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MlsdnOrTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts» gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs« Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dor- geschriebeneErscheinungs- tage und Playvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen- annadme bis oorm.LOUHr. - — FAx die Richtigst der durch Fernruf üdermittcltcnAnzeigrn übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspru ch erlischt, wenn dcrBetrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschast, Tagedlatt- "kcheini nn allen Werdiaeen nachmittags S Uhr. Bezug.prei,: Bel Abholung in "Ud den Ausgabestellen L RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3v RM., bei Poftbestellung IHR»? .. .. gebühr. Lin,clnnmmern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°stb°tenund-n,ereAus. "»gertmL Geicharisfteben —— nehmen zu jeder Zeit Be- Im Fallt höherer Gewalt. Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung 6Nmng oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Ar. 301. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt-' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Festtag, den 28. Dezember 1928 AMMO bei den ÄlWseii Deutsches Leid im Offen. Aas vor zehn Jahren v e r L o r e n g i n g. - In den letzten Tagen des Dezembers 1918, also gerade dor zehn Jahren, ging die Provinz Posen Deutsch land verloren, schwoll die Polenflut immer höher an und Wen den ganzen deutschen Osten verschlingen zu wollen, «in wohlvorberciteter Aufstand brach zuerst in der Pro binzialhauptstadt Posen los und trotz mannhaften Wider standes kleiner deutscher Truppenteile waren die Haller- truppen und die Sokols rasch Herren der Stadt. Das von der Umwälzung durchzuckte Deutschland war nicht in der Lage, seinen Besitz zu schützen, ein Bertrag des damaligen Neichskommissars mit der neuen polnischen Negierung räumte dis Provinz. Aber als die Fänge des Polenadlers immer weiter nach Norden und Westen griffen, vermochte der rasch gebildete deutsche Grenzschutz im Osten diesem Vordringen Einhalt zu bieten, ja die Polen wieder zurück zudränaen. Dieser deutsche Widerstand hat nichts genützt, der Versailler Vertrag nahm Deutschland nicht bloß Posen, sondern schuf das Unmöglichste, den Korridor. Seit den achtziger Jahren hatte in den polnisch bevölkerten Ge bieten Deutschlands, Rußlands und Österreichs die Agita tion zur Schaffung eines Polenstaates eingesetzt; der Tieg der Mittelmächte befreite daun den Hauptteil des beabsichtigten Staates vom russischen Joch und auf deutsche Veranlassung hin wurde schon 1916 die Unabhängigkeit Polens von Rußland proklamiert — damit aber auch die Voraussetzung für das alles geschaffen, was nun am 27. Dezember 1918 in Posen losbrach. Gerade dies aber Hai bi? tiefe Bitterkeit in das deutsch-polnische Verhältnis hin eingebracht; dieser junge Staal war außerdem durchaus »sicht auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker anf- gebaui, will aber zum reinen Nationalstaat werden mit «llen Mitteln. Denn der neue Staat wird nur zu etwa 7V Prozent seiner Gesamtbevölkerung von Polen bewohnt, während der Rest sich aus anderen Rationalitäten zu- sammcnsetzt, darunter ans weit über eine Million Deutscher. In breiten Strömen hat sich ja während dieser zehn Jahre die deutsche Bevölkerung der von Polen an sich zcriflenen Gebiete nach Deutschland ergossen und was zu- rückblieb, ist einem Martprium unterworfen, übrigens geht es den Ukrainern im Osten und Südosten, den Weiß russen im Wilnagcbiet nicht um ein Haar besser. Nur ge zwungen erkennt Polen die im Statut des Völkerbundes erklärten Minderheitenrechte au; soeben erst aber hat ja der polnische Außenminister Zaleski in Lugano »ine überaus scharfe Rede gegen