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12. Jahrgang Nr. 288 Mittwoch, äen 12. Dezember 1S17 /lnzeiger sirr -as Erzgebirge mit öer wöckentlitken Unterkaltunasbeüage: Mer Soimtagsblaü. WWWW VprechstunS» S»r Nrüaktlon mit -»»«nahm» örr Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — Trlrgramm-ftSrrffr r kagrblatt ^ueerzgeblrge. Zrrnsprrchrr SS. ^chr»nfp^«^«k,»ia't Zür unverlangt eingesanöt» Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet weröen. Monustrtpt nichtoeutUch lesbar ist. Muer Tageblatt s-K'L'i.LE'r.Ar Uk Pf». »e> »er Post desteUt UN» abaeholt vlerteljährttch 1.1» Mk., monatlich »» pfa. durch »en »klestrSaer trel >n« hau, »lrrtel. - -- spreqenoer Nada« öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r ^uer Sonntagsblaü. ?rllg«r" u'n» stuogabr^ellen^ sowl« alle Postanstalten u»b orleftrliger nehmen Sestellungen entgegen. Die Wühlarbeit öer Entente in Rußland. ^apan bestreitet kriegeristhe Mbstchten gegen Rußland. Der Zoll von Jerusalem. Die Dilanz -es U-Doot-Krieges. Lenins Landaufteilung. Man kann der neuen russischen Regierung nicht nachfagen, daß sie bon der Blässe der Unentschlossenheit angekränkelt ist. So resolut wie sie an die Frage der Friedensdorbereitung heranging, so entschlossen glaubte sie auch alle wirtschaftlichen Nöte des russischen Volkes durch ein Gesetz beseitigen zu können — ein Gesetz, das den schrankenlosen Kommunismus zum Barer bat und doch einem tiefem Bedürfnis der russischen Seele entspricht. Unter Rußland ist hier nur Großrußland, das alte Moskowiterreich, zu verstehen, auf das sich wohl Lenins Gesetzgebung beschränken dürfte, da er den Fremovölkern, denen er alle Freiheit und Selbstverwal tung bewilligt hat, in so wichtigen Fragen freie Hand lassen muß. Grvßrußland, das Land der Bauern/war auch das Land des gebundenen Besitzes. Nicht der ein zelne Bauer war Besitzer des Bodens, sondern die ganze Gemeinde, die in bestimmten Fristen das Land immer wieder von neuem nach der wachsenden Zahl der Ge- meindemiiglieder austeilte. Tie Gemeinde haftete auch solidarisch für die aufzubringenden Steuern. Verzog ein Gemeindemitglied in dfc Stadt, so ruhte sein Recht zwar, konnte aber bei jeder neuen Verteilung wieder aufle ben, so daß auch der Fabrikarbeiter nie in dem Grade wie der westeuropäische entwurzelt i.st. Die Möglichkeit, aufs Land zurückzukehren, steht ihm immer lockend vor Augen. Diese Mir-Verfassung (Mir heißt eben Gesamt besitz) hatte viele Mängel, verhinderte die Melioratio nen, Whmre das Interesse an der eigenen Arbeit und wurde daher seit 1908 nach und nach abgeschasft. Das Land ging in Privateigentum über und, da- es nicht für den Landhunger aller Bewerber ausreichte, teilte nran auch Großgrundbesitz und Domänen aus, ohne al len Ansprüchen gerecht werden zu können. Als der Krieg ausbrach, war aber das Werk noch lange nicht abgeschlossen. Land hoffte der Bauer in Feindesland, in Preußen und Galizien, zu gewinnen; als die Tage von Tannenberg und Gorlize den Hoffnungen ein Ende mach ten, begann er schon den einheimischen Großgrundbesitz anzugreifen und auszntetlen. Diese Selbsthilfe nahm nach dem Sturz des Zaren die größte Ausdehnung an, der Wunsch der Soldaten, dabei anwesend zu sein, war ein mächtiger Hebel für den Friedenswunsch der Armee. Nun kommt Lenins Dekret vom 24. No vember. „Das Recht auf privates Eigentum am Lande wird für immer abgeschafft". Aller Landbesitz wird unentgeltlich enteignet, wird Volksbesttz und allen auf dem Lande Arbeitenden zur unentgeltlichen Aus nutzung überlassen. Genossenschaften sind zulässig, aber Arbeitskräfte zu mieten ist verboten. Jeder erhält nur soviel Land, als er persönlich bearbeiten kann, braucht sich aber um sein Alter nicht zu sorgen, da ihm der Staat eine Pension zahlt. Dagegen vermißt man Bestimmungen für den Fall einer allgemeinen Mißernte. Aber hem Wunsche der Bauern und des Proletariats kommt dieses Gesetz ganz außerordentlich entgegen. Die nicht minder wichtige Frage, ob dieses System nicht die Fehler des eben erst abgeschafften Mirshstems er neuert, indem es die Verantwortung des einzelnen lähmt und. nichts zur Steigerung der Produktion tut, bleibt unbeantwortet. Von der Aufteilung ausgeschlos sen sind hochkultivierte Ländereien, Gärten, Baumschu len usw. Sie gehen,'natürlich ohne Entschädigung, in Besitz der Gemeinden über, ebenso Vieh und Inventar des Großgrundbesitzes — das des Kleinbauern bleibt ihm überlassen. Die Gemeinde erhält auch die kleine ren Wälder und Gewässer, die größeren, wie auch all« Bergwerke, Pctroleumquellen, dannen werden Eigen- lnm des Staates. Den ehemaligen Besitzern wird als Entschädigung nur eine öffentliche Unterstützung für die M heutige Mich? Kriegsbericht. