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uer /lnzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen ünterhaltuassbellase: Muer Sonntagsblaü. ^wchchm»« »«, «eeattt»» «tt Mw»<ch»e »n «»muag, »«chMta-e 4-r Uh». — ßvmstwch« IS» «Nvfantt» Maaoftript» kenn -««Sh» nicht getttfttt «er»««. Nr. 1S5. Dienstag. S. Juli ISIS. s. Jahrgang. Diese -lummer umsaht 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser hat die Nordlandsreise angetre- ten, während'die Kaiserin sich zu längerem Kurgebrauch nach Homburg v. d. H. begab. » Generalmajor von yalkenhahn, der Shes des Generalstabe» de» 1. Armeekorps, ist unter Be- sSrderung hum Generalleutnant zum Krieg-minister ernannt worden.*) * Die Balkanstaaten haben ihre Gesandten ab. berufen. Wenn man den widersprechenden Mel- düngen glauben darf, haben die Bulgaren bet Kotschana, die Griechen bei Dotran Er folge gehabt.*) * Die Pforte hat Bulgarien aufgefordert, bin. nen 24 Stunden die noch von bulgarischen Truppen innerhalb der Linie Nodosta-Edo* Ntdia besetzten Gebiet« zu räumen. » 1Ü OVO Mann der bulgarischen Kerntruppen sind bi» Urania in Südserbten borge- prungen. * Durch ein amtliche» Dekret sollen drei Klassen der griechischen Nationalgarde unter die Hahnen gerufen werden. Näheres siehe an anderer Stelle. 7BW» Mutmaßlich« Witte««», am 8. Juli: Nordwest- winde, wolkig, kühl, kett» erheblicher Niederschlag. -Mc Zeppelins 75. Geburtstag. MS ein deutscher Volksheld feiert Graf Zeppelin am heutigen 8. Juli seinen 78. MeburtStag, und mit ihm feiert da» gantze deutsch« Volk. Dem kühnen Luft- schiffer ist da» selten« Glück vom Schicksal beschieden worden, noch am Abend seine» Leben», nachdem bereit» die tüchtige Arbeit seiner Mannesjahre getan war, nach dem er an der Schwelle des Alter» lange und heitz Mit Widrigen Mächten gerungen, auf der Sonnenhöhe eine» Weltruhms zu stehen und die köstlichste Ernte all gemeiner Lieb« und Verehrung zu halten, Wie sie selten einem Dasein beschieden. Schon vor nunmehr 48 Jahren War der Name de» Grafen Zeppelin in all« Munde. Doch «I War nicht do» Gebiet, auf dem ihm später unvergängliche Lorbeeren wachsen sollten. Der Sprotz einer ursprünglich mecklenburgischen, aber nach Süd deutschland verpflanzten AdelSfamilie, aufgewachsen an den Gestaden de» Bodensee», hatte Graf Ferdinand Zep pelin schon «in wechffelreiche» Leben, da» ihn u. a. nach Nord- und Südamerika geführt hatte, hinter sich, al» er beim Ausbruch de» Kriege» von 1870 jenen kühnen, um nicht zu sagen tollkühnen Patroutl- lenritt mitten in» Feindesland unternahm. Damals bereit» beschäftigten die Probleme der Lustschtfsahrt den hochfttegenden Geist de» tapferen Kavalleristen. Nicht gern schied er zwanzig Jahre später au» dem Militär- dienst; aber gerade die Mutze, die ihm sein militärischer Ruhestand brachte, ltetz in unermüdlicher heißer Arbeit und in heroischem Ringen mit nur zu herbem Miß geschick die genialischen Pläne de» Grafen reifen. Oft haben wir Gelegenheit genommen, sein Leben-Werk zu schildern und zu würdigen, so «st am letzten Sonnabend, al» der Besuch de» Luftschiffe» Sachsen bevor- stand. Unvergessen bleibt dies« letzt« Sonntag, an dem ganz Aup und di« ganze Umgegend in fieberhaft« Spannung da» Kommen