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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn 'M Nr. 43 88. Jahrgang Donnerstag, den 20. Februar 1936 Vas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamei* des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Die'« Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. , zugSpreis betrügt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei Haus Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger ««riebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder NaLmhlung beS Bezugspreises - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bet Wieder« Svtungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs »nü Zwangsvergleich wirb der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß htnfLW Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugebem Verlag: Mohr je Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'» ErbM Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltllngstetl. Sport u. Anzeigend Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PuW^K D. A. I.! 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. Tu. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 n. So» Linlsregierung in Spanien Valladares zurückgetreten — Azana beauftragt „Sieg" -er Kominternparole Moskaus „Ratschläge" für die spanische Linke. Im Moskauer Kreml macht man jetzt gar kein Hehl voraus, daß der rote Wahlsieg in Spanien in erster Linie ver bolschewistischen Propaganda zu danken ist. Das Blatt °er Komintern, die „Prawda", behandelt die politische Entwicklung in Spanien ausführlich und kommt zu der Fest stellung, daß der Wahlausgang als Sieg der von der Komintern ausgegebenen Einheitsfrontparole zu werten sei. Begeistert verzeichnet das Blatt die „starke Linksent- Wicklung der spanischen Massen" und die „scharfe Polarisa- s'vn der Klassenkräfte". Die „prawda" mißt dem Sieg der Volksfront in Spa nien größte Bedeutung für die internationale proletarische Bewegung bei und erteilt ihren svanischen Genossen gute Ratschläge, wie durch eine Verwirklichung des Programms ver Volksfront dieser Sieg fest verankert werden könne. Als besonders wichtig empfiehlt das Blatt die Enteignung des wrohgrundbesihes und die sofortige Befreiung aller politi schen Gefangenen. Daß es ihm dabei auf eine mehr oder weniger starte Einmischung in die spanischen Verhältnisse nicht ankommt, ergibt sich aus der weiteren dringenden Empfehlung des Blattes an die spanischen Kommunisten, sich mit diesen Maß- Lahmen nicht zufrieden zu geben. Es sei vielmehr erforder lich, weiter für „die demokratische Revolu- iion" zu kämpfen und in Dorf und Stadt die Aktivität der Werktätigen Massen zu entfalten. Bolschewistische Kirchenschänder Wie diese „Aktivität" sich auswirken soll, davon zeugen neuen Kirchenschändungen in Spanien. In Herera bei «evilla versuchten Unbekannte, die Kirche in Brand zu stecken. Mei Altäre wurden von den Flammen erfaßt. Durch das sofortige Eingreifen der Einwohner konnte die Einäscherung "es Gotteshauses verhütet werden. Der Schaden ist erheb lich. Rücktritt Der spanischen Regierung Der spanische Ministerral hat in Anbetracht des wahl- Ekgebnisses den Ministerpräsidenten ermächtigt, den Rück- 'ritt des Gesamtkabinetts zu einem gegebenen Zeitpunkt vor- sUnehmen, Ministerpräsident portela Valladares hat sich ^schlossen, den Rücktritt, der ursprünglich erst für Freitag vorgesehen war, sofort zu vollziehen. Vor ihrem Rücktritt dementierte die Regierung die in Madrid verbreiteten Gerüchte über einen angeblichen Militärputsch. Die Generale Franco und Goded — die nach den Gerüchten angeblich die Leitung des Aufstan des