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Amts- M Anzchebllltt für den SeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 53. Jahrgang. — Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. oes .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Adrrste: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Nr. 216. LS« Sonnabend, den 27. Oktober IN«« Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit wiederholt vorgekommenen Einschleppungen der Maul- und Klauenseuche aus Norddeutschland nach Sachsen ist die Seuchengefahr für die Klauenviehbestände des Landes eine größere geworden. Indem hiermit die Viehbesitzer auf diese erhöhte Gefahr hingewiesen und zu besonderer Aufmerksamkeit angehalten werden, ergeht an die Amtshauptmannschaften und die Stadträte in Städten mit revidierter Städte ordnung hierdurch Veranlassung, den Vorschriften der unter dem 11. Oktober 1002 an die Kreishauptmannschaften erlassenen Verordnung des Ministeriums des Innern (657 a II V) genau nachzugehen bez. die ihnen unterstellten Ortspolizeibehörden entsprechend zu bedeuten. Insbesondere ist erneut dafür Sorge zu tragen, daß die in jener Verordnung erwähnte Be lehrung zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird. Im Falle des Ausbruches der Maul- und Klauenseuche ist mit Beschleunigung auf eine Tilgung der Seuche nach Maßgabe der einschlagenden Vorschriften (vergi. auch die Aus führungsverordnung vom 31. August 1905, Gesetz- und Verordnungsblatt S. 197) nachdrück lichst hinzuwirken. Dresden, den 23. Oktober 1906. Ministerium des Innern. Stadtverordlieteumahl. Mit Ende dieses Jahres scheiden aus dem Stadtverordnetenkollegium aus die Herren: Kaufmann Ludwig Emil Bahlig, „ Friedrich Gustav Diersch, Oberlehrer Karl Emil Herklotz, Kaufmann Alfred Moritz Hirschberg, Schneidermeister Friedrich Hermann Pfefferkorn, Kaufmann Gustav Emil Schlegel, Stickmaschinenbesitzer Paul Ernst Zeuner. Da von den im Amte verbleibenden Stadtverordneten 9 ansässig und 5 unansässig sind, nach dem Ortsstatute aber dem Stadtverordnetenkollegium mindestens 1l ansässige und mindestens 6 unansässige Bürger anzugehören haben, so müssen von den zu wählenden 7 Stadtverordneten mindestens 2 ansässig und mindestens t unansässig sein Als Wahltag ist Wonlag, der 3. Dezember 1906 anberaumt worden. Die Stimmenabgabe hat in der Zeit von 0 Uhr vormittags bis 1 Uhr nach mittags im Ratssitzungssaale ftattzufinden. Die Liste der Stimmberechtigten und der Wählbaren liegt vom 28. Oktober, diesen Tag eingerechnet, bis mit 12. November 1886 zur Einsicht an Ratsstelle aus Es steht den Beteiligten frei, bis zum Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung gegen die Wahlliste beim unterzeichneten Stadtrate schriftlich oder mündlich Einspruch zu erheben. Stadtrat Eibenstock, den 26. Oktober 1906. Hesse. Müller. Verpachtung. Die vormals Schubert'schen und Prügner'schen Grundstücke an der verlängerten Süd straße und am Hüblerwege im Flächeninhalte von rund 3 Hektar sind für das Jahr 1807 im Ganzen oder in Teilstücken zu verpachten. Angebote nimmt der Stadtrat bis 10. November 1806 entgegen. Stadtrat Eibenstock, dm 26. Oktober 1906. Hesse. Müller. Jahrmarkt (nur Krammarkt) am 5. und 6. November 1906 in Eibenstock. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat den Bezirksprä sidenten Prinzen Alexander zu Hohenlohe in Kolmar i. E. einstweilig in den Ruhestand versetzt. — München, 25. Oktober. Gräfin Montignoso und ihre Mutter, die Großherzogin von Toskana, und Prin zessin MonikaPia fuhren heute vormittag nach der säch sischen Gesandtschaft, wo sie um 9 Uhr eintrafen und von dem sächsischen Gesandten Freiherrn von Friesen empfangen wurden. In der Gesandtschaft, wo die beiden sächsischen Prinzen abgestiegen waren, fand sodann die Begegnung mit ihrer Mutter statt. Nachdem das Beisammensein der Gräfin mit ihren Kindern zwei Stunden gedauert hatte, ver ließ die Gräfin mit ihrer Mutter und ihrer Tochter die Ge sandtschaft. Kurz darauf fuhren die sächsischen Prinzen zum Bahnhof und setzten die Reise nach dem Süden fort. — Oesterreich-Ungarn. An Stelle des bishe rigen Ministers des Auswärtigen Graf Goluchowski ist der bisherige Botschafter in Petersburg, Freiherr von Aehren- thal, berufen worden. — Wien, 24. Oktober. Wie offiziös gemeldet wird, wurde der Reichskriegsminister Ritter v. Pit reich