Volltext Seite (XML)
Ä11O1» UN» flnz°ig°r für «^tztz^l^vtztztztztz »as Erz-ebirze !.S§^L-R iML^ZMWM-WLS-SZ > ^LiZWWZZMLZWMWSS Ne. 1-4. Zreitag, -ea 4. Mal 1-21. 14. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. La» Reich»kabtnett hat sein« Demission eingereicht, di« angenommen wurde. TI« Ministerpräsidenten der Länder tre ten in den nächsten Tagen in Berlin zu einer Kon ferenz zusammen, um zu der durch di« Ereignisse der letzten Tag« geschaffenen politischen Lage Stellung zu nehmen. * B Nach dem nunmehr fertiggestellten Ultimatum an Deutschland hat Deutschland jährlich 100 Milli- onen Pfund Sterling und 26 Prozent Aus fuhrabgabe zu zahlen; die Frist zur Annahme des Ultimatums wurde aus den 12.'Mai festgesetzt. Ter oberste Rat hat davon Ab st and genom men, sich mit der oberschlesischen Frage zu be schäftigen.' Auf die englischen Ersuchen habe di« fran zösische Delegation erklärt, der Augenblick sei nicht günstig, sich mit dieser Frage zu befassen- Rücktritt äer Regierung Zehrenbach W. T. B. meldet: Mit Rücksicht auf die durch die Ant wortnote der Bereinigten Staaten geschaffene politische Lage beschloß das Kabinett am Mittwoch einstimmig seinen Rücktritt. Der Reichskanzler begab sich am Abend zum Reichspräsidenten, um ihm den Entschluß des Kabinetts mitzuteilen. Der Reichspräsident bat das Kabinett, die Geschäfte weiterzusühren. Das Kabinett stimm te zu. Nd. Tie große Frage, ob die bisherige Negierung Fehrenbach noch in der Lage sei, die weiteren Verhand lungen in der ReHarationsfrage zu führen, beschäftig«: in den letzten Tagen die politische Welt Deutschlands auf das lebhafteste. Man weiß, daß die Behauptung, da« Kabinett müsse zurücktreten, kehr frühzeitig auftauchte und zwar beruhte diese Auffassung darauf, daß vor allem der Reichsminister Tr. Simons sich bereits vor den Londoner Verhandlungen in einer Weise festgelegt hatte, die es ihm tatsächlich unmöglich machte, nocb wei ter im Amt zu bleiben, wenn die Tinge «inen anderen als den von ihm vorgesehenen Verlauf nähmen- Wir wissen ferner, daß .die von ihm eingeleitete Aktion bei der amerikanischen Regeirung vollständig geschei telt ist und damit endete, daß das amerikanische Ka binett Tr. Simons den Rat gab, schleunigst neue — also doch wohl weitergehende — Vorschläge direkt an die Entente zu richten. Das bedeutete im Grund eine Desavouierung der .Politik des Außenministers, und.es war selbstverständlich, daß der sich schon von dem Augenblick an zum Rücktritt bereit erklärt hatte, als man zu überblicken vermochte, wie die Tinge in Washington gehen würden. Nach Lage der Ting« hatte man sich bemüht, ihn zu halten, und ebenfalls auf Grund der einmal vorliegenden Tatsachen glaubte man in so ziemlich sämtlichen politischen Lagern, mit Aus nahme der Sozialdemokraten und der Parteien weiter links, patz die Regierung Fehrenbach trotz aller Be denken nich t durch eine andere ersetzt werden könne. Ta aber feststand, daß die bisherige Koalition beibehalten werden soll, überlegten die Regierungs parteien, ob vielleicht ein« Umbildung vorzunehmen wäre und zwar dergestalt, daß anstelle von Fehrenbach ein anderer Politiker die Leitung der Geschäfte über nehme. Von der Deutschen Volkspartei war dafür der Abgeordnete Stresemann genannt worden, dessen letzte Rede im Reichstag sofort als eine Kandidatenreds entweder für den Kanzlerposten oder für das Auswär tig« Amt angesehen worden war. Ti« Hauptfrage, die neben der Kabinettsfrage leider zu kurz kam, .drehte sich aber gar nicht um all diese Tinge, sondern darum, was zunächstgdgenüber der Entente zu geschehen habe. Man erklärt«, daß es sich vor allem wohl darum handeln müsse, dem drohenden Ultimatum zuvorzukom men, und man war überzeugt, daß hier ein sofortiger Entschluß unbedingt vonnöten sei. Aber Genaueres darüber vernahm man leider nicht, und so hatte man bedauerlicherweise wieder den Eindruck, als ob über Nebendingen das