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 12. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz. Die Gesechtstättgkeit blieb in mäßigen Grenzen. In: November beträgt der Verlust der feindlichen Luftstreitkräste an den deutschen Fronten 22 Fessel ballone und 205 Flugzeuge, von denen 85 hinter un seren Linien, die übrigen jenseits der gegnerischen Stel lungen erkennbar abgestürzt sind. Wir haben im Luftkampf 60 Flugzeuge und zwei Fesselballone verloren. westlicher Krieg-schau Platz Nichts Neues. Mazedonische Fraut Keine größeren Kampfhandlungen. Italienisch« Arant. In einzelnen Abschnitten zwischen Brenta und Piave entwickelten sich örtliche Kämpfe, in denen wir Befangene machten. Der Erste Lteneralquartiermcister i». r. Ludeudorfs. Politische Uebersicht. Der oiervelbana una kußlana. Lin Plan zur Aushungerung Rußlands. Die junge, aus den Wehen der von der Entente be günstigten Revolution geborene russische Republik hat den bisherigen Verbündeten, zumal England, Fra nk- I reich und Amerika, einen bösen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt, wo Rußland zum erstenmale auf seine eigenen Interessen sich besinnt, bekommt es sofort zu spüren, was die Entente unter ihren vielge priesenen Grundsätzen von „Neutralität", „Freiheit und Selbstbestimiiiungsrccht der Völker" versteht. Die Entente behandelt Rußland eigentlich bereits wie einen Feind, saßt es mit den blockierten Mitternächten bereits in eine Vorstellung zusammen, schickt keine Lebensmittel, keine Waren und kein Geld mehr. Tas Deutschland zu gedachte Los der Aushungerung wird flugs auf Rußland ausgedehnt. Ein solcher Plan wird allen Ernstes im ^Journal Le- Debat«" van Auguste Gau- vain erörtert. Nur die Arurhnngerung Rußlands könne jetzt noch eine Wendung ver Lage in Rußland bringen. Erst wenn das Volk vor der Gefahr stünde, Hungers zu sterben, wenn seine Leiden unerträglich würden, erst dann werde es Ansehen, wohin es die Leute geführt haben, die sich jetzt die russische Negierung nennen. Der Verband dürfe nicht .zögern, die schärfsten Rüttel an zuwenden. Er müsse jede Ausfuhr von Lebensmitteln nach Rußland aufs schärfste verbieten. Wilson habe Vies begriffen, und der Verband müsse seines Beispiel folgen. Zum Glück für Rußland wird dieses Druckmittel der Aushungerung wirkungslos bleiben. Denn die Lie ferungen der Entente an Lebensmitteln nach Rußland waren recht gering. In erster Linie wurden immer Kriegsmaterialien ausgeführt, die Rußland im Falle einer endgültigen Verständigung mit den Mitternächten nicht mehr braucht. Den notwendigen Bedarf an Le bensmitteln und Rohstoffen aber kann Rußland mit den Mittemächten fast restlos für unbegrenzte Dauer des Krieges auötanschen, wie eS auch eine Stärkung feines Kredits namentlich durch Deutschland im Falle eines Sonderfriedens erwarten darf. Bcmcrkcncwerte Verhastuugen. „Bcrlingske Tidende" erfährt über Stockholm aus Petersburg, daß General .Kaledin den Arbeiter- Trotzki über Wilsons Kriegsgrund. In einer Rede im ausführenden Zentralausschutz machte der russische Minister Trotzki noch folgende auf sehenerregende Enthüllungen: Als am 1. Februar 1917 Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, erklärte, waren in den Vereinigten Staaten all« Bahnhöfe und Häfen mit den Erzeugnissen der Rüstungs industrie überfüllt. Sie auszuführen, war nicht möglich. Das Tranportswescn war desorganisiert, und Nejv- york erlebte Hungerunruhen, wie wir sie in Rußland nicht gesehen haben. Damals stellte das ame rikanische Kapital ein Ultimatum an Wilson zur Siche rung des Absatzes der Erzeugnisse der Rüstungsindust rie im Lande. Wilson unterwarf sich diesem Ultimatum und bereitete den Krieg vor. Dann aber zog er die i leyte Konsequenz aus dem Ultimatum deS Kapitals und j erklärte an Deutschland den Krieg. Wenn man be trachtet, wofür die