auf seine Bitte unter gleichzeitiger Verleihung des Groß kreuzes des St. Stephansordens von seinem Dienstposten enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde der Minister für Landesverteidigung, Feldzeugmeifter Franz Schönaich er nannt und ihm gleichzeitig das Großkreuz des Leopoldordens verliehen. — Frankreich. Die Bildung des Ministeriums Cl6menceau lenkt mit Recht die Aufmerksamkeit in hohem Maße auf sich. Zwar war Clömenceau auch schon das geistige Oberhaupt und der eigentliche Leiter des bis herigen Ministeriums, aber daß diese Tatsache nunmehr auch ihren offiziellen Ausdruck empfangen hat, ist immerhin be merkenswert. Das Kabinett Cl^menceau bedeutet zweifellos einen weitern Ruck nach links. Was sich aus dem Kabinetts wechsel für die auswärtige Politik und die internationalen Beziehungen Frankreichs ergeben wird, darüber lassen sich zur Zeit noch keine irgendwie sicheren Vermutungen aufstellen. Einige französische Blätter halten es für nötig, Clemenceau daran zu erinnern, daß Frankreich friedfertig gesinnt sei. Wir wissen nicht, wie weit solche Mahnungen begründet sind, wünschen aber, daß sie in jedem Falle Beachtung finden mögen. Unter den Wahlen der neuen Minister erregt die Wahl Piquarts zum Kriegsminister das größte Aufsehen. Piquart ist von der Dreyfus-Affäre her bekannt, in der er sich als eifrigen Anwalt Dreyfus' bewiesen hat. Es liegt daher in seiner Berufung auf einen Ministerposten eine starke Herausforderung aller monarchisch und nationalistisch gesinnten Elemente in Frankreich, und die Berufung wird denn auch in der nationalistischen Presse in diesem Sinne erörtert. Dem Kampfe der Gegensätze im französischen Parteileben ist da mit jedenfalls neuer Zündstoff zugeführt worden. Lokale und sächsische Nachrichte». — Eibenstock, 26. Oktober. Seitens des hiesigen reichstreuen Vereins war am letzten Dienstag abend im Saale des .Schützenhauses' eine Versammlung an beraumt, in welcher Herr Redakteur Leufen als Vertreter des Reichsverbands gegen die Sozialdemokratie einen Vor trag hielt. Um 9 Uhr eröffnete der Herr Vorsitzende ge nannten Vereins die Versammlung und erteilte sodann dem Redner das Wort. Von der früheren Machtstellung Deutsch lands ausgehend, führte derselbe den Zuhörern die Errungen schaften des neugeeinten Reiches vor, welche folgerichtig dazu beigetragen haben, den Neid des Auslandes zu erregen. Des Weiteren auf die inneren Zustände hinweisend, gab der Redner seinem Bedauern dahin Ausdruck, daß die bürgerlichen Parteien, in stetem Hader liegend, sich nicht nur selbst und dem Reiche schaden, sondern auch dadurch dem gemeinsamen Feinde, der Sozialdemokratie Vorschub leisten, anstatt ihn gemeinschaftlich zu bekämpfen. Besonders freudig ist es daher zu begrüßen, daß der Reichsverband gegen die Sozialdemo kratie es sich zur Aufgabe gemacht hat, die bürgerlichen Par teien zur Einigkeit mrückzusühren und, ganz unabhängig von den verschiedenen Ansichten der einzelnen bürgerlichen Par teien, nur das eine Ziel vor Augen hat, dem immer weiter um sich greifenden, gewissenlosen Treiben der Sozialdemokra tie energisch entgegenzutreten. Daß der Reichsverband auf dem richtigen Wege ist, dieses Ziel zu erreichen, beweist die organisierende Tätigkeit desselben, welche bereits beachtliche Erfolge aufzuweisen hat. Mit der Aufforderung, die Be strebungen des Reichsverbands durch Beitritt zu demselben zu unterstützen, schloß der Redner seinen höchst interessanten und lehrreichen, einstündigen Vortrag. Es folgten noch ver schiedene Anfragen seitens einiger Herren, welche von Herrn Leufen in zuvorkommendster Weise beantwortet und erläutert wurden. Nachdem der Vertreter der Schönheider Ortsgruppe des Reichsverbands die erfreuliche Mitteilung gemacht, daß der dortige Verein bereits 130 Mitglieder zähle, und weiter zu reger Unterstützung der Sache aufgefordert hatte, schloß der Vorsitzende nach l l Uhr die Versammlung mit Dank für den Vortrag und einem Hoch auf Kaiser, König und Vaterland, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Es wäre sehr zu wünschen, daß in Zukunft derartige Ver sammlungen zahlreicher besucht würden und es gelingen möge, die Anhänger der bürgerlichen Parteien etwas fester als bisher zusammenzuschließen. — Eibenstock, 26. Oktober. Gestern nachmittag in der 3. Stunde stürzte der 5jährige Sohn des Stickmaschinen