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WwmffllAiMblM TI für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter I Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Nr. 268 — 90. Jahrgang - - - . Anzeigenpreis: die 8 gelpaltene R-umzcile 20 Apfg., die 4gcspaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs, Pfennige, die Sgespaitenc Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 R-iq-pfennigr. Bor. Ltn'nachVVm Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmcdisvorm.lvUhr. Für die Richtigkeit »er durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage -ingezagen werden muß oder der Auftraggeber inKonkurs gerät. Anz. nehmen aücDermiltlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 2 RM. ruMglich Abtrag- yNnckenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbotenundunse^ lOApfg.AllePoftanftalten , nehmen zu jeder ZeU Be- - Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts ¬ gericht und dL Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 17. November 1931 Die pariser Ratstagung. Auch der größte Freund und Bewunderer des Völker bundes wird nicht behaupten können, daß die Hochschätzuna dieser Institution durch die Vorgänge in der Mandschurei und deren Rückwirkung nach Gens erheblich gesteigert worden ist. Dori, an den Gestaden des schönen Schweizer Sees ist man im Oktober auseinandergegangen, nachdem man'über gänzlich nutzlose Debatten und Beschlüsse nichl hinausgekommen war. Jetzt mach, der Völkerbund- rat in Paris einen neuen Anlauf. Und Briand, dei als französischer Außenminister seit Monaten eigentlich sozusagen „aus Eis gelegt" worden ist, varf als Vor sitzender des Rates eine Rolle spielen, für die in Frankreich jedenfalls nur ein recht geringes Interesse besteht. In zwischen wird in der Mandschurei ein regel rechter Krieg geführt, vorläufig zwischen den Chinesen und Japanern; man hat es längst aufgegeben, für diese Kämpfe noch Bezeichnungen milderer Art zu gebrauchen, die in nicht allzu krassem Widerspruch zum Gedanken und Statur des Völkerbundes stehen. Das hätte ja auch wirklich keinen Zweck mehr . . .l Und um die Rolle, die Briand jetzt in und mit der Pariser Tagung des Völkerbundes spielen soll, ist er kaum zu beneiden. Denn Briand ist ja seit langem aufs nach drücklichste bestrebt gewesen, dem Völkerbund ein immer stärkeres Gewicht zu geben, dort sozusagen ein möglichst großes politisches Kapital zu investieren. Wie gut ihm das bisher gelang, wissen wir Deutsche aus schmerzlichster Er fahrung, als gegen die deutsch-österreichischer' Zollunions pläne von Paris aus unter unmittelbarster Leitung BriandS der ganze Völkerbund in Bewegung gesetzt wer den konnte. Wenn also jetzt aus der Ratstagung ein Aus weg im mandschurischen Streit nicht gefunden wird, dann würde das eine schwere Niederlage für den französischen Außenminister persönlich bedeuten, zumal diese Tagung unter seiner Leitung und ja obendrein noch in der sran- zösifchen Hauptstadt selbst stattsindet. Briandkämpftalsojetztfürseineeigene Person und dies wird ihm nicht gerade dadurch er leichtert, daß sich wegen des mandschurischen Konflikts nun nicht mehr bloß die beiden daran unmittelbar beteiligten Mächte, die beide auch Mitglieder des Völkerbundes sind, in Frage kommen, sondern daß nun Rußland einige sehr energische Worte zu sprechen begonnen Hal. Und dieser Staal ist ein Element in ver Weltpolitik, das bei den ver schiedenen, jetzt in Paris versammelten Außenministern recht unterschiedliche Beurteilungen ausiöst. Namentlich der neue Leiter der englischen Außenpolitik, Sir John Simoh, der zusammen mit dem ständigen Vertreter Eng lands beim Völkerbund, Lord