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MsdrufferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.. die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezcile im textlichen Teile 1 RM- Nachweisungsgebühr 20 Aeichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs»tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bis vorm.lO UHr. - - — - > > > — - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch - Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschafi Meißen, des SLadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt W Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wmh-nblM für Wilsdruff u. Umgegend »ein Anspruch aus Lieferung, Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Aückscndung ^ng^sandlcr^Schriststücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 237 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 10. Oktober 1933 Um Antwort wird gebeten! Wenn jetzt der vielgeprüfte Präsident der Abrüstungs konferenz, Herr Henderfon, dem „Büro" dieser Konferenz in Genf Bericht erstattet über seine Reise kreuz und quer durch Europa, wobei er versuchen wollte und sollte, den festgefahrenen Karren der Abrüstungssrage wieder in Bewegung zu fetzen, so unterläßt er es, darauf hinzuweifen, daß die zweite von ihm geplante Reise dieser Art wegen völliger Hoffnungslosigkeit aufgegeben worden ist. Henderson war in Paris und Rom gewesen, in Berlin und dann nochmals wieder in Paris, um schließlich inLondon doch nur mitteilen zu müssen, daß Zr feine Mifsion als gescheitert ansehe. Genaueres hat aber hierüber die Öffentlichkeit nicht erfahren, sondern die Geheimnistuerei, mit der sich die Fortsetzung der diplomatischen Verhandlungen über die Abrüstungsfrage umkleidete wurde statt dessen nur immer größer, je näher der Termin heranrückte, an dem der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz wieder zusammentreten soll. Von zwei Seiten allerdings, nämlich von Deutsch land und von Frankreich, ist mit größter Deutlich keit mitgeteilt worden, auf welchen Standpunkt sich die Delegierten dieser Länder auf der Abrüstungskonferenz stellen würden: der französische Ministerpräsident Daladier hat eine Tagung seiner, der radikal-fozia- listischen Partei, dazu benutzt, um noch einmal den Standpunkt Frankreichs zur Abrüstungsfrage oder, genauer gesagt, Deutschland gegenüber darzulegen. Wenn man. bei dieser Rede von all den offenen oder versteckten Anspielungen auf die politische Um- und Neubildung in Deutschland absieht, und wenn wan ferner berücksichtigt, daß lange Verhandlungen mit England vorangegangen sind, so bleiben in den Aus führungen Daladiers die Sätze übrig, daß nach wie vor die französische Forderung nach einer Abrüstungs kontrolle aufrechterhalten bleibt, die in einem Zeit raum von vier Jahren organisiert werden soll und „die Arbeit zu beginnen" hat. Während dieser Zeit hätten sich aber „die gegenwärtig in ihren Rüstungen unbeschränkten Staaten" dem Verbot zu unterwerfen, neues, schweres Kriegsmaterial herzustellen. Die anderen, also die ent waffneten Staaten, müßten sich hingegen in dieser Zeit militärisch nach der Richtung hin umbilden, daß sie Armeen von kurzer Dienstzeit schaffen „unter Ausschluß versteckter militärischer Gebilde". Und erst dann, wenn die „Abrüstungskontrolle" sich als wirkungsvoll herausgestellt habe, werde die Vernichtung des von dann ab allen Staaten verbotenen Kriegsmaterials erfolgen. Wie weit die Behauptung Daladiers richtig ist, daß sich diesem Abrüstungsplan