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Erscheint wöchentlich drei Mal und rwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prrenumersnäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 80 Pf. berechnet. Zwönitz und N i gegen-. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 47. Donnerstag, den 21. April L88I. 6. Jahrg. Bekanntmachung. Nächste» Montag, den 25. April, Nachmittag S Uhr, haben sich sämmtliche neue Lehrlinge hiesiger Stadt in der Rector schule als Fortbildungsschüler anzumelden und ihre Entlassungszeugnisse mitzubringen. Zwönitz, den 20. April 1681. Die Lokalschu linspection. Neidhardt, Pf. Tagesbericht. — Zwönitz, 17. April. Am Nachmittag des Charfreitag wurde die von hier nach Stollberg abgehende Post Halbwegs zwischen Niederzmönitz und dein Gasthof zum Waldschlößchen von einer Anzahl Männer, die unerwartet aus dem Walde heraustraten, angehalten und der Führer des Geschirrs mit Schlägen geinißhandelt, sowie die Wagenthüren aufgerissen und die Insassen des Wagens, eine Dame mit drei Kindern, in die größte Angst versetzt. Endlich gelang es dem Kutscher durch starkes Antreiben der Pferde, den Angreifern zu entkommen. Es scheint weniger auf eine Beraubung der Post, als auf Rache gegen den Kutscher abgesehen gewesen zu sein. Die Angreifer find ermittelt und sehen ihrer Bestrafung entgegen. — Dresden. Anläßlich seines diesjährigen Geburtstages hat Se. Maj. der König dem Direktorium von Sachsens Militär-Nereins- bund die Summe von 600 Mark zur Vertheilung an Hilfsbedürftige ehemalige Soldaten überwiesen. — Ein ernster Warnungsruf, schreiben die „Dr. N.", liegt wieder in dem Briefe eines sächsischen Auswanderers, der vom 28. Januar d. I. aus Chicago datirt und in schlichten aber über zeugenden Worten von allen weiteren Auswanderungen abrälh. Der Verfasser ist sowohl in Milwaukee wie in Chicago mit allen feinen Hoffnungen gescheitert und dankte jetzt Gott unendlich, daß er nur und zwar durch besonderes Glück als Holzhauer bei einem reichen Amerikaner angestellt ward. „Verflucht sollen die Schufte sein — heißt es wörtlich in dem Briefe — welche durch falsche Vorspiegelungen die Leute verlocken u. s. w." — Mag es nun auch nicht Allen so übel ergehen, wie gerade ihm, so bleibt der Warnungs ruf doch immer beachtlich und ganz besonders für Solche, die ohne eine Profession geschickt betreiben zu können, glauben, da drüben liege das Geld auf der Straße. Prosessionisten finden, wie man aus mehreren Beispielen kennt, schon eher Verdienst, mitunter auch kesseren als hier, aber — die auf gar nichts hin hinüberschwimmen, verfallen fast Alle in schwere Drangsale. — Chemnitz, 17. April. Gestern wurde von unserer Polizei ein sowohl von einer österreichischen als von einer sächs. Behörde wegen verschiedener Diebereien steckbrieflich verfolgtes Individuum in sicheren Gewahrsam gebracht. — Gestern Abend geriethen in einer hiesigen Restauration zwei Männer in Streit über — die Kriegs- thaten der preußischen und der sächsischen Armee im Jahre 1870. Der Streit artete schließlich in eine Prügelei aus, wobei dem Ver fechter der preußischen Gloire ein Stück seiner Nase abgebissen wurde. Der Urheber der ziemlich bedeutenden Verletzung entging nur durch eilige Flucht seiner sofortigen Festnahme. — Die Reiszeugfabrik von Richter u. Co. hier ist in Melbourne mit der silbernen Medaille für die Vorzüglichkeit ihrer Fabrikate ausgezeichnet worden und hat da durch einen vollständigen Sieg über ihre englischen Konkurrenten duvongetragen. — An der Eisenbahnlinie Annaberg-Weipert wird am 1. Mai eine neue Haltestelle für Personenverkehr eröffnet und zwar „Sehma" zwischen Buchholz und Kranzahl. Die Billets für diese Haltestelle wird der Zugführer verkaufen, wie solches