Cecil, nach Paris gefahren ist, wird auf die nicht gerade rußland-freundlichen Gefühle der englischen Konservativen einige Rücksicht nehmen müssen. Es wirkt ja außerdem fast komisch, daß der frühere Genfer Beschluß, Japan solle seine Truppen bis zum 16. September zurückziehen, politisch deswegen als nicht verbindlich betrachtet wird, weil — Japan nicht zugestimmi habe, die Einmütigkeit aller Mächte für diesen Beschluß aber notwendig sei. Im übrigen haben sich die Japa ner überhauptnichtumdieStellungnahme des Völkerbundrates gekümmert und ihre Divisionen immer weiter nach dem Norden der Man dschurei vorgeschoben. Mit der „Ausichaltung jedes Krieges" und mit den schiedlich-friedlichen Völkerausgleich steht es also nicht gerade am besten. Genau wie in Gens wird auch in Paris ein ameri kanischer „Beobachter" an der Tagung des Völkerbundrates teilnehmen: es ist der Londoner Bot schafter General Dawes, dessen Land ja an der Entwick lung in der Mandschurei fast so stark interessiert ist, wie Rußland. Und alles arbeitet eifrigst an einem Kompro miß, das man in Genf infolge des hartnäckigen japani schen Nein! nicht zustande bringen konnte. Schließlich haben die maßgebenden Mächte im Völkerbund durchaus kein Interesse daran, nun andererseits wieder die chine sische Regierung in Nanking den Russen in die weitgeöffneten Arme zu treiben. Und es wag auch nicht ganz uninteressant sein, daß nicht bloß in der französischen, sondern auch in der englischen Presse der schon seit längerem erörterte Plan wieder hervor- Teholt wird, der Völkerbund solle endlich eine Polizei- "khpe oder gar eine „Erekutionsarmee" erhalten, um ge- gebeuenfalls seinen Beschlüssen mehr Nachdruck verschaffen können. Versagt der Völkerbund auch jetzt wieder — "nd das ist die ernsthafteste weltpolitische und nicht Kttetzt auch Deutschland interessierende ^eite dieses Konflikts im Fernen Osten und seiner Fol- , dann würde die ablehnende Haltung namentlich gegenüber jeder militärischen Abrüstung sich n, versteifen. Man würde in Paris die Schlußfolgerung ^üen, daß angesichts der Unmöglichkeit für den da« ^"en Konflikt in gerechter Weise beizuleqen, trauens » L" Unsicherheit und des gegenseitigen Mitz- der Rüstnnn-n°"^^ "der eine energische Verstärkung dann allerd1n^^r?E^«^. geradezu fordern Das wäre tion des Völwrlnmdes^m"^ Bankerott der Jnstitu- Zweck geschaffen ? ich theoretisch auch zu dem bloß bei den europäischen" Abrüstung nicht all in der Welt durchzuführ^"telma^ sondern über- Kriegslöm M MWWWse Europäische Gesprächs. Nachdem der amerikanische Präsident Hoover bei seiner Unterredung mit dem französischen Ministerpräsi denten Laval Europa zur Regelung seiner politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf sich selbst verwiesen Hai, sonnt sich Frankreich in dem Glanz des ihm angeblich über gebenen Auftrages, die Führung bei diesem Unternehmen zu übernehmen. Paris ist zurzeit auch vom Blickpunkt Deutschlands aus in den Mittelpunkt des europäischen Interesses gerückt, nicht zum wenigsten auch wegen der dortigen Tagung des Völkerbundrates, der sich zwar vor allem mit der Regelung des japanisch-chinesischen Konflikts befassen soll, bei dessen Zusammenkunft aber die versammelten Staatsmänner sicherlich Gelegenheit nehmen werden, in persönlicher Fühlungnahme die brennenden europäischen Fragen der Schulden und Repara tionen zu erörtern. Diese Besprechungen werden zwar zu keinerlei bindenden Abmachungen führen, aber zur Er forschung der Lage dienen. Insbesondere wird der Vertreter Deutschlands im Völkerbundrat, Staatssekretär von Bülow, seine An wesenheit in Paris dazu benutzen, um mit den führenden