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Donnerstag, 6. Juli 1911 Iit« ^000 allati vmata. SK.1S4. sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge fru, »rnk»^"' mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Fluer Sonntagsblatt. ^E^ '^las, . »am an>t!t-a.Ve-ILgt-0M«UWMir . >u!eiuir l'kr>»»w0l«>!» « , m. v. rs> nr»u» Spnchjdmd« der Redaktiou mit «»»nahm« d« Sormlag, nachmittag» von «—L Uhr. — Telegrannn-Adreffe! Tageblatt Auesrzgebirge. — Frrnßmch« »s. jn Nu« i. Lrzg«b. Be»'i » , r > -btjged. Für nnverlangt eingesandt« Manuskript» kam« Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich 5n0sg Loei der Geschäftsstelle abgeboltmonatlich qo pfa. und wöchentlich ivssfg — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich t.so Mk., monatlich so pfg. — Durch den Briefträger ftc, ins tfaus vierteljährlich >.gr Mft, monatlich «4 Pfg. Einzelne Nummer fo Pfg. — Deutsch« postzeitungskaialog Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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De> Köui «von Montenegro hat die Mobilmachung der Vivliion von Podgorttza befohlen. » Der chinesische Kesandte am niederländischen Hofe ist in außerordentlicher Mission in Petersburg «ingelroffen. IW- Mutmaßliche Witterung am 7. Ault: Schwache Wind«, heile«, warm, trocken. 'M«: Tic Juteruatkuale Konstellation. Nachdem der politisch« Horizont in der letzte« Zett ziem lich heiter erschien und sich an ihm nur ab und zu «in kleine« Wöttchen zusammenballte, da« sich aber bald wieder zerstreut«, ist jetzt ziemlich dunkles Gewölk heraufgezogen, wenngleich man aller, orten hofft, daß es recht bald wieder verschwinden möge. G» ist ja nicht das erste Mal, daß um Maroksto willen internationale Differenzen entstehen, und man war bekanntlich schon einmal nicht weit davon entfernt, den Konflikt mit der Waffe in der Hard betzulegen. Auch jetzt hat sich durch die unerwartete Entsendung des Pantherund als dessen Nachfolger de« Kreuz«r«»er- l i n nach Agadir di« Situation zweifellos -ugespitzt und Gegen- sätze, die im Schwinden begriffen zu sein schienen, erneut ver schärft. Die Schuld hieran liegt freilich nicht etwa aus deutsche, Seite, die F r a nzosen find e» gewesen, die durch ihr «inseiti- gcs Vorgehen den Stein in« Nollen gebracht haben. Objektiv denkende Leut« an der Sein« geben di« selb«, gan- offen zu» wenn sich auch genug Hitzköpfe finden, die mit der Behauptung Politische Tagesschau. Ar,. (>. Juli. * Dm Fall Jatho und di« Flucht au» de» Landeskirche, Di« Austrittserklärungen au» der Landeskirche hatten,in der letzten Zeit ganz bedeutend nachgelassen. Sie haben aber jetzt wieder kommen, Deutschland habe den Llgecirasvertrag verletzt, und da. rum brauche sich Frankreich an diesen nicht mehr gebunden zu Hal. ttn. Dieser Standpunkt macht -inen etwa, komischen Eindruck im Hinblick daraus, daß gerade Frankreich e» gewesen ist, da, dem erwähnten Abkommen, gelind« gesagt, eine so wette Auslegung gegeben hat, wie man st« nirgend» erwarten konnte. E» läßt sich aber rrsreulicherwets« nicht in Abrede stellen, daß sich in Parts eine ruhigere Auffassung geltend macht. Irgend welche Schritt« Frankreich» find in den allernächsten Tagen noch nicht zu er. warten, .einmal weil der Staatschef seine Reise nach Holland Nicht aufschieben konnte, dann aber auch, weil Frankreich begreiflicher, weif, den Wunsch hat, sich mit den übrigen zur Triple-Entente ge hörenden Mächten in« Einvernehmen zu setzen. Eerad« diese« Moment ist für die Entwickelung der Dinge vielleicht von entscheidender Bedeutung. Denn so gern man in Frankreich