur Frage der Entsendung von Militärattaches in die Hauptstädte der ehemals feindlichen Länder steht die Reichsregierung dieser Frage zunächst noch ab wartend gegenüber. Beschlüsse sind noch nicht gefaßt. Auf Grund des Versailler Vertrages hat nach Auffassung an zuständi ger Berliner Stelle Deutschland unzweifelhaft das Recht zur Entsendung von Militärattachös, da Artikel 179 nur die Entsendung von Missionen, nicht aber von Militär- »ttachös verbietet. Bei dieser Sachlage könne die Anwen dung dieses Rechts nur eine Frage derpolitischen Zweckmäßigkeit sein. Es werde deshalb auch nicht daran gedacht, aus dieser Angelegenheit eine Prestige- s r agezu machen oder für die Zulassung deutscher Mili- tärattachss irgendeine Gegenleistung zu gewähren. Man erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, daß das Generalsekretariat der Botschasterkonferenz bereits im Fahre 1921 auf eine Anfrage Österreichs, das durch den Vertrag von St. Germain der gleichen Bestimmung unter- vorfsn ist, die Antwort gab, daß der Ausdruck „Mis- ioncn" nicht aus Militärattaches anzuwendcn sei. In diesem Zusammenhang ist es interessant, zu er- ahren, daß deutsche Neichswehrossiziere ähnlich wie im wrigen Jahr auch in diesem Jahre au den englischen Lust- nauövern teilgenommen haben. Die Einladung hierzu -rsolgte durch Vermittlung des englischen Militärattaches n Berlin. Im übrigen haben, wie weiter betont wird, ne Reichswehroffiziere natürlich als Privatpersonen an ?en in voller Öffentlichkeit stattfindenden englischen Lust- uanövern teilgenommen. Irgendeine politische Bedeutung lammt daher ihrer Reise uiwj zu. Ser ZWbfturz ms ber Brückenbahn. Zahlreiche Tote geborgen. Kaum eine Bergbahn erfreut sich so allgemeiner Be liebtheit und wird so gern befahren wie die Harzquerbahn, die vo n Wernigerode über Dreiannenbobne aus den waen. 11. August zu feiern sei, keine Klärung gefunden habe. Die Reichsrcgierung werde dem im Ausschuß geäußerten Wunsche gemäß bei den Landesregierungen von Sachsen und Baden Erkundigungen darüber cinziehen, ob die gesetzliche Festlegung des 11. August als Feiertag zu wirt schaftlichen Schwierigkeiten geführt habe. Im übrigen be dauerte der Minister, daß die ganze Frage so stark partei mäßig behandelt werde. Die Neichsregierung bringe dem Problem vollstes Verständnis entgegen und würde es begrüßen, wenn durch Ausschaltung der parteimäßigen Behandlung der Gedanke einer wirklichen Volksgemeinschaft auch in dieser Frage gefördert würde. Darauf wurde die Weiterbcratung auf Freitag vertagt. Der Reichsrat für den Nationalfeiertag am 11 August. Berlin, 8. Juli. Der Reichsrat beschäftigte sich gestern cbenh auf Antrag Preußens mit dem Gesetzentwurf auf Schaf fung eines Nationalfeiertages. In der Abstimmung, die auf Antrag Bayerns namentlich erfolgte, wurden die Vorschläge des Ausschußes auf Einführung eines Nationalfeiertages am 11. Aug. mit 42 gegen 25 Stimmen angenommen. Für den Nationalfeier tag stimmten mit der preußischen Staatsregierung die Provinzen Stadt Berlin, Posen-Westpreußen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau, Rheinland und die Staaten Sachsen, Baden Hessen, Homburg, Mecklenburg-Schwerin, An halt, Bremen, Lippe-Detmold, Lübeck und Waldeck. Der Vertreter der Provinzen Oberschlesien blieb wiederum der Abstimmung fern. Mit derselben Mehrheit wurde in namentlicher Abstimmung die von Bayern beantragte Erklärung des Gesetzes zum ver- fassMgsändemden Gesetz abgelehnt. Der Reichsrat erledigte dann noch eine Reihe von kleineren Vorlagen. Neue Zwischenfälle an der französifch-itu- lientfchen Grenze. Paris, 7. Juli. Wie das Journal aus Nizza meldet, haben sich an der französisch-ftaliemschen Grenze zwei neue Zwi schenfälle ereignet. Der Schnellzug 23, der Ventimiglia um 17.30 llhr verläßt, wurde von einer italienischen Grenzwache ge zwungen, nach der Abfahrtsstasion zurückzukehren. Außerdem soll eine italienische Abteilung von dreißig Mann im Tanetal die Grenze überschritten haben. umwobenen Brocken fährt. Goethe und Heine 'hüben dies» schöne deutsche Landschaft besungen. Täglich fahren in den Julitagen Tausende von Touristen aus dem ganzen Reich mit der Brockenbahn durch Täler und Schluchten des Harzes. Nun kam nach der schwülen Hitze der letzten Tage, dir Im ganzen Harzgcbiet herrschte, ein ungewöhnlich starkes Gew itter, das den Bahndamm dnrch Wasser stauungen an den Übergängen unterspülte, so daß der Bahnkörper an einigen Stetten nachgab. Das Zugpersonal der Harzquerbahn von Wernigerode nach Dreiannenhohn, erkannte wohl die Gefahr, wollte aber den fahr planmäßigen Zug 105 nicht ausfallcn lassen. Man nahm sogar noch einen Regierungsbaumeister und einen er fahrenen Bautcchniker zur Sicherheit mit. An dem steilen Abhang zwischen Dreiannenhohne und Hasserode, der den Harzreisenden durch seinen wunder- baren Talblick wohlbekannt ist. stürzten aber die Lokomotive, der Postwagen und ein Personenwagen den Abhang hinunter, da der unversehrt scheinende Bahnkörper an einer Stellt nachgab. Lokomotive, Tender und Wagen sielen in den durch die Hochwasserflut zu einem Strom angeschwollencn T h u m k u l l e n h a ch, der dieLeichen Hundert» von Metern weit wegspülte. Zahlreich» Tote — bisher acht — sind schon geborgen, man vermutet «her weitere Leichen unter den Trümmern und in dem Gewässer. In» Augenblick des Absturzes herrschte zu nächst Todesstille, dann aber drangen gellende Hilf e- rufe und Schmerzensschrei? durch das Tal. Durck den Dampf der Lokomotive war der Umfang der Kata strophe nicht sofort zu erkennen. Trotz des schlechten Wetters waren einige Passanten in der Nähe der Nnglücks- stätte und alarmierten zunächst die Försterei, die Frei willige Feuerwehr und die Sanitätskolonncn von Werni gerode. Die Nettungsarbciten gestalteten sich außerordent lich schwierig, da die Waldchaussee teilweise aufgerissen war und unter Wasser stand, so daß Automobile und Wagen nur schwer bis zur Unglücksstättc fahren konnten. Bei allem Unglück ist es nocb ein Glück. Vak Vie über-