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Erscheint wöchentlich drei Mol und zwur Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonncmcntsvreiS betragt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pkio»um<.-ra»<Io. ÄiMtr für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltcnzcile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Amtsblatt für den Stadtgemeinderaw, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. ILM. Sonnabend, den 8. November 1879. 4 Jahrq. An sofortige Bezahlung -es Schulgeldes Wied hierdurch erinnert. Tagesgeschichte. Deutschland. Am Sonntag ist das Präsidium des Reichs tages beim Kaiser in Audienz empfangen worden, und verlautet darüber Folgendes: Der Monarch, der eben aus Mecklenburg zurück- gekehrt war, hatte das rüstigste und frischeste Aussehen und sprach sich den Herren gegenüber äußerst befriedigt über die Gestaltung der innern Lage aus. Der erste Präsident v. Köller stellte seine beiden Kollegen v. Bende und v. Heeremaun dein Kaiser vor, der sich äußerst huldreich mit denselben unterhielt. Herrn v. Köller begrüßte er als einen alten Bekannten, den er erst jüngst in Pommern gesprochen habe. Ter Kaiser verbreitete sich über die dem Landtage übermittelten Borlagen und bedauerte die finanziellen Verhältnisse, welche genöthigt Hütten, einen so ungünstigen Etat vorzulegen. Hierbei käme indeß lediglich die finanzielle Lage in Betracht, deren Gründe in dem Rückgang des Handels und der Jnvustrie zu suchen seien. Schon wären Anzeichen vorhanden, daß eine Umkehr zum Bessereil in dieser Beziehung erwartet werden könnte. Feldmarschall v. Manteuffel z. B. habe ihm in diesem Sinne aus dem Elsaß berichtet. Warme Worte der Anerkennung widmete der Kaiser sodann noch besonders dem dahingeschiedenen verdienstvollen Minister v. Bülow, sowie dem krankheitshalber aus dem Amte geschiedenen Justizminister Or. Leon hardt, der mit aufopfernder Hingebung und Anstrengung das große Werk der Justiz-Reorganisation wesentlich mit zu Staude gebracht habe. Die Audienz währte etwa 10 Minuten. — Vom Cultusminister v. Puttkammer wird berichtet, er habe schon am Montag nach seiner Rede seine Entlassung eingereicht und sei auch an diesem Tage nicht ans dein Ministerium gewesen, nachdem der Reichskanzler den Grafen Stolberg beauftragt gehabt habe, in dieser Sache eine Ministerial- sitzung abzuhalten. Der Kaiser habe aber mit aller Bestimmtheit das Gesuch des Herrn v. Puttkammer zurückgewiesen, da er mit dessen Kirchen- und Schulpolitik einverstanden sei. Oesterreich-Ungarn. Edhem Pascha drückte im Auftrage der Pforte den Wunsch aus, die besten Beziehungen niit Oesterreich zu pflegen. Ihm wurde geantwortet, das Mittel dazu sei die stricte Ausführung des Berliner Vertrages und energische Durchführung der Reformen. — Ueber das Wiener Protokoll bezüglich des deutsch österreichischen Bündnisses erfahren wir, daß in demselben ein Passus Aufnahme gefunden hat, der die Geheimhaltung des Vertrages beiden Kontrahenten zur Pflicht macht. Eine Veröffentlichung seines Textes ist daher weder jetzt noch später zu erwarten. Frankreich. Am 6. December tritt die französische Deputirten- kammer wieder zusammen. So verkündigt eine Mittheilung des Prä sidenten Gambetta. Die Wintersession wird aller Wahrscheinlichkeit nach reich an Zwischenfällen und Händeln werden, zumal die Gegner der Republik die Wahlen im Alai vorbereiten wollen. — Gambetta hat die Einladung seiner Wähler in Belleville, Rechenschaft über sein politisches Verhalten abzulegen, abgelehnt. — Fürst Hohenlohe hatte Mittwoch Abend eine längere Conferenz mit dein Minister des Aus wärtigen, Waddington. Der deutsche Botschafter besuchte am Donners tag Morgen den Präsidenten der Republik. In den der Regierung nahestehenden Kreisen erzählt man, Fürst Hohenlohe habe sehr be friedigende Versicherungen überbracht, womit wohl neue Aufklärungen über die Tragweite der Wiener Abmachungen