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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehu und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den 23. 3Uürz 1860. 12. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten« Donnerstag Vormittag, in Tharand und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Umschau. Wilsdruff, am 22. Marz. Das seit einiger Zeit begonnene Thauwet ter nimmt bei uns insofern einen sehr günstigen Verlauf, weil es nicht von Regen begleitet ist. Daher war auch unser Saubach in den jüngsten Tagen nur mäßig angeschwollen und nur am Mon tag durch Ueberschwemmung der Brücke in der Meißner Vorstadt die Communication nach Sachs- dorf einige Stunden gehemmt. Die Felder sind überall fast ganz frei von Schnee und es befindet sich solcher, allerdings stellenweise massenhaft, nur noch in Schluchten und Gehölzen aufgehaust. Das obere Erzgebirge wird freilich noch wenig vom Thau wetter berührt worden sein und die Elbuferbewoh- ner sind noch nicht außer Gefahr, wenn namentlich noch Negenwetter eintreten sollte. — Der am ver gangenen Montag hier abgchaltene Jahrmarkt war von Kaufern wenig besucht und es machte da her die Mehrzahl der Verkäufer schlechte Geschäfte. Verschiedene Tuchmacher packten bereits um 5 Uhr ihre Waaren wieder ein. — Von der Oberelbc, 14. März, wird der „Saxonia" Folgendes geschrieben: „Der große Schneefall in allen Theilen Deutschlands läßt bei Plötzlich eintretendem Thauwetter und so weit vor gerückter Jahreszeit wohl fast überall ein bedeuten des Hochwasser befürchlen, wie eS wir seit längerer Zeit nicht erlebt haben. Besonder- sind aber für diesmal die Bewohner der Eibufer gefährdet, da eS erwiesen ist, daß in Böhmen an den Quellen und ersten Zuflüssen ein ungeheuerer Schnee in Wäldern liegt und derselbe auch in unserem Hoch lande eine nur selten erreichte Höhe hat. Allerdings haben alle Elbuferbewohner ihre Vorkehrungen ge wiß schon getroffen, doch dürste für alle Säumigen eine ernste Mahnung nicht überflüssig sein. Die klimatischen und sonstigen Verhältnisse deuten aus das Hochwasser von 1845 zurück, und ist eine gleiche Wasserflut!) ganz bestimmt zu befürchten, wenn Regen eintritt und der Schnee nicht langsam wegthauen kann, welches letztere wir im Interesse der so sehr gefährdeten oberen Elbufer, welche wegen ihrer Enge der Wuth des Elements blosgestellt sind, innig wünschen müssen. — Einem Privatbriefe aus Johanngeorgen stadt vom 10. März entnehmen wir, daß der Schnee dort durchschnittlich 6 Ellen hoch liegt. In der Stadt selbst ist ein Stollen in Schnee gegraben, der etwa 200 Ellen Länge hat und wie ein Laby rinth angelegt ist. Es befinden sich darin Tische und Bänke von Schnee mit Bietern überlegt, so wie ein förmliches Buffet. Es wurde Bier darin geschenkt und waren über 80 Gäste zugegen, die vollkommen Platz fanden. Der Anblick dieser ge räumigen erleuchteten Schneegrotte mag sehr inter essant gewesen sein. Trotzdem, daß man in dieser Grotte, die einen Raum von 50 Schritt im Quadrat einnimmt, bequem stehen kann, liegt der Schnee noch 2'/, Ellen hoch darüber. — Der Hauptvercin für die allgemeine deutsche Nationallotterie zum Besten der Schiller- und Tiedge-Stiftung hat eine Aufforderung an die „Förderer der Industrie und der Gewerbe in jeglicher Richtung" mit der Bitte erlassen, dieselben möchten die Lotterie durch Geschenke von Erzeugnissen ihrer Manufakturen,