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Nr. 288 Donnerstag, den 10. Dezember 1936 88. Jahrgang Pulsnitzer Anzeiger Shorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Dkl» Heilung erschein! täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS 50 Rpi. Postbezug monatlich 2.S0 RM. 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Fernruf 518 und 550 Reichssportführer und HI Ansprache Baldur von Schirachs an die Eltern Der deutsche Rundfunk führte am Mittwochabend eine wichtige Sendung durch, in der der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, eine Ansprache an die Eltern richtete. Ueberall in den Heimen der Hitler-Jugend, des Jungvolks und des BDM. wurde aus diesem Anlaß Gcmeinschaftscmpfang durchgeführt. Am Schluß seiner Rede gab der Rcichsjugcndführer be kannt, daß er mit Genehmigung des Führers und Reichs kanzlers den Rcichssportführcr von Tschammer und Osten ru seinem Beauftragten für die Leibeserziehung der ge samten deutschen Jugend berufen habe. Baldur von Scknrach brachte in seiner Ansprache ein gangs zum Ausdruck, daß die Jugendbewegung Adolf Hitlers, die gewaltige weltanschauliche Erziehungsgemein schaft der HI., gemeinsam von Eltern und Jugend erbaut worden ist, und brachte der deutschen Elternschaft den Dank der Jugend dar, daß sie über alle Schwierigkeiten der Aufbauzeit hinweg dieser Jugend die Treue gehalten habe. Arbeiterjungen und Schüler, Bauernmädels und Offizierstöchter, so führte der Redner aus, sie alle kamen zu dem großen Jugendbund des Führers, um der Idee des Nationalsozialismus zu dienen und sie in einer Ge meinschaft zu gestalten, die keine Klassen kennt. Die Fähi gen stiegen in dieser Gemeinschaft auf, ob sie nun Söhne und Töchter wohlhabender oder arbeitsloser Volks genossen waren, denn kein anderes Gesetz hat für die Füh rerauswahl der Hitler-Jugend Gültigkeit als allein das der Leistung, des selbstlosen Einsatzes und des aufrechten Charakters. Das Gesetz, das die Rcichsrcgicrung am 1. Dezem ber 1936 beschlossen hat und das ein persönliches Werk des Führers ist, stellt nichts anderes dar als die vom Reich her vollzogene Bestätigung einer bereits vollzogenen Entwicklung. Der Führer und Reichskanzler hat durch dieses Gesetz der Jugend das höchste Vertrauen erwiesen, das je das Oberhaupt eines Staates der jungen Gene ration seines Volkes entgcgengcbracht hat. Treuhänder der Elternschaft Mir selbst ist durch die vom Führer und der Reichs regierung erteilte Weisung und durch die Erhebung mei ner Neichsdienststelle zu einer Obersten Reichsbehörde ein Auftrag erteilt worden, wie ihn gleich verpflichtend nie mand vor mir erhalten hat. Im Bewußtsein dieser Ver antwortung und dieser Pflicht will ich mit meiner gan zen Kraft versuchen, das gewaltige Vertrauen zu recht fertigen, das mein Führer in mich gesetzt hat. Ich habe mich immer, auch in der Vergangenheit, als Treuhänder der deutschen Elternschaft gefühlt, und so wird es immer sein. Die Sorgen der deutschen Eltern sind meine Sorgen. Ihre Freude ist auch meine Freude. Der Jugendführer des Deutschen Reiches ging dann auf die größte Schwierigkeit beim Aufbau der HI. ein, die in der F ü h r e r f r a g e lag. Wenn es trotz aller Be mühungen hier und da nicht gelungen sei, alle Führungs ämter einwandfrei zu besetzen, so liege es daran, daß die Jugendführer nicht mit abgeschlossener Ausbildung ge- doren werden. Er fuhr dann fort: Wenn Sie, die Eltern dieser Jugend, von all den vielen kleinen Dummheiten, Ungeschicklichkeiten und vielleicht auch Fehlern absehen, die im Rahmen der Jugendgemeinschaft Ihrer Kinder an diesem oder jenem Ort gemacht worden sind, werden Sie doch mit Genugtuung und Stolz auf Ihre Jugend fest stellen können, daß sich die Jüngsten der Nation des Ver trauens nicht unwürdig gezeigt haben, das man in sie ge fetzt hat. Baldur von Schirach sprach anschließend ausführlich Über die Ausbildung der Führer und Führerinnen der HI., die mit größter Sorgfalt betrieben wird. Großer Wert wird dar auf gelegt, daß die höheren Führer der HI. aus Auslandsfahrten andere Völker und Länder nlenenlernemDie Jugend der Völker soll sich untereinander kennen und ver stehen lernen. In Wochcnendlchrgängcn und dreiwöchent lichen Kursen aus den Führerschulen soll dann die notwen- dige Hilfestellung für den jungen Führer und die Madel- suyrertn geleistet werden. Immer aber bleibt das Pro- grammwort des Führers: „Jugend soll durch Jugend ge führt werden" nach wie vor ein Grundgesetz der Gemein schaft der HI. Nach dem 1. Dezember fühlt sich die Jugend erst recht an die Gesetze gebunden, die der Führer ausge stellt hat und versucht unablässig ihr Denken und Handeln in Einklang zu bringen mit seinen Zielen und seiner An schauung. Indem er auf die Auswirkungen des Gesetzes vom 1. Dezember näher einging, führte der Jugendführer des Deutschen Reiches weiter aus: Die gesamte Jugend ist zur Hitler-Jugend geworden. In dieser allgemeinen, großen Hitler-Jugend will ich leine Diffamierung der neu Hinzu tretenden, sie sind von vornherein als gleich wertvolle und gleich willkommene Kameraden zu behandeln. Ich werde rücksichtslos jeden Führer und jede Führerin von ihren Aemtern entheben, die diese neu hinzutretende Jugend als zweitrangig und minder wertvoll behandeln. Auch jene Jugend, die in konfessionellen Vereinigungen irgendwel cher Richtungen im Augenblick noch zusammengeschlossen ist, heiße ich heute herzlich willkommen. Die konfessionelle Frage Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um vor allem den deutschen Eltern gegenüber einige Erklärungen über meine Haltung zur konfessionellen Frage überhaupt abzu geben. Ich habe bereits in den vergangenen Jahren viele Millionen der deutschen Jugend, die einst in marxistischen Organisationen, in Freidenkerverbänden und in der Gott losenbewegung organisiert waren, innerlich und äußerlich für die Hitler-Jugend gewonnen. Diese Jugendlichen haben bei uns nicht nur das Wunder einer klassenlosen Kameradschaft erlebt, sie haben auch in dieser Gemein schaft gelernt, an große und heilige Begriffe, die lange Jahre hindurch in den Dreck gezogen wurden, zu glauben. Mancher verirrte Geistliche hat mich als einen Feind der religiösen Erziehung hinzustcllen versucht. Wenn ihre Worte in der Jugend selbst keinen Widerhall fanden, so liegt das daran, daß mich die Jugend bester kannte. Denn ich habe in der Hitler-Jugend niemals einen Gottlosen geduldet. Wer auf die HJ.-Fahne schwört, bannt sich damit nicht nur an diese Fahne, sondern zugleich auch an eine höhere Macht. Und schon lange vor dem 1. De zember mußte die Jugend, die in unsere Gemeinschaft ein trat, ihr Gelöbnis der Treue mit dem Zusatz bekräftigen: „So wahr mir Gott helfe." Ich überlasse es den Kirchen, die Jugend im Sinne ihrer Konfessionen religiös zu erziehen, und werde ihnen in diese Erziehung niemals Hineinreden. Nachdem durch das Gesetz vom 1. Dezember der Streit zwischen der HI. lind den konfessionellen Jugendverbänden beendet ist, ist es für mich eine selbstverständliche Konsequenz, wenn ich anordne, daß im Rahmen der nun entstehenden großen Reichsorganisation alle Führer und Führerinnen sich jeg licher Aeußerungen im Sinne der vergangenen Ausein- l andersctzungen zu enthalten und dafür zu sorgen haben, daß der sonntägliche Gottesdienst und auch sonstige von der Konfession vorgeschriebene, rein religiöse Veranstal tungen nicht durch den Dienst in der Hitler-Jugend be einträchtigt werden. Tfchammers große Ausgabe Abschließend ging Baldur von Schirach darauf ein, daß er den Reichssportsührcr, Hans von