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Pulsnitzer Anzeiger Shorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt uud den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Aele Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme de, gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich -15 Rpj.. bei Lieserung frei Haus Rpi. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle Höherer Gewalt oder sonstige, Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bet Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 °^"^ben. Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Försters Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteill Karl Hoffmann. Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D A 111:2250. Geschäftsstellen: Albertstr.2 u. Adolf-Hitler-Str.^i. Fernruf 518 u. 550. Das zur Veröffentlichung Ler amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Etadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt 88 Jahrgang Nr. 84 Mittwoch, den 8 April 1936 Lettlands Kampl gegen das Deutschtum Das Dom-Museum in RiM mit fragwürdiger Begründung enteignet Völlig überraschend trafen am Dienstag Beamte der lektländischen Denkmalsverwaltung in Begleitung von Po lizei im Rigaer Dom-Museum ein und versiegelten sämt liche Eingänge des Museums. Das Museum ist Eigentum der deutschen „Gesellschaft für Geschichte und Altertums kunde zu Riga". Die Beamten wiesen dem Museumsvor stand ein Schreiben des stattlichen Denkmalamtes vor. In diesem Schreiben wird milgekeilt, daß Kultusminister Ten- telis vom ö. April den vom lektländischen Denkmalsamt bereits am 14. Oktober vorigen Jahres gefahren Beschluß bestätige, das Dom-Museum mit allen dazugehörigen Samm lungen der Gesellschaft einfchliehlich der Leihgaben in staat liche Verwaltung zu übernehmen. Das vom lettländischen Professor für Vorgeschichte, Franz Balodis, unterzeichnete Schreiben wurde mit dem Artikel 20 des Denkmalschutzgesetzes (!) begründet, demzufolge bei schlechter Verwaltung oder ordnungswidri ger Behandlung historisch wertvoller Gegenstände diese in besonderen Fällen mit Zustimmung des Kultusministers in staatliche Verwaltuna aenommen werden können. Diele ohne Ankündigung erfolgte^Mahnahme des lettländischen staat lichen Denkmalamtes erinnert an das gleiche Vorgehen des selben Amtes am 5. Dezember vorigen Jahres. Damals wurden unter Hinzuziehung eines Polizeiaufgebotes die wertvollen Bestände der Urkunden- und Handschriftensamm lung der Bibliothek der „Gesellschaft für Geschichte und Al tertumskunde" geschlossen, um später in das lettische Staats archiv übergeführt zu werden. Ein von der Gesellschaft an hängig gemachter Prozeß gegen das Denkmalamt ist bis heute nicht zur Verhandlung gekommen. Spaniens Staatspräsident zum Rüüttitt gezwungen Das spanische Parlament zwang in den späten Abend stunden des Dienstag mit 238 gegen 5 Stimmen den Prä sidenten der Republik zum Rücktritt. Der Landlagspräsi- denl Martine; Barrio übernimmt sofort interimistisch die Geschäfte des Staatspräsidenten. l Englands Ziel Ganz Europa bis Ende des Sommers im Völkerbund Die außenpolitische Aussprache im Unterhaus fand ihren Abschluß mit der Abstimmung über die Vertrauensfrage, die die Regierung gestellt hatte, um ihre in der vorigen Woche erlittene Abstimmungsniederlage bei einem Antrag der arbeiterparteilichen Opposition auf gleich hohe Bezah lung für Frauen und Männer im Staatsdienst wieder wett zumachen. Mit 361 gegen 145 Stimmen sprach das Unter haus der Regierung das Vertrauen aus. In feiner großen Unterhausrede hakte Außenminister Eden noch die wichtige Mitteilung gemacht, daß die Regie rung den Wunsch habe, daß bis Ende des Sommers alle Völker Europas Mitglieder des Völkerbundes feien. (Bei fall.) Sie wünsche weiter, daß ein neues Sicherheitsgebäude in Westeuropa die Stelle Locarnos einnehmen möchte. Sie wünsche, daß die Sicherheit an anderen Stellen durch Ueber einkommen gestärkt werde, die