gemeint sind. England. Am Mittwoch fand ein Cabinetsrath statt, an welchem fämmtliche Mitglieder Theil nahmen. — Lord Salisbury conferirte am gleichen Tage mit dem türkischen und französischen Botschafter. Lord Beaconsfield hatte eine Besprechung mit dem Grafen Schuwaloff. — Da die Pforte keinerlei amtliche Erklärung über die Bewegung des englischen Geschwaders bei Vurla erhielt, wies dieselbe ihren Botschafter in London, Musurus Pascha, tele graphisch an, Lord Salisbury um Informationen zu bitten. — Die. Kaiserin Eugenie ist am Mittwoch von Abergeldie nach Chislehurst zurückgekehrt. Das Befinden der hohen Dame hat sich während des Aufenthaltes in den schottischen Hochlanden wesentlich gebessert. Rußland. Ein Besuch des russischen Thronfolgers und seiner Gemahlin in Berlin wird aus Paris gemeldet. Wenn das Gerücht Wahrheit findet, dann würde man daraus zu schließen berechtigt sein, daß die Stimmung in Petersburg bedeutend umgeschlagen ist. — Es gilt nunmehr als Thatsache, daß Graf Schuwaloff seinen Posten Ende nächsten Monats verlassen wird, um sich für eine Zeit lang ins Privatleben zurückzuziehen. Dieser Entschluß wird nur eine Veränderung erfahren, wenn die Beziehungen zwischen England und Rußland gespannter werden sollten, in welchem Falle Graf Schuwa loff auf seinen Posten bleiben dürfte, da er mit den Verhältnissen vertranter ist, als irgend ein neuer Botschafter es sein würde. Spanien. Die Cortes sind am Montag zusammengetreten und eröffnet worden. Der Conseilspräsident machte Mittheilung von der Vermählung des Königs, welche auf den 1. December festgesetzt ist. Als Dotation wurden für die künftige Königin 450,000 Frcs. und als Wittwengehalt 250,000 Frcs. beantragt. Becerra brachte bei der Deputirtenkammer einen Antrag ein, in welchem der hohen Befriedigung der Kammer über die Mildthätigkeit anderer Nationen den durch die Ueberschwemmung Beschädigten gegenüber Ausdruck gegeben wird. Türkei.. Aus Konstantinopel kommt die Meldung, der englische Botschafter Layard sei seitens des türkischen Ministeriums über die Ankunft eines englischen Geschwaders in den türkischen Gewässern interpellirt worden und habe darauf geäußert, das Geschwader werde für jetzt in Vurla fest vor Anker liegen bleiben, könne später aber sich leicht nach einem anderen Punkte begeben, da England der Unterdrückung der Christen in den asiatischen Provinzen der Türkei nicht ruhig zusehen könne und auf der Durchführung der "Reformen in diesen Provinzen bestehen würde. — Englands scharfes Auftreten gegenüber der Türkei, als Erwiderung auf das Ministerium Mahmud Kedien, erweckt die Befürchtung, daß ernste Ereignisse bevorstehen, obgleich augenblicklich directe Feindseligkeiten nicht zu erwarten sind. — Der russische Botschafter, Fürst Lobanoff, halte am Sonnabend eine Audienz beim Sultan; wie es hieß, wollte sich derselbe alsdann nach Livadia begeben. Vokales und Lischst sch es. — Von den Papier- und Schreibmaterialienhändlern des König reichs Sachsen wird gegenwärtig eine Adresse an den Landtag vor bereitet, welche sich gegen den Handel von Schulbüchern und Schul- reguisiten durch die Lehrer richtet. Bekanntlich mar es nach Landes gesetz gestattet, daß aus der Schulcasse verlagsweise Geld zum Engroseinkauf von dergleichen Schulbedürfnissen entnommen wurde. Gegen diese Erlanbniß wendet sich die Petition. Dresden. Den 5. Novbr. Nachmittags 1 Uhr eröffnete Se. Majestät der König im Thronsaale des königl. Schlosses den 18. Landtag. Die Thronrede wies darauf hin, wie angesichts der ungewöhn lich lang andauernden wirthschaftlichen Krisis die finanzielle Lage gedrückt sei. Für die nächste Finanzperiode hätten deßhalb die Stenern erhöht werden müssen, wenn nicht die Reichsgesetzgebung durch Erhöhung der Zölle und der Tabaksteuer Aussicht guf Erleich- terunq geboten hätte. Bauten zur Hebung der wirthschaftlichen Zu stände, wie Ausführung von Eisenbahnprojecten, würden nur in