französischen Staatsmännern zu unterhandeln über die nächsten Schritte, die zur Feststellung der deutschen Zahlungsfähigkeit führen sollen und sich einen Einblick in die Verhandlungen der gemischten deutsch - fran - zösischen Wirtschaftskommission zu ver schaffen, von Bülow wird auch den neuen englischen Außenminister Simon in Paris treffen, um etwas über die außenpolitischen Richtlinien des neuen englischen Kabinetts zu ersahren, besonders in bezug aus die franzö sische Einstellung zu Deutschlands Reparations- und Schuldenzahlungen. Während Frankreich bekanntlich be tont, daß zunächst und vor allen Dingen die Repara tionsfrage durch den Tributausschuß geregelt werden müsse, geht die Meinung weiter englischer politischer Kreise dahin, daß ein Vorzug der Reparationen vor den Privatschulden undenkbar sei, da dieser mit dem Geist des Uoung - Planes und den einfachsten moralischen Über legungen im Widerspruch stehen würde. Die Hal tung Frankreichs in der Reparationssrage, so betoni man in englischen Kreisen, sei das Haupthindernis für eine wirtschaftliche Erholung Europas. Diese Einstellung Englands dürfte auch nicht ohne Ein fluß auf die amerikanische Politik bleiben, denn sie kommt der persönlichen Ansicht Hoovers entgegen Hierbei ist nur zu bemerken, daß trotz der Machtsülle, die die amerikanische Verfassung dem Präsidenten verleiht, er doch heute mehr als je, stark mit den Strömungen iw Parlament rechnen muß. Hier aber ebenso wie in Bankenkreisen ist der große Einfluß der Morgan- Gruppe nicht zu übersehen, die die finanziellen Inter essen Frankreichs aus dem amerikanischen Markt vertritt und damit auch die politischen Belange dieses Landes. Der italienische Außenminister G r a n d i ist jetzt in Newyork zum Staatsbesuch eingetroffen und wird bei seinen Verhandlungen mit den amerikanischen Staats männern einen neuen Mittelsmann zwischen Europa und Amerika bilden, der hoffentlich unparteiischer als Laval den Amerikanern die europäische Lage schildern und sich zum Anwalt der von Laval an die Wand gedrückten Be lange machen wird. Die Abrüstungsfrage wird im Mittelpunkt der amerikanisch-italienischen Verhandlungen stehen, aber die gemeinsame Gegnerschaft Amerikas und Italiens gegen die Aufrüstungsbestrebungen Frankreichs wird auch die französischen Tendenzen in der Reparations- und Schuldenfrage nicht unberücksichtigt lassen können wenn es auch die amerikanische Regierung unter allen Umständen vermeiden will daß der Besuch Grandis in Washington etwa als Grundlage für die Schaffung einer gegen Frankreich gerichteten italienisch-amerikanischen Ein heitsfront gedeutet werde. Der entwertete Mstunasftillffand. Die einjährige Nüstungspause in Kraft. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat an sämt liche Völlerbundmächte sowie an die Nichtmitgliedstaaten ein offizielles Schreiben gerichtet, dass nach den nunmehr vorliegenden Zustimmungen sämtlicher Regierungen die auf der letzten Völkerbundversammlung beschlossene Ver einbarung über den einjährigen Rüstungsstillstand mit dem 1. November in Kraft getreten ist. Diese Vereinbarung, die nach dem ursprünglichen Vorschlag des italienischen Außenministers Grandi aus der Vollversammlung des Völkerbundes ein bindendes Abkommen darstellen sollte, ist während der Völkerbund- Versammlung infolge des französischen Wider standes gegen die Vereinigten Staaten, England, Italien und Deutschland in den entscheidenden Punkten völlig entwertet und abgeänderl worden, so daß die jetzt in Kraft getretene Vereinbarung allenfalls mora lische Bedeutung, aber nur geringen praktischen Wert besitzt. * Der Fernost-Konsliki. Wieder vor dem Völkcrbundsrat. Der