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SrsHtbü wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich 1 Mark »0 Ps. prwnnwsranäo. ÄNWger Inserate werden bi- spätesten- Mittags des vorhergehmden Tage- des Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lO Pf., unter „Eingesandt" mit LS Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher RedaOttür: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 3. Augnst 1882. 7. Jabra. Tagesbericht. — Nach den Erhebungen vom 15. October 1881 gab eü im ganzen Königreich Sachsen 3814 Ortschaften, 142 Städte, 2,885,714 Seelen, 042 Parochien, 917 Hauptkirchen, 63 Schivesterkirchen, 160 Tochlerkirchen, 34 Nebenkirchen, 67 Begräbnißkirchen, 55 Kapellen 63 Betsäle, 1359 gottesdienstliche Stätten überhaupt, 1116 Geist liche, 410 Stellen niit Patronat, 734 Stellen mit Privatpatronat und 21 Stellen mit alternirendem Patronat. — Nicht überflüssig dürste es sein, daran zu erinnern, daß das Gesetz, betreffend die Bezeichnung des Raumgehalts der Schankgefäße, vom 20. Juli 1881 (S- 249 des Neichsgesetzblattes), mit dem 1. Januar 1884 in Kraft tritt. Nur di? Benutzung geaichter Gläser wird vom bezeichneten Tage ab in Schankwirthschaften gestattet sein; — es wäre zweckmäßig und hübsch, wenn diesem gesetzlichen Zwange bei Zeiten freiwillig von recht vielen Gastwirtheir zuvorgekommen würde. — Vom 1. August d. I. ab kommt in dem Nundreiseverkehr zwischen Sachsen und den böhmischen Badeorten eine neue Tour 0 (Chemnitz.Chemnitz) zum Berkaus gegen M. 22,70 für II. und M. 15,40 für III. Wagenclasse. Die Billets, welche für alle Züge mit diesen Wagenclassen dreißigtägige Giltigkeit haben, berühren die Stationen Chemnitz-Wolkenstein.*Annaberg-Weipert- (oder Pockau- Lengefeld-Marienberg-Reitzenhain )-*Kommotau»*Karlsbad-*Eger oder Franzensbad-*Bad Elster-*Plauen i. V.-*Reiche»bach i. V.-Zwickau- Chemnitz. (Bei den mit * bezeichneten Zwischenstationen werden Billets zu vorstehender Tour ebenfalls ausgegeben.) — Zwickau. In der Nacht zum Sonnabend war aus einem Stalle an der Werdauer Straße ein Pferd, 500 M. an Werth, gestohlen wor den. Es gelang aber der Polizei, den Dieb mit sammt dem Pferde in Glauchau festzunehmen. Der Dieb entpuppte sich als ein steck brieflich verfolgter Cigarrenarbeiter Wendler aus Werdau. — Auerbach i. V. Am 29. Juli Nachmittag in der dritten Stunde ist das 7jährige Mädchen der ledigen Weidlich im Hause der Möckel'schen Erben in der Querstraße Nr. 1 hier vom 2. Stock im Hintergebäude durchs Fenster auf die Straße gefallen und hat sich dabei 3 glücklicher Weise nicht gefährliche Kopfwunden zugezogen. Das Kind befindet sich in ärztlicher Behandlung und bereits auf dem Wege der Genesung. — Ein bestrafter Pferdeguäler ist der Tagearbeiter Steinitz in Niederleutersdors, der, nachdem er mit einem Geschirr des Guts besitzers Herzog in angetrunkenem Zustande von Warnsdorf zurück gekehrt war und die Pferde in den Stall geführt hatte, das eine dort noch weiter prügeln wollte. Allein das mißhandelte Thier schlug aus und traf Steinitz mit voller Kraft ins Gesicht, wodurch er schwere Verletzungen erlitt. — In Potschappel starb vor einigen Tagen die Frau eines Obsthändlers, welche, wie dies ungeachtet der vielfachen Warnungen leider noch so oft geschieht, Kirschkerns mit verschluckt hatte und trotz ärztlicher Hilfe einen schmerzlichen Tod sterben mußte. Ebenso liegt ein Mann in Zankeroda schon seit längerer Zeit infolge des Ver schluckens von Kirschkernen darnieder und muß entsetzliche Qualen ausstehen. — Pirna, 26. Juli. Heute passirte auf der Rückreise von Amerika eine in ihren Erwartungen bitter getäuschte böhmische Familie unsere Stadt. Die bedauernswerthen Leute hatten seiner Zeit Alles verkauft, um die Kosten der Auswanderung zu bestreiten, statt der erhofften goldenen Berge gab es dann aber Erfahrungen trübseligster Art. Nun gilt es wieder in der Heimath ganz von vorn anzufangen, da alle Mittel erschöpft sind. — Man berichtet aus der Oschatzer Gegend: Daß die dies jährige Ernte eine wirklich gute ist, beweist folgende Notiz: Ein Oekonom in