auch bereits in Königs walde geschieht. — Am 13. d. verunglückte auf dem Bahnhof von Eibenstock der 65 Jahr alte Handarbeiter und Sägeiischärfer Bauer aus Hundshübel dadurch, daß ihm durch einen Rollwagen das linke Bein zerfahren wurde. — Glauchau, 14. April. Vorgestern Mittags gegen 12 Uhr fand im sogenannten Hainholz bei Hohenstein ein Waldbrand statt, infolge dessen 5 Ku Bestand, und zwar 2 da sechsjährige Fichten schonung, 1 ka zweijährige Fichtenkultur und 2 Ku zweijähriger Laubholzniederwald fast gänzlich vernichtet wurden. Der entstandene Schaden beläuft sich auf mindestens 200 Mark. Vorsicht! — Meerane. Nach dem Vorgänge von Oberblasewitz vor einigen Wochen hat sich auch hier eine „Fechtschule" gebildet. Fecht brüder werden alle diejenigen, welche sich für 20 Pf. eine Mitglieds karte der „deutschen Reichsfechtschule" lösen und sich zu einer jähr lichen direkten Steuer von 10 Pf. verpflichten. Zweck dieser fried lichen „Fechtfchule" ist, zu Wasser und zu Lande, in Krieg und Frieden für die Errichtung eines Neichswaisenhauses zu wirken und zu sammeln. — Es wurde kürzlich aus Callnberg bei Lichtenstein berichtet, wie sich eine Anzahl Schulkinder bei Gelegenheit eines vorüber fahrenden Zuges auf der Secundärbahn den schlechten Witz erlaubten zu rufen: „'s hängt Jemand hinten dran!" Man konnte dabei der Meinung sein, daß dies ein Witz sei und nichts weiter zu bedeuten habe. Das ist aber nicht der Fall. Als der Zug nämlich in den Lichtensteiner Bahnhof einfuhr, hing thatsächlich Jemand hinten dran; derselbe wurde vom dortigen Bahnhofsinspektor in eine Stafe von 30 Mk. genommen, worüber der Betreffende sich jedoch nicht beruhigte. Er kam vom Regen in die Traufe; auf den erhobenen Necurs wurde er zu 80 Mk. Strafe verurtheilt. — Dahlen. Am 19. Juni soll ein größeres Schützenfest ab- gchalten werden. Da dieses Fest den Charakter eines Bezirks schützenfestes trügt, so werden sich außer der Schützengesellschaft in Dahlen auch diejenigen der Städte Borna, Belgern, Grimma, Mühl berg, Mutzschen, Mügeln, Oschatz, Riesa, Strehla, Schildau, Torgau und Wurzen betheiligen. An dieses schließt sich dann den folgenden Tag das alljährliche Schützenfest der Dahlener Gilde. Deutschland. Berlin. Neber einen am Charfreitag verübten Mordversuch schreibt man: Bei dem Kriminal-Kommissarius erschien am Freitag Morgen der jZimmermann Hahn mit der Angabe, soeben seine Ehefrau todtgeschlagen zu haben. Der Mann, der augen scheinlich einen geistesgestörten Eindruck machte, wurde sofort in Haft behalten, während sich der Kommissarius nach dem genannten Hause begab. Dieselben sanden bei ihrer Ankunft in der benannten Woh nung die Frau H. bewußtlos auf der Erde liegen. Auf der rechten Stirnseite zeigte sich eine 5—6 Centimeter lange tief klaffende Kopf wunde, aus der ein starker Blutstrom hervorquoll. Dem hinzuge rufenen Armenarzt gelang es nach längeren Bemühungen, die Frau zum Bewußtsein zurückzubringen, worauf die Frau angab, daß um 7 Uhr früh ihr Mann damit beschäftigt gewesen sei, die Verbin dungsthür zwischen der Küche und dem Flur zu schmieren, wobei sie ihm geholfen hatte. Als ihr Mann ein Beil unter die Thür legen wollte, habe sie ihm gesagt, daß dies nicht nothwendig sei, indem sie den Fuß darunter halte. In diesem Moment habe der Mann nun plötzlich, anscheinend in einem Anfall von Geistesgestört heit die Axt ergriffen lind sie init den Worten: „Ach nun ist mir alles egal" auf den Kopf geschlagen, worauf sie zusammengebrochen sei. Die Frau hat einen Schädelbruch erlitten, an ihrem Aufkom men wird gezweifelt. Rußland. St. Petersburg, 16. April. Einer St. Peters burger Meldung des „Mosk. Tel." zufolge soll die russische Regie rung ihren Londoner Botschafter, den Fürsten Lobanoff Rostowskij,