de» Luftschiffe» «. wartete. Seine» Grafentttel» ungeachtet ist Zeppelin ein s- selbstgemachter Mann in de» Worte» bestem Sinne. Nicht der Gunst der Mächtigen dankt « seinen Ruhm; erst durch den Druck istr öffentlichen Meinung, di« instinktiv die Grütze de» schwäbischen Grafen erkannt«, ist da» offizielle und offiziöse Deutschland zur Zeppelin- Verehrung gedrängt worden. Ein Mann eigenster Kraft und ein wahrer »oltsyeld ist e», der am heutigen Tage auf drei Vierteljohrhunderte ge segneten Wirken» zurückschaut. Die neuen Steuern. war zahle« «ir Wehrbeiftag? Der gewöhnliche Staatsbürger findet sich, namentlich nach dem vielen Hin und Her der Kommtssiomwerhandlun- gen und der Beratung de- Steuorgesetzes im Plenum de» Reichstages, in dem Irrgarten der neuen Steuern kaum zu- recht. Da scheint es «ns zunächst von Wichtigkeit, festzustel len, daß zwei Steuergruppen unterschieden werden müssen, von denen di« «ine zum Wehrbeitrag, die andere zum söge- nannten Besitzsteuergesetz gehört. Die Besitzsteuer, die aüf den Zuwachs de» Vermögen» gelegt ist, wird überhaupt erst vom Jcchre 1S17 «hoben. Sie soll heut« au» unser« Be trachtung ausscheiden, denn es ist dringlicher, sich üb« den Wehrbeitrag zu informieren, da dieser bereit» vom nächsten Jahre'ab erhöben werden soll. Die Steuern au» dem Wehr beitrag werden im Gesetz al- einmalig« Abgabe be zeichnet. Da« ist insofern richtig, al- fl« nur einmal ««an lagt werden, jedoch wird die Zahlung in drei Raten «rhoben und zwar muh das erste Drittel spätesten» drei Monate nach der Zustellung de- Veranlagungsbescheid» (also etwa Mitte 1914), da» zweite Drittel bi» -um 1v. Februar 191V und da- letzte Drittel bi« -um 1v. Februar 191« entrichtet «er- den. Da» Reich lädt solche, di« «» übrig haben, ein, den ganzen Betrag aus einmal vorau» -u -Wahlen, und ist so liebenswürdig, als Gegenwett dafür 4 Prozent Zinsen al» Gegenleistung für den vorausb^ahlten Betrag zu verspre chen. E» werden wohl aber nur sehr wenig Leute sich zu solch« Vorausbezahlung bereitfinden, denn wenn sich di« GeldverhSltniss« nicht sehr bald von Grund auf ändern, so haben vermögende Leute augenblicklich Gelegenheit, ihr Geld besser al» mtt vi«r Prozent zu verzinsen. Freilich haben ste von dieser höher verzin»lichen Kapitalanlage nicht die Ge nugtuung, dem Reich billig Geld vorgestreckt zu haben. . Der Wehrbeitrag zerfällt in zwei verfcht«dene Abgaben: In «in« Steuer vom Vermögen, di« sowohl von allen Perso- nen al» auch von Aktiengesellschaften und Kommanditge sellschaften auf Aktien, die ein Vermögen von mHr als 10 000 Matt haben, Stahlt werden muh und in «in« Steuer auf das Einkommen, die von allen Personen (nicht aber von Aktiengesellschaften und Kommandit-Gesellschafien auf Ak tien), deren Einkommen «ine Höhe von mehr al» öOOV Matt erreicht, zu Lezahlen M. Personen, die ein Einkommen von nicht mehr al» 2000 Matt haben, -rauchen von ihrem ver- mögen nur dann «ine Abgabe zu entrichten, wenn diese» Ver mögen mehr al» V0 000 Matt -«trägt und Personen mtt einem Einkommen von 8—4000 Matt werdrn erst mtt mehr al» 80 000 Matt vermögen steuerpflichtig. Selbstverständ lich können vom Vermögen die Schulden abgezogen »erden. Die Sätze der Vermögenssteuer erhöhen sich entsprechend der Gröhe der vermögen. Di« ersten KO 000 Matt kosten 0^8 Prozent Steuer, d. -. auf je 1000 Matt find 1V Matt Steuer zu zahlen. Bon weiteren KO 000 Matt 0,88 Prozent » » 100 000 » 0,8 » „ , 800 000 , 0,7 . » VOODOO , OMl . „ , loooooa , I^i,, , , , 8000000 , 1I „ „ 8000000 . 