Volltext Seite (XML)
A-orter Wochenblatt. * >ÜM._ 'L '' . -i-'! Mi ttheilnng e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Tkalcr, bei Bestellung des Blattes durch Betengelegenheit: SU Neugroschcn. . Erscheint seden Mittwoch. 3. Dt). 1 Ans dem „fernen Westen." Beschluß.) Am Fuße der Gebirge angekommen, verließen mir ten Platte-Fluß und steuerten dem sogenannten Süd paß zu, der, indem man dem Süßwasser l^vovt wa- folgt bis zur Quelle, über einen sehr niedrigen Gebirgsrücken fuhrt, so niedrig, daß man nicht weiß, vd man an den Gewässern des atlantischen oder stil len Meeres sich befindet. Von da an, an der West seite des Gebirges, gingen wir über Hochebenen, ver schiedenen Flüssen und Bachen, dem Columbia-Fluß angehörig, nach, bis wir endlich am 8n«ko-ttivor anlangten, einem der Haupt-Tributäre des Columbia. Hier, einem damals sehr gefährlichen Orte, wurde rin Fort fspäter H'ort Hull genannt) gebaut. Nachdem es fertig war — im August — verließ es unser Capitain, «ine Mannschaft von ungefähr 10 Mann — meine Wenigkeit mit eingerechnet,— zurücklassend, und ging hinab, um eine Lachssischerei am Columviafluß zu etabliren. In diesem Fort blieb ich bis zu Ablauf meiner Dienstzeit von 18 Monaten, dann engagirte ich mich, nach einer verunglückten Liberjagd in Ge sellschaft mit 3 Amerikanern, wieder auf ein Jahr für 300 Dollars, büßte fast Alles ein, kaufte mir später «ine Ausrüstung von 2 Pierden, 6 Biberfellen, ein gutes Gewehr, Pulver und Blei nebst andern Din gen, welche sur solche Expeditionen nothwcndig sind und trat frei und unabhängig in die Reihen der Bi- ierfänger htrs^,>vr^ ein. So habe ich mit avwech- felndem Glucke, in fast steter Lebensgefahr, mich da- snbst herumgelrieben, bisweilen gute Jagd gemacht, dann durch feindliche Indianer wieder aus den Hund gebracht, bisweilen in Gesellschaft von Anderen form liche Gefechte ge-ieferl, wie z. B. den Üluuletvvt-Jn- diancrn rc. Eine Schilderung von dem dafigen Leben würde zu viel Raum erfordern, wenn ich bis zur jetzi gen Zeit meinen Lauf erzählen sollte. Genug sei es gesagt, daß ich 10j Jahr in den Gebirgen, fern von aller Civilisation zugebracht habe. Der Arm der Ge rechtigkeit erstreckt sich nicht bis dahin. Gewaltlha- ten, Raub und Mord aller Art werden daselbst ver übt, ohne einen Richler dafür zu finden. Land zu cultiviren, fällt Niemandem ein, das Leben ist'zu precär, die Buchse vertritt den Pflug, Wild aller Art gicbt es im Ueberflusse, sonst nichts. Darum hat man auch mcistentheils nichts als Fleisch und Wasser. Dagegen strotzt man von Gesundheit; die einfgche Diät ist die Ursache. Während der lebensmatte, ab gelebte Gourmand der Civilisation von einem Gericht« nach dem andern hinstiert und nichts seinen abgeric- benen, fuhllosen Gaumen kitzeln kann, verschlingt der gesunde Gebirgsmann, sei eö auf grünem Rasen, sei es auf weißem Schneegesilde, seinen schmackhaften Bratea von Büffelfleisch mit aller Gierigkeit eine» unverdorbenen Magens.— Sechs Jahre vor meinem dortigen Aufenthalte habe'ich an der westlichen Seite zugebracht, an den Gewässern des Columbia, den Ge wässern der Bai von Californiru und den des großen Salzsees. An der östlichen Seite habe ich die Quel len des Missouri und Arkansas durchstöbert, und älle Nebenflüsse, welche sich in beide ergießen. Zuletzt trieb mich eine Art Heimweh wieder in die Staaten zurück, wo ich im Juli 1Z44, zur Zeit der großen Ueberschwemmung des Missouri und Missisippi, an- langtc, und es schnell wieder mit meinem GebifgS- leben vertauscht hätte, da mir Alles fremdartig und unbehaglich vorkam. In 8z. l^omis ^gekommen, konnte ich mich nicht mehr zurechtfinden, die Stadl Halle sich so vergrößert und verändert, daß ich sic nicht mehr kannte. Es siel mir Anfangs schwer, zu sammenhängende Sätze im Deutschen richtig zu bil den, so viel hatte ich durch meinen langen Aufenthals in den Fclsengebirgen, durch gänzlichen Mangel ay Umgang mit Deutschen von meiner Mutlersprach«