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Auechal -Zeitung. Tageblatt für die Stadt Aue «ad Umgebung. Erscheint " täglich Nachmittags, außer an Sonn« u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Haus SO Psg., auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg- mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funk«, Aue sElzgebirge.j Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Inserate die einspaltige Petitzeile 1v Pf«., amtliche Inserate die Corpus Zeile 25 Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme 25«/v Rabatt. — Bei größeren Inseraten u. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Sonntag, den 20. August 1899. Nr. 13b Air» «Mev wett. * Der „Hann. Cour." meldet jetzt besonders, daß Prinz Heinrich bei seiner Rückreise von China den Weg über Amerika nimmt. * Der Kampf um den Mittellandkanal im preußi schen Abgeordnetenhause bat mit einer Niederlage der Regierung geendet: Das Haus lehnte gestern in 2. Lesung mit 212 gegen 209 Stimmen den Dortwund-Rheinkanal, sowie die Ergänzungsbau ten am Dortmund-Ems-Kanal, sodann mit 228 gegen 126 Stimmen dSn Mittellandkanal ab. * Metz 18. August. Heute findet die alljährliche Schmückung der Kriegergräber und die Gedenkfeier für die Gefallenen bei Gravelvtte und St. Privat statt, die sich in diesem Jahre wegen der bevor- siehefiden Ankunst des Kaisers ganz besonders glänzend gestalten wird. * v. Benda. Der Senior und einer der Begrün der der nationalliberalen Partei, Robert v. Benda, ist gestern srüh auf seinem Gute Rudow bei Berlin, 83 Jahre alt, aus diesem Leben geschieden. * Ueber Graf Zeppelins lenkbares Luftschiff er fahren die „Münch. N. N." folgendes: Der Ballon wird in Manzell (zwei Kilometer unterhalb Fried richshafen) erbaut und zwar in einer Entfernung von etwa 500 Metern vom Ufer weg im Bodensee. Der Ballon bekommt eine lange, ovalsörmige Ge stalt mit einer kleinen Achse von zehn Metern; die große Achse und damit auch der Kubikinhalt läßt sich noch nicht genau abschätzen und berechnen, zu mal man den Ballon nur aus der Entfernung zu sehen bekommt, da er nach der Bordersekte noch un vollendet ist. Jetzt ist man, so viel sich sehen läßt, noch damit beschäftigt, das innere Gerüste des Bal lons, das ausschließlich aus Aluminiumstäben und -Stätigen bestehen soll, fertig zu stellen. Später muß der ganze Ballon noch mit Aluminiumplatten überzogen und belegt werden, was eine nicht ge ringe Zeit in Anspruch nehmen wird; man denke nur an die langwierige Arbeit, die geleistet werden muß, üm die Platten an ihren Berührungsstellen luftdicht zu vernieten. Deshalb kann man der aller dings nur mit einer gewissen Zaghaftigkeit auftre tenden Behauptung, der Ballon werde Ende Sep tember seine Probefahrt machen, nicht unbedingten Glauben beimessen. < * Zwischen Bebel und Liebknecht scheint, wie neuerdings in manchen anderen Fragen, auch in der Beurteilung des Eintritts Millerands in. das Ministerium Waldeck-Rousseau und die Stellung der Sozialdemokratie zum Fall Dreyfus eine Mei nungsverschiedenheit zu bestehen. Liebknecht' hat das Verhalten Millerands und Jaures' schroff ver urteilt. * Daß die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen immer mehr die enge Fühlung mit dem deutschen Vaterlande wiedergewinnt, geht auch aus derThat- sache hervor, daß in Elsaß-Lothringen die Zahl der jenigen Leute, welche sich sür den Dienst in der Marine melden, von Jahr zu Jahr zunimmt. * Kürzlich hieß es, das Zarenpaar werde der Königin von England Ende dieses oder Anfang nächsten Monats einen Besuch abstatten. Neuer dings will der Petersburger Korrespondent des „Daily Telegraph" erfahren haben, anfangs Okto ber werde in Skierniewice eine Dreikaiserbegegnung stattfinden behufs Besprechung politischer Fragen. * Der von der Stadt Reichenberg ausgegange nen Protestkundgebung gegen den Paragr. 