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Wochenblatt für WiLSdruf, Lharand, Roffett, Siebenleh» »m- -ie Umgegende». Neunter Jahrgang. Freitag, den 6. Juli 1849. 2/. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. v„ tiefer ZeltsLriN «rsLelnt olle Keeltoze eine Nummer. Ler Preis für den DIerteIIo»r;an, io Ngr. Slmmtllch« KSnt,!. P«»- tMker de« Snlonde« nedmen L-lleUun<i-n"oeouf an. Sckanmmachlmaen, welch« ini nächsten Sluch erscheinen sollen, werden in Wtl«druf bi. Montan ÄbendS 7 Ubr, in Tbarand bi« Montag Nachmittag« S Udr, und in Nossen bi« Mittwoch vormittag« 11 Ubr angenommen. Luch tonnen di« Mittwoch Mittag -ingedende Zusendungen auf «erlangen durch die Poll an den Lruckott drtorder! werden, so dal ne IN der nichden Nummer erscheinen. Wir erdmen un« dieselben netter den rsdrcffen: ,,An kie Nedaction de« Wochenblattr« in WilSdriik", „an die Agentur de« Wochenblattes i» rbarand " und „an die Wochenblatts - Vrneditio» in Nossen". In Meisten werden Auftrag, eend ^eilellnnettn in der Buchhandlung von T. .Hinsicht und Sohn deiorgr. Eiwoige B-iiroge, welche der Tendcnj de« Blatte« n.ttorcchtte, sollen geis Mil qrclm Dunfc angenommen werden. Die Nedaction, Indem wir den nachstehenden nns zugcscndcteu Artikel unserm Blatte einverleiben zu lassen im Be griff stehen, bemerken wir, baß wir der in Vorschlag gebrachten Wahl nach Altersklassen uns nicht unbe dingt anzuschlicßcn vermögen, weil wir im Allge meinen dem menschlichen Lebensalter in Bezug auf Politische Lcbcnsansichtcn, was namentlich die Masse des Volks anlangt, einen überwiegenden Einfluß nicht zusprechen können und uns überhaupt die Aus führung der im nachstehenden Artikel auempfohlcucn Wahlen zur Volksvertretung nach Altersklassen mit solchen Schwierigkeiten verknüpft zu sein scheint, daß deren Durchführung wohl kaum anzuratheu sein möchte. Die Redaction. Sachsens Wahlgesetz. An das A. S. Ministerium und die zukünf tigen Vertreter des Sächsischen Volkes. Künftige Vertreter des Sächsischen Volkes! Hoffentlich werdet Ihr daS wirklich sein, Und nicht blos Vertreter einer Partei im Volke, wie Euere Vorgänger cs waren. Hört die Stimme eines Euerer Mitbürger, der keiner politischen Partei angehört, weil er zu frei fühlt und denkt, um solche Fesseln zu tragen. . Und Sic, mcinc Hcrrcn Minister! das Sächsische Volk erwartet von Ihnen — nicht ciu octroyirtcs Wahlgesetz — wohl aber eine baldige Neugestaltung dieser wunden Stelle Ler Sächsischen Gesetzgebung auf legalem Wege. Die Erfahrungen des letzten JahrcS haben ge zeigt, daß das jetzige, wohl übereilte Wahlgesetz für Sachsen keine wahre Vertretung des Volkes sichert. Der Grund liegt nicht darin, daß cs zu freisinnig, sondern einfach darin, daß es nicht naturgemäß ist. Indem cs so Vielen als möglich Stimmrecht gewäh ren will, beraubt es einen Theil, und gerade den gebildetsten, selbstständigsten, wahrhaft liberalsten Theil der Bevölkerung beinahe jeden Einflusses auf die Wahl und gicbt den Ausschlag in die Hände . einer unselbstständigen, leicht irre geleiteten Masse. Es läßt sich leicht zeigen, daß bei diesem Wahlgesetz nur die Jugend und in ihr irgend eine gerade herr schende Partei wählt. An Ihnen, die Sie dcr Krone mit Nath zur Seite stehen, und an Euch Vertreter deö Volkes! ist cs, dicscs Wahlgcsctz zu ändern, und was Ihr an seiner Stelle schafft, auf einer naturgemäßeren, verständigeren und freisinnigeren Basis zu erbauen. Dcr Geist Ler Neuzeit verlangt allgemeines Stimmrecht und directcWahl. Gut! aber die Menschen sind ungleich nach Befähigung, Erfah rung, Bildung, Eharaktcr,'.Besitz und Alter. Jede rationelle Staatscinrichtung erfordert deshalb einige Berücksichtigung dieser faktischen Ungleichheiten. Und selbst wenn man eine endliche Gleichmachung Aller als Ziel betrachten wollte — was gegen die Natur ist — so würde dadurch doch nicht die Ungleichheit der Altersstadien beseitigt werde» und jedenfalls müßte man, bis jenes ideale Ziel erreicht wäre, die bestehen den Ungleichheiten, wenn möglich, berücksichtigen. Die Art und dcr Grad dieser Berücksichtigung bilden Las schwierige Problem jeder Zeit. Man hat cs zu lösen gesucht durch die Wahl nach Ständen, durch die Verthcilung der Stimmenzahl je nach Ungleichheit der Abgaben und durch indi rekte Wahl, durch welche letztere man die endliche Entscheidung der Wahl aus den Händen der unge bildeten Massen in die einer gebildeteren Klasse zu bringen versuchte. Aber abgesehen davon, daß alle Abgrenzungen nach Ständen oder Steuerklassen un gemein schwierig ccnscgncnt durchzuführcn sind, stehen sie auch in keinem nothwcndigcn Zusammenhänge mit den ursprünglichen und wesentlichen Ungleichhei ten der Menschen.