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MsdmfferTaßMall Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Austeilung durch die Boten 2,30 NM., bei Postdestellung r.NM. zuzüglich Abtrog- gebühr. Einzelnummern LLRpfg. Alle Post anstalten Wocyenblati für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus- träger und Geschäftsstellen nehmen zu jeder Aeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Nücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle rv Apfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «Reichs, psennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im tertlichen Teile 1 Reichsmark. Nachmeisungsgebühr 20 Rcichspsennige. 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Februar 1931 Keine wettere Kürzung der Deam<«na,h^„„ Sparsamkeit in der Finanz Verwaltung Neichsfinanzminister Dietrich erklärte^ im Hausbalts- ausschust des Reichstages: Alle Wunsche nach -spar,- a k e i t im Haushalt des Reichsfinanzministcriums lteien aus eine einfachung veS Apparates hinaus und er habe diesen Wiin^n durchaus Rechnung getragen. Das Personal seines Minister riums werde Ende dieses Jahres um etwa hundert leitende Personen verringert sein. Zum Schlnst gab der Minister die wichtige Erklärung ab, dast nicht geplant sei, an den Benmtengehältcrn noch weitere Abstriche zu machen. Derartige Austerungcn von weiteren Kürzungen brächten die Gefahr mit sich, zu Agitationszwcckcn im Volke benutzt zu werden und erneute Unruhe in die Be völkerung hineinzutragen. Er habe keineswegs die Absicht die Bcamtcngehältcr weiter zu kürzen. Gerade wie bei uns. Durch die lange, lange Gräberreihe in der West- minsterabtei, unweit des englischen Parlamentsgebäudes, dort, wo England seit ein paar hundert Jahren seine großen Staatsmänner und Kriegshelden beizusetzen pflegt, mag em Zittern gelaufen sein, als des Weltreiches Schatzkanzler dem stumm zuhörenden Unterhause zurief: „Ich erkläre mit dem allergrößten Nachdruck, daß die finanzielle Lage unseres Landes sehr ernst ist." Und weiter: »Durchgreifende und unangenehme Maßnahmen find notig, wenn wir das Gleichgewicht des Neichshaus- halts aufrechterhalten wollen." Vielleicht sind solche Worte noch niemals, selbst nicht in den ernsten Stunden des Weltkrieges, die auch England nicht erspart blieben, vor den Ohren der Mitglieder des englischen Parlaments gesprochen worden. Und damit vor den Ohren der Welt. Nach dem Dichter Horaz ist es ja ein Trost, G e - nossen im Unglück zu haben. Und so ist es für uns Deutfche ein, freilich etwas kümmerlicher, Trost, daß das Land, das aus wirtschaftlichen Gründen gegen uns den Weltkrieg aufbrennen ließ und sich daran die Hände Wärmen wollte, nun auch in finanziell „ernster Lage" ist daß das damals 1914 bei Kriegsausbruch gefallene „brminoso LS usual", "das Geschäft bleibt das ge wohnte", heute vor englischen Ohren wie ein Märchen aus uralten Zeiten klingt. Jenseits des Kanals ivie diesseits heißt das Unglück: Arbeitslosigkeit infolge der Wirtschaftskrise, und drüben ist die Zahl der Erwerbslosen mit 2,5 Millionen verhältnismäßig nicht Viel geringer als hei uns. Außerdem steht England heute in schweren "lohnpoliti scheu Kämpfen, sind 600 000 Textilarbeiter teils im Streik, teils ausgesperrt und in der Kovlenindustrie kriselt es ununterbrochen, wurde