unmittelbar vom Völkerbund überwacht würden. Wenn dieses Ergebnis bis Ende des Sommers erzielt werden würde, so würde für die Sicher heit Europas so viel gewonnen sein, daß es dann möglich erscheinen würde, auf die weiteren Pläne einzugehen, die sich auf Rüstungen, wirtschaftliche Fragen und die Stärkung der Sicherheit durch die in der Völkerbundssatzung selbst ge botenen Mittel bezögen. Es möge so aussehen, als ob dieses Programm beschei den sei; aber, so meinte Eden, man habe so viele Konfe renzen mit großen Programmen fehlschlagen sehen, daß er der Ansicht sei, es sei klüger, diesen unmittelbaren Beitrag zur Sicherheit Europas zu leisten, der tatsächlich geleistet werden könne. Wenn der Völkerbund von allen europäi schen Ländern angenommen und wieder bestätigt werde, so müsse dies eine beruhigende Wirkung haben. Mandate sind keine Kolonien" Am Schluß der Debatte erging sich Schatzkanzler Cham berlain über die Mandatsfrage, wobei er einen scharfen Unterschied zwischen Mandaten und Kolonien machte. Man date seien keine Kolonien und gehörten sozusagen nur dem Worte nach zum englischen Weltreich. Es herrsche vielleichi eine gewisse Verwirrung über Mandate, die den Alliierten übertragen wurden, die darauf freiwillig ein Mandat des Völkerbundes annahmen. So viel er sehe, sei damals kein Wechsel der Mandate in Aussicht genommen gewesen, über den auch keine Vorschriften erlassen wurden. Sollte dies ge schehen, so sei zumindestens die Zustimmung des Mandats staates und des Völkerbundes nötig. Chamberlain wieder holte sodann die seinerzeitige Feststellung des Kolonialmini sters Thomas, daß die Regierung die Aushändigung irgend welcher Kolonien oder Mandatsgebiete nicht erwogen habe und auch nicht erwäge. Schließlich wies Chamberlain darauf hin, daß England auch Verpflichtungen gegenüber der Be völkerung der Mandatsländer habe. „Wir würden nicht daran denken, diese Verpflichtungen aufzugeben oder diese wevtete irgendeiner anderen Macht auszuhändigen — selbst um der Erzielung einer allgemeinen Friedensregelung wil len, die wir alle wünschen — solange wir nicht überzeugt waren, daß die Interessen aller Bevölkerungsteile, die diese Gebiete bewohnen, völlig gesichert wären." Generalstabsbesprechungen am 45. April London, 8. April. In London wurde amtlich mitgeteilt, daß die General- stabsbesprechungen zwischen Großbritannien, Frankreich und Belgien am 15. April in London eröffnet werden. Die Na men der englischen Vertreter sind bisher noch nicht bekannt Bei den Kähnen zurückgehalten Paris, 8. April. Wie aus einer Mitteilung des Kriegsministeriums her vorgeht, behält Frankreich diejenigen Soldaten unter der Fahnen, die am 15. April zur Entlassung hätten kommen sollen. Man betont jedoch, daß es sich um keine normalen Kontingente handele, sondern um Soldaten, die früher au- verschiedenen Gründen zurückgestellt und am 15. April 193d eingezogen worden sind. Der betreffende Beschluß der fran zösischen Regierung begründet sich auf Artikel 40 des Re krutierungsgesetzes. Eine Angabe über die zahlenmäßige Stärke der unter den Fahnen gehaltenen Soldaten wird in der Mitteilung nicht gemacht. Bedauernswerteste Phraseologie „Journal Les Debats" zur französischen Antwort Paris, 7. April. Was bisher von der französischen Ant wort bekannt geworden ist, genügt dem „Journal des Debats", sie für völlig unzureichend und wirkungslos zu erklären. Man kehre, schreibt das Blatt u. a., unter dem Vorwand, ein gutes Friedensfystem vorzulegen, zur be dauernswertesten Phraseologie zurück. Man habe das Protokoll von 1924 genommen, man habe Elemente von dem sogenannten konstruktiven Plan Paul-Boncours und vom Tardieu-Plan dazwischengemischt und das ganze mit ein wenig europäischer Vereinigung BriaNds aus der Küche von 1931 ge würzt. Man ihabe -das ganze zusammengerührt und serviere nunmehr eine Mischung, di« auch dem größten Appetit wider stehe. i Lettspruch für den 9. April Ls besteht wohl kaum ein Zweifel, daß