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WchMtt für Wilsdruff Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und sonnabends. Bezugspreis viertelj. f Mk. 30 j)f-, durch die Post bezogen s Mk.55pf. Einzelne Nummern s0 Pf. Tharandt. Men, Zikbenlehn md die AmMude». Imlsblull Inserate werden Montags, Mittwochs uNd freitags bis spätestens Mittags f2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. 2lmtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für dis Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 70. Sonnabend, den 15. Ium 1895. Bekanntmachung, die Abgabe von Schreckschüssen betr. Die Abgabe von Schreckschüssen in Weinbergen und Kirschplantagen zur Abwehr der Vögel ist nur Demjenigen und zwar lediglich bezüglich seiner eigenen Person gestattet, welche sich im Besitze eines von der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ausgestellten Erlaubnißscheines befindet. Dieser Erlaubnißschein wird nur dann ertheilt, wenn der Nachsuchende 1 ., eine schriftliche Einverständnißerklärung des betreffenden Jagdpächters anher beibringt, 2 ., durch ortspolueiliche Bescheinigung nachweist, daß gegen die Ausstellung des Erlaubnißscheines Bedenken nicht vorliegen, der Nachsuchende sonst zuverlässig und mit der Handhabung seines Gewehres' vertraut ist, und daß ein Mißbrauch des letzteren unbedingt ausgeschlossen erscheint. Meißen, am 11. Juni 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. von 8«Iirov1vr. Heute Sonnabend, den 15. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, sollen auf dem hiesigen Schützenhause die Grasnutzunge« auf der Vogelwiese mit dem daran grenzenden Turnplatz, rechts und links an der Freiberzerstraße und der Brücke in den Stadt gräben, sowie am Mühlgraben unter den im Termin bekannt gemacht werdenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 13. Juni 1895. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Zur Weltlage. Zwei hocherfreuliche und bemerkenswerthe Friedenskund gebungen sind in den jüngstverflossenen Tagen unmittelbar hinter einander gezeitigt worden, die Ansprache des Kaisers Franz Josef an die Delegationen und die italienische Thronrede. Die Rede des österreichisch-ungarischen Herrschers keim Empfange der Parlamentsausschüsse wie die Begrüßungsansprache König Humberts an die neugewählte italienische Volksvertretung athmen eine feste Friedenszuverstcht, was gerade zum jetzigen Zeitpunkte um so mehr hervorgehoben zu werden verdient, als sich h^e und da einige leise Wölkchen am Horizonte der internationalen Politik zeigen. Namentlich könnten die mit der armenischen Angelegen heit verknüpften Vorgänge Anlaß zu einer gewissen Beunruhigung bieten. Die ablehnende Antwort der Pforte auf die Armenien betreffenden gemeinsamen Reformvorschläge Rußlands, Frank reichs und Englands hat zweifellos bei den Cabineten von Petersburg, Paris und London verschnupft und die Verstimmung der drei Mächte gegen die Pforte erscheint um so begreiflicher als die türkische Genugthuungsaktion wegen der Blutthat von Dj-dda noch immer nicht in Fluß kommen will. Inzwischen ist der Großvezier Djevad Pascha gestürzt und somit dem Grolle der drei Mächte gewissermaßen zum Sühneopfer dargebracht worden. Niemand wird aber behaupten wollen, daß der Rück tritt des bisherigen türkischen Reichskanzlers die brüske Ablehnung der wegen Armeniens gemachten Reformvorschläze seitens der Türkei erheblich mildere, bleibt doch die Thatsache bestehen, daß man sich in Stambul eine Einmischung des Auslandes in häus liche Angelegenheiten der Türkei mit aller Entschiedenheit ver beten hat. Wenn trotz der Vorfälle im Orient von so hoher Stelle in Wien und in Rom aus der Erwartung, daß die Fricdens- tendenzen in unserem Welttheile fortdauern werden, bestimmt Ausdruck verliehen worden ist, so muß also in den maßgeben den politischen Kreisen von Europa die Ueberzeugung bestehen, es werde der augenblickliche Konflikt zwischen der Pforte und dem jüngsten Dreibund" keine ernster- Bedeutung erlangen. Diese Anschauung erfährt ihre Bekräftigung durch die soeben von dem neuen österreichisch-ungarischen Minister des