Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prssnunEranäo. Inserate werden bis spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LI. Donnerstag, den 26. Januar 1882. 7. Jahrg. Tagesbericht. — Dresden. In der Montags-Sitzung der zweiten Kammer beantwortete der Finanzminister die Interpellation des Abg. Heine, ob die sächsische Regierung sich im BundeSrathe dafür verwenden werde, daß seitens der Reichsregierung bei der bevorstehenden Fort setzung der internationalen Münzconferenz die Nehabilitirung des Silbers und die Einführung der Doppelwährung durch internationale Verträge für Deutschland herbeigeführt werde, verneinend. Der Minister fügte außerdem hinzu, daß die sächsische Regierung noch heute auf demselben Standpunkt stehe, welchen der Staatssecretair des Neichsschatzamtes in der Reichstagssitzung vom 10. März 1881 namens der verbündeten Negierungen präcisirte, nämlich, daß für Deutschland es zur Zeit nicht angezeigt ist, einen entscheidenden Schritt nach der einen oder anderen Richtung hin zu thun. Die sächsische Negierung könne sich von dieser Anschauung um so weniger trennen, als die Pariser Münzconferenz practische Ergebnisse nicht geliefert habe. — Die Ehefrau eines Fleischermeisters in Meißen, die von ihren: Dianne getrennt lebte, suchte am Donnerstag Einlaß in die Wohnung desselben. Da ihr dieser verweigert wnrde, zerschlug sie die Glasscheiben der Ladenthür, drang in den Laden ein und be mächtigte sich eines großen Fleischermessers, um ihren Mann zu tödten. Der Mann rief um Hilfe und einigen Männern gelang es (nicht ohne Lebensgefahr), die Rasende zn fassen nnd ihr das Messer zu entreißen, mit dem sie sich auch selbst nicht unbedeutend verletzt hatte. Es mußte ihr später im Krankenhause das Zwangsheinde angelegt werden. — Freiberg, 23. Januar. In heutiger Verhandlung in dem Prozeß Wengler-Schmidt-Abrahamschacht wurden die Vernehmungen von Zeugen und Sachverständigen, unter letzteren die Herren Berg- inspector Hencke und pcnsionirter Berginspector Richter, fortgesetzt. Der Gerichtshof verkündete nach zweistündiger Berathung, daß die Publikation des Urthesis sammt Entscheidungsgründen am 30. Jan. Vormittags '/2I2 Uhr stattfinden wird. — Einem Fabrik-Werkführer in Meerane wurde dieser Tage ein vollständig ausgebildetes Kinderpaar geboren, das seitlich an der Brust eng nnd fest verwachsen mar. Die Kinder, beide weiblichen Geschlechts, kamen todt zur Welt. — Betreffs der in vor. Nr. erwähnten Verhaftung des Tage löhners Otto in Unterhermsgrün ist nachzutragen, daß die Unter suchung seines gestorbenen Töchterchens deren Tod durch gewaltsame Behandlung konslatirt hat. Otto, ein mehrfach bestraftes, arbeits scheues Subject, dem seine Kinder immer eine Last gewesen sind, soll schon ziemliche Geständnisse gemacht haben. Wie verlautet, soll er das Kind in Abwesenheit der Mutter mit der Hand gedrückt und niit dem Gesicht auf das Bett gelegt haben, so daß es ersticken mußte. Deutschland. Im Reichstage ist durch die am Montag in dritter Lesung definitiv erfolgte Annahme der Vorlage betreffend den Anschluß Hamburgs an das Zollgebiet eine Angelegenheit zum glücklichen Ende geführt worden, welche in unserem politischen Leben so viele und schwere Stürme hervorgernfen hatte. Gerade in der Hamburger Frage standen sich die Parteigegensätze mit am schärfsten gegenüber und es muß der erregten Stimmung auf das Conto ge schrieben werden, daß in dieser Angelegenheit so Manches geschrieben und gesprochen worden ist, was sicher nicht zur Förderung derselben diente. Nun aber der Hamburger Zollnnschluß die Sanktion des Reichstages erhalten hat, wollen wir diese Thatsache als einen weiteren Schritt zum inneren Ansbau der nationalen Einheit des deutschen Reiches begrüßen, wobei wir hoffen, daß der Anschluß Hamburgs an das Zollgebiet sowohl für das Reich wie für das große Handelsem porium an der Elbe den Gewinn bringen werde, zu welchem die von beiden Seiten dargebrachten Opfer berechtigen. Der Reichstag genehmigte ferner am Montag in dritter Lesung