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MMtt ßr UlsölU Erscheint «Scheutlich dreimal and zwar DieuStagr, DoonerStagS and Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich I Mi. 30 Psg., durch die Post bezogen I Mi. 54 Psg. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt WilSdmfs. ttnd Amgegettd. Amtsblatt Inserate werden Montag», Mitwochs «ad Freitag» bi» spätestens 12 Uhr angenommen. JusertiouSpreis 15 Psg. pro vtergespalteue KorpuSzeil«. Außerhalb des AmtSgertchtsbeziriS WilSdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Ausschlag. Mr die Lgl. AmLshauptmann schäft Weihen, kür das Kgl Amtsgericht und den Stadtrst ru sowie für das Lgl. ForÜrentamt ru Ehararrd. Lokalblatt für Wilsdruff, MU Alttameberg, Mrkenhat«, Blankenstein, Braunsdorf. BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Gruns btt Mohorn, Helbigsdorf, ^nzogswatde mn saunoer^ yvv»»».,, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotze«, Mohorn, Niltitz-RoiZschen, Munzig, Neukirche«, Neutanneberg, Niederwartha, OberherwSdorf, Pohrsdorf, Röbrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch. Rothschönberg mit Perne Sachsdorf, Schmirsewaloe, Zora, Steinbach bei Keffelsdorf, Stei«bach bet Mohorn, Seeliastadt, Spechtshausen, Tanbexheim Uskersdors Weistropp, Wildderg. Mit der wöchentlichen Beilage „Welt im Bild" und der monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für Politik und Inserate verantwortlich: Arthur Zschunke, für den übrigen Teil: Johannes Arzig, beide in Wilsdruff. Dienstag, den 9 Februar lW!- 68. Jahrg No. 15. politische Rundschau. Wilsdruff, den 8. Februar. Deuifmes Reim. Kollision zweier deutscher Kriegsschiffe tm Schneesturm. Eine Karambolage zweier deutscher Panzerschiffe Hal sich während heftigen Swnecstmmts bet den U-dungen des deutschen Panzergeschwaders in der Ostsee ereignet. Das Schlachtschiff „Wettm" drehte bei, um die aus gegebene Order, zu ankern, ausznführ n; „Kaiser Karl der Große* dampfte währenddessen vorwärts und rammte „Wetiin" mit dem Vordersteven am Heck Das getroffene Schiff erhielt lachte Beschädigungen und dampfte nach Kiel ins Dock; „Karl der Große" blieb unbeschädigt. Bus Rw de Janeiro wird der „Deutsch. Ztg. von S. Paulo" geschrieben: Dem OnginalberiLt Ihres hiesigen Korrespondenten über den Besuch der englischen Flotte im hiestaeu Hasen möchte ich der Vollständigkeit halber etwas hinzufügen, was d esem entgangen zu sein schei nt: die ewst scheu Panzer trugen sämtlich den Stempel „Nacks IQ Lerman^" (m Deutsch aud gefertigt!) Sie werden das nichl glauben, aber es ist doch so. Sowohl die „Good Hopc" (Admiralsschiff), wie die Kreuzer „Devonshire", „Antrim" und .Carnarvon" sind mit N ckelstahlpanzern versitzen, die von der Firma Krupp in Wen geliefert wurden. Da nun alle deutschen Industrie- erzeugmsse, die in Eialand eingeführt werden, den Stempel ,Mäs in Csrmany" tragen müssen, so ist es natürlich, daß vir Panzer der englisch-n Kreuzer diese» Stempel auch tragen. Man hat natürlich Farbe über diesen Stempel pinselt, damit es niemand schen sollte, aber die Farbe hält nicht darauf. Infolge eines der Firma Krupp patentierten Verfahrens bleiben die Stempel immer sichtbar. Es sind nicht nur die vier Schiffe bes hier eingetroffinen G-schwaders, die solche deutsche Panzerplatten führen, sondern sämtliche Schiff- desselben