1,4 von den höheren Beträgen 1b » Hat also jemand ein Vermögen von 480000 Matt, dann hätte er zu zahlen: für di« ersten 80 000 Matt 0,18 A - 78 Matt » „ Metten 80000 „ 0Ü8-K-- 178 , , „ weiteren 100000 , OH A-- 800 » » „ restlichen 280 000 „ 0,7 A> — 1780 , d .h. aus fein Gesamtvermögen von 450000 Matt in Summa 2500 Matt, da» macht eine durchschnittliche Abgabe von 0,6 Prozent des Vermögen». Außerdem find nun, wie gesagt, auch noch Steuern vom Einkommen zu zahlen, und zwar: bi» zu 10 000 Matt gleich 1 Prozent » , 18000 „ , 1H „ „ , 20 000 » 1,4 . Die Frauenrechtlerin. Skizze nach dem Englischen von L. Teitzelkampsf. Nachdruck «rdoi«n.> Mr. Albert Thomson schlenderte gemächlich hinter dem Troh Schaulustig« her, die da» berühmt« Herrenhau, be sichtigten. Der Kastellan, der die Gesellschaft führt«, er kannte in dem älteren Herrn sofort einen, bet dem man auf ein reichliche» Trinkgeld rechnen könnt«. Er behandelte ihn deshalb mtt ein« Höflichkeit, die er nicht an di« anderen, di» ihn meist ignorierten oder ihm ein paar Kupferstiicke in die Hand drückten, verschwendet«. Ein herrlicher vesttz, lobt» Mr. Thomson in sein« vornehm ruhigen weis«, also die» ist di« Bibliothek? Jawohl, Herr, gab d«r Kastellan zurück. Dies« Truhe enthält di« berühmt* Sammlung von Schnupftabakdosen, di« ihresgleichen in Europa nicht hat. An dem Schreibtisch dort in dem Alkoven sitzt der -onon- raLl« Granville Groov«nor, wenn er s«in» Reden verficht. Jetzt wird da» Parlament geschlossen, fuhr d«r Kastellan fort, und so wird der Hononrabft Granville Groovenor hi« residieren. E» gibt «ine glänzende Gesellschaft, an der Gra fen und Gräfinnen, amerikanisch» Millionär« und ander« Größen fttlnehmen. Entzückend l rief Mr. Thomson. Kom- m«n Si, gefälligst chttrher, mein Herr, flüstert« der Kastel land, ich kann Ste an der Seitentür himttmlassen, Si« vor» meiden dann da» Gedränge. Beim Sprechen rollte sich sein« -and automatisch auf; Btt. Thomson ltetz lächelnd ein Gold stück hinttngletten. Al» «r draußen «ar, warf «r noch einen b»dau«rnd«n Blick auf da» stattlich» Gebäude. Ich fürchte, «, geht nicht, dachte er, die Schnupftabakdosen lassen sich schlöcht verwerten. Dann ist auch nur eine Haupttreppe in dem -aus», so ist », beinah» unmöglich, di« Schlafzimmer zu plündern. Irgendein«» von der Dienerschaft wird wohl immer unterwegs sein. Ich werde den Plan aufgeKn müssen. Aber der Kastellan hat mir Spatz gemacht. Mr. Thomson kam etwa» enttäuscht nach London zurück. Er hätte für sein Leben gern da» reiche Herrenhaus geplün dert, aber sein geschäftskundiger Sinn sagte ihm, daß es zu gefährlich sei. Al» er au» dem Bahnhof trat, wurde er von einer Dame aufgehalten, di« ihm gedruckte Blätter anbot. Thomson war immer ausnehmend höflich gegen da, schöne Geschlecht: Eine Zeitung kaufen? Mit dem gröhten Ver gnügen, Madame. Während er ein Exemplar der Frauen rechte in der Hand hielt, belohnte ihn «ine gütige Vorsehung für