dieses Minderheitenrecht Schalten. Dieser unbedingte Wille zur restlosen „Nationali- sterung" Polens steht auch dann immer im Wege, wenn es sich um die Regelung irgendwelcher Beziehungen mit kn Nachbarstaaten handelt. Wie gespannt namentlich das volnisch-russische Verhältnis, dann das zu Litauen und schließlich nicht zuletzt zu Deutschland ist, weiß die Welt. Die Auseinandersetzungen mit Litauen stehen ebenso jedesmal auf der Tagesordnung der Völkerhundsitzungen in Genf wie die Klagen wegen Verletzung der Minder heitenrechte. Als vorläufig noch nicht überwundener Stein liegt dieser polnische Willen zur Polonisierung der Grenzgebiete auch auf dem Wege, den die deutsch-polni schen Handelsvertragsverhandlungen gehen sollen. Und außerdem hört man jenseits der Grenze, vom Wohlwollen der Warschauer Regierung getragen, immer wieder Reden und Forderungen herübertönen, die von den „noch unerlösten polnischen Brüdern in Deutschland" sprechen, zu gleicher Zeit, als die Preußenrcgierung den Minderheiten ein überaus liberales Schulrecht einränmt. So ist durch Polen alles getan, in der schweren Wunde herumzuwühlen, die vor zehn Jahren dem Leib Deutschlands geschlagen wurde. Täglich geschieht den Deutschen neues Leid auf einem Boden, dessen Kultur doch deutschen Ursprungs ist und von dem man doch diese deutschen Spuren niemals ganz verwischen wird. Frankreichs Flotte. Ausbau der französischen SeestreitkrSste Paris, 27. Dezember. Die Deputiertenkammer wird sich d> einer ihrer nächsten Sitzungen mit dem Gesetzentwurf des Mc- siuemmisteriums über das Flottenstatut beschäftigen, das die Kampfkraft Frankreichs zur See regelt. Der Gesetzentwurf be schränkt sich ausschließlich auf die Flottenzusammensebung, wäh rend Küstenschutz, Marmeluftschisfahrt und Personalsragen den Gegenstand besonderer Gesetze bilden. Nach diesem Gesetzentwurf seht sich die ständige französische Flotte folgendermaßen zusam men: 175 OVO Tonnen Panzerkreuzer und Schlachtkreuzer, 390 000 Tonnen Kreuzer, Torpedobootszerstörer, Torpedoboote, W 000 Tonnen Tauchboote, 60 000 Tonnen Flugzeugmutterschiffe. dieser Tonnage sind nicht enthalten die Sonderschisse, wie Minenleger, Kohlen- und Petroleumtankboote, Schulschiffe, Fi- schereifchutzschiffe und Werkstättenschiffe. Diese Flotte soll späte stens 1943 erbaut ei». Frankreich will nicht! Der gefürchtete Anschluß Österreichs. Der sonst einigermaßen mit Schonung behandelte sozialdemokratische deutsche Reichskanzler Müller hat diesmal in Paris heftig angestoßen. Er hat in einem in Berlin erschienenen Artikel über die Aussichten für 192L gesagt, die Behandlung Deutschlands als gleichbe rechtigte Nation gehörte zu den Sicherungen für einen europäischen Dauerfrieden, und Kanzler Müller hat ferner in der Wiener „Neuen Freien Presse" einen Weihnachts gruß an die Deutschen in Österreich veröffentlicht, in dem er das unzerstörbare Zusammengehörigkeitsgefühl des deutschen Volkes im Reiche und in Österreich betont. Darob großer Entrüstungssturm in der französischen Presse, die sich gar nicht genug tun kann in Angriffen aus die jetzige deutsche Regierung und die Deutschen über Haupt, die sich herausnehmen, von dem Anschluß Öster reichs so oft und so selbstverständlich zn reden. Das „Journal des Döbats" findet, daß es sehr bezeichnend sei, daß nach den Unterredungen in Luaano und vor dem Zusammentritt der Sachverständigenkonferenz der Reichs kanzler öffentlich die Meinungen wieder aufnehme, die Stresemann bei Briand und Chamberlain nicht habe durchsetzen können. Nach der Ansicht des Reichskanzlers kom promittiere die Rheinlandbesstzung den europäischen Frieden; in Frankreich und anderwärts vertrete man eine vollkommen entgegengesetzte Ansicht. Der Reichskanzler behaupte, daß dtc Vereinigung Österreichs mit