entscheidend« Problem in den Hinter grund trat. GS zeigt sich, eben immer wieder, daß der Wille zu einem wirklich letzten Entschluß nicht stark genug ist, und man kann nur abseits von allen Partei standpunkten hoffen, daß die neuen Männer, ävi« immer sie auch heißen sollen^ darin Wandel schassen. * Wie gemeldet wird, sind bis gestern abend noch keine wesentlichen Schritt« in d«r Frage der Kabinett bildung erfolgt. Alle Namensnennungen beruhen auf Kombinationen. Für den Posten des Außenministers sollen Freiherr v. Lersner, der sich, durch, seine ge schickt« Geschäftsführung als deutsches Mitglied d«r Pa riser Friedenskommission einen guten Namen gemacht hat, der frühere Staatssekretär Hintze und Strese- mann — diese drei gehören d«r Deutschen BolkSpartei an — sowie der Zentrumsmann Mäher.Kaufbeuren., unser jetziger Botschafter in Parts. Aussichten haben. Ti« beiden letzten werden auch für den Reichskanzler- posten genannt. Pariser Blätter wollen sogar wissen, daß per deutsche Botschafter in London Sthamer Lord Curzon di« Mitteilu - '^»cht habe, er sei für den Posten de» Aubenmir"t:cS ausersshen. Am Grun de sind alle dies« Permutungen gleich unrichtig. Das Diktat äer Entente. Foedirnnge« »nd Steafmaßnahmen. Amtlich«, Wortlaut der gemeinsamen Erklärung d«r ver. bandsregierungen: Di» verbandsregierungen stellen sest, daß trotz der wiederholten Zugeständnisse, welch« von den verbündeten seit der Unterzeichnung de, Vertrag«, von Bersaill», gemacht worden sind, ungeachtet der Warnungen »nd Zwangsmaßnahmen, di« in Spa uM> Pari» beschloßen wurden, wie auch der in London ango- kündigten «nd seither in Kraft getretenen Maßnahmen di« deut sch« Regierung mit der Ersüllung der Berpsltchtun- gentmRückstandist, welch« ihr nach de» Bestimmungen d«, Versailler Vertrages obliegen, und zwar in folgend«« Punkte«: 1. Entwaffnung. 2. Zahlung der 12 Milliarde« Soldmark, die ge mäß Artikel 238 de» Friedensvertrage« am 1. Mai 1921 fällig waren, und deren Begleichung von der Reparationskommiston bereit« für den genannten Zeitpunkt verlangt worden ist. ».Aburteilung der Kriegsverbrecher unter den Bedingungen, wie sie erneut durch die Berbandsnoten vom IS. Februar und 17. Mai 1S2V festgelegt wurden. 4. Einige andere wichtig« Fragen, in erster Linie diejenige, welch« die Artikel 264—267, 269, 278, 321, 822 und 827 des Frie densvertrage» (Zoll-, Schifsahrts- und Berkehrsbestimmungen. D. Red.j berühren. Sie beschließen deshalb: n. heute bereits alle vorbereitenden Maßnahmen zu ergreifen, welche zur Besetzung de» Ruhrtales durch die ver-f Lündeten Truppen am Rhein nötig find, und zwar unter den in 8 6 vorgesehenen Bedingungen, b. gemäß Artikel 233 des Friedensvertrages die Reparations kommission aufzufordkn, der deutschen Regierung unverzüglich Z ei te n u nd B ed ing un ge n siir di« Begleichung der deutschen Schuld in ihrer Gesamtheit mitzu teilen und ihre diesbezügliche Entschließung der deutschen Regie rung bis spätestens 6. Mai bekannt zu geben, o. die deutsche Regierung aufzufordern, innerhalb einer FristvousechsTagen nach Empfang der obigen Entschl e- ßung klipp und klar zu erklären, daß sie entschloßen ist, 1. ohne Vorbehalt oder Bedingungen ihre Verpflichtungen zu erfüllen, so wie sie von der Reparationskommission sest gelegt werden, 2. ohne Vorbehalt oder Bedingungen hinsichtlich ihrer Verpflichtun gen die von der Reparationskommission vorgeschriebenen Sicherheiten anzunehmen und durchzusühren, 3. ohne Vor behalt und unverzüglich die Maßnahmen zwecks Abrüstung zu Wasser, zu Lande und zur Luft, welche der deutschen Regierung durch die Berbandsmächte durch Schreiben vom 29. Januar 1921 aufgegeben wurden, durchzusühren, soweit die Durchführung dieser Maßnahmen zu Ende zu führen, die zu bestimmten Friste« ver wirklicht sein müßen, 1. ohne Vorbehalt und unverzüglich die Ab urteilung der Kriegsverbrecher oorzunehmen, sowie die Erfüllung der