weitergehend« Wünsche haben mag, so könnte doch den Machthabern in P«ter»Lurg und London daran ge- legen sein, diesen «inen Dämpfer aufzusetzen, weil man nicht geneigt sein dürste, für Frankreich die Kastanien au« dem Feuer zu holen. Nach allem, was man au» London hört, verhält man sich dort ziemlich reserviert und möchte e» vermeiden, .sich nach der einen oder anderen Seite hin zu engagieren. Sehnlich dürf ten auch die Verhältnisse in Petersburg liegen, und so wird Frank reich die Suppe allein auszuessen haben, di« es sich durch seinen Vormarsch nach Fez etgebrockt hat. Im Hinblick auf die so ge staltet« Situation besteht begründete Hoffnung, daß man die Dinge in aller Ruhe erwägen wird und übereilte Schritte irgend welcher Art kaum zu erwarten sein dürsten. Auf der anderen Er t« aber wär« e» nicht ausgeschlossen, daß der Zwischenfall da- zu führt, «in« wirklich« Klärung über di« MarokkEerhült. Nisse herbetzuführen. All« in dieser Hinsicht bestehenden Verträge w« sen Unklarheiten aus, sowohl der Algeeirasvertrag wie auch da» deutsch-französische Marokkoabkommen. Man wird möglicher weise jetzt die Gelegenheit ergreifen, durch diplomatische Aussprüche all« Unebenheiten zu beseitigen und genau umschriebene Bestim mungen festzulegen, die geeignet find, derartige unliebsam« Zwi schenfälle, wie sie sich in der letzten Zeit um MaroLos wiLen abgespielt haben, ewtgiltig zu beseitigen. zugenommen, vermutlich infolge der Amtsentsetzung d» Pfarrer» Fath o. In einzelnen Austrittserklärungen wird nämlich ausdrücklich auf den Fall Jatho Bezug genommen. Di« Propaganda für den «»»tritt au» der Landeskirche, di« bei nahe eingeschlafen war, hat offensichtlich durch den Fall Jatho n«u« Nahrung erhalten und, wi« mitgetetlt wird, auch in Krei sen, di« bisher all diesen Dingen gleichgültig gegenüberstanden. * Da» ehrengerichtliche verfahren gegen den sozialdemokratt. schen Abgeordneten Dr. Liebknecht, da» bekanntlich auf Wunsch de» preußischen Abgeordnetenhause» eingestellt worden war, wird nach Ablauf der Gerichtsferien wieder ausgenommen wetten. Da, Verfahren geht bekanntlich von der Berliner Am waltskammer au« und wird begründet durch Aeußerungen de» Abg. Liebknecht über den Kochvstrrast. * Sin Balkan-Kongreß? Au« Konstantinopel wird gemeldet, der gewesene Ministerpräsident Tbeotoki» und andere angesehene griechische Politiker arbeiteten an der Einberufung eine» Balkan- Kongresse» mit der Hauptaufaab« der Verwirklichung einer Föderation der christliche« Balkanstaaten, der di» Ententestaaten und Italien sympathisch gegenüberstehen sollen. * Mobilmachung in Montenegro. König Ntkolau» von Montenegro hat, wie die Neue Freie Presse au» Lettnje meldet, am Dienstag dem Doyen des diplomatischen Korps Baron Squitt und dem russischen Gesandten Arsenjew mitgetetlt, daß Montenegro durch di« Mobilisierung der Türkei gezwungen sei, ebenfalls mobilzumachen. Der Befehl zur Mobilisierung der Division von Podgoritza wird heute erteilt werden. * Siu englisch-französisch« Geheimabkommen. Bekanntlich bat die französische Regierung in dem am 8. April 1904 abge schlossenen Vertrag erklärt, daß sie nicht di« Absicht hab«, d«n poli tischen Zustand Marokko» zu ändern. In Wiener politischen Kreis« sei bekannt geworden, daß Frankreich sich in einem Geheimabkommen England gegenüber verpflichtet hab«, nicht zuzugebe«, daß irgendein« fremde Macht einen Hafen an der ozeanischen Küste Marokko» erwerbe. (Die Nachricht hat die Wahrscheinlichkeit für sich, insofern man in Pari» alsbald da» Stichwirt von London her erwartete, als da» deutsche Vorgehen bekannt wurde.) * De« Papst — kann auch ander«. Die päpstliche Verfügung, die den Priestern aufs strengste alle Geldgeschäfte untersagte, ist nunmehr rückgängig gemacht. Im Auftrag« de, Papste, hat der Kardinal de Lai erklärt, daß die Priester auch fernerhin Leiter von Finanzinstituten bleiben könnten, wenn ihr Rücktritt von dieser im Volke oder sonst Schaden anrichten würde. — Verständnis für Geldangelegenheiten hat in Rom nie gefehlt.' Technische Rundschau. (ULchdol« V-rS-t-U.) (Lichtempfindlich, Platten und ihr« Verwendung in der Technik. — Pho- tographisrte Schrote. — Der Schutz an der Wand entlang. — vom Luft verkehr. — BallonS alS Wegweiser. — verschiedene OrientierungSsvsteme. — Die Straße von einst und die de, Zukunft. — Ein» neue Verbindung Steuyork—Washington. — Wi« bi» Staubfreiheit erzielt wird.) Im Lauf« der letzten Jahrzehnt« ist es bekanntlich gelungen, die Empfindlichkeit der photographischen Platten -an» beträchd. heißen will, mög« man fanteriegewehren da« Geschoß de» kett verläßt, di«, je nach dm K» Größe dm Ladung us«., zwtsche» , kund, schwankt. Trotzd«m also da, Geschoß i« d«r Sekund« «inen ltch zu steigern. Ist die» schon für die gewöhnliche Porträt- und Landjchaftsphotographie von hohem Wert, so gewinnen diese hoch empfindlich gewordenen Platten noch eine besondere Bedeutung für bestimmt« Zweige der Technik. Man nimmt jetzt komplizierte technische Vorgänge, wie z. B. außerordentlich rasch lausende Ma schinen, kinematographisch aus und hat aus dies» Weis« Gelegen, hett, die Arbeit der Maschinen in ihren einzelnen Phasen studie ren zu können. Hierdurch wurde schon manch« Fehlerquelle end- dcckt und ein« Verbesserung geschaffen. Gin Gebiet, auf d«m man die Photographie mit ganz besonderem vort«il vmwendtt hat, ist da« der Fabrikation vo» Schußwaffe», von so manchem Vorgang, der sich abspielt, nachdem da» Geschoß d«n Lauf verlassen hat, kann man nur dann «in richtig«« Bild ge- «innen, wenn man «in« Photographie davon in Händen Lat. Deshalb hat man sich schon seit längerer Zett bemüht, flie gend« Geschoss« zu photographier««. Wa« do» " — l daraus «rsrhrn, daß bei modern«» In- " if mit «in«» Geschwind«-- »ton de» Gewehre», der und 800 Mettm pro Se- > Weg von ungefähr dreiviertel Kilometern zurücklegt, ist «W doch gelungen, sehr gut« Photographien dies« fliegenden ««schosse her- zusttllen. Die Photographi«» ««den in d« wisse oewonnen, d»ß da, Geschoß durch einen dunklen Raum -indurchflttgt, in dem sich die photographische Platte befindet. dm Moment, wo «« in diesen Raum eintritt, wild «1» ek« Funke «to- leicht ein« zehntausendstel Sekunde. Während diese» kurzen Zeitraumes ist der Weg, de* da« Geschoß -urücklegt, so gering, daß eia scharfe« Bild aus der außerordentlich lichtempfindlichen Platt« entsteht. Diese« Verfahren ist, wi« wir schon andeuiteten, bereit« seit längerer Zeit bekannt. Man hat nun auch verschis- deutlich versucht, es zum Photographieren von Schrot schüs. senzu verwenden. Hierbei wurde jedoch deshalb ein zufrieden stellender Erfolg nicht erzielt, weil der Echrotschutz au» einer ganzen Anzahl von einzelnen Schroten Lesteht, di« nach dem Ver lassen der Gewehrmündung sowohl in der Brette, wi« in der Läng« ausetnandekfahren. Infolgedessen «rhält di« dahtnflie- gende EchtttgarL« eine Ausdehnung, di« ein scharfes Einstellen der einzelnen Schrotbahn auf di« Platt« unmög lich macht. Man hat zwar auch hier, ebenso wi« beim Kugel, schuß, versucht, da« Licht de» «lecktrischen Funken» dadurch zu ver. stärken und die Erposttionszeit ahzukürzen, daß man «inen Hohl spiegel anbrachte, der den kurzen Lichtblttz noch