Völkerbnndsrat ist im Pariser Außenministerium zusammengetreten, um sich mit der mandschurischen Frage zu befassen. Vierzehn Ratsmitglieder, darunter sün? ständige, nehmen teil. In der Geheimsitzung stellte der Präsident Briand fest, China habe den japanischen Vorschlag an genommen, bis auf einen Punkt, der nach chinesischer Auf fassung die Grundfrage der japanisch-chinesischen Streit fragen, die Mandschurei und die Eisenbahnzone, berühre "Der Kompromißvorschlag des amerikanischen Bot schafters in London, Dawes, den Mandschnreikonflikt dem Haager Gerichtshof zu unterbreiten, ist in Tokio auf eine ablehnende Meinung gestoßen. OLe Gchlachl am Nsunifluß. Am Nonniflutz ist der Kampf zwischen Chinesen und Japanern aufs neue heftig entbrannt. Bon den japani schen Truppen, die von Flugzeugen und durch ständiges Geschützfeuer unterstützt wurden, find 4000 chinesische Ka valleristen in die Flucht geschlagen worden. 200 Chinesen wurden getötet und verwundet. Die japanischen Verluste wurden mit vier Toten angegeben. Die Japaner haben ihren rechten Flügel ausgedehnt, da sie eine Umzingelung durch die Chinesen befürchten. Die Chinesen melden, dass sie sechs Maschinengewehre und zwei Geschütze erobert haben. Wie weiter bekannt wird, haben die Japaner in den letzten Tagen Verstärkungen nach Mulden herangezogen. Es sollen dort 10 000 frische Truppen angekommen sein. * Zwei-Fronten-Angriff Mas an der Nonni-Briicke. Die chinesischen Truppen unter Führung Mas führten einen Angriff auf die japanischen Stellungen bei Tasching aus. Es kam zu einem heftigen Gefecht, dessen Ausgang noch nicht bekannt ist. Gleichzeitig hat eine chinesische Kavalleriebrigade die javanischen Verbindungslinien zwischen der Nonni-Brücke und Taonan durchbrochen. Japanischen Meldungen zufolge war der chinesische Erfolg nur von kurzer Dauer. Die Chinesen seien bereits wieder zurückgeworfen worden. Die Chinesen haben also einen Zwei-Fronten-Angriff durchgeführt. Wer haftet für Tumultschäden? Beratung in der Konferenz der Innenminister. Verschiedentlich wurde berichtet, daß auf der Konfe- renz der Innenminister der Länder vorgeschlagen wurde, die Parteien für die Tumultschäden haft bar z u machen. Wie von unterrichteter Seite erklärt wird, ,st bisher nicht b e k a n n t g e w o r d e n, ob wLrden^w^d"^^ em derartiger Vorschlag gemacht sollte jedoch der Plan auftauchen, so ist damit zu rechnen, daß w e n igstens die preußische Regie rung ihre Zustimmung nickt versagen würde. Landvolkpartei und Reichsregierung. Die Deutsche Landvolkpartci teilt mit: Wenn auch das Kabinett durch den Eintritt Dr. Schlange-Schöningen eine andere Note bekommen hat, so wird zweifellos die durch die Haltung der Reichstagsfraktion dem Deutschen Reichs ¬ tag bekundete Kritik an der Regierung Brüning II nicht dadurch behoben. Die Landvolkpartei ist bereit, aktiv ein Kabinett zu unterstützen, das seinen Rotforderungen ge recht wird. Von landwirtschaftlichen Zollsorderungen kann erst Abstand genommen werden, wenn die Ausgaben seite der landwirtschaftlichen Produktion angemessen g e - senkt ist: Herabsetzung des überhöhten Zinsfußes, der steuerlichen und sozialen Belastung usw., wie sie in den Notforderungen des Deutschen Landvolks vom 26. Sep tember klar umrisscn sind. Kein Anschluß Anhatts an Preußen. Anhaltische Notverordnung über Staatsvereinfachung. Seit einiger Zeit laufen in Anhalt neue Gerücht? um, die behaupten, man erwäge, einen Anschluß an Preußen im Wege der Notverordnung durchzuführen. Wie aus Kreisen der anhaltischen Staatsregierung bekannt wird, ist hiervon nichl die Rede. Das an haltische Staatsministerium denkt auch in ferner Zeit nicht