besitzers Paul Höhl hier vor dem Restaurant Dönitzgrund in den ungefähr 4 Mtr. tiefen Bach und erlitt dadurch sehr bedeutende Verletzungen am Kopfe. — Eibenstock, 26. Oktober. Nationalfestspiel: .Deutschlands 19tes Iahrhundert'. Die Proben zu den vielbesprochenen Aufführungen haben begonnen, und mit Freuden konnte unser Gewährsmann wahrnehmen, mit wel chem Eifer die Mitwirkenden sich ihren, oft nicht leichten Aufgaben unterzogen. Jedem merkte man die Begeisterung für die darzustellenden Szenen an, ob nun der Betreffende General, einfacher Soldat oder auch — Spion war. Unter der um sichtigen Leitung des Direktors erstanden die einzelnen Bilder in geradezu packender Naturwahrheit, sodaß man von den Aufführungen Außerordentliches erwarten kann. Allgemein bewunderte man den sicheren Blick, mit welchem aus der Schar der Erschienenen die zu den historischen Personen sich Eignenden herausgefunden wurden, sodaß auch im Punkte der Porträtähnlichkeit »ur Gutes zu erwarten steht. Was von Kostümen zur Verwendung kam, rechtfertigte den voraus gehenden Ruf der Vornehmheit durchaus, besonders auch in Bezug aus historische Treue, was namentlich auch von den Uniformen der Epoche 1813 gilt. — Selbst die Bühne er fährt in den einzelnen Bildern mannigfache Umgestaltung, Berg und Tal erscheint vor uns und durch zahlreiche Deko rationsstücke wird der Schauplatz jeder Szene angepaßl. Die Probe überzeugte uns, was seitens der Leitung getan werden konnte, ist geschehen — nun ist es am Publikum, das Seine durch recht zahlreichen Besuch beizutragen. Die Parole der nächsten Tage lautet also: Auf zum Nationalfestspiel: „Deutschlands l9tes Jahrhundert!" — Eibenstock, 26. Oktbr. Wettervorhersage: Freitag, den 26. 10. 06, abends 6 Uhr bis Sonnabend, den 27. 10. 06, abends: Mäßige nördliche Winde, meist trübe, geringe Niederschläge, kühler. — Eibenstock. Wie alljährlich, so beabsichtigt auch in diesem Jahre der hiesige Gabelsberger Stenographen- Verein einen — bei genügender Beteiligung mehrere — Elementarkurse zu eröffnen, wobei auch den älteren Herren und den Damen Gelegenheit geboten ist, die schöne Kunst „Stenographie" zu erlernen. Die Nützlichkeit der Kurz schrift ist an dieser Stelle schon mehrfach hervorgehoben worden; es liegt die Zeit nicht mehr fern, daß von allen An gestellten, seien es Beamte oder Kaufleute, wögen sie arbeiten in den Bureaus der Behörden oder der Rechtsanwälte oder in kaufmännischen Groß- oder Kleingeschäften, die Kenntnis der Stenographie unbedingt verlangt wird, es haben sogar schon viele Behörden und kaufmännische Etablissements in Anbetracht der Nützlichkeit der Stenographie sich zum Prineip gesetzt, nur solche Leute einzustellen, die die Stenographie kennen und beherrschen. Schon mancher hat einem anderen eine besser bezahlte Stelle überlassen müssen, eben nur wegen der Nichtkenntnis der so überaus nützlichen Gabelsbergerschen Stenographie. Und wenn schon mancher junge Mann im hiesigen Orte die Stenographie nicht brauchen sollte, bei seinem späteren Fortkommen wird er umsomehr Anspruch auf eine gute Stellung haben — umsonst wird das Gelernte für ihn nicht gewesen sein. Um es allen, die Interesse daran haben, die schöne und nützliche Kunst zu erlernen, möglich zu machen, bringt der hiesige Stenographen-Verein die größten Opfer. Interessenten seien auf das Inserat in vorliegender Nummer verwiesen, aus dem alles Weitere ersichtlich. — Eibenstock. (Eingesandt). Die geehrten Leser unseres Blattes werden hierdurch auf 3 Raritäten auf merksam gemacht, die im Restaurant .Centralhalle" (hinteres Zimmer) unentgeltlich zu sehen sind. Herr Emil Weißflog ist unermüdlich in der Anschaffung von seltenen und teuren Sehenswürdigkeiten für seine Gaste; das hat man ja schon gesehen bei dem herrlichen Winterzauber und dem köstlichen Winzerfest. Jetzt hat er sogar die Kosten nicht gescheut, ein Stück Lavamaffe im Gewichte von 122 Wund aus BoScotrecase herschicken zu lassen. Diese blaugraue, drusenartige Schlacke kostet 30 Mark und 65 Mark Fracht. Nun darf man aber nicht denken, daß dieser Klumpen frei in der Stube läge und ohne jede Erinnerung an seine Heimat, das läßt Herrn Weißflogs Schönheitssinn nicht zu. Von geschickter. Hand ist der feuerspeiende Vesuv in seiner verheerenden Tätigkeit als Hintergrund einer kleinen Schau bude gemalt. Zu seinen Füßen sieht man eine jener Un