Auswärtigen Grafen Goluchowski in den Delegationsausschüssen abgegebenen Erklärungen. Sie besagen in ihrem Kernpunkte, daß der statt gehabte Personalwechsel in der Leitung der auswärtigen Ange legenheiten des Donaureiches an den Zwecken und Zielen des Friedensbundes Oesterreich-Ungarns mit Deutschland und Italien nicht das Geringste ändern werde, mit der unentwegten Fort dauer, des mitteleuropäischen Bündnisses ist aber von selbst die gewichtigste Bürgschaft für die Erhaltung des europäischen Friedens gegeben. Außerdem versicherte jedoch Graf Goluchowski noch ganz speziell, daß keinerlei Befürchtungen existirten, es könnte die erfreuliche allgemeine Lage in absehbarer Zeit eine Trübung erleiden. Demnach erscheint allerdings die Zuversicht begründet, daß weder die jüngsten orientalischen Angelegenheiten noch auch die fernere Entwickelung der ostastatischen Frage einen stören den Einfluß auf die Völkerharmonie Europas ausüben werden. Schließlich steht ja in den nächsten Tagen eine neue im posante Friedenskundgebung in Gestalt der feierlichen Ein weihung des Nordostsee-Canals bevor. Neben den vereinigten Staaten von Nordamerika werden fast alle schifffahrenden Nationen Europas bei diesem bedeutsamen festlichen Akte vertreten sein, und sicherlich wird auch dieses Völker „Rendez-vous" an den deutschen Ostseegestaden wesentlich mit das seinige dazu bei tragen, daß die Beziehungen zwischen den Nationen Europas kammer die Anklagen der Revanchemänner gegen das Cabinet der Bremer und Hamburg" Schmu Ribot regierungsseitig kräftigst und mit größtem Erfolg zurück- demjenigen der »Palatm" gl-H Kanal passiken kann. gewiesen worden, außerdem hat auch das französische Geschwader e der französischen Deputirtenkammer zum guten Theile des Wirtliche eigentliche Aufgabe in der Haupt- geschickten Schachzug des Ministerpräsidenten Ribot ver- lichcr, er 9 Nachdem die vier ersten Theile des Bürgerlichen seiner Erklärung, daß die französisch-russische Allianzj fache vou ^tzt auck> Ker einem freundliche und friedliche bleiben. Mit Genugthuung kann es daher nur erfüllen, daß die Bemühungen der französischen Chauvinisten, einen Mißklang in die berangenahten Festtage von Kiel zu bringen, erfolglos geblieben sind. Wie schon kürzlich in, Senate, so sind jetzt auch in der französischen Deputirten- seine Fahrt von Brest nach Kiel angetreten. Nicht zu verkennen ist allerdings, daß das Cabinet Ribot seinen Sieg in der Kieler Debatte der französischen D-Putirtenkammer zum guten Theile dankt, seiner Erklärung, daß die französisch-russische Allianz wirklich bestehe. Immerhin bleibt jedoch noch abzuwarten, ob in der That ein förmlicher Bündnißvertrag zwischen Frankreich und Rußland existirt, bejahenden Falles wäre es doch mer , würdig, daß man französtscherseits erst jetzt mit dieser „g v Nachricht" hervorgetreten ist. - Do Ist. u«o „d di-s- W-il- dk «o mW-" d.« Erinnerung an ö „ ^ri „Vorwärts", in eine blinde WMb"vefte^ M-t einem unverkennbaren Hinweis auf da« zur Erleichterung der Anschaffung auch h-ftweise zur Ausgabe a-langende Werk ergeht sich der „Vorwärts in den wüstesten Schimpfereien. Die Ereignisse von 1870-71 stellt das saubere Blatt direkt auf eine Stufe mit den „Schauerthaten, die in Zehn- und Zwanzigpfennig Heften zerkleinert mit Erfolg als Kolportagercman ausgeschlachtet werden." Der glorreiche V-r- theidigungskampf Deutschlands ist für das Blatt nur eine Zerfleischung der beiden bedeutendsten Kulturvölker des Kontinents auf Geheiß ihrer Fürsten" und die Schilderung dieses Kampfes und der deutschen Waffenthaten gilt dem „Vorwärts" nur als Kciegserinnerungs-SLund", der „bis zum Ekel detaillirt die Ereignisse von 1870 mordspatriotisch angetüncht" wiedergiebt Wir halten die deutschen Sozialdemokraten, namentlich die' welche den Krieg von 1870'71 mit durchgefochten haben für weit besser als st- das eigene Parteiorgan hier erscheinen'läßt. Herrn Liebknecht aber möchten wir das Studium der Rede empfehlen, mit der soeben in der französischen Kammer der Genosse Millerand der Ereignisse von 1870/71 gedacht hat. Vielleicht lernt er dann noch in seinen alten Tagen sich — schämen. Die Kaiserflotille, die am 20. Juni die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Canal unternimmt, setzt sich aus 21 deutschen und fremden Fahrzeugen zusammen. Den acht deutschen Schiffen, Kaiserjacht „Hohenzollern", Aviso „Kaiser adler , Aviso „Grille", sowie den Bremer und Hamburger Schnelldampfern „Kaiser Wilhelm II.", „Trave", „Augusta Viktoria", „Columbia" und der Lustjacht des Ecbgroßherzogs von Oldenburg „Lensahn" folgen 13 fremdländische Jachten und Avisos. An Bord der „Hohenzollern" befinden sich außer der kaiserlichen Familie Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Friedrich Leopold, Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, Herzog Friedrich Ferdinand und Prinz Albert von Holstein- Glücksburg. Die Bundesfürsten und die Bürgermeister der freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen schiffen sich an demiemgen der » "t Kanal passir-n kann, zweifellos mit vollst § zweite Losung de« Entwurfes Geheimen Oberjustizraths Küntzel m unermüd- Bord des „Kaiseradler" und des „Kaiser Wilhelm ll." cm- Die übrigen deutschen Schiffe sind für die E^te sandten, Marine- und Militärattaches der fremde Mäch , die Bundesraths- und Reichstogsmitglieder Schiffe kaiserlichen Gäste bestimm. Gesetzbuches bereits veröffentlicht worden sind, ist jetzt auch der fünfte und letzte Theil, das Erbrecht umfassend, in zweiter Lesung fertiggestellt. Die Veröffentlichung ist schon für die allernächste Zeit zu erwarten. Es ist also jetzt mit Zuversicht anzunehmen, daß der Entwurf des Gesetzbuches schon bei Be ginn des Herbstes an den Bundesrath gelangen wird D««» »od di- mch. »MW- dL °°" b-m Besitz eines gemeinsamen bürgerlichen Rechts trennt Der Kommission für das Gesetzbuch wird man e« in k/n 2°»-- "»d u»'" energischen Thätigkeit Dank wissen, , erstanden hat, die in ihrer Aufgabe beruhenden EN sugreich zu überwinden. Was der Kommission verbleibt, ist einmal die Pflicht, eine letzte 'onelle Feilung an dem ganzen Werke vorzunehmen, dann «ELesung des Einführungsgefetzes. Daß in dieser letzten Aufgabe noch manche Bedenken und Umstände zu überwinden find, wird Jedem klar, sobald man einen Blick in die ver wickelten Bestimmungen wirft, die das Einführungsgesetz nach Maßgabe der ersten Lesung enthält, theils um die eigenthüm- lichen und berechtigten Rechtsbildungen einzelner Landesgebiete aufrecht zu erhalten theils um aus der Vielgestaltung des jetzigen Rechts den richtigen Uebergang zu dem einheitlichen Rechtszu stand zu vermitteln. Die „Köln. Ztg." ist der Meinung, daß mit einem wohlwollenden Entgegenkommen gegen partikulare Rechtsbildungen, welche die großen Züge des neuen Reichsrechts zu stören nicht vermögen und, soweit sie eben dauernd nicht lebensfähig sind, erst allmählich mit der größeren Ausgleichung der Anschauungen, Sitten und Bedürfnisse den Auflösungs prozeß durchmachen werden, daß mit einem solchen besonnenen Takt gegenüber dem, was besteht und wirklich lebt, und die zweite Lesung des Einführungsgesetzes zu einem glücklichen Ende gelangen wird. Da der rasche Verlauf der übrigen Arbeiten es der Kommission ermöglichen wird, gleich zu Anfang des Herbstes das Einführungsgesetz in die Revision zu nehmen, so wird der Staatssekretär des Reichsjustizamts voraussichtlich Recht behalten, wenn er in der letzten Session des Reichstags den Abschluß des bürgerlichen Gesetzbuches nebst Einführungsgesetz für das Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt hat. Soweit bekannt ist, beabsichtigt der Bundesrath, bereits im Herbst, so bald das Gesetzbuch selbst in seine Hand gelangt, mit seiner verfassungsmäßigen Berathung zu beginnen. Er kann das Ge setzbuch selbstverständlich einer juristischen Durcharbeitung nicht unterziehen. Faßt er seine Aufgabe auf, wie sie bei der Ein setzung der Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch gedacht war, im höchsten politischen Sinne, dann dürfen wir nunmehr die bestimmte Hoffnung hegen, daß bald nach Beginn des neuen Jahres der Reichstag sich vor die größte gesetzgeberische Auf gabe gestellt steht, die ihm seit der Gründung deS Reiche« er wachsen ist.