auch Großbritannien, Amerika, Italien, Rußland und noch „viele andere Staaten" angeschlossen hätten, wird sich erst erweisen, wenn in Genf die eigentlichen Verhandlungen einsetzen, bei denen man nun nicht wie bisher Deutschland tatsächlich ausschlietzcn kann. Im übrigen deutete Daladier selbst an, daß immer noch zwischen jenen Staaten „Ver schiedenheiten in der Auffassung" bestünden. Man kann cs sich im übrigen ersparen, auf die sonstigen Politischen Anspielungen Daladiers an die Adresse Deutschlands zu antworten, wenn er z. B. nun schon zum hundertsten Male behauptet, daß ganz Deutschland äußer lich und innerlich von unbedingtem Angriffsgeist erfüllt fei, wenn er es weiterhin unzweideutig ablehnt, der deutschen Forderung zuzustimmen, wenigstens in einigem seine Vertei d i g un g smaßnahmen vervoll ständigen zu dürfen. Aber eigentlich gehört es doch nicht ganz zum guten diplomatischen Ton, versteckt den Friedenswillen der Führung des neuen Deutschen Reiches zu verdächtigen! Der französische Ministerpräsident tut das aber, und wir Deutsche wissen nachgerade doch wohl sehr genau, wo die Quellen falscher Gerüchte fließen, denen deutscherseits auch jetzt wieder amtlich entgegen getreten werden mußte: Deutschland denkt gar nicht daran, nach fünf Jahren die Rüstungsparität mit Frankreich zu verlangen, sondern, was es fordert, ist nur eine weitere Abrüstung der anderen nach Ablauf dieser fünf Jahre. Was es ferner vom Standpunkt der deutschen Gleich berechtigung aus, die, grundsätzlich wenigstens, von den anderen zugestanden ist, jetzt bescheiden genug verlangen müsse, ist erstens, daß Frankreich und andere Staaten ge wisse Abrüstungsmaßnahmen ohne weiteren Verzug vor nehmen, weil sonst von einer Abrüstungskonven- tion überhaupt nicht gesprochen werden könne. Ferner: eine Nichtabrüstung für eine Zeit von vier Jahren sei viel zu lange, und schließlich möchte die deutsche Regierung mit Bestimmtheit wissen, welches denn die sogenannten Verteidigungswaffen feien, die man Deutsch land schon heute gewähren wolle, obwohl diese dem Reich durch die Entwaffnungsbestimmungen von Versailles verboten seien, — aber Deutschland denke gar nicht daran, hier dieselbe Zahl von Waffen zu fordern, die die anderen Länder besitzen. Auf der anderen Seite hat sich Deutsch land schon wiederholt bereit erklärt, der internationalen Abrüstungskontrolle zuzustimmen. Das alles ist den anderen immer wieder gesagt worden. Es wird sich nun in Genf zeigen, was sie dar auf antworten werden. NeuerkriolgäerHrbeilsIehIaehl Neue starke Entlastung des Arbriismarktes. Am 30. September noch 3850000 Arbeitslose. In der zweiten Septemberhälfte ist, wie die Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche rung berichtet, durch den energisch und planvoll geführten Kamps gegen die Arbeitslosigkeit die Viermillionengrcnze um mehr als 150 000 unterschritten worden. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern eingetragenen Arbeitslosen betrug am 30. Septeinber rund 3 850 000. In einem Zeitpunkt, in dem eine weitere natürliche saisonmätzige Entlastung des Arbeitsmarktes in größerem Umfange nicht mehr zu erwarten war, sind die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Reichs regierung in verstärktem Maße eingesetzt und die von der Reichsanstalt geförderten Notstandsmaßnahmen erheblich ausgedehnt worden. Dies trug im Zusammen hang mit der weiter anhaltenden Belebung der Wirtschaft wesentlich zn dieser starken Entlastung bei. Der Gefamt- rückgang betrug rund 22 000 (minus 