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/W» «' «»««m«. »4««5»> 14. Jahrgang. Zrektog, -en 4. Mürz 1921. /luer Tageblatt I »»»-»««naanahm, dt, Uhr »,rm. 1Ur r,HI«r Ime», kao« «»»Stzr «>»' s-j-m," »,,» »I, tir Nszrlg« -urch jiriispr.chrr «rf»l-I .4»» toi Manuskript nicht t.UkUt> IrttWI ID. »,,ua,pr,I, > vurch «ns,», S.t«, sr«I In, Ha«, «,„»«» 4.« M«». »-< ,»»»»-.» m,na,iich 4,4- Mark. s»I -«» Post d.strUt »l«t,««-»«« ,,.t» Mark, man««»» 4.4» Mark, «rschrin« t«,»ch in »,n «»»Witta,.. st«n»„ mit sluanahm« ,»« «-.»n. un» »,I,rta„n. Unser, -»I«iin,.»u»tr«,,r un» slu,,,»«st,ll,n, s»»I, all« p»stnnstal«,n u«t vrt.ftr«,»» nitzmrn 0,st,Uu»s»» «»>,»,»». Nr. SS. Das Wichtigste vom Tage. Di« Londoner Konferenz hat die deutschen Vesgenvorschläge verworfen und ein Ultima tum gesetzt. Das deutsche Kabinett hat diese Mit- teilung gestern abend zur Kenntnis genommen, wird einen eingehenderen Bericht Timons abwar- t«N und heute dazu Stellung nehmen. Di« r'oinmunistisch« Partei Deutschlands fordert in einem Aufruf« zu Demonstrationen am Sonntag und zum Sturz der Negierung Mts. » Ter Reichstag nahm einen Antrag auf sofor tige Zulassung der Frauen zum Schöffen- und Geschworenenamt mit 170 gegen 126 Stim men an- Die polnische Regierung hofft, pon der En tente den Auftrag zu erhalten, bei Scheiter u n a der Londoner Konferenz, Polnische Truppen in Deutschland einrücken zu lassen. Es scheinen Da hingehende Versprechungen von den Franzosen abgegeben worden zu sein. Die Bewntschcislu gär neuen G tr läeornt'' ! Won Oberregierungsrat Arm» Rearscht, Leiter der LandesgeireiZeßr..:: Dor einigen Tagen sind di« Ernährungsminister a-n- Einzelstaaten in München zusammengetrosfen, um un ter Vorsitz des Reichsministers Dr. Hermes eingehend über die Bewirtschaftung .der neuen Getreideernce zu beraten. Man mußte sich gegenüber den Larlegungen der Verantwortlichen Reichsstellen davon überzeugen daß die Zwangswirtschaft in ihrer bisheri gen Form nicht Wetter aufrecht er halten wei den kann. Tenn im gegenwärtigen Wirtschaftsjahre haben sich die aus Der Jnlandernte erfaßten Getreide mengen gegenüber dem Vorjahre erheblich vermindert, und außerdem droht die landwirtschaftliche Erzeugung noch weiter zurückzugehen. Die sächsische Regierung gab lediglich .dieser Zwangslage nach, wenn sie einer Veränderung des Wirtschaftssystems für Brotgetreide nicht widersprach. Auf keinen Fall ist im Interesse Sachsens wie auch des ganzen Reiches eine völlige Frei gabe der Getreidewirtschaft zurzeit möglich. Diesen Standpunkt teilte auch die Konferenz. Denn die Zn- landernte steht hinter dem Jnlandbedarf so stark zu rück. daß wir auf erhebliche Auslandzufuhr, von Getreide nicht verzichten können. Diese Auslandzufuhr ist aber ein zu unsicherer Faktor in der Jnlandsernährung, so lange der MarkkurS so niedrig steht. Man muß also ein System wählen, das zwischen dem bisherigen und der freien Wirtschaft steht. Als bestgs- eignetes wurde das Umlageverfahren bezeichnet. Tem Landwirt soll die Ablieferung von 3V» bis 4 Dop pelzentner Getreide auf den Hektar seiner gesamten Getreideanbaufläche auferlegt werden. Ueber den Rest kann er insofern frei verfügen, als es in seinem Be lieben steht, wie viel er davon in seinem Betriebe ver brauchen und wie viel er verkaufen will. Ungelöst aber blieb vorläufig noch die außerordentlich wichtige Frage, ob er den Rest verkaufen kann.an wen er will und zu welchem Preise er will. Tie Verfechter dieser Art Der Regelung stützen sich darauf,, daß sie außerordentlich Pro dukt ionsanreizenv wirken und mit einem Schlag« den Schleichhandel beseitigen würde. Gegenüber einer sol chen Regelung erhoben sich aber stark« Bedenken, und diese Bedenken wurden vor allem auch von