übernommen haben und dann verhaftet worden sein sollten — hätten ihr Ehrenwort gegeben, daß sie eine um stürzlerische Bewegung nicht beabsichtigten und hinter der Regierung stünden. Azana beaufiragi - Madrid, 20. Februar. Der frühere Ministerpräsident und Linksrepublikaner Azana wurde vom Staatspräsidenten mit der Regierungs bildung beauftragt. per Führer der Katholischen Bolkspartei, Gil Robles, hat die Leitung der Parteigeschäfte bis auf weiteres nieder gelegt, um einen mehrtägigen Urlaub zu nehmen. Die Be urlaubung des Ceda-Führers gilt als eine Folge der Nieder lage der Rechten bei den Wahlen, für die die verfehlte Po litik von Gil Robles auch von der Rechten verantwortlich gemacht wird. Dit Linlsregierung in Spanien Ministerpräsident Azana gab am späten Abend des Mittwoch die neue Kabinettsliste bekannt. Die neue Regie rung seht sich aus zehn Linksrepublikanern, zwei Vertretern der Republikanischenunion nnd einem Parteilosen zusammen. Ministerpräsident ist Azana, Innenminister Amos Salvador, Außenminister Au gusto Barcia, sämtlich Linksrepublikaner; Kriegsminister General Masquelel (parteilos), Marineminisler Jose Giral (Linksrepublikaner). Sechs Minister gehörten bereits frü heren Regierungen an, die übrigen smo Abgeordnete, die im öffentlichen Leben noch nicht hervortraten. Der spanische Generalstaatsanwalt verfügt in einem Rundschreiben an sämtliche Gerichte die vorläufige Freilas sung aller wegen politischer und sozialer Vergehen in Un tersuchungshaft Befindlichen. In Santander sollen bei einem Gefangenenaufruhr drei Personen getötet worden sein. Der Generalstreik in Saragossa ist auf Veranlassung der Leitung der marxistischen und syndikalistischen Arbeitergewerkschas- ten abgeblasen worden. Aufrollung der Iudenfrage in Angarn Regierungsumfrage stellt Verjudung der Wirtschaft fest Besuch Schuschniggs und Berger-Waldeneggs in Ungarn In Beantwortung einer Anfrage über den antisemiti schen Charakter einer vom Industrieministerium in der In dustrie durchgeführten Umfrage über die konfessionelle Zuge hörigkeit der Angestelltenschaft gab Ministerpräsident Güm - ° ös im Abgeordnetenhaus eine vielbeachtete Erklä- su n g ab. Er stellt zunächst fest, daß die Anfrage die offi- Kelle Aufrollung der konfessionellen Fragen bezwecke. Die Regierung sei entschlossen, unter allen Umständen die Ruh« huf dem konfessionellen Gebiet weiter aufrechtzuerhalten. In Aeser Beziehung könne an der Haltung der Regierung keine Kritik geübt werden, obwohl bei einzelnen industriellen Un- stwehmungen das Judentum in einem Maß vertreten sei, weit über die Bevölkerungszahl des Judentums hinaus- Me. Diese Tatsache habe in christlichen Kreisen ''bhaftes Befremden hervorgerufen. Die Regie rung sei überzeugt, daß die Unternehmungen sich dem Scheren nationalen Ziel unterordnen und die Verhältniszahl fischen den christlichen und den nichtchristlichen Angestell- "n wieder auf das richtige Maß zurückführen werden. Budapest, 19. Februar. Der österreichisch« Bundes- kauzler Schuschnigg und der Außenminister Berger- Waldenego werden, wie verlautet, Anfang März der ungarischen Regierung einen Besuch abstatten. Der genaue Zeitpunkt der Reise ist bisher noch nicht festgelegt. Der Besuch soll der Erörterung der die beiden Ländert berührenden internationalen Fragen und der Prüfung des in der letzten Zeit viel erörterten tschechoslowakischen Donaupakt/- plans gelten. In hiesigen politischen Kreisen sieht man dieser Reise im Hinblick auf die gegenwärtigen internationalen Verhandlungen mit besonderem Interesse entgegen. Llnierredung Mussolini-Drummond Mussolini empfing den englischen Botschafter in RoM, Drummond, zu einer