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MsdmfferTageblaii Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Do» .Wilrdrufirr Tuarblall- erschrinl IftgUch nachm. s Uhr sür dni Ta,. Bczugapreis^ «ei Addolu», in der Deschäst-ftrUe und den An-gab-ft-llen rMd. im Monat, bei Zustellung durch die Bolen r,30 Md., bei Postdeftellun, r Wd. ,u,ü,lich Abtrag, . ,,,, . gebühr. Einzelnuminern tLPsg. Alle Poftanstalten IBvchLNvIüll fuk Ä>ilsöruff u. Ulnukgeno Pol, boten unü unsere Aur- vlliger und BrichSt,-stellen ' nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Am Falle hiiherer Gewalt, Krieg oder jonstig.rBctried-stdrungen besteht dein Anspruch aus Liescrung »er Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreise». — Rürdsenbung eingesandlcr Schriftstülde ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gejpatreneRaumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespalten« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold» Pfennig, dre 3 grjpa.tene Beklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchwrisungsget ühr 20 Goldpfennig. Vor- geschriebene Erscheinung-- - . taae und Blakvorscdriit-n werden nach Möglichd-it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derUMchUgu Anzeigen annahme in» vorm. Ui Uhr — — ll ggx tzjx Rtchtigdül der durch Fernruf übermiitclterl Anzeigen Übernehmer» wir keine Garantie. Jeder RabaNanfpruch erlischt, wenn der Betrog durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nr.46 —86.Jahrgang. Telegr Adr .Amtsblatt« Wilsdruff- Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 24 Februar 182? Lind die Saar? Wieder einmal hat sich im besetzten Gebiet einer der dort nicht gerade seltenen Zwischenfälle abgespielt. Die Franzosen haben zwei deutsche Gendarmeriekommandän- tenverhastet und im Auto davongeführt mit der Rück sichtslosigkeit, die dabei immer angewendet wird. Erst viel später erfuhr man den sogenannten Grund dazu. Deutsche Gendarmerie hatte nämlich einen Trupp von siebzehn jungen Deutschen, die sich in Begleitung eines Franzosen nach dem Mainzer Bureau der franz ösi- schenFremdenlegion begeben wollten, mit der Be gründung angehalten, daß sich unter ihnen steckbrieflich Verfolgte befänden. Das hat sich auch als richtig heraus gestellt bei dreien von ihnen, während die vierzehn anderen wieder entlassen wurden. Der französische Begleiter wurde, weil er es ablehnte, sich auszuweiseu, auf einer Station aus dem Zuge entfernt. Daraufhin erfolgte nun die Ver haftung der beiden Gendarmeriekommandanten. Also ein gewöhnlicher Racheakt, weil vermutlich die jungen Leute sich inzwischen ihren Eintritt in die Fremdenlegion Wohl noch einmal überlegt haben werden. Ein neuer Übergriff — nichts mehr. Aber dieser Vorgang bildet nur ein Spiegelbild von dem, wie es rings rm besetzten Gebiet zugeht. Die kleinen Nadelstiche werden rm unbesetzten Gebiet ja meist gar nicht bekannt. Aber die Vertreter der politischen Parteien im Saar geb i e t, die jetzt inBerlin weilen, werden wohl dem Ministerium für die besetzten Gebiete ausgiebigstes Material hierüber zur Verfügung stellen können. Es kam zu überraschend, daß der bisherige Vorsitzende der Saar kommission, Stephens, ein Kanadier, plötzlich von seinem Amt zurücktrat; über die Person seines Nach folgers hat sich nun schon eine heftige Diskussion ent- sponnen. Während von französischer Seite das belgische Mitglied der Saarkommission für den Vorsitz empfohlen wird — und dieser Vorsitz bedeutet eine fast absolute Herrschaft für das Saargebiet —, will das deutsche Saar land natürlich einen Deutschen zum Vorsitzenden haben; denn in dieser Kommission, deren Zusammen- setzung vom Völkerbundrat bestimmt wird, befindet sich ein Deutscher. Die Saarländer haben zuerst Fran zosen als