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Amts- M Alizcheblatt für den Atorrnenrent vierrelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. deS „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adreffr: Amtsblatt. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. * Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. LIO. L»8 55. Jahrgang. Sonnabend, den 12. September 1»»8 Im Konkursverfahren über das Vermögen des Bürstenfabrikanten kirSnavr in Schönheide, Inhaber der Firma V7iUtum Lslatnsr rlaokk. daselbst, wird auf An trag mehrerer Konkursgläubiger und gemäß tz 93 der Konkursordnung eine Gläubigerversamm lung zur Beschlußfassung über den Widerruf der Wahl des bestehenden Gläubigerausschusses und Wahl eines neuen Gläubigerausschusses auf den 21. Septemöer 1908, vorm. 10 Myr einberufen. Eibenstock, am 9. September 1908. Königliches Amtsgericht. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden am 18. und 19. Septemöer 1908 nur dringliche Angelegenheiten erledigt. Eibenstock, am 25. August 1908. Königliches Amtsgericht. Einquartierung betr. Die Stadt Eibenstock hat nach einer Mitteilung der 2. Division Nr. 24 möglicherweise vom 18. zum 19. dss. Mts. nochmals Belegung mit Truppen in „engen Quartieren", d. i. mindestens in doppelter Stärke als bei normaler Belegung, zu erwarten. Die Truppen haben beim Beziehen „enger Quartiere" nur Anspruch auf Dach und Fach, auf eine Lagerstätte von frischem Stroh und auf-eine Gelegenheit zur Aufbewahrung der Waffen und zum Niederlegen der Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, sowie auf Mitbenutzung vorhandener Kocheinrichtungen. Da gegebenenfalls die Quariierleistungspflichtigen gegenüber den vorhergehenden Tagen die doppelte Anzahl Soldaten verquartieren müßten, außerdem auch noch bisher befreit ge bliebene Quartierpflichtige Einquartierung zu erwarten haben würden, so wolle die Bürger schaft dafür sorgen, daß die enge Belegung hier keinen Hindernissen begegnet. Stadtrat Eibenstock, den 11. September 1908. I. V.: Justizrat Landrock. Müller Im Kaiserlichen Gesundheitsamt ist ein Gesundheitsbüchlein bearbeitet worden, das sich als eine ausführliche gemeinschaftliche Anleitung zur Gesundheitspflege darstellt und wegen seines gediegenen Inhaltes weiteste Verbreitung verdient. Der Stadlrat ist bereit, das Merkchen zum Selbstkostenpreis von 1 M. für das Stück zu vermitteln. Anmeldungen wolle man baldigst in der Polizeiregistratur bewirken. Ttadtrat Eibenstock, den 8. September 1908. I. V.: Justizrat Landrock. L. Holzversteigerimg auf Eibenstocker Staatsforftrrvier. Im Hotel „Stadt Leipzig" in Eibenstock Mittwoch, den SS. September 1908, von vorm. 8 Uhr an 5,5 rm h , 146,5 rm w. Arermscheite, 1,5 rm h., 530 rm w. Arennknüppek, 0,5 rm h., 1363,5 rm w. Aeste, von mittags /,1 Uhr an 12941 ficht. Klötzer 7—15 em Oberstärke, 2225 . - 16-22 . 3—4 m lang, 860 „ . 23-50 „ 2176 „ Pervstauger» 8—12 „ Unterstärke, 5820 „ Weisstangen 3 „ — 15510 „ , 4 u. 5 . 9910 „ 6 u. 7 „ 3,5 rm. ficht. Wukkuiippel, in Abt. 1-7, 11, 13,15,17—23,26, 27,28,30,33-46, 49, 50, 55, 56, 58-61, 63-78, (Durchforstungs und Bruchhölzer). Spezielle Verzeichnisse der zu versteigernden Hölzer werden, so weit der Vorrat reicht, auf Verlangen von der unterzeichneten Revierverwaltung abgegeben. Eibenstock, am 10. September 1908. Königl. Forstrevierverwaltung. Königl. Forstrcntamt. BckanutiuachllUli. Verkauf des alten Postgrundstücks in Eibenstock. Das am Postplatze gelegene alte reichseigene Postgrundstück in Eibenstock soll am Dienstag, den 15. September 1908 mit den anstehenden Baulichkeiten in Eibenstock an Postamtsstelle — Amtszimmer — öffent lich meistbietend versteigert werden. Die Verkaufsbedingungen können bei dem Kaiserlichen Postamt in Eibenstock eingesehen und von demselben gegen Entrichtung der Schreibgebühr von 50 Pfg. bezogen werden. Der