Deutschland jahrhundertealten Gefühlen entspreche. Das sei natürlich grundfalsch, die Deut schen wollten keinen wirklichen Frieden. — Der „Temps" sagt: Die Formel „ ..Neujahrsgrutz an Lie Deutschen in.Sster- Irdrs Jahr wird das Finanzgefctz die Zahl und den Typ der Schiffe fesilegen, zu deren Auftragserteilung der Marine- minister ermächtigt wird. Das Flottenstatut sieht vor, daß die Linienschiffe 20 Jahre, die leichten Kreuzer 17 Jahre, die Torpe doboote und Torpedobootszerstörer 15 Jahre und die Tauchboote 12 Jahre, gerechnet von den ersten Versuchsfahrten an, im Dienst fein werden. Der Berichterstatter betont in feinem Berichte, man habe den Beschränkungen der Washingtoner Verträge Rechnung getra gen und in den Möglichkeiten des Haushaltes bleiben müssen. Die französische Flotts solle die Freiheit der Verbindungen zwi schen Mutterland und Nordafrika sichern, die sör die Mobil- mackMg zu Lende unumgänglich ist. Im Maße des Möglichen werde sie die Küste verteidigen. In Anbettacht der verschiedenen Ausgaben sei den leichten und schnellen Kriegsschiffen der größte Anteil im Flottenbauprogramm eingsräumt worden. Der Was- hingtoner Vertrag gestehe Frankreich bis zu 175 000 Tonnen Panzer- und Schlachtkreuzer zu. Frankreich besitze augenblicksich keine Schlachtkreuzer, dagegen neun Panzerkreuzer von insgesamt 197 000 Tonnen. Der Berichterstatter weift darauf hin, daß Panzerkreuzer heute 300 bis 400 Millionen kosten. Er erklärt, man könne auf den Bau neuer Linienschiffe verzichten, wenn die anderen Mächte des europäisch:« Festlandes ebenfalls darauf verzichten. Augenblicklich besitze Frankreich nur ein Flugzeugmut- terfchiff von 22 000 Tonnen. Die Tonnage werde auf 60 000 Tonnen gebracht werden. Die Tonnage für leichte Kreuzer fei un bedingt notwendig und müsse kn kürzester Frist erreicht werden, angesichts der Rolle, die diese Schiffe spielen und der notwendi gen Verteilung der französischen leichten Streitkräfte zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen Meer. Dir 96 000 Tonnen Unterseeboote entsprächen etwa 40 Tauchbooten. Die Gestehungskosten der neuen französischen Kriegsschiffe können augenblicklich nicht genau festgelegt werden. Gegenwärtig stellt sich ein Panzerkreuzer auf 45—50 Frank für das Kilo, ein leichter Kreuzer auf 20 Frank und ein Tauchboot auf 25 Frank sirr das Kilo. Unter Anwendung dieser Preise auf die EesamttoMage und Berücksichtigung der Dienstdauer der Schiffe gelangt man zu einer durchschnittlichen Iahresausgobe von 981 Millionen Frank, wenn das Flottenstatut völlig durchgesetzt ist, und auf 794 Mil lionen Frank, wenn keine Panzerkreuzer gebaut werden. Zum Schluß weist der Berichterstatter darauf hin, daß die Gesamt- wasferverdrängung der französischen Kriegsflotte im Jahre 1928 sich auf 424 000 Tonnen, der britischen Marine auf 1377 000 Tonnen, der amerikanischen auf 1037 000 Tonnen, der japani schen auf 694 000 Tonnen und der italienischen auf 261 000 Ton nen belief. Was den Flottenhaushalt für 1929 anbelange, so be laufe er sich für Frankreich auf 2950 Millionen Frank, für Eng land auf 7215 Millionen, für die Vereinigten Staaten auf 9380 Millionen, für Japan auf 3065 Millionen, für Italien auf 1625 Millionen und für Deutschland aus 1320 Millionen Frank. Es ist nicht ohne Interesse, die Vorkriegszahien des fran zösischen Flottenprogramms zum Vergleich heranzuziehen. Im Jahre 1912 halte Frankreich 980 000 Tonnen Panzerkreuzer, 300 000 Tonnen leichte Schiffe und 94 000 Tonnen U-Boote. reccy" vuoe iwon em Programm. Es zeige, vatz 'Leutiauauo auf seinen Anschlutzwünschen beharre, in denen sich alle Par teien gleich seien. Sie sprächen von dem Recht auf die so fortige bedingungslose Rheinlandräumung und von der endgültigen Regelung der Reparationen in einem Sinne der