Volltext Seite (XML)
Mts- M Anzchebllltt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Wrngebung Verantwortlicher Redakteur, Dmcker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. El^vnnsmenl »iertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. b«S „Jllustr. UnterhaltungSbl." ». der Humor. Beilage „Seifen- blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen ReichSpostanstalten. Lrlrgr.-Adrrste: Amtobtatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jn'serlionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. -------- 55. Jahrgang. -------- Dienstag, den 16. Jnni Bekanntmachung. Besuch Seiner Majestät des Königs bctr. Unsere Stadt darf sich rüsten, Anfang nächsten Monats Se. Majestät, unseren allverehrten und geliebte« König in ihren Mauern zu empfangen. Das nähere Programm für den Verlauf des bevorstehenden Allerhöchsten Besuches, wird noch bekannt gegeben, sobald der Tag und die Einzelheiten endgültig festgesetzt sind. Heute ersuchen wir zunächst die Vereine und Körperschaften, die sich an der Spalier bildung für Se. Majestät beteiligen wollen, dies bis zum 17. dss. Mts. in der Rats kanzlei hier melden und hierbei gleichzeitig mitteilen zu wollen, in welcher ungefähren Stärke der Verein oder die Korporation voraussichtlich antretcn wird. Eibenstock, am 4. Juni 1908. Der Stadtrat. Hesse. Müller. Nr 14S der Schankstättenverbotsliste und Nr. 3 des II. Nachtrages dazu sind zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 15. Juni 1908. Hesse. M. II. Ium Gedächtnis Kaiser Friedrichs III. -j- 15. Juni ISSS. „Wandrer, der du aus Deutschland berkommst, hemme den Schritt, Hier der Ort, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt. Hörst du, wie Welle an Welle stöhnend zum Ufer drängt? DaS ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt." Die schönen Worte lesen wir auf einer an der Villa Zirio in San Remo angebrachten Gedächtnistafel; sie erin nern uns an unseren geliebten Kaiser Friedrich. Zwei Jahrzehnte sind verflossen, seit er von uns gegangen ist, der edle Dulder, und nur eine ganz kurze Spanne Zeit ist uns das Glück zuteil geworden, ihn unfern Kaiser nennen zu dürfen. Welch' ein gewaltiger Abstand zwischen den Tagen stolzer Freude, als der Ruf „Hurra, vier Kaiser!" erklang, und jenen bangen Märztagen des Jahres 1888! Welch ein herbes, welch ein tieftrauriges Geschick, das unserm Kaiser Friedrich beschieden war! Schien doch diesem Fürsten, bevor er von der schweren Krankheit befallen wurde, in welcher ihm der unerbittliche Tod schon ein Jahr vor seiner Thronbesteigung sein schwarzes Siegel aufgedrückt hatte, nach der langen und ruhmreichen Regierung seines Vaters eine glänzende Zukunft zu lächeln! Von seinem Volke geliebt, ja förmlich vergöttert, war er bis dahin, vom Glücke in seltenem Maße begünstigt und bevorzugt, durch das Leben geschritten. In seiner ritter lichen Erscheinung und in der herzgewinnenden Freundlichkeit seines Wesens schien er wie kaum einer dazu berufen, das einigende Band, das seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches die Fürsten und Stämme unseres Vaterlandes um schlingt, zu festigen und immer enger zu knüpfen. Den deutschen Norden mit dem deutschen Süden als erster Hohenzollernsproß in seiner Person verbindend, stand er gewissermaßen als die lebendige Verkörperung unserer Einheit vor uns da. Wiederholt hatte er die deulschen Scharen zu glänzendem Siege geführt in den blutigen Kämpfen um des großen deutschen Vaterlandes Einheit, Freiheit und Unab hängigkeit. An der Brücke der deutschen Einheit, welche das große Jahr 1870 über die Mainlinie geschlagen