Vorsitzende in dieser Kommission gehabt, die alle Anstrengungen machten, das Gebiet zu französieren, und sich dabei nicht darum kümmerten, ob das innerhalb des Rahmens der hierfür schon weit gezogenen Grenzen des Versailler Vertrages hineinpaßte oder nicht. Noch immer stehen französische Truppen im Saargebiet und man hat dort schwere Zeiten durchgemacht, weil man an das Schicksal der französischen Währung gekettet, ein Teil des französischen Wirtschafts-- und Zollgebietes war. Es nutzte gar nichts, wenn man mit Bitten und Klagen vor den französischen Minister hintrat, und in Genf, beim Völkerbund, dachte man gar nicht daran, in das verhäng nisvolle Wirken der Saarkommission hineinzureden. Im mer wurden die saarländischen Deputationen abgewiesen, die nach Genf gingen, um dort Beschwerden vorzubringen. Auf der letzten Tagung des Völkerbundrates, wo Deutsch land zum erstenmal als Mitglied erschien, hatte sich eine kurze Gelegenheit ergeben, Saarfragen zu behandeln; die Beratung wurde bald vertagt. Auf der kommenden Tagung im März wird nun die Neuwahl des Vorsitzenden der Saarkommission vor sich gehen müssen und Deutschland wird gut daran tun, seinen Anspruch darauf, daß das deutsche Mitglied zum Vorsitzenden gemacht wird, bald möglichst anzubringen. Vielleicht wird sich dann überhaupt Gelegenheit finden, die gesamten Streitfragen über das Saargebiet aufzurollen und vor allem die Zurückziehung der französischen Truppen zu verlangen, deren Anwesen- vcrstöstt^" E Abstimmungen des Versailler Vertrages baben'da? ttire inzwischen selbst eingesehen übelster Art taten dabei ein übriges. Der Vö^ hat infolgedessen einfach die Verpflichtung ,!^ einmal ein Wirklich unparteiisches Regiment im Saaraebiet zu erzwingen, um den unerträglichen Zuständen ein Ende zu bereiten, wie sie ja leider anderswo im besetzten Gebiet ebenfalls herrschen. WahSunruhsn in LHLkago. Gewalttaten und Entführungen. Aus Chrkago wird berichtet, daß es dort bei denk ersten Wahlgang der Bürgermeister- und Gemeinderats wahlen zu zahlreichen Gewalttätigkeiten kam, obwohl 3000 Polizisten und Detektive die Wahllokale bewachten und in Automobilen mit Gewehren und Maschinen gewehren durch die Straßen fuhren. In einem Fall wur den ein republikanischer Wahlrichter und zwei Kontrol leure von sieben bewaffneten Männern entführt. Außer dem haben sich vier andere ähnliche Fälle im Laufe des Tages ereignet. Drei Männer wurden durch Schüsse ver letzt. Im Hauptquartier eines polnischen Kandidaten für einen Gemeinderatsposten, wohin ein Wahlkontrotteur entführt worden war, verhaftete die Polizei 30 Männer und beschlagnahmte sechs Revolver und ein Maschinen gewehr. Im ersten Wahlgang siegle als republikanischer Kan didat für, die im April stattfindenden Bürgermeister- Tas MeitszeitMM M dem ReWrat. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 23. Februar. Amtlich wird mitgeteilt; Die Reichsregierung hat nunmehr den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung der ArbeitsMtveroPdmuH (Arbeitszeit-Notgesetz) dem Reichsrate vorgelegt. Der Vorläufige Reichswirtschaftsrat ist mit Rücksicht aus den nur vorläufigen Charakter der Rege lung und auf die große Eilbedürftigkeit mit dem Gesetzentwurf nicht befaßt worden. Inhaltlich dringt der Gesetzentwurf eine Abänderung der geltenden Arbeitszeitverordnung in denjenigen Punkten, die zu Klagen über zu lange Arbeitszeiten Anlaß ge geben haben. Zu Paragraph 6 der Arbeitszeitverordnung wird i vorgeschrieben, daß nach Wegfall eines Tarifvertrages die Be hörde noch während dreier Monate keine längere Arbeitszeit ge nehmigen kann, als sie nach dem Tarifverträge zulässig war. Ferner wird für behördlich zugelassene Mehrarbeit von Arbeitern ein angemessener Lohnzuschlag vorgefchrieben, um auf diese