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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSprei» beträgt vierteljährlich t Mark 2« Ps. pr»n«wsr»oäo. Anzeiger Inserate werden bis spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbet« und die CorpuSspaltenzeil« «tt 10 Pf., unter „Eingesandt" mit so Ps. berrchnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 126.Sonnabend, den 28. October 1882.7. Jahrq. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Localitäten bleibt die Raths- und die Stadtcassenexpedition Montag den SV. Oetober a. e. geschloffen. Zwönitz, den 27. October 1882. Der Bürgermeister. Adam. Bekanntmachung. Die Standesamtsexpedition bleibt Montag den SV. Oetober a. e. geschloffen. Dringliche Fälle werden Nachmittags von 2—3 Uhr erledigt. Zwönitz, den 27. October 1882. Der Standesbeamte. Adam. Tagesbericht. — Zwönitz. Nächsten 14. Novbr. wird im hiesigen Gewerbe verein Herr Th. H. Lange aus Dresden über seinen Besuch im Mormonenlande sprechen und soll auch Nichtmitgliedern der Zutritt gestattet sein. — Ueberall, wo die Webindnstrie sich eingebürgert hat, ver suchen die Weber einen höheren Lohn zu erzielen. Am vorigen Sonn tag Nachmittag fand in der Schützenhalle zu Lichtenstein eine von den Weberinnungen der Städte Lichtenstein und Callnberg abgehal tene Versammlung statt, in welcher ca. 500 selbstständige Weber er schienen waren. Auch Herr Bürgermeister Fröhlich Lichtenstein wohnte den Berathungen bei. Der Obermstr. Fabrikant Mothes-Lichtenstein führte aus, daß die Lage der Weber derart sei, daß es anders werden müsse und eine Besserung dringend nothwendig sei. Die Genossen von Hohenstein-Ernstthal seien bereits vorgegangen und hätten 20 «/g Lohnerhöhung ins Auge gefaßt. Er sei der Ansicht, daß vor der Hand mit 1O"/o Lohnerhöhung versuchsweise vorgegangen werden möge. Man müsse nicht gleich zu viel auf einmal verlangen und nicht mit dem Kopfe durch die Wand rennen wollen. — Mülsen St. Jacob, 25. October. Heute Morgen nach 2 Uhr ging in dem Wohnhaus des Zimmermanns Emil Thümmler zn Mülsen St. Micheln Feuer auf, wobei leider nur sehr wenig bei dem Hausbesitzer, sowie auch bei dem Hausgenossen Christian Eckardt gerettet werden konnte. Eine Ziege, ein Schwein, Tauben und Hühner kamen in den Flammen um. Die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt noch unermittelt geblieben. — Kirchberg. Der Gymnasiast Adolph Eduard Brückner, welcher am 11. August d. I. beim Spielen mit einem geladenen Revolver seinen Bruder, den Seminaristen Bruno Brückner, erschoß, wurde am 17. October von der dritten Strafkammer des kgl. Land gerichts zu Zwickau wegen fahrlässiger Tödtung zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. — x Auerbach. Der Tod eines Mädchens, welches vor kurzem das 12. Lebensjahr erfüllt hatte, eines lieb aussehenden, geistig frischen Kindes, bewegt die Herzen der Bevölkerung unserer Stadt. Emilie Maul, dies der Name des unglücklichen Mädchens, suchte am Dienstage gegen Abend (6 Uhr), aus Furcht vor einer wegen entdeckter Unredlichkeit sie erwartenden Strafe, ihren frühen Tod in den Wellen des „Neuen Teichs" an der Klingenthaler Straße. Erst nachdem der Teich abgelassen war, fand man (gegen U> Uhr) die entseelte Hülle der kleinen Leichtsinnigen. Von dem Schmerze ihrer tiefbetrübten Eltern kann man sich wohl annähernd Vorstellmrg machen. — Die Bürgerschule zu Netzschkau ist auf behördliche Verfüg ung bis auf Weiteres geschlossen worden, weil nicht allein in Nach- barhäusern, sondern sogar unter