5,4 Prozent). Von den Arbeitslosen bezogen Arbeitslosen unterstützung rund 316 000 (minus 20 725), Krifcuitu ter stütz ung 1 108 000 (minus 34 364), WoYlsahrtsunterstützung rund 1488000 (minus 110 000 im Laufe des ganzen Monats). Besonders beachtlich ist der starke Rückgang der arbeitslosen Wohlfahrtserwerbslosen, der anzeigt, daß es mehr und mehr gelungen ist, im Rahmen der Arbeitsbeschaffung auch die sozialpolitische dringlichste Aufgabe, nämlich die Unterbringung der langfristigen, häufig älteren und verheirateten Erwerbslosen einer Lösung zuzusühren. Wieder stehen hinsichtlich der Höhe der Entlastung des Arbeitsmarktes die hochindustriealisierten und dichtbevölkerten Bezirke im Vorder grund. So meldet Brandenburg einen Rückgang um rund 44 000, Sachsen um rund 33000, Mittel deutschland um rund 24000, Rheinland um rund 19 000, Westfalen um rund 15 000. Den anteil mäßig stärksten und für einen Bezirk mit niedriger Arbeitslosenziffer auch in absoluter Höhe beachtlichen Rückgang hatte Pommern mit einer Abnahme um rund 10 000 oder rund 19,2 Prozent feines letzten Bestandes. Gegen den Höchststand vom Februar d. I. mit 6 047 000 Arbeitslosen ist also bisher ein Rückgang um fast genau 2,2 Millionen Arbeitslosen zu verzeichnen. Die Zahl der Beschäftigten ist bekanntlich noch weit höher an- gcstiegen als es der Rückgang der sichtbare» Arbeitslosig keit zeigt. Schon Ende August war die Zahl der Beschäf ¬ tigten 13 724 000, während diese Zahl Ende Januar 11487 000 betrug. Hinzukommt noch die besonders große- Entlastung des Arbeitsmarktes im September^ Erhebliche Zunahme der Eheschließungen Erfolg der Regierungsmaßnahme«. Die Maßnahmen der Regierung zur F ö r - derung der Eheschließungen haben schon im zweiten Vierteljahr 1933 einen gutenErfolg gezeitigt Von den 36 preußischen Großstädten wiesen 32 eine Hähers Zahl von Eheschließungen auf als im gleichen Viertel des Vorjahres. Der Durchschnittswert der auf ein Jahr rund 1000 Einwohner berechneten Heiratsziffer» aller Großstädte st i e g v o n 9,0 a u f 1 0,3. In Berlin erhöhte sich die Zahl der Eheschließungen um 2758 oder um 30Prozent, und die Heiratsziffer stieg um 8,7 auf 11,4 v. T. Einen ähnlich starken Aufschwung wis in Berlin nahm die Heiratshäufigkeit auch in Mülheim an der Ruhr, Frankfurt am Main, Hannover, Altona« Kassel, Wiesbaden und Halle an der Saale. Kreditgewährung für das Kleingewerbe. Richtlinien für die Zuteilung von Darlehen. Von dem sächsischen Wirtschaftsministerium ist ein Betrag von 3 Millionen Mark zur Verteilung als Kredite an kleine und mittlere Betriebe von Industrie, Handwerk und Gewerbe Sachsens zur Verfügung gestellt worden. Von dem Betrage sind 2 250 000 Mark für Betriebe, die den Industrie- und Handelskammern Sachsens angehören, und 750 000 Mark für solche, die den Gewerbekammern unter stehen, bestimmt. Voraussetzung sür die Darlehenshingabs ist in erster Linie Kreditwürdigkeit der Darlehens nehmer. Gesuche solcher Kreditnehmer, die Darlehen von anderer Seite, insbesondere von Privatbanken, der Bank für Deutsche Industrie-Obligationen oder von der öffent lichen Hand zu erhalten in der Lage sind, können nicht berücksichtigt werden. Die Kreditsumme soll im Einzelfall, soweit das Darlehen durch die Industrie- und Handelskammer gewährt wird, grundsätzlich nicht mehr als 5000 Mark, und soweit es durch die Gewerbekammer gewährt wird, grundsätzlich nicht mehr als 1000 Mark be tragen. Die Kredite dürfen nicht zur Ablösung von Bank schulden oder Verwandtenforderungen verwendet