der Ausbruch eines neuen großen Streiks nur in allerletzter Minute knapp und nicht zugunsten der Berg arbeiter verhindert. Dazu aber trat noch die Feststellung, daß des Unterlegenen im Weltkriege, daß Deutschlands Wirtschaft Zwölf Jahre nach Kriegsende Englands Aus fuhr wertmäßig um 700 Millionen Mark überholt hat, die englische Handelsbilanz einen gewaltigen Einfuhrüber schuß also eine starke Passivität aufweist, während die deutsche mit 1,7 Milliarden aktiv ist. Der englische Schatzkanzler Snowden kündigte an, daß die durch die Arbeitslosigkeit verursachte staatliche Ausgabensteigerung nicht mehr im selben Ausmaß fort gesetzt werden könne. Und dieses Wort mag ihm nicht minder hart angekommen sein. Denn „Beseitigung der Arbeitslosigkeit" war ja ein Punkt in dem Programm, Mit dem Macdonald vor zwei Jahren in den Wahlkampf zog. Nun ist das nicht gelungen, ist die Arbeits losigkeit in den letzten Monaten gewaltig angeschwollen und mit ihr die staatlichen Zuschüsse, die Ausgaben. Gerade wie bei uns. Und auf der Wcren'Seite sind durch all die zahlreichen Folgen der »a^chaftsdeprcssion auch die Einnahmen des Reiches der Zu^vrimiert". Gerade wie bei uns. Kein Budget wie dio k°nne eine so unerwartete Belastung aushalten Gerade der britische Reichshaushalt ausgesetzt war. wie beim deutschen Neichshaushalt. Und — unangemb^ "klärte - gerade wie bei uns sind dagegen schon genial Maßnahmen" zu treffen. Wir haben das der „sehr ernst °öer stehen mitten drin, unsern Haushalt bedenklich a>n? finanziellen Lage" anzupassen. Und den annimmt, babeu°" Fehlbetrag", den Snowden als sicher Und der Rest ig ""ch wir ja zur Genüge keunengelernt. England hgs »nach Hamlet, die Steuererhöhnng. darum steckt ez A den Weltkrieg etwas kosten lassen; Geschäft Hai sich cm?tzt tief in Schulden. Das schlechter geht es g«; k Nur kümmerlich gelohnt. Viel Widerpart von damals" Gebiet der Arbeitslosigkeit dem noch mehr unter der N; ?"ch nicht: England leidet eher Ubersee dort auf Länder Use, weil seine Ausfuhr nach stößt, die infolge der Aar^ — frühere — Abnehmer Das von Llohd George scMrise auch kein Geld haben. Polen hat dem englischen Versailles mitbegründete päischen Absatzgebiete zum "Meuexport die nordcuro- Und heute ist's nicht mehr sg mm Teil abgenommen, als das englische Pfund der n^ Weltkriege, den Erdball war. Heute ist es Herrscher rund um Ai-N Word-». ", -°m Thron Stützung cier AirttchaN Die Wirtschaftskrise »°r »-m Reichstag Oer neue Vizepräsident. Wenn man den neugewählten Vizepräsidenten, den Volks parteiler Herrn von Kardorfs, durch die große Wandelhalle des Reichstages gehen sieht, überragt er um Haupteslänge wie Saul das Gewimmel der anderen, und weM der deutsch nationale Vizepräsident Gräf erst auch wieder seines Amtes waltet — vorläufig „scheint er," wie der Präsident Löbe be hutsam sagt, „sich an den Arbeiten nicht beteiligen zu wollen" — dann würde sich des Deutschen Reichstags Präsident zwischen diesen beiden hoch gewachsenen Vizepräsidenten gar seltsam ausnehmen. Aber zurzeit tut der Deutschnationale Gräf nicht mit, sowenig wie seine Fraktion; doch ist er nicht dem Beispiel seines Kollegen Stöhr gefolgt, sein Amt nieder zulegen, sondern hat sich sozusagen von der Ausübung des Amtes selbst beurlaubt. Der rechte Flügel der jetzigen Regterungskoalition hat die