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A-orker Wochenblatt. M i t t h e i l » n e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngclegenheit: 20 Neugroschen. .->F 13. Erscheint jeden Mittwoch. 2«. Min 1845. Fandlagswahlcn. Bericht über die Wabl im XIR. städtischen Wahlbezirk. Wie wir Ihnen unlängst in Bezug auf die in unserem Wahlbezirke nölhig gewordene Wahl eines Landtagsdeputirten und Stellvertreters in Xo. 11. dieses Blattes berichtigend mitgelheilt haben, also hat es sich bei dem gestrigen Wahlakte in Grünhain auch wirklich hcrausgcstellt!— Die Bergpartei kann, nach dem im Borans an- gekündigt gewesenen 'Resultate, allerdings mit Tell sagen: „Das Schwarze treffen in der Scheibe, das kann auch ein Anderer. Der ist mir der Meister, der seiner Kunst gewiß ist überall" rc. Aus der am Schluffe dieser Nachricht beigcsügtcn Uebersicht der Abstimmungsresultatc ersehen Sic, daß wir unsere Pappenheimer kennen, und daß also Alles eingetroffen ist, wie wir eS vorausgesagt haben. Die Aufnahme dieser Abstimmung ist von einem Wahler selbst bewirkt worden, stimmt mit dem Pro tokolle diplomatisch-genau überein, und zirkulirt na türlich, da wir Mündlichkeit und Oeffentlichkeit lie ben und auf den Ausgang der Wahl selbst sehr ge spannt waren, bei uns mannigfach und nicht ohne bittere Bemerkungen. Die Wahl ist, wie allgemein versichert wird, mit Ruhe und Anstand von Statten gegangen; es hatten sich alle Wahler 7—. 4V, Mann an der Zahl — auch Kellermann, Thiersch, Md Weidauer als sol che darunter, pünktlich cingefundcn, und obschon die Eibenstocker und Wiesenthaler 6 Stunden Wegs nach Grünhain zuruckzulcgen hatten und, wie Sie sehen, 6 Mal abgestimmt werden mußte, ehe ein endliches Resultat herauskam, so war dennoch um 12 Uhr der ganze Wahlakt vorüber, das Protokoll vorgclesen und von"den Wahlgehülfen mit unterschrieben. Das sogenannte Zweckcssen, an dem die sämmt- lichcn Notabilitäten des Orts Theil nahmen, mußte natürlich ohne Depulirten vollbracht werden, und cs wird versichert, daß im Allgemeinen Heiterkeit und Frohsinn dabei geherrscht habe. Nachdem der Wahl kommissar die Gesundheit des Königs ausgebrach halte, in die alle Anwesenden freudig und aus voller Brust einstimmten, brachte Thiersch zuerst ein GlaS auf das Wohl des Wahlkpmmissars, dem er nicht nur über die geleitete Wahl, sondern auch über sein 16- jähriges gemeinnütziges amtliches Wirken als AmtS- hauptmann in Bezug auf das Obergcbirgc, im All gemeinen Anerkenntnis; zollte; darauf^ wie üblich, Danksagungsredc an die Gesellschaft. Hierauf Kel- lermann's Toast auf das Wohl des Baterlandes, dann längere Pause. Sie wurde endlich durch Thiersch be seitigt, der sich zum zweiten Male erhob und unge fähr also sprach: „ein Zwcckessen bei Gelegenheit ei ner Landtagswahl, ohne den gewählten Deputaten in der Mitte zu haben, komme ihm just so vor, wie eine Hochzeit ohne Braut" ic. Daher müsse man ihn wenigstens durch einen Toast zu vergegenwärtigen suchen. Da nun aber seine Freunde, die Johann- georgenstädtcr Wahlmänncr, mit einem Toast auf den in ihrer Mitte wohnenden Depulirten, seinen Freund, so lange auf sich warten ließen, so möchten sic nicht übel nehmen, wenn er ihnen vorgrcife. Hierauf trank er, und wie sich von selbst versteht, alle anderen An wesenden mit ihm, auf das Wöhl des ncugewähltcn Depulirten Boß. Nach ihm brüchte Kellermann ei nen Trinkspruch auf den Bürgermcistcr Weidauer als Ersatzmann, der für das ihm geschenkte Bertrauen mit kurzen Worten dankte und dabei kürzlich sein Glaubensbekcnntniß ablegte, welches dahin gierig, daß er zur liberalen Partei gehöre und den Fortschritte,' huldige. Die beiden Gewählten haben also „hoch gelebt" durch ihre Konkurrenten und diese haben for