die Vorlage über die Erhebung einer Berufsstatistik unverändert nach den Beschlüssen der zweiten Lesung und nahm auch die von der Commission hierzu beantragte Resolution an. Außerdem erledigte das Haus verschiedene Berichte der Petitionscommission und nahm am Dienstag die Be rathung des Etats wieder auf. Der Bundesrath hielt am Montag eine Plenar-Sitzung ab, in welcher derselbe hauptsächlich Mittheilungen des Reichstags-Präsidiums über mehrere Reichstagsbeschlüsse entgegennahm. Der Entwnrf betreffend die Einführung des Tabaksmonopols ist nunmehr fertiggestellt worden und wird, wie die „Nat. Ztg." erfährt, bevor er an den Bundesrath gelangt, den einzelnen Bundesregierungen zur Kenntnißnahme zugehen. Die Kammer der bayerischen Reichsräthe setzte nach lebhafter Debatte die von der Abgeordnetenkammer gestrichenen Dispositions fonds für die Ministerien der Finanzen, des Aeußern und des Innern in das Budget wieder ein. — In Augsburg verschied am Morgen des 22. Januar der ehemalige Reichstagsabgeordnete für das Allgäu, I)r. Völk, nach längeren Leiden. Der Verstorbene ver trat von 1871—78 den Wahlkreis Jnnenstadt-Lindau-Kempten im Reichstage und war als Anhänger des gemäßigten Liberalismus alle zeit e>n wackerer Vorkämpe für Deutschlands nationale Einigung. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am 16. Januar auf der Unterelbe bei Hamburg. Der Kohlendampfer „Pfeil", ein großes, schönes Schiff, kam von England auf, als er bei dickem Nebel mit einem anderen Dampfer kollidirte und an das Hannover sche Ufer gesetzt werden mußte. Durch ein weiteres Unglück entstand Feuer im Schiffsraum, welches durch die reiche Kohleuladung starke Nahrung sand, so daß das Schiff bis auf den Wasserspiegel ab brannte. Die Besatzung wurde durch ein Fischerboot, welches die Gefahr erkannte, gerettet. Oesterreich-Ungarn. Alle Nachrichten aus dem Süden der österreichischen Monarchie bestätigen das Wachsen des Aufstandes in Dalmatien und der Herzegowina. Neue Banden sind in den auf ständischen Bezirken aufgetaucht, welche eine Htürke von 1000, 500 und 200 Mann haben sollen und welche jedenfalls ihre Bestrebungen daraus richten werden, sich zu vereinigen und dann irgend einen Handstreich gegen die Oesterreicher auszuführen. Die Letzteren haben bereits mit den Aufständischen eine Reihe Gefechte zu bestehen ge habt, deren Ausgang in manchen Fällen infolge der lückenhaften und unklaren osficiösen Wiener Berichte sehr zweifelhaft erscheint. Dieser Tage ist zu Wien die Ehe des Erbprinzen Philipp Ernst von Hohenlohe-Schillingsfürst, Sohnes des deutschen Bot schafters in Paris, Fürsten Clodwig Hohenlohe, mit der Prinzessin Ypsilanti, Tochter des griechischen Gesandten in Wien, entsprechend den Konfessionen des Brautpaares sowohl nach römisch-katholischem als auch nach griechischem Ritus vollzogen worden. Nun wird sich das fürstliche Paar nächstens auch noch einer dritten Trauung unter ziehen müssen, und zwar dem deutschen Gesetze gemäß der Civil« traunng vor dem Standesamte zu Schillingsfürst. Aus Puchberg am Schneeberg wird unterm 19. d., 4 Uhr Nachmittags gemeldet: Soeben wüthet ein Waldbrand auf dem eine halbe Stnnde entfernten Haltberge. Ein paar Hundert Joch sind schon abgebrannt nnd fortwährend erobert ein heftiger Sturmwind dem verheerenden Elemente neues Terrain. Der Brand reicht bis auf den ca. 4000 Fuß hohen Bergesgipfel hinan. Windrichtung östlich. Die Panique hat viele Kleinhüusler in der Ortschaft Halt berg ergriffen, die mit ihren wenigen Habseligkeiten sich flüchten. Größtentheils ist der bereits abgebrannte Wald Eigenthum des Grafen Hoyos) nunmehr brennen Bauernwaldungen. Frankreich. Die gesammte Politik Frankreichs wird gegen wärtig durch die ministerielle und parlamentarische Crisis beherrscht, welche in diesem Lande durch das hartnäckige Bestehen des Minister präsidenten Gambetta auf einer beschränkten Revision der Verfassung heraufbeschworen worden ist. Welchen Ausgang diese doppelte Crisis nehmen wird, läßt sich noch nicht sagen, fast hat es aber den An-