ganze Wahl teils gar nicht, teils höchst ungern mitgcmacht. Dem Präsidenten Löbe selbst frei lich kann man es kaum verdenken, daß er auf Neuwahlen drängte, da ihm zwei seiner Stellvertreter fehlen. Aber die Wahl zu vollziehen hieß eine Art Schlußstrich unter das Abrücken der Nationalsozialisten zu machen. Man will auch im Reichstag die Dinge nicht auf die Spitze treiben. Präsident Löbe beschwichtigt ein paar aufbrodelnde Gemüter, die sich nach der weiteren Behandlung der Abge ordneten der Rechtsopposition erkundigten, mit dem Hinweis darauf, daß auch früher schon Mitglieder des Hohen Hauses jahrelang gefehlt hätten, ohne daß es zu einer Art Ausschluß verfahren gekommen wäre. Bei der Verhandlung des Haushalts des Reichswirtschafts ministeriums begibt es sich wohl zum erstenmal, daß nicht ein Minister, sondern ein Staatssekretär diesen Haushalt vor dem Reichstag vertritt und die Einführungsrede hält. Denn der Ministersessel ist leer. Es kommt zu einer sehr sachlichen, ernsthaften Rede, die ganz unpolitisch, aber darum nicht sehr kurzweilig ist. Aber schließlich ist ja auch die wirtschaftliche Lage Deutschlands alles andere als zur Kurzweil geeignet. * Sitzungsbericht. (24. Sitzung.) 68. Berlin, 12. Februar. Vor Eintritt in die Tagesordnung fragt der Abg. Dr. Weber <Dt. Staatspartei), ob die fehlenden Abgeordneten der Rechten Urlaubsgesuche eingereicht hätten. Weiter protestiert der sozialdemokratische Äbg. Aufhäuser gegen den nationalsozialistischen Antrag Frick, die ersparten Diäten der Nationalsozialisten den Erwerbslosen zuzuführen. Präsident Löbe erwidert auf beides, daß Urlaubsgesuche nicht vorliegen. Das sei aber kein Ausnahme fall, denn im vorigen Reichstag hätten auch andere Ab geordnete monate- und jahrelang gefehlt, wie z. B. der Abg. Ludendorff und Frau Zetkin Eine Veranlassung, so fügte der Präsident hinzu, irgendwelche Maßnahmen zu er greifen, liege für das Präsidium nicht vor. Im übrigen hätten die jetzt abwesenden Abgeordneten der Rechten am 1. Februar ihre Diäten für den Monat Februar erhalten, so das? bis jetzt lein roter Pfennig gespart worden sei. Es folgt die Wahl eines Vizepräsidenten an Stelle des bisherigen Vizepräsidenten Stöhr (Nat.-Soz.), der bekanntlich sein Amt niedcrgclegt hat Abg. Leicht von der Bayer. Vp. schlägt verabredetermaßen den Abg. Kar- dorff vor. Es entspinnt sich über die politische Zweckmäßig keit der Wahl eine längere Debatte, wobei die Christlichsozialcn und das Landvolk erklären, sich an der Wahl zu beteiligen. Auch der Abg. Dingeldeh betont, daß seine Fraktion sich erst dem Wunsche des Ältestenrates gefügt habe, eine Neuwahl des Vizepräsidenten erfolgen zu lassen. Präsident Löbe weist daraus hin, daß eine Neuwahl unbedingt erforderlich sei. Diese Notwendigkeit sei übrigens durch einstimmige Be schlußfassung im Ältestenrat festgclegt worden. Von kommu nistischer Seite wird als Gegenkandidat der Abg. Pieck vor geschlagen. Darauf erfolgt die Wahl, und sie ergibt 258 Stimmen aus den Abg. von Kardorff, 56 auf den Abg. Pieck, 1 auf den Abg. Eisenberger (Dt. Baucrnpt.). 