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Voigtländischer Anzeiger. 40. Stück. Sonnabends den 7. Oktober 1809. - Beitrag zur Charakteristik des Marschalls Lannes, Herzogs von Montebello. Zu den großen Opfern des lehtern Krieges gehört ohnstreitig Lannes. Die Thränen, welche sein erhabener Freund seinen letzten Augen« blicken weihte, sind ihm ein unvergängliches Denkmal. Er war ein großer Feldherr; aber er war auch noch mehr, er war ein guter Mensch, Wenn wenige ihn in erster Hin sicht richtig würdigen können; so werden ihn in letzterer alle gewiß gern lieben, und dazu können nachstehende interessante Züge von ihm, die einer seiner Freunde, der Franzos Guilard, von ihm mittheilt, gewiß beitragen. Frankreich, sagt er, hat einen seiner ersten Feldherren verloren! Allgemein wird dieser Verlust empfunden, und vielleicht würde kein anderer dieser Art eine so allgemeine Trauer verbreitet haben. Die Bürger aller Classen, die Menschen von den verschiedensten Gesinnun gen empfanden ihn gleich starr. Ich wünschte schon früher einige Blumen auf das Grab eines Helden za streuen, der mir seine besonder« Freundschaft schenkte, mit dem ») Er war Napoleon, was SullY Heinrich war. ftn erhabenen Vorzug hatten. ich einen großen Theil meiner Tage verlebte, und den ich deshalb Vesser kennen lernte, als vielleicht irgend ein Anderer. Mein Herz sollte mir Erinnerungen geben — es gab mir aber nichts als Thränen! — Ich ließ diese ersten Augenblicke des dum pfen Schmerzes, der meinem Gedächtnisse alle Tbätigkeit raubte, vorübergehen. — Gegen wärtig nun, da ich mein Vorhaben ausführen will, fühle ich mich zu schwach dazu. Die ho hen Thalen großer Männer gehören dem Griffel der Geschichte; wie könnte ich bei meiner Unbe kanntschaft mit der großen Kunst des Krieges, die der verstorbene Held so erhaben übte, dem selben in so vielen Feldzügen, Belagerungen und Schlachten folgen? Der Roland Frankreichs, so nannte ihn die -Armee; er seit i6 Jahren Freund*), Beglei, ter, Waffengefährte des Grüßten der Hel den, worauf die Annalen der Welt stolz wa ren; vielleicht der treueste und anhänglichste Diener des Monarchen, der die letzten Augen blicke seines Lebens durch Thränen ehrte; — den Die Geschichte führt wenige Fürsten auf, die die: