Volltext Seite (XML)
MMN U UMM und Nm-ess«ö Amtsblatt «8. Jahrg Donnerstag, den 2. Dezember 190S No. 138 Jnsertlonipre«» IS Pfg. pw vier, Alchochalb des «mtsgatchtsbezkIS Zettranbend« mld tabellarkscher Satz > Inserat« werd« Montags, Mitwochs and Freitag» bi» spätestens 12 Uhr angenommen. Die im Grundbuche für Wilsdruff, Blatt 691 und 713, auf den Namen Gmil Max Stritt eingetragenen Grundstücke sollen am 20. Januar MO, vormittags 10 Ahr, — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Die Grundstücke sind nach dem Flurbuche 97,7 Ar groß und auf 5767 Mark geschätzt. Str bestehen aus den Flurstücken 701», 703, 704 und 7016 des Flurbuchs für Wils druff, dienen dem Zweckt der Landwirtschaft und find zum Teil an der Wiclandstraße, im übrigen westlich von dieser gelegen. Von dem Flurstücke Nr. 701s sind 9,43 Ar »um Bahnkörper verwendet und enteignet worden. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen die Grund, stücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jcdem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücke« stud, soweit sie zur Zeit der Ein. tragung des am 2. Oktober 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund» buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Verstetgerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumeldeu und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft Loiparzrü«. 20 Pfg. > Aufschlag. Lrs»«,»t wSchoULch dreimal -ud »war Dienstag». Domrerstags and Swmabead». «„„«V»!« v^iiihrtkh^WM, in WWdmff 1,30 M., ' durch die Pop bezog« 1^4 Mi. Mit der wöchtntUchen «eilagc „wett im Bild" «»d der monEchen S«l»ge „«ns«,» Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, WilSdrufs. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, WüSdruff. zu machen, widrigenfalls die Rechte bet der Feststellung des geringsten Gebots uich berücksichtigt und bet der Verteilung des VersteigeruogSerlöseS dem Ansprüche deS Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendeS Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbei, führen, widrigenfalls für daS Recht der Versteigerungserlös an die stelle des ver steigerten Gegenstandes tritt. , Wilsdruff, de« 25, November 1909^ , u« 13/09 Nr 2 Rstn gliche- Amt-gevicht. ^Mag7^-tt^Ueze«brr^WR^>^loMr7^elän^ Weitze« Adler hterselbst als VersteigerungSlokal 1 RLH»afchi«e, 35 Paar Gummischuhe, 3 Dutzend Sägefeile«, 6 Stück Hobel, Kaffekannen, Schüsseln «. a. m. gegen Barzahlung zur öffentlichen Versteigerung. WilSdrufs, am 30. November 1909. u« tz 468/09 Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Ftmspmhn Nr. S. - T-ltgramEreffe: Amtsblatt Ml»d«ff. - - E Mr dir Lal. «mtshauptmannschafl MM-n. Mr das Lgl. Lmtsgericht und den Stadkrat m »il«drn». Wr ore Mr das Lgl. Forstrrntamk m Lh-e-«w Denksprüche für Gemüt und »erstand. Sei nur, wo's irgend was zu lernen gibt, gelehrig; Oft findet sich, was man im Schranke sucht, im Kehricht. Reichstags-Eröffnung. Die vom Kaiser bei der gestrigen Eröffnung deS Reichstage» verlesene Thronrede lautet: Bet dem Eintritt in Ihre Beratungen entbiete ich Ihnen zugleich namens der verbündeten Regierungen Gruß und Willkommen. Nachdem die in Ihrer letzten Tagung vereinbarte Steuergesetzgebung dem Reiche neue Einnahme, quellen erschlossen hat, muß beharrlich dahin gestrebt werden, die finanzielle Stellung des Reiches mit den so gewonnenen Mitteln zu befestigen. Der Ihnen zugehende Etatsentwurf für 1910 entspricht dieser Aufgabe. Ein Nachtragsetat für daS laufende Jahr faßt die Rückstände au» de« Jahren 1906 bis 1909 zusammen, die da» Reich nach dem Finauzgesetze vom 15. Juli zu übernehmen hat. Die Arbeiten de» BundeSrateS an der tu einem Vorentwurf bereit» bekannt gegebenen RetchSverstcherungS. ordnuug nähern sich ihrem Abschlusse. Dieses Gesetz wird neben einer Vereinheitlichung des geltenden Rechtes und Aenderungen an der Organisation die Krankenversicherung auf weitere Kreise ausdehnen und der Fürsorge für die arbeitenden Klaffen die Hinterbliebeneuverstcherung hiuzufügen. Ein neuer Gesetzentwurf wird die Vorschriften der nicht vollständig verabschiedeten Gewerbeordnung-Novelle zusammenfassen, über welche zwischen de« verbündeten Regierungen und dem Reichstage Einverständnis bestand. Daneben wird ei« besonderes Gesetz über Hausarbeit vorgelegt werden. Außerdem wird Ihnen der Entwurf eines Stellenvermtitlergesetze» zugehe«. Die in der letzten Tagung gleichfalls sicht erledigten Entwürfe einer Strafprozeßordnuna und einer Novelle zum GerichSverfassuugSgesetz über die Organisation der Strafgerichte werden Ihnen vo« neuem unterbreitet werden. Unsere überseeischen Besitzungen in Afrika und der Südsee entwickelt sich erfreulich. Da» Anwachsen der eigene« Einnahmen hat das Reich von den Ausgaben für unsere Kolonie« nicht unerheblich entlastet. ES wird Ihnen vorgeschlagrn werden, dir Usambarabahn bi» zum Kilimandscharo fortzuführen und daS südwestafrikanische Bahnnetz auszurunden. Diese Bahubauteu in Südwestafrika werden es ermögliche«, die Kopfstärke der im Schutzgebiete verwendeten Truppen weiter zu verringern. Die Zunahme der werktätigen Bevölkerung und die Erhöhung der Vermögenswerte in den Schutzgebieten machen eine Reform des Gerichtswesens erforderlich. Zunächst wird eine dritte Instanz in der Heimat zu er. richten sein. Der Entwurf eines Kolonialgesetzes wird Ihnen vorgelegt werden. Auch werden die Bezüge der Kolonialbeamten neu zu regeln sein, nachdem dieBesoldungs- reform im Reiche abgeschlossen worden ist. DaS Gesetz vom 16. Dezember 1907, betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche, tritt mit dem 31. Dezember d. I. außer Kraft. ES wird Ihnen ein Gesetzentwurf zugehe«, durch den der Buuderrat ermächtigt werden soll, den bestehenden Zustand um weitere zwei Zahre zu verlängern. Auch ein Handelsvertrag zwischen dem Deutsche« Reiche und Portugal wird Ihnen unter» breitet werden. Um dem deutsche« Volke etae ruhige und kraftvolle Entwickelung zu sichern, ist meine Regierung andauernd bemüht, friedliche und freundliche Beziehungen zu anderen Mächten zu pflegen und zu festigen. Mit Befriedigung sehe ich, daß das mit der französischen Regierung ge- troffene Abkommen über Marokko in einem Geiste a«S» geführt wird, der den Zwecken, die beiderseitigen Interesse« auszugleichen, durch««» entspricht. Im Deutschen Reich ist ebenso wie in der öster reichisch-ungarischen Monarchie dankbar der Zett gedacht worden, al» vor einem Menschenalter die später durch den Beitritt Italien» zum Dreibund erweiterte Allianz beider Mächte ins Leben trat. Ich hege da» Vertrauen, daß daS Zusammenhalten der drei verbündeten Reiche auch ferner seine Kraft für die Wohlfahrt ihrer Völker und die Erhaltung des Friedens bewahre« wird Und nun, geehrte Herren, wünsche ich Ihren Arbeite« gedeihlichen Erfolg zum Heile des Reiches. Die Thronrede wurde fast während der ganzen Ber» lesung von den Versammelten zunächst schweigend angehört. Erst gegen Schluß, als der Kaiser de» Drei» bunde» grdachte und mit erhobener Stimme das Ver trauen in die Fortdauer de» Zusammenhalten» der Mächte aussprach, ertönte Beifall. Während dann die Schloßgardekompagnie von neuem präsentierte, erklärte der Reichskanzler im Auftrage des Kaisers und im Namen der verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet. Wieder trat er vor den Thron und entnahm die Thronrede au» de« Hände« de» Kaisers. Während dieser, den Hel« in der Hand, die Abgeordneten und den Bu«deSr«t mit einer Beraeigung grüßend, langsam der Türe zuschritt, brachte der Reichskanzler Bethmann-Holl- «eg da» Katserhoch an», womit der Staatsakt schloß. I« Anschluß an den feierliche« EröffuungSakt im Weiße« Saale fand um 2 Uhr die GröffaungS-Si-ung im ReichStagSsaale statt. Die Sitze deS Bundesrates waren unbesetzt. Graf Stolberg eröffnete auf Grund der Geschäftsordnung al» Präsident der vorigen Tagung die erste Sitzung der neuen Session. DaS Haus ehrte daS Andenken der seit der letzten Tagung verstorbenen Ab- geordneten Böningh (kons.) und de Wttt (Zeotr.) durch Erhebe« von den Plätzen. Da«« erfolgte zur Feststellung der Beschlußfähigkeit der Namensaufruf. Das HauS ist beschlußfähig. ES sind 337 Abgeordnete anwesend. — Schluß 3 Uhr. — Morgen 1 Uhr: Wahl de» Präsidiums. politische Rundschau. Wilsdruff, den 1. Dezember Deutsches «eich. Sturm iw der bayrischen Kammer. Zu Beginn der Sonnabend-Sitzung des Abgeordneten- Houses hatte der Minister von Brettreich zum Umlagegesetz die Annahme des Kompromisses der bürgerlichen Parteien empfohlen. Nach langen Debatten über die Extraforde- rungeu, die die Konservativen und Bauernbündlrr für sich beansprucht hatte«, nämlich Aenderung des Armenrechtes zugunsten der Laudgemeiudeu und Ueberbürduug der Laste« für Wohnüngsgemeinden in Industriegebieten auf die BetriebSgemeinden, wurde der Antrag schließlich mit de« Stimmen des Zentrums und der Konservativen und Bauernbündlrr gegen die übrigen Parteien angenommen. Eine erregte Geschäftsordnungsdebatte folgte, als daS Zentrum den Vertagungsantrag der Liberale« und Sozialdemokraten ablrhnte und daS ganze Gesetz oh«e weiteres durchgebracht haben wollte. Da» HauS hallte wieder vo« entrüsteten Zurufe« uud Gegenrufen, unter mischt vom Läute» der Prästdentenglocke. Noch stürmischer wurde die Sitzung, als das Zentrum die Eubloc-Annahme einer Reihe vo» Artikel« beantragte. Schließlich wandte sich ein ltberal-soztaldemokratischer Antrag dagegen, daß daS Gesetz heute noch verabschiedet werde. Auch dieser Antrag wurde vom Zentrum und seinen Verbündeten niedergestimmt. Zum Schluß erklärte Dr. Caffelman« namens der Liberalen, die liberale Fraktion müsse unter solchen Umstände» sich erst noch darüber schlüssig werden, ob sie sich überhaupt «och a« der Weiterberatung beteilige» könne. Auf den Tribünen wurde lebhafter Beifall laut. Unter ungeheurem Lärm im Hause und auf de« Tribünen schloß die Sitzung. Der wettere Verlauf der Steuerdebatte und der Aus gang der Sache ist nach dieser Wendung noch nicht abzusehen. Das oftafiatische Detachement, daS im letzten Sommer neu gegliedert worden ist, besteht je zur Hälfte aus Armee- und Marinemaunschaften. Die Ablösung erfolgt hälftenweise im Februar jeden Jahres, die Armeemannschafte« sind Rekruten, die vier Monate bei der Truppe in der Heimat gestanden haben. Infolge der zweijährigen Dienstzeit war es nicht möglich, di« Mann- schäfte« länger im Aurlaude zu verwende», die Mariae- mansschafte« bleibe« zwei Jahre in China. Da» Detachement besteht zur Hälfte also immer ans Rekruten, seine Stärke ist 15 Offiziere, 5 Aerzte, 8 Beamte, 83 Unter offiziere, 615 Mannschaften, zusammen 726 Köpfe. Die Garnisonen find Peking (GesandtschaftSwache), Tientsin und Tongku, di« mit drei Kompagnien, zwei Maschtien gewehrzügen und einem «rtillertezug belegt find. Ober kommandeur dieser Truppe ist der Gouverneur von Kiautschau. Christlich- Kriedhofst-leraaz i« — Krawkreich! v. L,«. Daß in Frankreich in der katholischen Kirche bezüglich der Beerdigung von Protestanten, andere Anschaunge« herrschen können als in Elsaß-Lothringe«, zeigt ein Fall, der sich am 23. November in kseuy-sur- dckoselle der ersten französischen Grenzstation zwischen Metz uud Nancy zugetragen hat. Dort war ein Protestant gestorben, der Mann einer Katholikin. Diese ging zu dem katholischen Pfarrer von Pagny, einem 80jährigen Greise. Er erklärte: Je le terai soauer. dlous sommes laus Lkräticns el nous ckevons stre tröres. (Ich wilde für ihn läuten lassen. Wir sind alle Christen und sollen Brüder sein.) So läuteten die katholischen Glocken während der Trauertage und läuteten, als der protestantische Pfarrer Durand aus Nancy die Leiche zum Grabe be- gleitete, das selbstverständlich in der Reihe unter den Katholiken gegraben war. Der Fall erregt in dem an grenzenden Metzer Lande Aufsehen; man fragt sich unter den Einheimischen, warum denn Bischof «enzler nicht dieselbe Toleranz seinen Priestern ««empfehlen kan«, trotzdem diese doch noch vielfach mit den Fasern des Herzens mit Frankreich zusammenhängend Aber eine Antwort wird da» Metzer Bistum darauf wohl nicht gebe«.