hatte, war die bezaubernde Liebenswürdigkeit, mit welcher „unser Fritz" alle Herzen im Sturme eroberte, einer der stärksten Pfeiler. In der leuchtenden Schar jener ruhmvollen Paladine, die sich um den greisen Heldenkaiser Wilhelm reihten, stand er, nicht nur dem äußeren Range, sondern auch dem kriegerischen und politischen Verdienste nach, unter den vordersten. Mit Recht war er der erste unter allen Deutschen, der am 18. Januar 1871 huldigend das Knie beugte vor dem neuen Deutschen Kaiser; „unser Fritz" hat diesen zum guten Teil durch seine großen Waffenerfolge geschaffen. Ein Freund der schönen Künste und Wissenschaften, widmete dieser edle Hohenzoller auch dem Handel und Gewerbe seine teilneh mende und fördernde Fürsorge, er pflegte mit herzlichster Güte alle Pflichten der Wohltätigkeit und der Menschenfreundlich keit, war ungezwungen und so recht von innen heraus das Muster eines zärtlichen Gatten, des liebevollsten und auf opferndsten Vaters. Voll Vertrauen und voll Hoffnung sah Preußen, sah ganz Deutschland auf den Kronprinzen, der im Frieden wie im Kriege sich gleichzeitig als ein Held gezeigt hatte. Da aber nahte das herbe Geschick. In stiller Arbeit, unermüdlich an seiner eigenen inneren Ausbildung schaffend und modelnd, hatte der Kronprinz sich auf seinen dereinstigen Herrscherberuf vorbereitet. Seines Vaters Augen hatte der Tod leise und mild geschloffen, nun stand „unser Fritz" an der Schwelle seiner großen, verantwortungsvollen Tätigkeit, ein 57jähriger Mann, — und vor ihm gähnte das Grab. Welch ein Ge schick, so schwer, so herb, wie selten eines Mannes Schicksal! Doch auch hier erwies sich „unser Fritz" als ein Held. Er wußte, daß die Uebersiedlung aus dem sonnigen Süden nach dem in Eis und Schnee starrenden Deutschland ihm die karge Lebensdauer noch abkürzen werde; trotzdem zögerte er nicht einen Augenblick, dem Rufe des Schicksals und des Vaterlandes Folge zu leisten. Und als dann der todwunde Held von Königgrätz und Wörth in die Heimat zurückkehrte, um, allen Leides nicht achtend, des kaiserlichen Amtes zu warten, da richteten die Augen der ganzen Nation sich nach Charlottenburg, wo der mit warmer Begeisterung geliebte, hochideal und darum echt deutsch gesinnte kaiserliche Held dem nahenden Tode die Kraft abgewann, in der schmerzens reichen Zeit die Nation zu leiten und zu führen. So stehen Pflichterfüllung und gottergebenes Dulden mit leuchtenden Buchstaben über diesem letzten, leider nur kurzen Abschnitt seines Lebens! Am 15. Juni 1888 erlöste der Tod die Seele von den Fesseln der Vergänglichkeit, und wieder ging ein Wehruf durch Alldeutschland! — Uns aber, seinem Volke, war Kaiser Fried rich eine Jdealgestalt, die wir kennen und lieben lernen, der wir nacheifern sollen, zum Wohle aller und zum Heile des deutschen Vaterlandes, für das sein edles Herz in begeisterter Hingebung geschlagen hat bis zum letzten Atemzuge. Sokdalenmißyandkungen. Kürzlich ist in der Reichshauptstadt ein Artillerieunter offizier zu l'i Jahr Gefängnis und Degradation wegen Soldatenmißhandlungen verurteilt worden, die er in nicht weniger als sage und schreibe 000 Fällen begangen hat, und jetzt standen schon wieder einige Soldatenschinder vor den Gerichtsschranken. Früher bildeten Soldatenmißhandlungen ein trauriges Kapitel in unserer Armee und alljährlich wurden die Debatten beim Etat des Kriegsministers fast überwiegend nur mit der Schilderung solcher Fälle ausgefüllt. Wenn auch sonst unser Parlament auf die Verhältnisse staatlicher Institutionen von nicht allzu großem Einfluß ist, so hat doch auf diesem Ge biete der unablässige Kampf etwas genützt, und