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Man kann zu der Persönlichkeit Mussolinis in der Politik stehen wie man will, das eine wird niemand abstreiten: Mussolini hat aus seinem Herzen noch niemals eine politische Mördergrube gemacht, und wenn man ihn als italienischen Bismarck der Gegenwart bezeichnet, so hat er jedenfalls mit jenem deutschen Staatsmann eins gemeinsam: die Wahrheitsliebe und den Mut, dem, was er für Wahrheit ansieht, Ausdruck zu geben ohne Rücksicht auf das Erschrecken zünftiger Diplomaten. Am wenigsten Rücksicht nimmt er dabei auf Frankreich. Mussolini ist „Jtalianissimus", also ein Mann, der bei seiner ganzen Politik nur ein Ziel kennt: die Größe und Kraft seines Vaterlandes zu mehren. Und der dabei keinerlei Rücksicht nimmt auf irgendwelche Phrasen, lächelnd die Achseln zuckt über eine internationalistische Schlagwortpolilik, ge treu dem Wahlspruch seines großen Vorgängers Cavour: „ItLlia km-L ckn so", Italien wird groß werden durch sich selbst. So fällt es ihm gar nicht ein, in dem neuen deutschen Präsidenten Hindenburg nur den Mann zu sehen, der vor sieben Jahren mit dabei geholfen hat, Italien Nieder lage um Niederlage beizubringen. Er steht in Hindenburg die Persönlichkeit. Und darum erklärte er soeben im italienischen Senat, daß die Wahl Hindenburgs als das Resultat der unsicheren und widerspruchsvollen Politik be trachtet werden müsse, die von den Alliierten mit deni Friedensvertrag getrieben worden sei. Das ist nicht das erstemal, daß Mussolini herbe Worte der Kritik über den Friedensvertrag von Versailles findet, den die liberalen Vorgänger Mussolinis unterschrieben haben. Schon das hat ihn in einen Gegensatz zu dem gestellt, was in Versailles unterzeichnet wurde. Von der „lateinischen Schwester', Frankreich nämlich, will man in Italien schon aus machtpolitischen Konkurrenzrücksichten nicht allzuviel wissen. Das Verhältnis zwischen beiden Nationen ist keineswegs mehr als ein kühl freundliches; man fühlt sich, namentlich während des Krieges, als allzusehr ausgenutzt von Frankreich, blickt vor allem besorgt auf die Politik der Hegemonicgewinnung auf dem Kontinent. Demgemäß erklärte Mussolini nun auch in der Frage der schon seit sechs Monaten laufenden Sicherungsverhand- iung, daß Deutschland einen Eintritt in den Völker bund wünsche, darüber hinaus Deutschland dort aber die ihm gebührende Stellung erhalten müsse. Den früheren französischen Plan eines Garantiepaktes zu dritt (Eng land, Frankreich, Italien) lehnt Mussolini ab, er Wil! einen Pakt, der mindestens fünf Nationen umfassen muß Md der schließlich unter die Obergarantie des Völker bundes geführt werden soll, wenn erst Deutschland in: Völkerbünde sei. Mussolini Jtalianissimus —, also meldet er auch die Sicherung der italienischen Ansprüche: Man muß die Grenze nicht nur am Rhein, man muß sie auch am Brenner garantieren. Mussolini weiß natürlich ganz genau, daß das Gebiet bis zu dieser Linie zu fünf Sechsteln deutsch ist, hat auch gar nicht mehr versucht, mit dem Schlagwort der „Befreiung" dieser angeblich italienischen Gebiete zu arbeiten, sondern in seinem Machtbewußtsein betrachtet er Notwendigkeiten militärischer Grenzsicherun- gen als völlig genügend für das Festhalten an der Brenner grenze. Derselbe Mann, der Deutschland in den Völker bund Hineinbringen möchte, jenen Bund der Völker also, der doch theoretisch auf dem S e l b ft b e st i m m u n g s - recht der Nationen begründet ist, wendet sich in schroffster Form gegen den Anschluß Deutsch-Sster- reichs an Deutschland. Er muß zngeben, daß die deut sche Regierung erklärt habe, sie werde diese Frage nicht suswerfen, er muß aber auch zugeben, daß namentlich in Österreich eine starke Volksbewegung im Gange ist, die den Anschluß verlangt. Niemals werde Italien das zu geben, daß sich Deutschland mit Österreich vereinigen würde; denn dann würde in Zentraleuropa ein gewaltiger deutscher Block geschaffen, also das Resultat des Krieges geradezu auf den Kopf gestellt werden. Mussolini ver bittet es sich, daß in Österreich in Entschließungen die Rückgabe Südtirols verlangt wird. Er verbittet sich eine Propaganda des Anschlußgedankens —, kurzum, er kennt mir eine Politik: die der Erhaltung der italienischen Macht. ZwSlfmal ward Italien im Weltkrieg geschlagen, immer hat es Niederlagen erlitten auf dem Wege zu seiner Einigung, und nur unerhörtes Glück ließ es auf diesem Wege vorwärtskommcn. Der Spruch „Italia krrL <ta so" »st falsch. Italien wurde groß immer nur durch die anderen. Den Blick in die Zukunst! Stresemann an die Ausländsdeutschen. Aus einem Bankett, das den Erössnungsseterlichkeiten bei der Weihe des .Hauses des Deutschtums« in Stuttgart folgte, hielt Neichsaußcnminister Dr. Stresemann eine Rede, tn der er das Auslanddeutschlum feierte. Stresemann kühne u a ans: Das Deutschland der Vergangenheit gab dem Menschen etwas von seiner Größe. Wenn wir uns heute fragen, ob wir Opti misten oder Pessimisten sein sollen, so bekenne ich mich ?um Optimisten. Wer in dieser Zett nicht ein Stück Glauben an die Zulunkt im Leinen bat. der darf sich ielbkt aukaebea. 