Typs und noch sehr viels andere. Dieser Kruppsche Nck-lstahl ist derart widerstandsfähig, daß eine Platte von sechs Zoll D cke ebensoviel leistet wie eine neun Zoll dicke aus englischem Stahl. Kann man es den Engländern verdenken, daß sie neidisch aus die hohe Entwicklung der deuffchen Metallindustrie blicken, wenn sie sich genötigt sehen, den Panzer für ihre Verteidigung gegen den Popanz der deutschen Invasion aus Deutsch land zu beziehen? Ausland. Die Prager Röhren-Affäre vor Gericht. Nächsten Freitag beginnt vor dem Prager Schwur gerichl ein interessanter Preßpiozeß, der die seinerzeit viel besprochene. Prager Röürenlicferungs.Affäre zum Gegen stand hat. Angeklagt sind der bekannte Zentraldirektor der Prager Eisenindustriegesesellschaft Wilhelm Kestranek und der verantwortliche Redakteur des „Prager Tage- blatts" Gustav Horn. Es liegen drei Klagen vor: die erste hat der tschechische Reichsratsabgeoidnete und Prager Stadtverordnete Dr. Karl Czernohorsky erhoben, dem Zentraldireklor Kestranek in einem Artikel des „P ager Tageblatts" vorgeworfen hatte, daß er während der V-r- Handlungen über die Vergebung der Prager Wasser- leitungsröhren sein Mandat in korrupter Welse mißbraucht habe. Die zweite Klage haben acht Mitglieder des Prager Stadtvcrorbnetenkollegtums eingereicht, welche sich durch die Anklagen des Kestranekschen Artikels beleidigt fühlen, während die dritte Klage von VerwaltungSräten des Prager städtischen Wasserwerks erhoben wurde. Diese Röhrenlieferungsgeschichte hat seinerzeit berech. tigtes Aufsehen erregt, nicht nur wegen der subjektiven Beschuldigung einzelner tschechischer Partetgrößen, sondern wegen des Doppelspiels der Prager Chauvinisten: Während diese öffentlich für das französische Eisenwerk in Pont ä Mouffon agitierte«, verhandelte Dr. Czerno- horSky, hinter den Kulissen, mit der Pragir Esen- industriegescllschaft. Es ist sehr wahrscheinlich, daß vieler Prozeß, dem allseits das größte Interesse entgegen- g-biacht wird, eine politische Spitze erhalten wiid. Die Tichechen haben, anstatt bas EcgebniS der richterlichen Entscheidung abzuwarlen, von allem Anfang an aus der Korr^pliouSuffäre eine nationale Affäre gemacht. So stehe» die der Korruption geziehenen Mä«ne gewisser-1 matze« unter dem Schutz der tschechische» Ocffcntltchk^it Aus diesem G-unde hat denn auch der Z ntraldircktor' K-stranel an den Obersten Gerichtshof das seür be rechtigte Ersuchen gestellt, ei« anderes als das Prager Geschworengericht zu delegieren. Der Obeiste Gerichtshof Hal diesem Ersuch n indes — vielleicht aus Furcht vor der tschechische» O-ffentlichkeit — nicht staltgegeben. Direktor Kestranek wird den Wahrheitsbeweis für seine Anklagen führen. Wie weit es dem Prager Gerichtshof gelingen wird, die Stimmung der Goff- vom Gerichtssaal seruzuhalten, ist freilich eine andere Frage. Auf der Suche nach Azew. In London wurde während der letzten Tage auf das eifrigste nach dem russischen Terroristen Azeur gesucht, aber von ihm keine Spar gefunden. Er ist in der englischen Hauptstadt wohl bekannt, aber unter seinen früheren Freunden hat man keine Ahnung, wohin er sich gewendet hat. Die m isten glauben, daß er sich nach Japan geflüchtet hat. U berdsts ist er ein Meister in der Verkleidung und besitzt einen hohen persönlichen Mut, so daß es schwer fallen dürfte, ihn