längeren Unterredung, Ferner empfing Mussolini den Gouverneur von Libyen, Marschall Balbo, zu einer Besvrechung, in der Balbo ihm ausführlich über dis allgemeine Lage in der von ihm v«rwalteten Kolonie be richtet«. Pans verhandelt mit Washington Ein Schritt in der Schlachtschiff-Frage. London, 20. Februar. Rach einer Reutermeldung hat die französische Regie rung außerhalb der Londoner Flottenkonferenz unmittelbare Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung in der Schlachtschiff-Frage ausgenommen. Sie hat durch ihren Bot schafter in Washington die amerikanische Regierung ersuchen lassen, einer Verminderung der Tonnage der Schlachtschiffe zuzustimmen. Falls man in Washington hartnäckig bleibe, so werde Frankreich, wie Reuter wissen will, voraussichtlich nachgebett und dem amerikanischen Vorschlag einer Höchsttonnage von 35 000 Tonnen und 42-Zentimeter-Geschützen für Schlacht schiffe zustimmen. ' Das Ende der Flottenkonferenz steht damit so gut wie endgültig fest. Man nimmt an, daß die technischen Ab machungen über die qualitativen Begrenzungen und den Austausch von Benachrichtigungen in der ersten Märzwoche paraphiert werden. Im Anschluß an dieses Uebereinkommen, so berichtet Reuter weiter, werde ein Protokoll abgefaßt werden, in dem grundsätzlich festgelegt werde, daß andere Mächte eingela- oen werden sollen, dem Flottenvertrag beizutreten, der dann im Herbst unterzeichnet werden würde. , Der Zeitraum bis dahin solle für zweiseitige Be - fprechunaen mit den anderen Mächten benutzt werden, denen man Abschriften der im März paraphierten Verein barung zugehen lassen werde. Eden habe einen Protokoll entwurf am Freitag Corbin übergeben. Die französische Regierung sei mit diesem Protokollentwurf Edens — dem Vernehmen nach — einverstanden. Wie Reuter ferner berichtet, neigt Frankreich der An sicht zu, die Zeitspanne zwischen März nnd dem Herbst für Besprechungen zwischen den Locarnomächten über die Luftflotten zu benutzen. Dem Vernehmen nach habe die» Flandin mit dem Botschaftsrat bei der britischen Botschaft in Paris besprochen. Oie Lufiübungen über London Zwei britische Flugzeuge verunglückt. Im Verlaufe der Luftübungen über Groß-London und der Themsemündung, an denen sich 700 Flieger beteiligten, wurden bisher sechs „erfolgreiche" Bombenabwürfe durch geführt. Die Hebungen wurden während der ganzen Nacht fortgesetzt. Sie haben, wie die Blätter melden, bisher er neut die Verwundbarkeit der englischen Hauptstadt gegen über feindlichen Luftangriffen erwiesen. Bei der nächtlichen Uebung haben sich zwei schwere Flug zeugunfälle ereignet. In den frühen Morgenstunden stürzte in der Grafschaft Sussex ein Rachtbombenslugzeug ab und ging in Flammen auf. Von den vier Insassen wurden drei getötet, während der Flugzeugführer, ein Unteroffizier, schwere Verletzungen erlitt. Das zweite Unglück trug sich in der Nacht im Aermel- kanal zu. Ein doppelmotöriges Bombenflugzeug mußte wegen Benzinmangeks notlanden und wurde beiLeHavre in der Nähe der französischen Küste abgetrieben. Zwei Leute fuhren mit einem kleinen Boot auf den englischen Apparat zu, konnten aber nur ein Mitglied der vierköpfigen Be satzung an Bord nehmen, den ersten Piloten Page, der be wußtlos war. Die anderen drei hielten sich am Flugzeug fest. Als die Retter den Piloten an Land gebracht und für Wiederbelebungsversuche gesorgt hatten, fuhren sie wieder hinaus, um die anderen Flieger zu holen. Als sie jedoch fest- stellten, daß das Flugzeug inzwischen gesunken und von den Verunglückten keine Spur mehr zu sehen war, alar mierten sie die Behörden. Drei Schlepper liefen aus uni» suchten, allerdings erfolglos, die Küste ab.