übrigen Teile des Vertrages, denen bisher noch nicht Genüge getan ist, qnd wovon in 8 1 dieser Note di« Rede ist, ä. am 12. Mat zur Besetzung de» Ruhrtales zu schreiten und alle anderen militärischen Maßnahme» zu Waßer und zu Lande zu ergreifen bei Nichterfüllung der obigen Be dingungen durch die deutsche Regierung. Dies« Besetzung wird solange dauern, bis Deutschland die in 8 ° aufgezählten Bedin gungen erfüllt haben wird. London,». Mai 1921. (gez.) Lloyd George. Vriand. Sforza. Jaspar. -ayashi. Ieinäliche Aewallerie überschreitet cien Rhein. Zwischen Kaiserwörth und Köln-Ehrenbreitenstein hat am Dienstag der Uebergang von belgischer und ehh lisch er Kavallerie über die Rheinbrücken be gonnen. Erhebliche Kavallerieabteilungen und auch Ar tillerie befinden sich, bereits rechts des Rheines.. In dem bisher besetzten Gebiet von Borba sind viele Ort schaften mit Einquartierung, belegt. — Am Dienstag trafen die ersten neu eingezogenen Soldaten in Paris in ihren Kasernen ein. Seit den letzten 24 Stunden vorher laufen fast ununterbrochen Züge nach dem Osten, beladen mit Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Die neuen Truppen sind in voller Kriegsausrüstung. Selbst Gasmasken (!) schien nicht. Nach Köln gingen die 4. Kürassiere, .13. Bergjäger. 15. Dragoner und andere Kavallerieformationen, sowie 500 Artilleristen.. Tas französische Hauptquartier am Rhein gibt drei ver schiedene Ausgaben der Truppen an: 1. Besetzung des RuhrbeckenS, 2. Bewachung der Zollinie und der Rühr becken. Tie Länge der Grenze beträgt 70 Meilen. 3. Verhütung eines Einmarsches aus dem Innern Deutsche lands. (!) Düsseldorf att französisch, Garnison. Düsseldorf ist voll französischer Truppen, wie ein Etappenhauptort im Kriege. Man hattden Ein druck, .in elfter Stunde vor einer großen Offensive zu stehen. An den Stadtausgängen werden Wegetafeln angebracht, um den Truppen den Weg a la Ruhr zu weisen. Ter ganze militärische Apparat ist in Be wegung. TS werden auch bereits Erhebungen über die Lebensmittelbestände Düsseldorfs und über den täglichen Bedarf, der Stadt wie der umliegenden Kreise Vovge- nommen. Dem Einquartierungsamt wurde aufgegeben, sofort in größtem Maßstabe Quartier« für di« durch reisenden Offiziere zu beschaffen. Tie Bauverwaltung, die bereits angewiesen war, für 500 Mann Kavallerie! eine Kaserne zu bauen, hat jetzt den Auftrag erhal ten, sofort auch, noch einen anderen Kasernen bau für 1000 Mann Kavallerie in Angriff zu nehmen. ES heißt, daß Frankreich in Düsseldorf «ine große Garnison zu unterhalten beabsichtigt. Kein« Blockade, sondern Flottendemonstration. Laut Morning.Post ist beschlossen worden, daß nicht ein« Blockade zur See, sondern eine Flottende. monstration gegen Deutschland anzuwenden sei, fall.» sich diese Maßnahme al» notwendig erweisen sollt«. Die Franzosen wünschten eine vollständige Durchführung der Blockade der deutschen Küsten und al» juridisch Ein- wendunWi dagegen erhoben wurden, unterbreitet« sie einen Pwn über eine militärische Besetzung der Häfen und boten die zu diesem Zweck« nötigen Trutz- Pen an. Sowohl Lloyd George als auch Gras Sforza hoben jedoch nachdrücklich hervor, daß e- nicht ratsam sei, die etwaigen Wirkungen zu drastischer Maßnahmen zur See auf di« öffentlich« Meinung bei den Neutralen nicht in Betracht zu ziehen. Der Rufruhr in Vberschlesien wächst. verpärkungena»,Polen. DK NachMten, Vie heut, au, Oberjchlefie» etngegangrn find, lauten außerordentlich bäxohlich. Di« Kreis« Gletwitz, Großstreh- litz, Kattowitz, Beuthen, Pleß und Rybnik find vollständig in den Händen der Polen. Die GWuben und Hütten werke sind fast vollständig eingeschloßen. Die Polen haben,vou jenseits der Grenze große Verstärkungen bekomm«», auch Munition», und Sanitätskolonnen find eingetroffen. In den Kreisen Rybnik und Pleß find Behörden überhaupt nicht mehr tätig, weder italienisch, noch deutsche. Die Franzose« bEinstigen