nicht erfüllbar fei und im Gegensätze zu Frankreichs In teressen stände. Die Franzosen finden nnr eines berechtigt: den rück sichtslosen Egoismus für sich selbst und das Unterdrücken jeder berechtigten Forderung zugunsten der französischen Gewaltpolitik — wenn darüber auch die Befriedung Europas auf Ewigkeiten hinausgeschoben wird. * Stresemann betont Deutschlands Recht. Rei chsaußenminister Dr. Stresemann hat sich in einer Unterredung mit dem Vertreter der „Baltimore Sun" noch einmal ausführlich über den unbestreitbaren Rechtsanspruch Deutschlands auf sofortige Räumung der besetzten Gebiete geäußert. Er sagte, schon nach dem Ver sailler Vertrag habe ein wohlbegründeter Rechtsanspruch auf die Räumung des Nheinlandes bestanden mit der Voraussetzung, daß Deutschland die Entwaffnungs- und Reparationspflicht erfülle. Das sei geschehen, wie auch der Dawes-Plan cs zeige. Deutschland halte sich für berechtigt, anzunehmen, daß diese Tatsachen auf die Dauer uicht ohne Wirkung bleiben können und daß sie zusammen mit den nicht weniger starken politischen und moralischen Gründen dazu führen werden, die Besetzung deutschen Gebietes, dieses letzte militärische Überbleibsel aus dem Weltkrieg, endlich zu beseitigen. Ausms Amn Allahs au sm Baltz. Die Lage des Königs befestigt. Konstantinopel, 27. Dezember. Wie aus Kabul ge meldet wird, macht Ler strenge Frost weitere Kämpfe in Afgha nistan völlig unmöglich. Der König hebe an das afghanische Volk einen Aufruf gerichtet, in dem er eine Politik des Friedens sowie Zugeständnisse an die religiöse» Gemeinschaften anlündigt und die Unterstützung Les Volkes im Kampfe gegen Lie Aufständischen verlangt. Zwischen seiner Mutter und Vertretern Ler religiösen Gemeinschaften sei in Candahar ein Abkommen erzielt worden. Wie weiter gemeldet wird, soll Ler Obeamullah beschlossen haben, die Aufständischen zur Einstellung des Kampfes gegen Lie Re- gierungstruppen cufzufordern. Der König habe den Kronrat einberufen. Nach weiteren in Neu-Delhi eingegangenen Berichte,, aus Afghanistan sinh umnehr alle Frauen und Kinder europäischer Nationalität von Kabul nach Indien gebracht worden. Die Flug möglichkeit nach Kabul ist inzwischen wegen des schweren Schnee falles unterbunden worden. Die britische Gesandtschaft in Kabul ist in direkter Verbindung mit Indien und ebenso mit der afgha nischen Regierung. In Ler Nähe von Kabul wie Ialalabad sind keine weiteren Kämpfe mehr zu verzeichnen. Wie aus Kabul gemeldet wird, hoben sich zwei afghanische Stämme, Memanda und Kmijeli, die bisher gegen Aman Mich im Kampfe lagen, Lern König unterworfen. Die RegieruRgstrup- pen entwaffneten weitere Aufständische. Die Belagerung Iala- labads wurde offiziell abgebrochen. Dem biplomoMchen Korps ließ der König erklären, daß er beabsichtige, nach und nach den Belagerungszustand im Lande aufzuheben.. MWe in EWiev. Berlin, 27. Dezember. Aus Madrid meldet das B. T.: In dem ArMeriekorps der spanischen Armee hat sich neuerdings starke Unzusriedenheit gezeigt, und zwar tut sich besonders die Ar- tillerieakademie kn Segovia hervor. Mr Konflikt zwischen dem Offizierkorps von Segovia mH der Regierung, der bislang vor der Oeffenklichkeit streif geheim gehalten wurde, hat bis jetzt zur Verhaftung von 100 Angehörigen der Akademie geführt und wird voraussichtlich noch ernstere Folgen habrn. Jie amerikanischen Sachverständigen Ne uyort, 27. Dezember. Wie aus Washington gemel det wird, haben Owen Poung und Rufus Dawes die größte Aus sicht, die Sachverständigen für Europa zu werden. Nach Meldun gen aus Europa hat man auch Morrow als KaMdaten genannt. Kellogg erklärte aber, daß der augenblicklich in Washington wei lende Morrow unentbehrlich sei und möglichst schnell nach Mexiko auf seinen Kefandtenposten zurückkehren müsse..