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Adorfer Wochenblatt. M i t t h e L l u n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengelegcnheit 12 Gr. Sächs. MW lO.Dczbr. 1840. Erscheint jeden Donnerstag. N o t t e ck, in den Reihen der Kämpfer für Wahrheit und Recht, Freiheit und Volkswohl einer der hellsten und befähigtsten, muthigsten und kräftigsten — ist nicht mehr. Er starb am 26. November d. I., für die Sache der Freiheit und des teutschen Vaterlandes zu früh. Leicht sei ihm die Asche! Ein Wort über die projektirte Selecta in der neuen Bürgerschule zu Plauen. Jeder Kinderfreund, der sich für die Unterweisung und Bildung der Heranwachsenden Jugend interefsirt, muß sich höchst wohlthätig berührt und innig erfreut fühlen, wenn sein Auge aus dem neuen Schulhause ruht, welches die achtbaren Bürger unserer Kreisstadt Plauen als ein schönes, wohlgelungenes Denkmal des ächten Gemeinsinnes und der aufopfernden Fürsorge für ihre Kinder und Kindeskinder aufgebaut haben. Ver weilt man in den freundlichen Räumen, die nun, wie man hört, bald einer lernbegierigen Jugend geöffnet werden sollen und wo edle Kräfte, sowohl der Lernen den, als auch der Lehrenden freudig und munter sich regen und entfalten werden; so möchte man alle guten Geister in diese Räume herabbeschwören, daß sie schützend und segnend immerdar über ihnen walten. Um so mehr, da sich das niederschlagende Gerücht verbreitet hat, als gehe man damit um, dieses Haus, anstatt zu einem Uebungsplatze geistiger Kräfte für olle Stände, viel mehr zu einer Pflanzstätte des Servilismns und des engherzigen, sich abschließenden Kastengeistes umzuwan deln. So gern man auch annehmen möchte, daß die vielgeschäftige Fama hier nur ihr böses Spiel getriebm habe, so ist leider doch nicht zu verkennen, daß gerade dieses Gerücht in gewissen Kreisen höchst willkommen und ansprechend gesunden worden ist. Welche es aber diesen recht machen wollen, die haben die wahre, aus den innern Menschen berechnete Erziehung und Bildung der Kinder sicher nicht vor Augen, sondern sie rechnen Inur und benutzen dabei die Eitelkeit der sogenannten vornehmen Klassen, indem sie durch schmeichelhafte Ab sonderung derselben der zu errichtenden Schulkasse eine Güte thun wollen. Haben wir nämlich recht gehört und verstanden, so soll m dieser allgemeinen Bürgerschul anstalt zu Plauen noch eine Selecta, d. h. eine Auswahl solcher Kinder stattsinden, welche durch ihre äußeren Verhältnisse und durch die Vermögens umstände ihrer Eltern vortheilhaft vor den Uebri- gen ausgezeichnet sind. Diese sollen getrennt von den Üebrigen in besonderen Lokalien durch alle Abstufungen hindurch unterrichtet werden und wie man hört, dafür ein bedeutenderes Schulgeld (20 thlr. p. Kops) zu Nutz und Frommen der Schulkaffe zu entrichten haben. Also Gallerie und Sperrsitz, oder vielmehr ein Haus der Lords und der Gemeinen soll diese sogenannte allgemeine Bürgerschule zu Plauen inskünftig« darstellen? Und der Maßstab, nach welchem diese Aus scheidung stattsinden soll, ist der fragliche Zustand deS Geldbeutels, ob aus demselben pro Kopf 20 thlr. für die Schulkasse zu hoffen sind oder nicht? Wägen wir nur ganz oberflächlich diesen vorgeb lichen finanziellen Zweck jener projektirten Veran staltung gegen den pädagogischen ab, welcher Letztere hier doch unbedingt vorwalten muß, so leuchtet selbst dem schwächsten Verstände ein, daß jener finanzielle Zweck zuvörderst gar nicht einmal damit erreicht werde. Denn diejenigen Eltern, welche das Schicksal mit einem so ergiebigen Geldbeutel versehen hat, werden für ihre weit größern Beiträge natürlich auch einen verhältniß- mäßig größern Aufwand von Kraft und Zeit Seiten des arbeitenden Lehrerpersonals in Anspruch nehmm. Es müßte also auch eine größere Anzahl von Lehrern angestellt und besoldet werden. Nimmt man nun an, daß die sogenannte Selecta nur in 3 Abtheilungen zer fiel (Hanz abgesehen von der Trennung der Geschlechter,) so wurde jede Abtheilung wenigstens einen Lehrer voll ständig beschäftigen. Feder derselben müßte allerminde stens einen Gehalt von 300 thlr. bekommen, also in Summa 900 thlr. für die Selecta müßten aus der Schulkaffe bestritten werden. So weit uns nun die