32 Stimmzettel sind unbeschrieben und 4 lauten aus Enthaltung. Der Abg. Kardorff nimmt die Wahl an. Lim die Beseitigung -er Neparationslasten. Es werden dann einige Abstimmungen zum Haushalt des Auswärtigen Amtes nachgeholt. Ein kommu nistischer Antrag aus sofortige Einstellung des Aoung-Plancs wird niit 314 gegen 58 Stimmen bet einer Ent- halinng abaelehnt. Ebenso verfällt ein Antrag des Land volks, die im doung-Plan vorgesehenen Schutz- und Revision s Möglichkeiten sofort zu ergretsen und die völlige Beseitigung der endgültig als untragbar erwiesenen Reparationslasten in Angriff zu nehmen, mit 247 gegen 124 Stimmen der Ablehnung. Dem Vorschlag des Auswärtigen Ausschusses entsprechend, wird ein Antrag der Wirts chastspartei angenommen, der eine Denkschrift der Reichsregierung über die bisher an den früheren Fcindbund durchgeführtcn Leistungen fordert. über die Anträge der Nationalsozialisten und der Deutsch nationalen zur Außenpolitik gehl das Hous gegen die Stimmen der Kommunisten und des Landvolks zur Lagesordnung über. Lediglich ein Antrag Dr. Frick wird zur Abstimmung gebracht und abgelehnt, da zu ihm die Kommunisten einen Ände rungsantrag eingebracht hatten, nach dem Deutschland an gesichts des völligen Versagens des Völkerbundes seinen Austritt aus diesem vorbrreitcn sollte. Ebenso wird der kommunistische Änderungsantrag abgelehnt, den Austritt sofort zu vollziehen. Dann wird eine Entschliessung angenommen, die Maß nahmen fordert zur Beseitigung des einseitigen den historischen Tatsachen widersprechenden Kriegsschuldurtcils von Versailles durch Berufung eines internationalen Ausschusses von unpar teiischen Sachverständigen. Nach einer weiteren Entschließung wird in der Abrüstungs frage für alle Staaten ein Zustand gleicher Sicherheit gefordert. Einstimmige Annahme fand dann schließlich noch die Ent schließung, durch ein Zusatzabkommen mit Panama die Mög lichkeit zu schassen, daß Schiffe wie die unter fremde Flagge gebrachte „Vogtland" von der Meistbegünstigung ausge schlossen werden. Des weiteren findet eine namentliche Ab stimmung statt über einen Antrag der Christlichsozialen und konservativen; wonach die Regierung baldmöglichst mit den beteiligten Mächten in die Erörterung der Tribntlastcn rintreten und dazu alle zum Erfolg nötigen innenpolitischen Maßnahmen treffen soll. Hierzu gibt Dr. Breitscheid die Zustimmung seiner Fraktion unter der Voraussetzung bekannt, saß die Negierung den ihr geeignet erscheinenden Zeitpunkt dazu auswähle. Der Antrag wird mit 314 gegen 46 Stimmen rer Kommunisten angenommen. Endlich wird das Ministergehalt gegen die Stim men der Kommunisten bewilligt. Bei den Wahlen zu den Schrlftsührerämtern, die zwischendurch vorgenommen worden sind, wird das Resul tat vekanntgegeben. An Stelle der ausgeschiedenen National sozialisten wurden die Abg. Rehses (Ztr.) mit 262 und Schneider-Berlin lStaisp.) mit 260 Stimmen gewählt. Es folgt die zweite Lesung des Neichshaushaltsplanes und dann der Haushalt des R e i ch s w i r t i ch a s 1 s m t irisie rt u m s und des Reichswirtschaftsrates. Es erregt große Heiterkeit, als der Präsident de» Berichterstatter Abg. Reinhardt (Nat.