zu entdecken und seiner Habhaft zu werden. Seine Unrrschrock nhert kam ihn bet seinen Unternehmungen sehr zu statten. D r Genier Korrespondent bes „Daich Expreß" sprach mit zwei Führern russisch-revolutionärer Partei, die offen erklä ren, daß sie keine Mittel und Kosten scheuen werden, um Azews habhaft zu werden, und ihn dann sofort zu ermorden. — Wie aus russischen Terroristenkrelsen ver lautet, wird Azew, der sich in der Schweiz verborgen halten soll, von vier Revolutionären gesucht, die lhn tm Auftrage der revolutionären Organisation Rußlands ermorden sollen. Die Sensations-Affäre Lopuchin Azew, durch welche die trostlose Korruption der politischen Polizei in Rußland auis neue beleuchtet wird, Hal nun auch den russischen Min?sterrat beschäftigt. In der Sitzung des Ministerrats, die der Besprechung der Lopuchm-Azew-Angelegenheit galt, war das gesamte Kabinett anwesend. Ministerpräsident Stolypin hielt eine eindringliche Rede, worin er betonte, die Frage Lopuchin- Azew verwirre die Regierung durchaus nicht, im Gegen- trck, sie strebe nach größter und breitester Aufklärung. Die Regierung verurteile aufs schärfste di« Machenschaften der Beamten und werde sie schwer ahnde«. Sie werde den Weg des öffentlichen Gerichtsverfahrens betreten, das gegen alle Schuldigen, angesangen von Azew und Lopuchin, ««gewendet werden solle. Das gesamte Kabinett stimmte Stolypin zu. — Hier noch einige interessante Details über Azews Flacht aus Paris. Nach dem bas RevolutiosStribunal ihn als Verräter zum Tode verurteilt hatte, erklärte Azew, i» seiner Wohnung befänden sich sensationelle Dokumente, die ihn rehabili tieren würden. Daraufhin wurde er aufgefordert, sie za holen. Als er nach zwei Stunden nicht erschien, gingen einige Mitglieder fort, ihn zu suchen. Das Nest war aber leer, Azew hatte 200000 Rubel Komtleegelber mit genommen. Wie ein Telegramm des „Lok -Anz." meldet, hat die Verhaftung Lopuchins auf den Zaren tiefen Eindruck ge macht Er äußerte zu seiner nächsten Umgeouna: „Auf wen kann ich mich nun eigentlich noch verlassen?» Auf Befehl des Zaren soll eine Spezialkommisston ernannt werden, an deren Spitze eia Flügrladjatant sieht, zwecks gründlicher Untersuchung der Affäre Lopuchin-Azew. Winterfreuden des serbische« Kronprinzen. Aus Belgrad wild gemeldet: Kronprinz G-org geht jetzt wieder seinen gewchnten Privalvergnügungen nach. Vorvorigen Sonnabend ließ er in der Donau unterhalb der Heftung Eis ausmcken und 20 Soldaten mußten an der eisfreien Stelle baden. Halberfroren wurden sie aus der Donau gezogen. Der Kronprinz weidete sich an diesem Anblick. Die Sache wurde jetzt durch die Be schwerde eines erkrankte« Soldaten erst bekannt. Aufruhr i« Vorderindien. Ein erneuter heftiger Aufruhr i« der französischen Besitzung Chaodarnagore, wo das früher in Kalkutta erscheinende Blatt Andagar fortgesetzt die Ermordung hoher Beamte» predigt, gibt den Kalkuttaer Zeitungen zu besonderen Bemerkungen Veranlaffung. Die Zeitung Englishwan sagt, die Hoffnung, baß die englisch-fran zösische Entente sich dermaleinst in ei« gegenseitiges Bündnis umwandel» werde, dürfte sich nicht ver wirklichen, solange Apostel der Anarchie und des Aufruhrs offen vo« französischem Besitztum aus die englische Autorität in Indien untergrüben. Aus Ktadt und Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, de» 8 Februar. — Die evangelischen Arbeitervereine uud das neue fächfische Wahlrecht. Las O gan o«r tvatigsttfHrn Arvsttcrverein« Sachsens bringt an leitenver Stelle einen Artikel, der sich mit der Stellung der evan gelischen Arbeite, v reine zu dem nemn Landtagswayliecht beschäftigt. Das R sultat desselben kommt in folgend!