nach wie vor die Polen. - Diktatorgelllft, Korsanty»? Dem Lok.Mnz. wird gemeldet, daß sich Korfanth ge- steru zum Diktator Obersch le sienS habe wollen ausrufen lassen und eine polnische Regierung innerhalb der Grenzen der Korfanth-Lmie bilden will. Angeb lich hat die Warschauer Regierung auf die Kunde hier von Korfanth seines Amtes als polnischer Plebiszit kommissar enthoben. Korfantoy Pläne. Korfanth hält den Augenblick für gekommen, um die Entente vor vollendete Tatsachen zu stellen, angeb lich im Gegensatz zur Warschauer Regierung, die, wie aus Posen gemeldet wird, fest auf Frankreich vertraut und sich Oberschlesien lieber unter dem Druckmittel der Beteiligung an den Sanktionen holen würde, gleichzei tig gber auch Korfanth wegen seiner Beziehungen zu den Posener Autonomisten, dem ehemaligen Minister Sehda und General Forbot nicht traut. Tie Propa ganda für eine Autonomie PosenS unter gleichzeitiger Angliederung OberschlestenS an dies« soll gerade augen blicklich wieder unter den Posener Truppen außerordent lich rege und die Spannung mit Warschau sehr groß sein." Noch kurz vor seiner zweiten Pariser Reise war Korfanth in Warschau, wo er lange Verhandlungen mit dem polnischen Ministerpräsidenten WitoS über den pol nischen Einmarsch in Oberschlesien hatte, in deren Ver lauf Korfanth der Warschauer Regierung mit Amtsnie derlegung gedroht haben soll,, wenn man sein« Pläne weiter durchkreuzen werd«. Auf d«r Durchreise wav dann Korfanth in Posen. Ursprünglich war der pol nische Einmarsch in Oberschlesten für die ersten Tage des April festgesetzt, angeblich wurde er aber von Warschau abgelehnt. Tann wollte man gleich nach Ab zug -er englischen Bataillone losschlagen, hat es aber schließlich bis zur Abreise LerondS nach Paris ver schoben. In Posen haben die Nachrichten aus Ober- schlesien große Volksdemonstrationen im Sinn« des Korfanth scheu Aufrufes hervorgerufen. Man protestiert gegen die Entscheidung -er interalli ierten Kommission, für die man aber nur die Engländer und Italiener verantwortlich! macht. Frankreich.sei zum dritten Male der Retter der polnischen Unabhängigkeit. Ueberall bilden sich! polnische Freiwilligenabteilungen, die zur Unterstützung der Aufständischen nach Oberschle- sie» wollen. Eine im Raume Kempen—Schildbera— Adenau stehende, in der Hauptsache aus polnischen Ober schlesiern gebildete Division, deren Regimenter bereits oberschlesische Städtebezeichnungen wie Beuthen, Katto witz, Rhbnik, Pleß führen, erbat angeblich! telegraphisckr die Erlaubnis zum Einmarsch!, der aber vorläufig noch streng untersagt wurde. Di« polnische Pntschorganifation. MS Hauptwerkzeng für den Aufruhr in Oberschle sien dürfte die Po'lSka Org.anizaeya-Woj-ko- wa, die polnische Militärorganisation zu betrachten sein, die au- militärisch! organisierten Schützenvereinen ent standen ist. Tank der geschickten Propaganda und reich lichen Geldmittel aus Frankreich wurden di« Kreise Rhbnik und Pleß durch sie polonisiert und die Tätig keit dieser Polen dehnt« sich bald auf da» Rattbor«r und Beuthener Gebiet aus. In Peterwttz an der Grenz« bildete sich ein regelrechter Staat und heut« tagt die P. O. W. der polnischen Oberschlesier im Hotel Lomnitz in Beuthen.. Ihr Führer ist augenblicklich Michael Wolski, dem sieben Abteilungen für Operation und Organisation, für Nachrichtenwesen. Artillerie. Pio niere, Politik, Polk-wehr, Polizei und Finanzen unter stellt sind. In jedem Kreise Oberschlesiens befindet sich ein Kretskommandant der P. v. W., der über bewaff nete polnische Verbände verfügt. Jeder der Kreis« hat wenigstens ein Bataillon Infanterie mit Maschinenge wehren zu stellen. So schossen in den polnischen Ort schaften Oberschlesiens die früher nicht vorhandenen So kol» wie Pilz« au- der Erde und heut« stehen dort ganz«' Regimenter Infanterie und Artillerie, devm Slämm reguläre polnisch« Kommando» au» der Posener und Haller-Arme« bild»».