den sächsjschen Vertretern betont. Es ist . nämlich zweifelhaft, ob eS bei einer solchen Freigabe des UeberschusseS überhaupt noch Möglich ist, das Umlagegetreide tatsächlich zu er fassen und also die Brotversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Tie Preise für das freie Getreide wür. den sich in einem sehr hohen Brolpreis« ausdrücken. Mit Sachsen waren daher auch ander« Länder der Mei nung. daß man dem Landwirt den Ueberschußteil seiner Ernte wohl innerhalb seiner Wirtschaft zur völlig freien Verfügung lassen soll, -atz er aber, wenn er nach Tei lung seines Bedarfes das Getreide verkaufen will, «S an die Reichsgetreidestelle abführen mutz. Er würde in diesem Falle einen höheren Preis erhalten können; und zwar mutz dieser Preis so hoch sein, .datz er sich ausländisch« Futtermittel kaufen kann. Biel besser als mit polizeilichen Maßnahmen würde man ven Schleich handel mit einer Erhöhung der Brotration be kämpfen können. Tenn eine solch« Erhöhung würde die Neigung der Bevölkerung vermindern, sich Uber du» Matz der ausgegebenen Dteng« hinaus etnzudecken. Für di« Erhöhung Ist deshalb auf der Konferenz Sachsen mit Nachdruck eingetreten. Sin« Entscheidung hierüber wird aber erst fallen, wenn feststehl, in welcher Weis« der Ueberschutztetl der Ernte bewirtschaftet »verden wird. Auch die Frag« der Preis« für Getreide der Ernte 1921 wurde lebhaft erörtert. Die ReichSregis- rung vertrat den Standpunkt, datz die Festsetzung von Preisen nicht angebracht fei, solange nicht ein« endgül tige Entscheidung über die neue Wirtschaftsform ge troffen sei. Sachsen dagegen meint«, datz eine Fest setzung gerade letzt unbedingt notwendig ist, vor allem, I weil sie von günstigem Einfluss« auf die Feldbestellung sein würde. Sachsen hat sich insbesondere gegen «ine Erhöhung der fetzigen Brotpveis« ausgesprochen. Der RetchSernährungSminlster Dr. Hermes gab folgende Er klärung r Der Preis für das Umlagegetreide müsse un bedingt di« Produktionskosten de» Landwirt» decken. Unter keinen Umständen würden im laufenden Wirt schaftsjahr«, d- h. also bi» zum 1ö. August 1021, die Preis« für das von der Reichsgetreidestelle anzugebende Mehl erhöht werden. Gegenüber diesem wichtigsten Ge biet« des Ernährung-Wesens konnten die anderen nur Frist bis zum Montag mittag. Nach eine, Kanasmeldung hat Lloyd Georg» gestern auf der Londoner Konferenz eine Erklärung abge geben, in der es heißt die deutschen Gegenvorschläge verdienten keine nähere Prüfung. Er erinnerte an die Nichterfüllung von Verträgen in Betreff der Kohlen lieserung, der Entwafsnungsbedingungen, der Zahlung vor. zwanzig Milliarten und der Bestrafung der Kriegsschuld - gen. Wenn die Deutschen bis Montag mittag nichc die Grundlagen des Pariser Abkommens an nehmen, würden sofort folgende Zwangsmaßnah men angemendet: Besetzung von Duisburg, Ruhr ort und Düsseldorf; Erhebung von Abgaben ans den Verkaufspreis Verdeutschen Waren in den alliierten Ländern; Errichtung eine, Zoll grenze am Rhein. Hinzugefiigt wird, datz etwaige Abänderungen der Pariser Bedingungen nur die Arider Zahlungen betreffen dürfen, wie etwa die Herabsetzung der Iahreszahlungen von 42 auf SO. Tas ist ein glattes Ultimatum, dessen Forderungen sich in der Richtung dessen bewegen, was der Vertre ter von tzavas schon am Donnerstag mitteilte. Was zu der nun einigermaßen klar zu überblickenden Si tuation zu sagen ist, wurde seit Bekanntwerden der Pariser Beschlüsse wiederholt gesagt. Alle Parteien deS Reichstages haben es gesagt und Die Regierung selbst hat es durch .den Mund des Außenministers wie derholt erklären lassen: die Pariser Beschlüsse sind kür uns unannehmbar! Sie sind es, weil wir sie Doch nicht erfüllen könnten. So hätten wir denn Die