« Sätzen zum Ausdruck: Zwei Wünsche müssen wir in dieser Zeit energisch geltend machen: 1. Stellt auch national« Arbeitervertreter auf, und 2. Wie stellen sich die bürgerlichen Kansioaten zur nationalen Arbeiter- bewsguug und insbesondere zu unserem sozialen Pro gramm? Gleich von vornherein wollen wir betone«, oaß wir nicht daran denken, ia alle» Wahlkreisen Arbeiter- Vertreter zu fordern, einmal wegen der P rsoaenfrage, zum andern, Weil wir auf dem Standpunkte stehen, unsere Parlamente fsllrn Vertretungen aller Stände sein Für unsere naiionale Arbeiterschaft wird die Erlangung von Landtagssitzeu die erste Vorarbeit zum Rächsparlament sein. Wir dürfen wohl für diesmal hoffen, daß der uns manchmal verheißene gute Wille der bürgerlichen Parteien nun zur Tat wird und diese Parteien sich dahin einige i, Arbeiiervertreter in den Landtag zu bringen. — Laudwtrtfchaftliche Erzeugtriffe auf der 23. Wanderausstellung der Deutschen Land» Wirtschafts-Gesellschaft in Leipzig. Die 23. große taudwMschalttichr Wanocrausinllaug, welche von der Deutschen Landwtrtichasts-Gesellschaft veranstaltet wird, findet vom 17. b:s 22. Juni 1909 in Leipzig statt. Die ganz besonders günstige Lage Leipzigs für eine derartige Veranstaltung läßt auf eine« großen Besuch schlichen, und die bereits zahlreich eisgeyenden Anmeldungen zeigen, daß auch die Beschickung nicht hinter dt« früheren Aas- strLangen zurückoletven wird, soudern diese voraussichtlich noch übertreffen dürfte Zar Ausstellung zugelaffen werden Tiere, landwirtschafuiche Erzeugmsie- und Hilfs mittel, ferner die in der Landwirtschaft und deren Neven- betnebcn erforderlich«« Maschinen und Geräte sowie da- landwirtschaftliche Bauwesen. In der Abteilung der landwirtschastlichen Erzeugnisse und Hilfsmittel komme« die angemeldeien Gegenstände in 18 verschiedenen Gruppen zur Ausstellung. Alle landwirtschaftlichen Erzeugniffe, Hlttsstoffe und Hil^Smitrel, auch wissenschaftliche Dar stellungen aus dem Gebiete der Landeskultur, einschließlich Vereins-, Genoffenschasts- und.Versicherungswesen, sowie aus dem Versuchswesen und endlich auch L>hemmet für sämtliche Zweig« der Landwirtschast, das Z^iiungSwesen inbegliff-n, w rden angenommen. Verschiedene Gruppe« ftchm unter Preisbeweib. So find Preisausschreiben erlassen für Flachs, Korbweiden, frisches Obst und Gemüse, Obstwein uns andere Oosterzeugaisse, lebende Bienea und menenwirtschaftliche Erzeugnisse sowie für Molkerei- erz-ugmsse (Milch, Butler und Käst). Die Anmeldung zum PceiSvewerb für Samen, Dauerwaren und für Einzelsorten von Kartoffeln mußten bereits geschlossen werden, dagegen können noch Sammlungen von Kartoffeln und Samen sowie Dauerwaren außer Preisbcwerb angemeldet werden. Da aus früheren Ausstellungen die große Erzeugnishalle, in der die weitaus größt« Anzahl der ausgestellten Erzeugnisse und Hilfsmittel zur Auf stellung gelangten, stets einen ganz hervorragend zahlreichen Besuch aufzuweise« hatte, wird man in der Annahme nicht fehl gehen, daß auch diese Abteilung auf