Versteigerungstermin beginnt vormittags 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr mittags geschlossen. Die Besichtigung des Grundstücks kann auf vorherige Anmeldung bei dem Postamt in Eibenstock jederzeit erfolgen. Chemnitz, 26. August 1908. Kaiserliche Ober-Po st direltion. Richter. Zur Ueichsstnanzreform. Dem Drängen der öffentlichen Meinung, über die voraussichtlich tiefeinschneidenden Steuerprojekte der Regierung endlich einige authentische Mitteilungen zu hören, ist man nunmehr regierungsseitig gefolgt, aber man kann nicht gerade behaupten, daß man in der Bevölkerung durch das in der „Norddeutschen Allge mein. Ztg." veröffentlichte offiziöse Communique vollauf befriedigt wird, vielmehr hat man den Eindruck, als ob dasselbe nach dem Talleyrandschen Rezept verfaßt worden sei, wonach die Sprache dazu da sei, Gedanken zu verbergen. Der lange Artikel bringt nicht viel neues, es ist fast, als ob er den Zweck verfolgen sollte, ein Be- ruhigungspulverchen darzustellen, ohne daß aber die beabsichtigte Wirkung damit erreicht wird, denn gerade in dem Kern der Sache schweigt sich die Regierungsaus lassung aus, sie hüllt sich in tiefes Schweigen über die Hauptsache, die geplanten neuen Steuern; man befürch tet wohl, daß der Schreck über den Umfang der Vor schläge ein zu großer sein wird und sucht darum den Steuerzahlern das Kommende in homöopathischen Dosen zu verabreichen, um sie schnell vorzubereiten. Auf eine ganz beträchtliche Steuerbelastung wird in dem Passus hingewiesen, wonach „wesentliche Opfer" für jeden ein zelnen Staatsbürger unvermeidlich sein würden. Das läßt tief blicken, und es mag nur geringen Trost ge währen, daß versprochen wird, den Luxuskonsumhöher zu besteuern, als den Verbrauch der Minderbemittelten, denn eine Grenze zwischen Luxuskonsum und Volks konsum läßt sich nicht immer ziehen und überdies wird in dem offiziösen Communique darauf hingewiesen, daß der Massenkonsum gewisser Genußmittel mit star ken Abgaben herangezogen werden soll. All das klingt wenig erfreulich, wenngleich man sich im Hinblick auf die traurige Finanzlage des Reiches auf weitgehende Steu erprojekte gefaßt machen mußte. Einverstanden wird man dagegen sein können, daß die Reichsregierung nicht blos mit neuen Steuerprojekten an sich kommen will, sondern daß man tatsächlich auch etwas wie eine wirkliche Finanzreform an Haupt und Gliedern einzu leiten beabsichtigt. Vor allem soll nicht mehr ins Blaue hineingewirtschastet werden, vielmehr will man ver suchen, vorläufig auf 5 Jahre die Grundzüge eines Finanzplanes festzulegen, um eine stetige Schuldentil- gung einzuleiten und einer weiteren Vermehrung der Schulden für unproduktive Anlagen vorzubeugen. Hand in Hand damit soll eine systematische Beschränkung der Ausgaben gehen, wobei man namentlich den kostspieligen Berwaltungsapparat durch anderweite Organisation einschränken und das bureaukratische Schwergewicht mehr zurücktreten lassen will. „Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." Wie dem auch sein möge, nach derartiger Richtung hin kann die Regierung der Zustimmung des Reichstages sicher sein, denn von fast allen Parteien ist schon seit Jahren gefordert wor den, daß man mit einer Reichsfinanzreform nicht ledig lich die Ausheckung neuer Lasten für die Steuerzahler verstehen dürfe, sondern daß man von Grund auf refor mieren müsse. Die jetzt mitgeteilten Absichten der Reichs regierung werden zwar schwerlich eine gründliche Aen- derung herbeizuführen vermögen, und im Hinblick auf die Riesenaufgabe läßt sich dies auch nicht in verhältnis mäßig kurzer Frist bewerkstelligen, aber es ist immerhin zu begrüßen, daß endlich ein Ansatz gemacht wird, so daß man später weiter bauen kann. Was jedoch die künftigen Steuerprojekte anlangt, so wird Herr Sydow jetzt sehen können, wie man ihm gegenüber nach dem bekannten Ausspruche