erfreulicher weise ist in den letzten Jahren eine ganz beträchtliche Ab nahme der Soldatenmißhandlungen herbeigeführt worden; in den Reichstagsdebatten hört man nur noch sehr selten davon und die ab und zu veröffentlichte Statistik gibt ein durchaus zufriedenstellendes Resultat. Freilich gänzlich verschwunden sind derartige Schindereien noch immer nicht und werden es wohl auch nie, denn es gibt in jedem Stande unbrauchbare Elemente, und äußerste Strenge gegen derartige Verfehlungen muß unbedingt Platz greifen. Milde ist da wenig angezeigt und würde in der Bevölkerung kaum verstanden werden. In dieser Hinsicht allerdings gehen die Militärgerichte oft ziemlich sanft vor, und es wird zuweilen in der Presse mit Recht getadelt, daß die Verfehlungen einfacher Soldaten meist über Gebühr streng geahndet werden, während Vorgesetzte oft recht glimpflich davonkommen. Weiter wird beklagt, daß Verhandlungen wegen Leuteschindereien meist hinter ver schlossenen Türen stattfinden, indem die bekannte Bestimmung vom „Ausschluß der Oeffentlichkeit im Interesse des Dienstes" Platz greift; schon seinerzeit bei Einführung des neuen Mili- tärstrafgeseges hat man auf das kautschukartige dieses Para graphen hingewiesen, weil schließlich bei fast jedem Vergehen eine Gefährdung der militärischen Autorität angenommen werden kann. Finden aber die Verhandlungen stets in breitester Oeffentlichkeit statt, so liegt schon darin ein gewisses Abschreckungsmittel, weil die Vorgesetzten dann Bloßstellungen in weitestem Umfange zu gewärtigen haben. Ein anderes Mittel, die Soldatenmißhandlungen noch weiter einzuschränken, wäre auch eine gründliche Abänderung des beim Militär be stehenden Beschwerderechtes, welches heute derart gestaltet ist, daß der Beschwerdeweg nur selten beschritten wird und daß, selbst wenn dies geschieht, dem Beschwerdeführer solche Unan nehmlichkeiten erwachsen, daß er ein anderes Mal lieber ver zichtet. Auf diese Weise ist es ja auch gekommen, daß die oberen Stellen der Militärverwaltung von den zahlreichen Mißhandlungen nichts zu hören bekamen und darum nicht in der Lage waren, mir aller Energie einzuschreiten. Hierin muß unbedingt Wandel geschaffen werden und dies würde auch für die Armee selbst von größtem Vorteil sein. Schließ lich sei noch eines Umsturzes gedacht, der sicherlich auch dazu beitragen würde, die Soldatenschindereien noch weiter herab zusetzen, nämlich Verbesserung der materiellen und sozialen Lage unseres Unteroffizierkorps. Das letztere ist nach Ein führung der zweijährigen Dienstzeit durch den verschärften Ausbildungsdienst in weit höherem Maße in Anspruch ge nommen wie früher, und es ist menschlich begreiflich, wenn sich dabei, namentlich wenn es sich um schwierige Leute handelt, eine gewisse nervöse Gereiztheit einstellt, die zu un liebsamen Ausschreitungen führen kann. Gewiß kann man zu dem Pflichtbewußtsein unserer Unteroffiziere das größte Vertrauen haben, gleichwohl wird man sich aber sagen, daß es dem Dienst selber zu statten käme, wenn ihre Lage eine den neuzeitlichen Verhältnissen entsprechende Besserung er fahren würde. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 15. Juni. Heute jährt sich zum zwanzigsten Male der Tag, an dem Kaiser Wilhelm II. den Thron seiner Väter bestieg und mit der preußischen Krone die des neubc- gründeten Deutschen Reiches erbte. — Berlin. Der Kaiser hat eine scharfe Kabinetts order an die kommandierenden Generäle der Armee gegen die homosexuellen Verfehlungen im Heere erlassen. Die Regimentskommandeure sollen erneut zu strengstem Vor gehen gegen Schuldige, ohne Rücksicht auf Person und Stel lung, aufgefordert werden. — Berlin, 13. Juni. Die Mitglieder der parla mentarischen Informationsreise sind, wie aus Danzig gemeldet wird, in Begleitung von Vertretern des Reichsmarineamts heute früh dort eingetroffen. Sie begaben sich nach der Kaiserlichen Werft und besichtigten deren Wohl fahrtseinrichtungen. Hieran schloß sich ein Besuch der Schichauwerft. Nachmittags nahmen die Herren auf Ein ladung der Stadt an einem Mahle im Ratskeller teil. Die Weiterfahrt nach Kiel erfolgt heute Abend auf dem Lloyd- dampfer „Derfflinger." — Danzig, 13. Juni. Heute abend fand die feier liche Begrüßung der Delegierten des Deutschen Flot tenvereins durch die Stadt Danzig statt. In großer Zahl versammelten sich die Festteilnehmer um 8 Uhr im Franziskaner Kloster, dessen Räume festlich geschmückt und dessen Gartenanlagen reichlich illuminiert waren. Ober bürgermeister Ehlers begrüßte die erschienenen Gäste im Namen der Stadt und brachte das Hoch auf den Kaiser aus. Geh. Regierungsrat Dusley dankte mit einem drei fachen Hoch auf die Stadt. Darauf hielt Oberpräsident v. Jagow eine Ansprache, in der er als erster Vorsitzender des westpreußischen Prooinzialverbandes die Delegierten der anderen Verbände als Gäste begrüßte. Es folgte eine Fest rede des Professors Schulze von der Technischen Hochschule, die mit einer Vorführung von Lichtbildern verbunden war. Hieran schloß sich die Bewirtung in den Räumen des Klosters. — Ueber die Unfallversicherung des La denpersonals hat das Reichsversicherungsamt im Ein vernehmen mit dem Vorstand der Lagereiberufsgenossenschafl Grundsätze aufgestellt, denen folgendes zu entnehmen ist. Der rein kaufmännische Teil des Ladenbetriebs, d. h. das Kontor, die Kasse, die Reise und die Verkaufstätigkeil, unter liegt nicht der Versicherung. Die nicht versicherte Verkaufs tätigkeit umfaßt das Vorlegen der Waren aus dem Hand lager an die Kunden und das Hantieren mit den Waren. Das Herbeiholen einer im Handlager fehlenden Ware aus einem besonderen Lagerraum und die Entnahme der Ware aus dem Hand- oder sonstigen Lager und deren Zurecht machen zum Zwecke des späteren Verkaufs sind versicherungs pflichtig. Der Versicherung unterliegt ferner die Beförderung der Ware von und zu der Bahn, Post, Kundschaft usw. — Der .Reichsanzeiger" veröffentlicht die neue Maß- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1908, ferner eine Kaiserliche Verordnung, durch die der Reichskanzler er mächtigt wird, für die afrikanischen Schutzgebiete und die Südseeschutzgebiete Vorschriften und Anordnungen zu er lassen betreffend Einrichtung der Verwaltung, das Einge borenenrecht und die Gerichtsbarkeit über Eingeborene, auch soweit Nichteinyeborene beteiligt sind. — Es ist m letzter Zeit zu beobachten gewesen, daß die Zahl der im Verkehr befindlichen stark abgenutzten Reichs-Nickel- und Kupfermünzen in letzter Zeit erheblich zugenommen hat. Die öffentlichen Kassenstellen werden daher von den Dienstbehörden auf die entsprechenden Vorschriften hingewiesen. Hiernach sind Reichs-Nickel- und Kupfermünzen, die infolge längeren Umlaufs und Abnutzung an Gewicht und Erkennbarkeit erheblich eingebüßt haben, bei den Kassen zwar anzunehmen, aber auf Rechnung des Reichs einzuziehen. -Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. Juni. Der Kaiser-Huldigungsfestzug hat bei Anwesenheit sämtlicher Erzherzöge und Erzherzoginnen statkgefunden. Der Kaiser verfolgte sichtlich gerührt mit größtem Interesse die einzelnen Gruppen und dankte namentlich unermüdlich für die seitens der einzelnen Nationalitäten in ihrer Sprache dar gebrachten brausenden Huldigungen. Der Festzug verlief in