Kreynitz bei Strehla hatte bei der vorletzten mittel- I mäßigen Ernte auf einem Stück Feld 75 Schock Korn geerntet, Heuer hat derselbe auf dem gleichen Felde 116 Schock einheimsen können. Man sieht also hier deutlich den Erntesegen! Nur eine Stimme des Lobes und der Befriedigung giebt es unter den Landleuten über die Qualität wie Quantität der Kornernte. — Altenberg. Die Verkaufspreise des fertigen Zinns haben sich gegenwärtig etwas gehoben und sind dadurch für den vaterlän dischen Zinnbergbau wieder bessere Tage gekommen. — Weida. Die dumpfige Sacristei in der hiesigen Stadtkirche wird jetzt in eine lichte Kapelle umgewandelt. Bei Ausschachtung des Erdbodens stieß man auf ein Grabgewölbe, worin man zwischen zusammengefallenen Särgen sieben Schädel nebst zerfallenen Gerippen vorfand. Hierdurch veranlaßt, legte man auch andere Grabgewölbe frei, wobei man in einem gut erhaltenen, geräumigen Kreuzgewölbe, unmittelbar unter dem Altar, die morschen Ueberreste des Sarges fand, in welchem Moritz Wilhelm, der letzte Herzog zu Sachsen-Zeitz, am 23. December 1718 beigesetzt worden war. Der gänzlich zer-, fallens Sarg lag zur Seite. Ein Kinderschädel, jedoch ohne andere Knochentheile, wurden vorsichtig auf das Kissen zusammengelegt, mit dem Bahrtuch überdeckt und darauf das Gewölbe vollständig ver schlossen und vermauert. — Eger, 30. Juli. Ein in Carlsbad zur Cur weilender Serbe kam gestern hier an, kaufte sich eine Flasche Wein, ließ sich nach dem Kirchhofe führen und forschte dort nach dem Grabe einer Frau, die im Jahre 1870 auf der Durchreise hier gestorben war. Als er den Grabhügel gefunden hatte, kniete er dort nieder, machte drei Kreuze darauf, betete dann still und begoß endlich das Grab ringsum mit Wein. Die Verstorbene war die Schwiegermutter des Fremden.— Aus dem Dorfe Trcbetin bei Lebetsch ist ein etwa 50 Jahre alter Gutsauszügler, welcher seinen Sohn ermordet hat, hier eingeliefert worden. Der Mörder wohnte bei seinem Sohne zum Ausgedinge, kam aber mit diesem und seiner Schwiegertochter öfters in Streit, da er als roh und gewaltthätig bekannt war. Als der Sohn kürz lich weggegangen war, machte der Vater seinem Zorne gegen seine Schwiegertochter dadurch Luft, daß er dieselbe mißhandelte. Der nur vorübergehend abwesend gewesene Gatte der Gemißhandelten kam dazu, riß den Vater weg, erhielt aber von diesem einen Messer stich in den Unterleib. Am Tage darauf starb der Verletzte. Der unmenschliche Vater hat die That eingestandcn, aber keine Spur von Reue gezeigt. Vielmehr meinte er, es thne ihm leid, daß er nicht auch die Schwiegertochter mit umgebracht habe. Deutschland. Die Rede, welche der fortschrittliche Reichstags abgeordnete Dr. Hänel in Neumünster gehalten hat, bildet noch immer das vielfach variirte Thema in den für die innern Angelegen heiten reservirten Spalten der deutschen Blätter. Es läßt sich nicht leugnen, daß den Aeußerungen Hänel's eine unstreitbare Wichtigkeit beizumesjen ist, denn der Führer der schleswig - holstein'schen Fort schrittspartei repräsenlirt innerhalb der Reihen der gejammten deutschen Fortschrittspartei das gemäßigte Element gegenüber dem nur auf Eugen Richter schwörenden radiealen Theile derselben. Herr Hänel hat es stets verstanden, gegenüber den dietatorischen Anmaß ungen des Hauptführers der Fortschrittler seine selbstständige Meinung zu bewahren und dieser Umstand erhöht noch die Bedeutung der Hänel'schen Rede. Den Kernpunkt derselben bildete die Stelle, in welcher Or. Hänel seiner innersten Ueberzeugung von der Nothwendig keit eines engeren und planmäßigen Zusammengehens aller liberalen Parteien, namentlich angesichts der bevorstehenden Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause, Ausdruck verlieh, und diese Stelle wird denn auch von den Blättern am lebhaftesten commenitrt. Was indessen die fortschrittlichen Organe anbelangt, so verhalten sich die selben zu der Hänel'schen Rede im Allgemeinen ziemlich reservirt, ja, manche finden dieselbe zu „zahm," so daß es nicht scheint, als ob die Worte Hänel's in seiner eigenen Partei denselben günstigen'