besonder» aus die photographisch, Platte reflektierte. Der Erfolg wat jedoch nicht zufriedenstellend. In neuester Zeit ist es nun A. Pr«uß ge lungen, auch Echrotschüss« zu photographieren. Da« Verfahren, da» er dabei in Anwendung bracht«, ist da» folgend«: Parallel zur «ahn der Schute wird «ine wand ausgestellt, di« mit licht- empfindlichem Papier überzogen ist. Die Schrot« flieg«» vor dieser wand oorb«i, währ«nd geg«nüL«r ein« Leydener Flasch« ausgesttllt ist, d«r«n Funk« in dem Moment au»g«lvst wird, wo ft« sich gerade zwischen d«r Flasch« und d«r lichtempfindlichen wand befinden. E» fallen also di« »et der Photographi« and», rm Geschoss« verwindet« zchstographtsche Kamera sowohl «t« der Hohlspiegel weg. vetm «ufblitzen d«» Funk««» der Leydener Flasche werf«» di« Schrott für «inen unttwltch kleinen Bruchteil einer Sekunde ihren Schatten auf di« wand. Entwickelt man dies» dann, so entsteht überall da, wo sich in dem Momente dm Ausnahme »in Schrot befand, «in duakler Fleck: da» Bild de» Schrotfchattsn». Man kann also genau «rennen, wo sich tede» einz«lne Schrot im AugrnLltck dm Ausnahme befand Außerdem wird abm — und da» ist da» merkwürdigst« — auch die vo» dm Schrott mitgerissen« und vo, ihm hmgetrtthen, L »ft, vi« ei-enartt-, M^elbwmgua-m, zeigt, deutlich photo graphiert, so daß die erhaltenen Bilder ein wertvoll«» Bild zum Studium de, Schrotschusses und damit indirekt zur Verbesserung der Munition und der Gewehr« bieten. Eine in neuerer Zett schon oft und viel besprochen« Frage ist die der Orientierung vom Luftschiff oder vom Flugapparate aus. In dem Maße, wie der Luftverkehr wächst und wie ihm durch die Verbesserung der Lenkballons und der Flugmaschinen immer neue Anhänger gewonnen werden, erweist es sich al» ein von Tag zu Tag dringender werdende« Bedürfnis, den hoch in den Lüften dahinfliegenden Fahrzeugen den richtigen Weg zu weisen. Bet Tage ist es ja im allgemeinen nicht alljzu schwer, den Ort sestzustellen, wo sich der Luftschiffer oder Flieger befindet. Wenn er mit einer guten «Karte, Kompaß und einigen sonstigen Instrumenten ausgerüstet ist, wird er in der Regel sein Ziel glücklich erreichen, vorausgesetzt, daß nicht Nebel oder Wol ken den Ausblick aus di« Erde verhindern. Schwieriger gestaltet sich hingegen die Sache bei Nacht, -im ist unter ihm allo» in» tiefst« Dunkel gehüllt: und selbst wenn einzeln« Ortschaften ihre Lichter nach oben senden, ist es doch fast immer sehr schm«, sestzustellen, um welche menschlichen Wohnstätten e» sich handelt. E» find nun bereit» di« verschiedenartigsten Vorschläge «macht worden, di« darauf abzielen, auch bei Nacht ein« möglichst groß« Sicherheit zu schaffen. So wollt« man, um nur ein Beispiel an- zuführen, nach dem Verfahren von Rittmeister Frankenberg jede Provinz mit einem bestimmten Buchstaben, und jeden Ott mit einer bestimmten Nummer bezeichnen. Buchstabe und Nummer sollten auf den Dächern vo» Häusern, auf Kirchtürmen oder ähnlichen geeigneten Punkte» angebracht und nacht» so erleuchtet «erden, daß sie von oben bequem zu lesen sind. Dm Luftschiff«, braucht dann nur kn setmm vmzeichni, um jederzeit sofort feststellen zu können, ÜLm welchem tt er dahinschwebt. Gin ander« System, da» von dem Vorsitzenden dm französische* nationalen Luftschiffahttiliga, Doktor Quinta», -mrührt, soll sogar Lereit» demnächst in Frankreich zur Einführung -»lan gen. Liese» System vermeidet die Buchstaben von Provinzen gan-, di« ja beim Uebmslttgen dm Grenz«, tnsofm» nicht inter national« Vereinbarung«n vorlttgen, doch unter'Umstände» auf höre* müßte» Da» Quinttmsche System »muht daraus, baß -