14 und die Zuckersteuer haben bis heute bereits 150 Städte und Orte Deutschböhmens zugestimmt. * Paris, 17. Aug. Die Unterhandlungen mit Guerin sind gescheitert. Die Regierung erklärte, Guerin befindet sich in offener Rebellion und werde dementsprechend auch behandelt werden. * In Paris ist es in der letzten Nacht zu Straßenkundgebungen gegen die Regierung gekom- Men. Gegen 2 Uhr zogen Gruppen von Mani festanten unter den Rufen: „Nieder mit der Re gierung I" „Nieder mit der DreysuS-Negierung I" „Es lebe Deronlede I" durch die Rue Lafayette'. * Rennes, 17. Aug. Der Zustand Laboris hat sich ein wenig verschlechtert. Gestern trat Fieber ein, das noch nicht geschwunden ist. * Die Pariser Polizei und Guerin, „der Patriot", führen gegenwärtig eine Komödie auf, welche die Desorganisation der öffentlichen Sicherheitswache in noch hellerem Lichte zeigt, als das Entkommen des Attentäters auf Labori in Rennes. Ueber den „Helden" dieser Poissonnerie ist folgendes zu mel den. Vor einem Jahr etwa gründete der Freund Drumonts und Herausgeber des „Antijuis", Jules Guerin, eine Antisemitenloge. Er kaufte ein Haus in der stillen Rue de Chabrol und richtete sich hier ein stattliches Waffen-Arsenal ein. Denn Guerin ist nichts anderes als ein berufsmäßiger Bravo. Es ist ein offenes Geheimnis, daß er lange Jahre hin durch im Dienste der Polizei stand; er spielte schon eine dunkle Rolle in den Affären des Marquis de Mores und organisierte während der Dreyfus-Afsüre die Einbrüche, deren das Nachrichtenbureau des Ge neralstabs zur Zeit des Obersten Henry so oft nötig hatte. Er ist wahrscheinlich auch der einzige Sterb liche, der über das geheimnisvolle Ende des Lemer- rier-Picart authentische Auskunft geben könnte. Als das neue Ministerium Waldeck-Rousseau den alten Polizeipräfekten Blanc absetzte, hatte die „amtliche" Thätigkeit Guerins ein definitives Ende und er setzte nur noch seine privaten Unternehmungen fort. * Paris, 18. August. Wie verlautet, wird heute ein Ministerrat unter dem Vorsitz Waldeck-Rousseaus stattfinden. * Paris, 18. Aug Acht der „Gruppe der na tionalen Verteidigung" angehörige Deputierte, unter ihnen Leroy, Drumont und La Ferramays, traten gestern Nachmiitag im Palais Bourbon zusammen und beschlossen, brieflich alle Deputierte aufzusordern, die vorzeitige Einberufung des Parlaments zu fordern. * Paris, 18. Aug. Freycinet telegraphirrte an den „Temps", er werde, falls er nicht als Zeuge in dem Renner Prozeß vorgelatnn werde, über die ihm von Mercier zugeschriebene Aeußerung, daß aus Deutschland und England 35 Millionen sür die Dreyfuskampagne gekommen seien, anderweitig Auf klärungen geben. * Paris, 17. August, abends. In der Umgebung der Rue Chabrol herrscht große Bewegung. Anti semitische und nationalistische Kundgebungen führten Reibereien herbei. * London, 17. Aug. Einer Meldung aus Ma nila zufolge griff Oberst Smith mit zehn Kompag nien Infanterie und zwei Kanonen am 16. August 2500 Filipinos an, die unweit Angeles eine stark verschanzte Stellung innehatten. Die Insurgenten wurden nach heißem Kampfe geschlagen und zer streut, worauf die Amerikaner Angeles besetzten. * Alexandrien, 18. Aug. Hier wird über die von Lissabon, Oporto und Bushrin ankommenden Schiffe eine Quarantäne verhängt. Hier sind bereits zwei Personen der Pest erlegen. * New-Aork, 17. August. General Davis tele graphiert, die Zahl der Umgekommenen aus Porto- rico sei 2000. Die Regierung sendet weitere Le bensmittel dahin ab. * Aus Oporto schreibt die „Kabel.-Korr." unter dem 14. August: „Noch gestern Abend hatte die Zensur alle aus die hierausgebrochene Pestepidemie bezüglichen Meldungen einfach kassiert, heute kon statiert die offizielle Zeitung selbst das Auftreten der furchtbaren Seuche. Schon am 20. Juli wurde gemeldet, daß mehrere Pestfälle, damals offiziell avgeleugnet, durch einspanisches Schiff eingeschleppt waren, von denen sieben tötlich Verliesen. Sie hat ten sich unten am Flußuser, in einem der schmutzig sten Quartiere der Stadt, zugetragen, und dort befindet sich auch heute noch der Infektionsherd der Seuche. Wie jetzt offiziell