-Soz.) ausruft und scstftclli, daß er infolge Abwesenheit aufs Wort verzichtet. Staatssekretär Trendelenburg spricht. Er betont, daß das Ministerium dem notleidenden west deutschen Erzbergbau stets sein besonderes Interesse zugewandi Hai. Allerdings müsse das von vorn herein nicht als Daucrmaßnahme gedachte U n t e r st ü tz u n g s w e r k in, Rechnungsjahre 1931 wegen der ungünstigen Finanzlage auf gehoben werden. Hoffentlich läßt es sich doch ermöglichen, diese Unterstützung auch weiter zu gewähren Man werde dabei mit einem geringeren Betrage als im Jahre 1960 auskommen müssen, und es sei beabsichtigt, einen Antrag des Ausschusses dem Reichstage in der Höhe von 430 000 Mark vorzulegen. Auf das Snbventio»swcsen kommend, erklärt der Redner, folgende Grundsätze seien bestimmend. Es ist verständlich, daß in der heuligcn allgemeinen wirlschastirchen Notlage die Gesuche um staatliche Unterstützung sich mehren und daß insbesondere jedes erfolreiche Sub- venlionsgcsuch Anträge dieser Art nach sich zieht. Man war sich bei den Verhandlungen des Haushaltsausschusses im Jahre l927 völlig klar darüber, daß Subventionen nur dort verant wortet werden können, wo besondere antzerwirtschastlichc Gründe sie erfordern. Man darf über dein natürlichen Mitgefühl mit denienigen, die von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise be trossen werden, doch niemals vergessen, daß die Unterstützung eines Betriebes oder Wirtschaftszweiges durch künstliche Mittel allzu leicht nur zur Folge habe, die an dieser Stelle entstande nen Schwierigkeiten auf andere Betriebe ober Wirtschaftszweige zu verlegen. Dieser Zusammenhang wird insbesondere leicht von lokalen Stellen übersehen, die über besondere örtliche Schwierigkeiten durch Subventionen einzelner Betriebe hin wegzukommen suchen. Redner kommt auf die Verteilung der öffentlichen Aufträge zu sprechen. Schließlich geht der Redner noch auf die Be mühungen der Reichsregierung zur Bekämpfung der sogenann ten Schwarzarbeit und des Wettbewerbs der Regie betriebe der öffentlichen Hand ein. Es folgt die Aus sprache. Abg. Tarnow <Soz.) meint, für die Krise könne man die Regierung nicht verantwortlich machen, wenn es auch fraglich sei, ob sie alle Möglichkeiten zu ihrer Beeinflussung ausgcnützt habe. Mit der Preissenkungsaktion habe die Negierung der Wirtschaft einen Bärendienst geleiste!. Die sozialen Lasten erdrosseln die Wirtschaft nicht, denn die Sozialversicherung habe allein Investitionen in Höhe von 26,8 Milliarden Marl durch- aesüürt. Abg. Dr. Dessauer (Zir.) darauf hin, daß die Arbeitslosen in Deutschland mit Einschluß ihrer Familienangehörigen nahezu ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen. Den Hauptstoß müsse der gewerbliche Mittelstand erleiden. Ganz falsch ist die von manchen Landbundführern verbreitete Mei nung, daß die deutsche Industrie mit ihrer Arbeiterschaft ge wissermaßen aus Kosten der Landwirtschaft lebe. Im Gegenteil sei die Toleranz der deutschen Industrie und insbesondere der deutschen Jndustriearbefterschaft gegenüber den landwirtschaft lichen Wünschen fast beispiellos. Für die Landwirtschaft wer den aus Kosten der Konsumenten jährlich vier bis fünf Milliar den an Subventionen gegeben, für die Industrie nur ein win ziger Bruchteil Die landwirtschaftliche Bevölkerung wird von gewissen Seiten zu Unrecht gegen den Surat anfgchctzt, obgleich eil hundert Jahren keine deutsche Negieruug wie diese und hre Vorgängerin so viel für sie getan haben. Redner fordert -chließlich die Steigerung der Ausfuhr, daran hänge auch das Schicksal der Landwirtschaft. Auch bei der Preissenkung müsse man energisch zugreiscn. Die Beratung wird abgebrochen und morgen fortgesetzt.