Zwangs maßnahmen der Entente zu erwarten. Auch angesichts Les jetzt auf den Tag auszurechnenden Beginns dieser Aktion möchten wir noch einmal Vor allzu eilfertigen Schlüffen warnen. Die Meldungen, wie sie vorliegen, bieten trotz aller konkreten Angaben kein genaues Bild, der Vorgänge in London. ES wird da in unklarer Weise über den Begriff Pariser Vorschläge herumgs- redet. Tie Alliierten reden von der Grundlage des Pariser Abkommens, die wir anerkennen sollen; Dr. SimonS hat sich schon in seiner letzten Rede bereit erklärt, die Pariser Beschlüsse al» Grundlage tz« Erörterungen anzuerkennen. Das ist Zweierlei. Die große Frage ist, was von jeder Seite als Grund lage der Pariser Beschlüsse angesehen wird. Faßt sie die Entente so auf. Daß die Zahlung .der 226 Mil liarden, die ILProzentige Abgabe und die Nichtver- rechnunp der bisher geleisteten 20 Milliarden als Grundlage anzuerkennen sei. dann dürfte eine Ver ständigung unmöglich sein. Für diesen Fall hat die Regierung vom deutschen Volk« den Auftrag Nein zu sagen. Faßt sie dagegen, wie die Deutschen, als Grund lage das System der in Parts ausgedachten Wiedergut machung auf und läßt die Errechnung der zu leistenden Summe nach Abänderung per Frist und Raten zu, dann kann es sehr wohl noch bis Montag zu einer Verstän digung kommen. Hüten allerdings mutz sich Vie deut- sche Vertretung, das Ententedtktat auf dem Wege einer Verschleierung durch Zahlenkunststück« doch anzunehmen. TaS deutsche Volk ist nicht gewillt, in dieser Weiie mu sich verführen zu lassen und die Regierung könnt« nach Beendigung der Konferenz abtreten. ES braucht, wie gesagt, am Montag nicht unbe dingt marschiert zu werden. Wir verkennen die Schwie rigkeit unserer Situation durchaus nicht, wie Lloyd Georg« da- zu sagen beliebte. Glauben aber auch haß er und Brtand die Schwierigkeit der eigenen Lage eben falls nicht verkennen werden. Wenn deshalb heute aus den deutschen Zeitungen der Ruf erschallen wird: Bleibt stark! so ist.er ebenso notwendig an das deutsche Volk zu richten. Und «S ist ihm ein Bleibt ruhig hinzuzusügen. Tie Regierung darf Das deut sch« Volk nicht in di« Sklaverei schicken, sie darf.aber, ebensowenig den. Weg der Verhandlungen verlassen., so lange noch «in« letzt« Möglichkeit der Verständigung bleibt. Erst wenn dieser Fall klipp und klar zu er kennen ist, kann sie ihr Nein sprechen und darf dann sicher sein, datz das deutsche Volk wenigstens ziemlich einmütig die Folgen der Entscheidung auf sich nehmen wird. G j Lloyd Georges Rede» Simons' Antwort. Ter deutsch« Bericht über di« gestrige Sitzung per Londoner Konferenz lautet: Di« Sitzung der Konfe renz sand um 12 Uhr mittag im St. JameS-Palast statt. Lloyd George ergriff sofort nach Beginn der Sitzung das Wort, um die Antwort der Alliierten auf die deut schen Gegenvorschläge zu geben. Zn längerer Red« weit kürzer besprochen werden. Zn der Frag« den Kar toffel Versorgung im kommenden Wirtschaftsjahr war die Versammlung überwiegend für ein« VS Nia« Freigabe. Ausfuhrbeschränkungen der Länder sollen jedoch bet besonderen Notständen mit Zustimmung He» ReichSernährungSministerium» zulässig sein. — Wegen der Mtlchbewirtschaftung war man allgemein der Ansicht, daß die Milcherzeugung gesteigert werden müs- s« da di« Belieferung der Verbraucherzentren mit Milch sehr viel zu wünschen übrig lass«. Man verspricht sich manches von dem Abschluß von Lieferung-Verträgen. ührte er aus, datz die Vorschläge einen Angriff.ge gen den Grundgedanken de» Versailler Friedensvertrages darstellten. SS läge durch aus nicht in der Absjcht der Alliierten, Deutschland zu unterdrücken, im Gegenteil, diese seien davon überzeugt, datz ein freies, ,zu- riedeneS und blühendes Deutschland eine