Ententeregierungen heute noch den Krieg sortsetzen, so Ipnn man zu keinem anderen wie diesem Ergebnis gelangen: Die europäischen Entente regierungen sorgen sich nicht mehr um die Verwirklich ung ihrer ursprünglichen Ziele, sondern es ist ihnen nur noch um -die Liquidierung des ganzen Kriegsunterneh mens init einein möglichst geringen Verlust für ihre Herrschaft zu tun. Die Wahlen im russischen Heere, j Die Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung an der gesamten Nordfront sind beendet. Die Menschewiki haben etwa 1 Prozent, die revolutionären Sozialsten ungefähr ein Drittel, die Bolschewikt (also die jetzt Herrschenden) über die Hälfte der abgegebenen Stim men erhalten. Tie Zahl der Stimmenthaltungen be-. trägt nicht weniger als 15 Prozent. Keine Lostrennung Sibiriens. Die von der Agence Havas, dem Neuterschen Büro und zum Teil auch von Berichterstattern der Presse dec Alliierten gebrachten Meldungen von einer Lostren nung Sibiriens, des Kaukasus und der Krim sind nach Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur bekommen erlogen. Ter Kaukasus befindet sich in der Macht VesHauptratS der A.-und S.-Al'geordneten.derdi« .Absicht hat, eine koalierte NegierungSgewa.t aller sozia listischen Parteien zu schassen. Tas Arbeiterzentrum Baku, und dis meisten dortigen Garnisonen sind auf feiten der Bolschewiki. « S » vle Sibwelr una Nußlana. Die Friedeiwfrage im Schweizer Nationalrat. Im Nationalrat in Bern verlangte der Sozialist Graber bei Beratung des Doranschlages des politischen Departements vom Bundesrat Aufschluß über seine Haltung gegenüber der Leninistischen Regierung und forderte den Bundesrat auf, die Friedensvermittlungen in die Hand zu nehmen Bundesrat Ador bedauerte, namens des Bundesrats irgend, welche Erklärungen nicht abgeben zu können. Kerenski hatte einen Gesandten für die Schweiz ernannt, dem die nachgesuchte Zustimmung vom Bundesrat erteilt wurde.. Dieser Gesandte ist bisher nicht in der Schweiz etngetroffen. Inzwischen wurde Kerenski gestürzt. Die neue russische Negierung hat bisher keinen diplomatischen Vertreter in die Schweiz gesandt. Einen offiziellen Akt der Leninschen Regiemng stellt di» Uebermittlung des Friedensvorschlages an unseren Gesandten inLPetersburg dar. Der Empfang dieses Friedesvorschlage» wurde von unserem Gesandten bestätigt. Die Uebermittlung dieser Friedensvorschläge an die Mitternächte stcmd der Re giemng zu, die die Interessen der Mittemächte U Rußland vertritt. Das ist geschehen und damit die Sache erledigt. Eine Erklärung des Bundesrates über seine Geneigtheit, für die Herbeiführung des Friedens zu intervenieren, wurde abgelehnt. Zelt zugestandeu, bis sie ^sich eine neue Existenz ge schaffen haben. Tas Gesetz bedarf noch der Einzelheiten, ist aber von solcher einschneidenden Gewalt, daß es wie eine wilde Phantasie erscheint, nur nicht im eigenen Volke, das zu neun Zehnteln-aus Menschen besteht, denen der Be sitz einer sicheren Heimstätte das Ziel ihrer Wünsche ist. Ein zweites Gesey, das sich.mit dem städtischen Grundbesitz beschäftigt, muß diesem ersten folgen, und der Zwangsverstaatlichung der Bergwerke entspricht die der Fabriken. Wie wird sich das alle- vollziehen? und Soldatcnrat in Nowotscherkassk verhaftet habe. Die Regierung habe beschlossen, Truppen gegen ihn zu ent senden. Havas meldet aus Petersburg: Tas Revolu- tionskomilee nahm die gesamte Generalkommtsf ton fest, welche mit den Vorbereitungen der Wahlen für die Nationalversammlung betraut war. Der Präsident der Kommission, die beiden Vizepräsidenten und zwölf Mit- glieder wurden vcrhafret. Liese Verhaftung ruft «ine lebhafte Bewegung hervor. Die Zeitungen sehen darin eine ernsthafte Bedrohung der Zusammenberufung der Nationalversammlung. ver rnlMMiibruch NumSiilenr una Zerblenr. Eine Anklage gegen Prattanu. Am 9. Dezember sand in Plojestt, Rumänien, «in« Politische Versammlung statt, in der der früher« rumä nische Gesandte in Berlin, Tr. Alexander Beldi- man, an Hand der amtlichen Telegramme und Berichte der Berliner Gesandtschaft nachwies, wie sämtliche Tat- fachen und Nachrichten, die die Katastrophe hätten ver. hüten können, .in gewissenlosester Weis« von den Buka- rcster Machthabers unterschlagen wurden. Großen Eindruck machten die Ausführungen -um Schicksal