Weise entbehrlicher Mehrarbeit entgegenzuwirken. Eine Aei deruug des Paragraphen 9 macht die Verlängerung der Arbeitszeit über zehn Stunden hinaus, die aus dringenden Gründen des Gemeinwohls ausnahmsweise zulässig ist, von einer behördlichen Genehmigung abhängig, während bisher dem Ermessen der Beteiligen nach dieser Richtung freier Spielraum gelosten war. Die wichtigste der im Entwurf vorgesehenen Aenderungen ist wohl die Aufhebung des Paragraphen 11 Absatz 3 der Arbeitszeitverordnung, der eine an sich ungesetzliche-, ober von den Arbeitnehmern freiwillig geleistete Mehrarbeit unter gewissen Voraussetzungen für straf frei erklärt. Diese Bestimmungen hat die Durchführung der Ar- beitszeitvorschristen ungünstig beeinflußt und ist unter den heuti gen Verhältnisten nicht mehr haltbar. Tagung -es Auswäriigen Ausschusses. Die Beziehungen zu Rußland und Litauen. Unter Vorsitz des Abgeordneten Wallraf (Dtn.) be schäftigte sich der Auswärtige Ausschuß des Reichstages nit den deutsch-russischen Beziehungen. Es handelte sich dei diesen Beratungen um Spezialfragen, die vor allem nilitSrischeJntcrcsscn berührten. Der Sitzung, Sie für streng vertraulich erklärt wurde, wohnten Reichs ivehrminister Dr. Geßler und in Vertretung des Reichs- »ußenministers Staatssekretär von Schubert bei. Vorher wurde der Gesetzentwurf über das Zusatzab kommen zu Artikel 20 des deutsch-litauischen Handelsver trages vom 1. Juni 1923 beraten. Nachdem Staats sekretär v. Schubert einige Erläuterungen über das Abkommen gegeben hatte, wurde der Gesetzentwurf ohne Widerspruch dem Handelspolitischen Ausschuß des Reichs tages zur weiteren Beratung überwiesen. wählen William Haie Thompson. Wahrend des Welt krieges war Thompson heftig angegriffen worden, wett er Chikago die sechste deutsche Stadt Amerikas genannr hatte und auch bei sonstigen Gelegenheiten eine proalliiertc Haltung vermied. Große Mittelstan-skun-gebung. Der „Reichsausschuß der deutschen Mittelschicht". Das Verlangen zu einem großzügigen Zusammenschluf aller Berussschichten des Mittelstandes hat zur Grünvune des „Reichsausschusscs der deutschen Mittelschicht" geführt, die als Spitzenorganisatio» alle deutschen Mittelschichten um fassen soll. Die Berliner Haupttagung des Rcchsaussckuflcs des deutschen Mittelstandes sah eine Reihe von Ehrengästen. Es waren anwesend: Reichsjukttzministcr Dr. Hergt, Ministerial rat Dr. Feßler, als Vertreter des Rcichsw>rtschastsministe- riums, der Reichskommissar für Handel und Gewerbe. Dr. Hoppe, für das Retchsarbeitsministerium Oberreaicrungsrat Steinmann. Ferner sah man einige Parlamentarier. Als Vorsitzender des Rcichsverbandes des deutschen Hand werks sprach Derlien. Er verlangte die tatsächliche Durch führung des im Artikel 164 der Weimarer Verfassung ver ankerten Schutzes des Handwerks und wandte sich lebhaft gegen die ausschließlichen Monopoltendenzcn des Groß kapitals. Gegen das Handwerk werde der Vorwurf zu hoher Preise erhoben. Die Syndikate und Trusts seien es, die trotz Normalisierung und Rationalisierung die Preise ständig herabsetzen. In den großen Werken werden Verkaufsstellen für sämtlichen Lebensbedarf eingerichtet und die Waren zum Selbstkostenpreis abgegeben. Auch die monopolistischen Be triebe der Kreise und Kommunen seien, so führte der Redner aus, ein schwer erträglicher Wettbewerb für den gewerblichen Mittelstand. Der Vorsitzende des Reichsschutzverbandes für Handel und Gewerbe, L i e b a l d - Braunschweig, forderte eine ge rechte Steuerpolitik, die den selbständigen Mittelstand vor Überlastung schütze. Professor Dr. Stein-Berlin forderte als Anwalt des Deutschen Genossenschaftsverbandes den wirt schaftlichen Zusammenschluß zum Schutze und zur Wieder gewinnung wirtschaftlicher Selbständigkeit in der Genossen schaft. Für den Haus- und Grundbesitz sprach der Vorsitzende Ser Wermut der RheinlaMeWng. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Trier, 23. Februar. Auf einen Spaziergänger wurde in nächster Nähe der Stadt von einem Gerätcwagcn einer vor übermarschierenden französischen Infanteriekolonne ein Schuß ab gegeben, der anscheinend den harmlosen Wanderer erschrecken sollte. Die Kugel schlug einige Schritte vor ihm in einen Baum. Ob dieser leichtfertige Schuß tatsächlich dem Deutschen galt, enk- zebt sich der Möglichkeit einer Feststellung. Jedenfalls beweist dieses Vorkommnis einen gewissen Uebermut und wieder einmal die Unmöglichkeit der Rheinlandbesetzung. MMlMSchenWMtWzHMMml^ Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 23. Februar. Wie die Telegraphen-Union er- fährt, ist dem Admiral Scheer, der aus dem Dampfer Lützow des Norddeutschen Lloyds eine Mittelmeerrcise machte, im Hafen von Algier als einzigen Passagier das Betreten französischen Bodens verboten worden. SkiM Pmh Ner die WzW mWe MMO. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Reuyork, 23. Februar. Senator Borah gab heute eine Erklärung zur Entstehung des Weltkrieges ab und betonte dabei, daß für den Kriegsausbruch in erster Linie Frankreich und Ruß land verantwortlich zu machen seien. MkM mlrwich sich Ms 100 Me dm Per- «Weil SlaM. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Reuyork, 23. Februar. Nach dem Vertragsangebot, das der Präsident von Nicaragua, General Diaz, der amerikanischen Regierung gemacht hct, würde Nicaragua 100 Jahre lang dem amerikanischen Protektorat und Interventionsrecht unterstehen. oes «enirmveroanoes, Vtamral H u m a r-München, der betonte, daß 80 N des deutschen Hausbesitzes dem Mittel stand angeboren und daß die Wohnungswirtschastssrage vor allem ein mitrelständisches Problem sei. Dem Hausbesitz werde durch die Zwangsgcsetze im Wohnungswesen sein gutes Recht vorenthalten. Für das Schutzkartell deutscher Geistesarberter sprach Dr. Everling-Nikolassee, der die Zusammenarbeit zwischen den geistig und gewerblich Tätigen, wenn sie auch schwierig sei, dringend befürwortete. Als Präsident des Reichslandbundes betonte Gras Kalckreuth das außer ordentliche Interesse der Landwirtschaft daran, daß der Mittelstand sich in feinem Kamps um seine Unabhängigkeit durchsetze Bürgermeister a. D. Eberle-Dresden betonte in einem Schlußwort, daß Schwächung der Mittelschicht Pro letarier schaffe, während Stärkung der Mittelschicht die Lösung der sozialen Frage darstelle. Der Reichspräsident hat an den Reichsausschntz der deut schen Mittelschicht ein Telegramm gerichtet, in dem er diesem guten Erfolg zu seinen Arbeiten wünscht. Washingions Giaaiskunst. EineAnsprachedesPräsidentenCoolidge. In einer gemeinsamen Sitzung beider Kongreßhäuser im Repräsentantenhaus hielt Coolidge eine Ansprache, die den Auftakt zur Verwirklichung der Pläne für eine groß zügige Feier von Washingtons 200. Geburtstage im Jahre 1932 darstellt. Coolidge pries Washington als Selfmademan, tüchtigen Geschäftsmann, Idealisten, Pa trioten, Staatsmann, Heerführer und von Nationalgeist erfüllten Schöpfer. Weil Washington ein hervorragender Amerikaner war, wurde er, so sagte Coolidge, für die ganze Welt eine hervorragendePersönlichkeit. Seine Feldherrnkunst wankte niemals, sie siegte über ein auf der Höhe seines Ruhmes stehendes Volk, das 700 Jahre lang leinen Besieger anerkannt hatte. Wenn wir bedenken, daß die von ihm mitbegründete Negierungsform im Laufe der Zeit ständig erstarkte und den Anforderungen von nahezu 120 Millionen Menschen entspricht, die einen halben Kontinent einnehmen und die größte Macht darstcllen, die die Welt je sah, so können wir den Umsang und die Kraft von Washingtons Staatskunst ermessen.