die Industrie und die technischen Wissenschaften für die ganze oell eine stets wachsende Bedeutung gewinnen, und daß ihr Einfluß auf allen kulturgebieten immer mehr und mehr zur Geltung kommt. Zwei pariser Roten Mutmaßungen über die französische Antwort. Wie aus den Mitteilungen der Pariser Blätter hervor geht, hat der französische Ministerrat zwei Noten Flandins gebilligt, die eine Antwort auf den umfassenden Friedens plan des Führers darstellen sollen. Die beiden Schriftstücke werden spätestens am Freitag veröffentlicht werden. Das eine der Schriftstücke, in dem die französische Regierung an der deutschen Denkschrift nachdrücklich und ausführlich Kritik übt, wird an die englische Regierung gerichtet sein, das zweite Schriftstück über die „Organisierung des Friedens in der Zukunft" aber an den Völkerbunds'rat. In dem ersten Schriftstück ziehe, so heißt es in Pariser politischen Kreisen, die französische Regierung die Schluß folgerung, daß die deutsche Denkschrift in ihrem ersten Teil völlig verneinenden Charakter habe. Sie fordere daher von den Unterzeichnern des Locarno-Vertrages nachdrücklich die restlose Anwendung der Bestimmungen, die im Falle eines Mißerfolges der Verhandlungen mit Deutschland vorge sehen seien. Die gesamte französische Antwort soll etwa ebenso um fangreich ausfallen, wie der deutsche Friedensplan. Das darin enthaltene zweite französische Schriftstück bestehe aus etwa 25 Artikeln, die einen umfassenden politischen und wirt schaftlichen Grundriß zur Organisierung in Europa bilden. Der französische Plan bezwecke eine Aus dehnung und Verstärkung der kollektiven Sicherheit in Eu ropa durch einen auf die europäischen Staaten begrenzten Pakt, also nicht mehr einen weltumfassenden Pakt, wie die Välkerbundssatzungen ihn augenblicklich darstellten. Die Be stimmungen des gesamten geplanten französischen Paktes würden dadurch gestützt werden, daß man dem Völker bund bereits in Friedenszeiten gewisse nationale Trup - penverbändezurVerfügungstelle.umein tat sächliches sofortiges Einschreiten des Völkerbundes gegen den Angreifer zu ermöglichen. Außerdem seien Abrüstungsanre gungen vorgesehen. In Paris glaubt man, daß der Plan zur „Organisie rung des Friedens" zu gegebener Zeit, d. h. nach den fran zösischen Wahlen, im Völkerbund zur Erörterung gestellt werden könnte. „Internationale Völkerbundsluftflotte" Einige Einzelheiten über die französische Denkschrift, die bisher fast streng vertraulich blieb, glaubt „Excelsior" an geben zu können. Der Plan sehe vor allem eine interna tionale Luftstreitmacht voraus, die jeweils größer sein müsse als die Luftstreitkräfte der größten Macht. Diese interna tionale Luftflotte stände dem Völkerbund zur Verfügung und hätte ohne Zeitverlust auf eine Entscheidung des Völker bundsrates hin zu Gunsten jedes Staates einzugreifen, der das Opfer eines nicht herausgeforderten Angriffs gewor den sei. ; Eine Stimme der Vernunft In einem vor der Ausarbeitung des sogenannten fran zösischen Planes geschriebenen Aufsatz schreibt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Kammer, Bastid, in der „Ere Nouvelle": Die „geistige Einkreisung" Deutschlands befriedige Frankreich ebensowenig wie die politische Einkrei sung. Frankreich wolle aufbauen, und gewisse Teile der Hitlerschen Vorschläge hätten die französische Oeffentlichkeit beeindruckt. Vor allem fühle sie sich durch das, was über die moralische Abrüstung gesagt werde, angezogen. Möge Frankreich auf die deutschen Anregungen zur fried lichen Erziehung der Jugend oder zur Veranstaltung einer Volksabstimmung nicht mit Prozedureinwänden antworten. „Entrümpelungswoche- in Sachsen vom 15. bis 22. April Wit Genehmigung des sächsischen Ministers de? Innern veranstaltet der R e i ch s l u s t s ch u h b u n d, Landesgrnpps Land Sachsen e. V., vom 15. bis 22. April in Sachsen eins Entrümpelungswoche und verteilt im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung ein Werkblatt.