Tschammer und Osten, zu seinem Beauftragten für die körperliche Er ziehung der gesamten deutschen Jugend ernannt hat, und erklärte dazu: „Ich betrachte es auch als ein Zeichen der Verbundenheit von Jugend und SA., wenn ich mit Zu stimmung meines Führers diesem Mann eine der größ ten Aufgaben übertrage, die das Reich überhaupt zu ver geben hat. Der Führer hat mit großer Freude begrüßt, daß zwei seiner alten Mitarbeiter im Dienste an der deut schen Jugend Zusammengehen wollen." Nach dem Reichsjugendsührer sprach der Reichs- sportführer von Tschammer und Osten zur Eltern schaft und zur deutschen Jugend. Er sagte u. a.: „Noch nie bin ich in meinem Leben mit größerer Freude an eine Auf gabe herangegangen. Ich werde nichts weiter tun, als eure eigene Freude, ihr deutschen Jungen und Mädel, und euren unbändigen Willen, einmal groß und stark und tüchtig zu werden, auf den Spielplätzen, in den Turn- und Schwimmhallen und draußen auf den Wiesen in die rich tigen Bahnen zu lenken. Spiel und Sportkampf sollen uns Beispiel und Uebung sein für unser ganzes Leben. Wenn's einmal ernst wird, wenn das Leben eine Aufgabe vor uns stellt, dann wollen wir uns erinnern, daß wir es ja von Spiel und Sport und Kampf gewohnt sind, die Zähne zu- sammcnzubeißen und daß wir mit dem ganzen Fähnlein doch durchs Ziel gekommen sind. Appell an die Elter« Ihr aber, deutsche Eltern, laßt eure Buben und Mädel getrost zu den Lejbcsübungcn in der geeinten deutschen Jugend gehen. Ihr braucht keine Sorgen zu haben. Ich bin als Beauftragter des Rcichsjugendführcrs für die Leibesübungen Treuhänder der Jugend. Zu dcu vielen tausend ausgebildeten Sportrefcrcntcn der Hitler-Jugend stehen nun in praktischer Arbeit die vielen tausend Ucbungswartc des Deutschen Reichsbundcs für Leibes übungen. Sachliche Eignung verbindet sich so mit dem heißen Willen, für die Leibesübungen der Jugend das beste Bereich zu stellen. Ich verspreche hiermit, so schloß der Reichssportführer, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel und Kräfte für die Jugend einzusetzen, damit einmal werde eine einzige, gesunde und starke Jugend und aus ihr ein einiges, ge sundes und Parkes deutsches Volk!" KV» K«M M KM AMWd! UM Erklärungen Ribbentrops im Nichteinmischungsausschutz London, 10. Dezember. Botschafter von Rib bentrop gab in der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses des Londoner Nichteinmischungsausschusses am Mittwoch fol gende Erklärung zur Frage der Freiwilligen im spa nischen Bürgerkrieg ab: ? „Als meine Regierung der internationalen Vereinbarung Ler Nichteinmischung in Spanien beitrat, wurde sie von dem ernsten Wunsche geleitet, das Prinzip der Nichteinmischung in der Praxis von Anfang an so wirksam wie nur möglich zu gestalten. Infolgedessen schlug meine Regierung bereits in ihrer Rote vom 17. August vor, Maßnahmen gegen Lie Abreise von Freiwilligen zu treffen. Diese Frage wurde später erneut mit unserer Unterstützung von dem italieni schen Vertreter aufgeworfen, ohne daß wir hiermit jedoch in den verschiedenen Sitzungen des Unterkomitees Erfolg gehabt haben. Ich muh daher meine Ueberraschung darüber ausdrücken, daß diese Frage die ihr gebührende Beachtung erst jetzt findet. Es ist allgemein bekannt, daß seit einer langen Zeit Tausende von Freiwilligen verschiedener Rationalität für die Roten kämpfen. Ich möchte heute nur erwähnen, daß ein Parlamentsmitglied am l. Dezember im Unterhaus erklärt hat, Laß lediglich die Interventionen ausländischer Frei- willigcr Lie nationalen Truppen daran gehindert haben, Madrid zu erobern. Diese Feststellung ist sicherlich seinerzeit Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen. Nachrichten aus zuverlässigen Quellen besagen weiterhin, daß 25 000 Franzosen und etwa 35 000 Sowjetrussen gegen-