den Kindern des im Schulhaufe wohnenden Hausmanns die Diphteritis ausgebrochen ist. — Am Sonnabend gerieth der 75 Jahre Wendler in Geit hain beim Abendessen mit feiner Tochter und wahrscheinlich auch mit seinem Schwiegersöhne in einen Wortwechsel, worüber der alte Mann sich so erboste, daß er im Zorne sich das Tischmeffer in die Brust stieß. Mit welcher Wucht dies geschehen sein muß, geht da raus hervor, daß die Wunde 2 Cmtr. breit war und der Stich durch die Brust bis in die Bauchhöhle gedrungen ist. Nach 2 Stunden erfolgte trotz ärztlicher Hilfe der Tod. — Das Leipziger Schwurgericht hat am Sonnabend gegen die 24jährige Dienstmagd Johanne Wilhelmine Weihmann aus Waldewitz bei Eilenburg, welche ihr Kind im Partheflufse ertränkt hatte, ein Todesurtheil ausgesprochen. — Bautzen. Wie schon mehrfach gemeldet, hat sich die Kennt- niß von der Zahl der Verbrechen, welche der hier wegen Mordes, Brandstiftung und vielen Diebstählen in Untersuchung befindliche Gärtner und Drainirarbeiter Friedrich Wilhelm Bock aus Merka be gangen, von Tag zu Tag vermehrt. Wie aus den Ergebnissen der Voruntersuchung zu ersehen ist, hat Bock hauptsächlich blutige Rache an dem ihn mehrfach verhaftenden, doch bis jetzt unverletzt gebliebe nen Gendarmen Mittasch nehmen wollen. So hat er dieser Tage angegeben, daß er gewillt gewesen sei, wenn ihm die Munition za dem gestohlenen Gewehre ausgegangen, ein von ihm in einer hiesigen Hausflur gestohlenes und verstecktes Beil zu benutzen, um Mittasch zu tödten. In Folge dessen wurde am vergangenen Freitag Bock unter starker Bewachung und gefesselt per Wagen au die von ihm bezeichnete Stelle am hiesigen Ziegelthor gefahren, um das betreffende Beil herbeizuschaffen. Dasselbe war auch wirklich von einem Raths- arbeiter dort aufgefunden worden und auf dem Griff befand sich der Name „Schamlotte, Bautzen," woselbst Bock es gestohlen hatte. Am 18. October, am Tage feines 27. Geburtstags, hat Bock seine Frau und zwei Kinder zu sich beschieden, was ihm auch gewährt worden ist. Bei Gelegenheit der zwischen diesen stattgefundenen Konferenz hat Bock gegen seine Frau den Wunsch ausgesprochen, sie möge nicht vergessen, ihm zum Weihnachtsfeste mit Strietzel (Stollen) zu versehen. Deutschland. Der Herbst-Aufenthalt des Kaisers in Baden- Baden hat in dieser Woche sein Ende erreicht und ist der Kaiser im besten Wohlsein am vergangenen Mittwoch wieder in Berlin einys- troffen. Obwohl das leichte Unwohlsein, von welchem der greis» Monarch noch während der letzten Tage seines Aufenthalts in Baden- Baden befallen worden war, gänzlich wieder gehoben ist, so haben die Aerzte dennoch einige Schonung angerathen; trotzdem war aber der Kaiser gesonnen, den Hofjagden am 27. und 28. d. beizuwohnen. Mit den in dieser Woche, am 26. d. M., stattgefundenen Ab- geordneten-Wahleu ist nunmehr die Landtags-Campagne in Preuße» beendigt und es werden sich »un die Gewinne und Verluste der einzelnen Parteien in der Wahlschlacht bald ziffernmäßig Nachweise» lassen. Nach dem Ausfälle der Urwahlen vom 19. Oktober zu ur- theilen, werden die Fractionen im neuen preußischen Abgeordneten- hause ungefähr in ihrer alte» Stärke wieder erscheinen; die meisten Vorurtheile haben jedenfalls die Deutsch-Conservatioen errungen und zwar auf Kosten der Fortschrittspartei, während letzterer als eine kleine Entschädigung einige bisher von den Nationalliberalen inne gehabte Mandate in Besitz nimmt,' die Secessionistcn haben, ebenfalls! auf Kosten der gemäßigt Liberalen, ei» paar Sitze gewonnen, während