eines Parlamentariers handelt: „Man kennt die Absichten der Regierung nicht, aber man mißbilligt sie." Tagesgeschichte. — Deutschland. In einem langen offiziösen Artikel über die Reichsfinanzreform wird eine umfassende Reorganisation der gesamten Finanzgebarung des Reichs in Aussicht gestellt. Es sei beabsichtigt, eine planmäßige Schulden tilgung e,nzuführen, sowie größte Sparsamkeit mbezug auf sächliche und persönliche Ausgaben (Verringerung des Beamten apparates) obwalten zu lassen. Als positive Angabe enthält der Artikel die Ankündigung, daß der Massenkonsum gewisser Genußmittel mit starken Abgaben herangezog.m und dieNach- laßbesteuerung weiter auSgebaut werden soll. — Urville, 9. September. (K a i s e rm a n ö o e r). Der Kaiser begab sich heute morgen zunächst auf die Höhe südlich Leyweiler und nach kurzem Aufenthalt dort auf eine südwestlich Hellimer, die einen ausgezeichneten Rundblick ge währt. Hier beobachtete der Kaiser die Umfassungsbewegungen deS linken Flügels deS 15. Korps. Er verfolgte, wie durch daS gleichzeitige Vorgehen der 30. Division von Süden und der 60. Jnfanteriebrigade von Osten der rechte Flügel von Rot geworfen wurde. Hierauf begab sich der Kaiser nach den Höhen nordöstlich von Fremersdorf und beobachtete den Rückzug der 34. Division (Rot), sowie das erfolgreiche Vor dringen der 33. Division und der Reserve des 16. Korps über Maxftädt und den Büdinger Wald. Die Entscheidung der Schiedsrichter ging dahin, daß Blau durch seine umfassenden Angriffe den rechten Flügel von Rot zurückgeworfen habe, und daß durch das erfolgreiche Vorgehen des linken Flügels von Rot in der Linie Maxstadl-Barst das Gefecht zum Stehen gekommen sei. Der Kaiser erhielt die Meldung, daß der kommandierende General des 16. Korps (Rot) auf Grund des Gefechtsverlaufes sein Korps hinter die deutsche Nied zurücknehme, linker Flügel südlich St. Avold, rechter Flügel bei Tetingen. Der Kaiser verließ hierauf das Manöverfeld im Automobil und traf um 6 Uhr mit Erzherzog Franz Ferdinand auf Schloß Urville ein. — Urville, 10. September. Der Schluß der Kaisermanöver am Donnerstag brachte eine Ueber- raschung. Das lothringische 16. KorpS (rot) war nach vorüber gehenden Erfolgen im Norden bis hinter die deutsche Nied zurückgegangen und hatte auf den Höhen südlich Folschweiler eine Stellung eingenommen, die man für uneinnehmbar hielt. In der Nacht zum Donnerstag ging aber General v. Pritt witz noch weiter zurück. Das 16. KorpS hatte vom Armee kommando den Befehl erhalten, ein Vorgehen deS gegenüber stehenden Feindes gegen die Rückzugstraße des rechten Armeeflügels zu verhindern. General v. Prittwitz glaubte diese Aufgabe am besten auf den Höhen westlich von Memers- bronn lösen zu können und ordnete in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr den Rückzug dorthin an. Um ihn zu verschleiern, war ein Ueberfall der blauen Kavallerie division durch die 8. bayrische Brigade anaeordnet worden. Die Bayern revanchierten sich dadurch für die Verluste, die ihnen tags zuvor auf dem Rückmarsch durch diese ener gisch nachdrängende Kavallerie bereitet worden waren. Ent sprechend dem siegreichen Vorgehen der blauen Armee blieb das 15. Korps mit der ihm unterstellten bayrischen Infanterie division den Roten dicht auf den Fersen. General Hentschel von Gilgenheimb hatte wieder einen Vormarsch in mehreren Kolonnen angeordnet. Zu bewundern war nach einem Be richt deS „Tag" die Frische der bayrischen Infanterie, die seit drei Tagen fast ohne Unterbrechung unterwegs war. Sie mußte große Marschleistungen ausfuhren. Trotzdem waren Offiziere und Mannschaft von gutem Humor beseelt und trotz des Biwaks machte die Truppe einen sauberen Eindruck. Der Kaiser war mit dem österreichischen Thronfolger und dem deutschen Kronprinzen bis zum Manöverschluß im Felde. Er zollte den Leistungen der Truppen warme Anerkennung.