sein« Höflichkeit. S» kam ihm «in« glorreiche Ide«. Er wandte sich zu der Verkäuferin, zog verbindlich den Hut und fragt«: Verzeihung, Madame, aber ich habe mich immer für Ihr« Sache interesfttrt. Können Ei« mtt sagen, wo ich m«hr von Ihrer Literatur bekommen kann, um st« unter meinen Freunden zu verbreiten? Hocherfreut, ein« männ lich« Stütze gesunden zu haben, gab ihm die Dame di« Adresse ihre» v»r«tn»bureau». Nach einer halben Stund« kam Thomson in seiner Wohnung an, ein grohe» Bündel Druck sachen unter dem Arm. Di« Vorsteherin de» Komitee» war ganz glücklich gewesen, -atz sich sogar in diesem nüchternen Zeitalter «in Ritter gefunden, der für da» unterdrückt« Ge schlecht eine Lanz« -rechen wollt«. Wa» Mf. Thomson in den nächsten Wochen trieb, hälft «inen stillem B«übachftr wohl auf die Vermutung -ringen können, daß «r s«in«n verstand verloren Hai«. In seinem Schlafzimmer «ingeschlossen, ging er in «inem für «inen älteren, soliden Herrn sehr sonderbaren Autzug» vor «in«m großen Pfeiftrspftgel langsam auf und ab. Er trug «in an schließend«» Schiwtdettostüm und «tn«n altmodischen, schäbt- g«n Hut. D«r Gang »st die Schwierigkeit, reflekti-'te er, «in Mück, daß d«r Hosmrack nicht durchg«gang«n ist. Uebrt- g»n«, so «in Anflug von Männlichkeit macht die Sach« ja nur noch natürlicher. Ächt Tage später verlieh «ine statt«, ältliche Dam« di« Station, die dem Herrenhaus« von Gros- venor am nächsten lag. Sie bemerke, dah di« Beamten sie neugierig musterten, und um ihnen gleich jeden Zweifel an ihrer Persönlichkeit zu nehmen, fragte sie mit -eller Fistel, stimm«, wie ste am schnellsten in« Pfarrhaus käme: Ich lass« mein« Tasche von einem Jungen abholen und bitte, st« bi» dahin sorgfältig aufzubewahven. E» wird die Schwieger- mutter de» neuen Pfarrer» sein, metnft der Vorsteher, die zu einem unverhofften Besuche kommt. Mr. Thomson ver- ließ mit seinem Bündel Drucksachen den Lezeichneftn Weg und schritt auf da» Herrenhaus zu. Wie «inen dies« ver flixten Röck« am Gehen hindern, brummte er, ein Glück nur, daß der Mond nicht scheint. Haft, da» trifft sich merkwürdig gut. Er hatte ein« lange Leiter entdeckt, die an einem Heu schober lHnte. Wie würde sich ein Vorübergehender ge wundert haben, wenn er gesehen hätte, wie «ine dick«, alte Dam« vorsichtig di« Letter hinaufstftg, um oben «inen L«le- phondraht obzuschniden. Da» sichert mir den Rückzug, dacht« er befriedigend, al» er wieder voden unter den Füßen hatte und seine Röck« zur«chtzog, nun in» Hau», st« müssen jetzt gerade beim Essen sein. Schleichend erreichte er die Mauer, di« d«n Patt umzog. Mit einiger Müh« überstieg er st« und kroch im Schatten der Bäum« bi» an da» Hau». Mt einem Blick sah «r, dah der Spetsesaal erleuchtet war. Kein Li« in dm, Schlaft zimmern, dachte er, st« werden all« beim Speisen sein. Di« günstigst« Zett für mich. Latz sehen, ich glaub«, e« war da, viert« Fenfftr, da« so einfach g«fchloss«n war. Gr halft unter seinen Rücken «in Stemmeisen hmvor. In r»«t Mi- nuten gab da« Fenster nach, und er -«fand stch in der Bi-- liothek. Gin Strahl seiner elektrischen Taschenlampe zeigt« ihm, wo di« Truhe mtt den Schnupfiabakdof«n stand. La» Schloß macht« fttn« -«sonder« Schmerigketftn, mtt ««schick, . —.