zugestanden, wurden bereits seit vier Wochen alle von Oporto kommen den Reisenden einer strengen Quarantäne resp. ärzt lichen Untersuchung unterzogen, ehe man ihnen das Weiterreisen gestattete, aber keine verdächtigen Fälle wurden konstatiert; die Krankheit blieb aus oer- s etnzelte Fälle unter der ärmsten Bevölkerung jenes 12. Jahrgang. - Werftvtertels beschränkt. Bis dahin hatte man ver sucht, der Krankheit einen weniger häßlichen Namen zu geben, und eine Anzahl Aerzte hatte bestritten, daß es sich um die eigentliche Pest handle. Nun- mehr sind alle Erkrankte in dem Misericordia Ho spital untergebracht. * Buenos Aires, 16. Aug. Dem Vernehmen nach ist zwischen Brasilien, Argentinien und Chile ein Vertrag abgeschlossen worden, nach welchem alle Meinungsverschiedenheiten zwischen den drei Staa ten durch Schiedsspruch erledigt und die Landesver- teidigungskosteu der drei Länder herabgesetzt werden sollen. V * i»r if eh t e » 8 Aus München wird gemeldet: Im Forsten- rieder Parke, der bekanntlich vor acht Jahren durch Nonnensraß ebenso wie andere Wälder in der wei teren Umgebung München-- schwer heimgesucht wurde, wird in diesem Sammer ein ungewöhnliu;es starkes Auftreten des Nonnensalters beobachtet. 8 Inder Glückhilfgrube bei Waldenburg i. Schl, ist durch Selbstentzündung der Kohlen ein bedeutender Brand ausgebrochen, der vorläufig isoliert worden ist. Menschenleben sind nicht gefährdet. 8 In Marienburg herrscht große Ausregung, da mehrere offenbar angelegte Brände erfolgten; auch gelangten anonyme Brandandrohungen an ange- gesehene Personen. Man nimmt an, daß die Brand stifter einer Diebesbande angehören, welche die Ver wirrung zum Stehlen benutzen will. 8 Der als mutmaßlicher Rädelsführer bei den Augsburger Tumulten in Frankfurt a M. verhaftete Vorstand der Filiale des Allgemeinen Dentschen Maurerverbandes, Putz, wurde wegen Mangels an Beweisen aus der Hast entassen. 8 Ein Neblausherd wurde in einem Wiesbadener Privatgarten entdeckt. 8 Der berühmte Chemiker und Ehrenbürger der Stadt Heidelberg, Professor Robert Wilhelm Bunsen, ist gestern srüh un Altersschwäche gestorben. 8 Vom Vater des „Schauerromans". Jetzt, am 17. August, wurden es hundert Jahre, daß Christian Heinrich Spieß, der Vater des deutschen „Schauer romans", aus diesem Leben schied. 8 Ein furchtbares Unwetter hauste am Mittwoch in der Kasseler Gegeno. Bei Volkmarsen wurden zwei Personen vom Blitz getötet. Ferner schlug der Blitz in die Kirche zu Volkmarsen ein und zerstörte die Turmuhr. In Waldkappe! traf der Blitz das Steinmetzsche Wohnhaus und verursachte nicht un erheblichen Schaden. Eine Kuh wurde getötet. Z Aus dem Heiligenstädter Gefängnis entwich der Gefangene Riffert, ein alter gewiegter Einbrecher, der auch jetzt wieder eine lange Freiheitsstrafe zu verbüßen hat. 8 Im Wiesbadener Bankhaus Markus Berle er schien am Mittwoch ein unbekannter Mann und erhob auf Grund eines englischen Kreditbriefes in zwei Raren 8000 Mk. Aus die nachher erfolgte telegraphische Erkundigung stellte sich heraus, daß das Bankhaus betrogen morden sei. 8 In Weigwitz, Kreis Ohlau, geriet das Wohn- Haus der Witwe Schmidt in Brand. Als Frau Schmidt zur Rettung ihrer im Oberstock schlafenden Tochter in das brennende Gemach eindrang, wurde ihr von den Flammen der Rückzug abgeschnitten. Sie verbrannte mit ihrer Tochter. 8 Der Gendarm Röhr aus Chorzow hatte eines Nachts den Polizeisergeanten Muschalle überrascht, als dieser mit einem Beg eiter die Geleise der Straßen bahn zu zerstören suchte. Der Gendarm nahm den Polizisten fest, der sich einen falschen Namen bei gelegt hatte. Muschalle wurde jetzt vom Schöffen gericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. 8 Schwersenz, 16. August. Hier ist heute srüh 6 Uhr ein großer Brand ausgebrochen; acht Häuser sind bisher abgebrannt. Infolge Wassermangels kann die Feuerwehr nicht Herr werden. Der Brand dehnt sich immer weiter aus, denn, weil die Straße zu eng ist, kann die Feuerwehr nicht mit Erfolg vorgehen,