werden^ Auf die Bestellung ausreichender Sicherhei ten wird entscheidender Wert gelegt. Die Kredite sind mit 5 Prozent jährlich zu verzinsen und von drei, späte stens sünf Jahren ab zu tilgen. Kreditgesuche sind an die zuständigen Industrie- und Handelskammern bzw. die Gewerbekammern zu richten, die zu deren Bearbeitung be sondere Kreditausschüsse einsetzen. Die erforderlichen Vor drucke werden im Lause der nächsten Woche bereitgestellt. vieUnternehmer im neuenStaat Im Verband mitteldeutscher Industrieller in Frank furt a. M. sprach Vizekanzler von Papen. Er führte u. a. aus: Zur Wirtschaft gehört auch der Unternehmer. Der Unternehmer ist heute ein gleichberech tigter Soldat in der gewaltigen Arbeitsfront des deutschen Volkes. Die bisherige Form der Staats- führung mit geteilter Verantwortlichkeit zwischen Staatsmann und Wirtschaftsführer näherte sich allzusehr der Korruption. Nur zu oft haben Staatsmänner wirtschaftliche Entschlüsse nur des wegen unterstützt, weil sie am Geschäft beteiligt waren. So wäre es notwendig, die Rüstungsindustrie aller Länder zu verstaatlichen, um den großen und geheimen Einfluß, der heute von den Nüstungskonzernen der hochgerüstcten Länder und deren Leitern auf die Politik ausgeübt wird, auszuschallen. Auch der „poli tische Lohn" war das Ergebnis von Parteidiktaten. Der Unternehmer hat nicht die Aufgabe, Politik zu machen. Die nationalsozialistische Staatsauffassung ist davon durchdrungen, daß die Wirtschaft eines viel gestaltigen, lebendigen, von Persönlichkeiten erfüllten Unternehmertums bedarf. Die Staatsführung anerkennt die Unersetzlichkeit des Unternehmertums in der Wirtschaft des neuen Deutschland, schützt es in der Ausübung seiner Funktionen und ist bereit, es zu fördern und in seiner Stellung innerhalb der Wirt- fchastsorganisatiou zu stärken. Die sür die deutsche Landwirtschaft getroffene Sonderregelung kann nicht auch aus andere Wirtschaftsgebiete Übertagen werden. Jn- dessen sollen auch die übrigen Wirtschaftszweige nicht der schützenden Hand des Staates entbehren. Wir brauchen vor allem den Unternehmer der mittleren nnd kleineren Betriebe. Die Staatsführung stellt sich schützend vor die Betriebe und hat Heißspornen und Unbelehrbaren deutlich gemacht, daß den Wirtschaftsfrieden stören, Verrat am Botte be gehen heißt. Ich kann mit Genugtuung feststellen, daß sich das deutfche Unternehmertum durchaus der Stunde ge wachsen zeigt, denn es ist mit allen Kräften bemüht, den vielfältigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit zum Erfolge zu verhelfen und die Regierung durch eigene Initiative zu unterstützen. Je schneller und je vollständiger die alten Gegensätze vergessen werden, um so schneller wird der wahre innere Wirtschaftssrieden errungen werden, und um so weiter werden wir der übrigen industrialisierten Welt voraus sein. Fangen Sie als Unternehmer und als die geistig Führenden mit dem guten Beispiel an und Sie werde» um so eher verlangen können, daß Ihre Arbeiter schaft sich auf das engste mit Ihnen verbunden fühlt. Wenn Sie dann noch auf Widerstände stoßen sollten, dann Zeigen Sic Rückgrat und wehren Sic mit eiserner Entschiedenheit Dinge ab, die man Ihnen etwa zumute» will, Dinge, die von der obersten Führung nicht gewünscht und die weder im Interesse einer gesunden Fortentwick lung der deutschen Wirtschaft noch der wahren Arbeits front liegen. Mit Güte und verständnisvollem Eingehen auf seine Sorgen und Nöte ist aus dem deutschen Volks u b c r m c n s ch l i L e s herausz« holen.