notwendige Vorbedingung für den Frieden und da» Wohlergehen Europas sei. Deutschland habe im Frte- densvertrag« seine Verantwortlichkeit für den Krieg Anerkannt und habe deshalb für die Krieg-« schaden Reparation zu leisten. ES sei bereit- ein weit gehendes Entgegenkommen der Alliierten, datz sie im Gegensatz zu dem Frankfurter Friedensvertrag von 1871 auf den Ersatz sämtlicher Kriegskosten Ver zicht e t h ü t t e n. Er sei der Meinung, daß das deut sche Volk noch nicht genügend den Umfang der Zer störungen würdige, die durch.den von dem kaiserlichen Deutschland heraufbeschworenen Krieg verursacht wor den seien. Er müsse seststelleni datz di« deutschen Gegenvorschläge als Grundlage iür ein« Bespre chung .oder Prüfung völligen geeignet seien; im Gegenteil eine Beleidigung und Herausforde rung der Alliierten leien. Berücksichtige man datz Deutschland im übrigen schon in vielfacher Hinsicht den Friedensvertrag von DersaUleS verletzt habe, .fo müsse man zu der Folgerung kommen, datz die deutsch« Regierung ihren Verpflichtungen nicht nach kommen wolle, .oder, was noch schlimmer sei, die Kraft nicht habe, ihren Willen durch»», setzen. Angesichts dieser Sachlage habe er namens der AM- irrten die deutsche Regierung aufgefordert, bi- Montag Mitteilung zu machen, ob sie die Pariser Beschlüsse annehme, oder Gegenvorschläge zu unterbreiten, die eine gleichwertige Ausfüh rung per au- dem FriedenSvertrage Deutschland ob liegenden Verpflichtungen sicherstellen. Andererseits würden 1. Duisburg. Ruhrort und Düsseldorf sofort be setzt werden, 2. die Alliierten von ihren Parlamenten di« Genehmigung einhvlen, von fxder Zah lung für Waren au- deutschen Lieferungen einen pro- zentualen Abzug für ReparattonSzweck« einzubehalten. 3. di« an der Westgxenze eingehenden Zölle unter Aufrechterhaltung de- deutschen Zoll tarif« beschlagnahmt und ein« neu« Zoll grenze am Rhein errichtet werden, von der « nach den Festsetzungen der Interalliierten Rheinland kommission Export, und Importzölle erhoben werden. Lloyd Georg« schloß seine Rede mit der Frage, ob Lr. Simon» gleich «ine Antwort geben wol le oder «in« neue Sitzung am Nachmittag Vvrzteh«. Reich-muister Dr. Simon, entgegnet«, di« Red« Lloyd George- würde mit der Sorgfalt geprüft werden, die ihrem Umfange und Ihrer Bedeutung entsprech«. Die Delegation werde di« Antwort bi» Montag mittag .erteilen. Im übrigen legte Dr. Simon» dagegen Verwahrung «in daß Lloyd Georg« di« Absicht der deutschen Regie rung unrichtig beurteil«, und betont«, daß über di« von den Alliierten angedrohten Zwana-matz- nahmen nach Ansicht der deutschen Regierung kei nerlei Anlatz oorlteg«. Die Reichsminister bleiben in Berlin. Dee Reichskanzler hat di, Reichsminister ausgesordert, in de» nächsten Tagen Berlin nicht zu verlassen, da dl« politisch« G«samtlag« di« Anwesenheit all«« Kabtnettm mitglt«d « r in B«rltn «rsorderltch mach«. D«r Ausschuß fit. Auswärtig«, soll sosorßl zusamm«ntr«ten, fall, in London «in, Krisi, od«r «in Abbruch d«r v«rhandlungen «tntritt. D«r sra n- zvstsch« und «nglisch« Botschaft«« trafen t«r«tt» gestern au, London wieder in Berlin »in. Auch ventral Nollet wurde für Donnerstag in der Vlltierten-Kommission zurückernmr- tet. Da, läßt annehmen, daß di« prinzipi«lle Entscheidung V« Alliierten in London schon gefalle« ist. Gerüchte über den Rücktritt Dr. Simons'. In London lausen Gerüchte um. di« von einer Demission Dr. Simon, sprechen. Man nennt Lu« tu, al, Nachfolge und dergleichen m«hr. Tin ander«, Gerücht will von Meinung,- Verschiedenheiten innerhalb der Delegation «iss«». Am- non angeblichen NücktrM-abfichten Bergmann, ist di« Red«. (Hier wird, wie so oft. der Wunsch der Vater d«, Gedanken, sei«. La» Ein Ultimatum der Entente.