5teder Mussolini läßt abblasen. Rom, 22. Mai. Der Jubel der französischen Preffe f über das glatte Rein Mussolinis gegen den Anschluß Oester- s reichs an Deutschland und die Bemühungen -er sranzdsifchen ! Diplomatie, die Kleine Entente durch den Bestritt Oesterreichs s und Ungarns zu einer Donauföderation zu erweitern, veranlaßt ! die römische Epoca zu einem Artikel, in dem ausgeführt wird, z daß das Nein Mussolinis nicht eine stillschweigende Zusage zu der zweiten Möglichkeit enthalte. Frankreich täte bester daran, da in diesem Falle Italien sehr genau prüfen müsse, welche von ihnen weniger nachteilig für seine Politik und seine Wirtschaft sei. Die Epoca dürfte authentisch die Auftastung Mussolinis wieder geben, da gerade in letzter Zeit die Artikel dieses Blattes zu wichtigen Fragen der Außenpolitik seine vorherige Zustimmung gesunden haben. Popolo d'Ralia, das offizielle faschistische Or gan, das Mussolini gehört, bemüht sich, den ungünstigen Eindruck, den die Senatsrede Mussolinis in Deutslchand Hervorrufen mußte, abzuschwächen. Er sagte, daß Italien gegenüber Deutschland die besten Absichten habe, die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen wieder aufzunehmen und eine Politik der Verständigung zu treiben, die recht fern von den Fehlern einer Politik Poincares sei. Vergeßen dürfe man jedoch nicht, daß Südtirol nicht Oberschlesien und Italien nicht Polen sei. In einer Zeit, da andere ein Intereste daran hätten, Italien am Brenner festzunageln, solle man bester den Brenner in der schweigenden Ruhe seiner Schneefelder lasten. Erregung in Südtirol. Innsbruck, 22. Mai. Die Rede Mussolinis hat in Südtirol ungeheure Erregung hervorgerufen. Die Innsbrucker Nachrichten erklären, niemand in Deutschland oder Oesterreich denke daran, Südtirol durch Waffengewalt von Italien zu reißen. > Aber die Deutschen Südtirols hätten das Recht, in kultureller s und wirtschaflicher Beziehung nicht derartig verfolgt zu werden, z wie jetzt. Was die Zukunft angehe, so könne auch Mussolini j Nicht genau sagen, wie sich die Verhältnisse gestalten werden. Der Driefksstenkonflikt zu gunsten Polens entschieden London, 23. Mai. Zur Entscheidung des ständigen Inter nattonalen Gerichtshofes über die Briefkastenfrage, wonach Polen das Recht hat, innerhalb der Grenzen des Hafengebietes von Danzig einen Postdienst einzurichten, hat, wie an hiesiger zustän diger Stelle verlautet, der Völkerbund die Grenzlinie derart ge zogen, daß idie von der polnischen Regierung angebrachte» Briefkästen noch ger<we in das Danziger Hafengebiet fallen. Der Fall ist somit zugunsten Polens entschieden worden. Sturz der belgischen Regierung. Paris, 22 .Mai. Der Mißtrauensantrag gegen das Kabinett Von de Hyvere, der durch den liberalen Abg. Max ein gebracht wurde, ist mit 98 Stimmen der Liberalen und Sozial- demokraten gegen 73 Stimmen der Katholiken bei 9 Stimmen- enthaltnngen angenommen worden. Ron de Hyvere hat sich un mittelbar daraus in das Palais begeben, um dem König seine Demission zu überreichen. AmW M Km MMz. Amundsen, der bekanntlich wegen des ungünstigen Wetters seinen Flug wiederholt verschieben mutzte, ist nunmehr überraschend plötzlich gestartet. Da bis jetzt noch schlechtes Wetter geherrscht hatte, überraschte die Entscheidung Amundsens zum Start alle, ausgenommen die Meteorologen, die bereits vor drei Tagen vorausgesagt hatten, das? die niedrigste Tempr- atur, ungefähr 15 Grad unter Null, ungefähr ain 20. Mai erreicht werden würde und datz sich der Umschlag zu guten? Wetter noch Verzöger?» könnte. I?? der Kingsbay fand der Start unter idealen Bedingungen statt, da das Fjordeis eben und mit einer genügende?? Lage Neuschnee bedeckt war. Das Hilfsschift „Hobby" lud Benzin aus dem Eis ab und ging darin nach Norden, nm sich bei der Däneninsel so weit nördlich wie möglich aufznstellen, wie es der vorher gefaßte Plan vorsah. Uber den Verlauf des Fluges sind noch keinerlei Nach richten cingelaufen, doch rechnet man damit, daß Amundsen inzwischen bereits den Nordpol erreicht hat und sich ans dem Rückwege befindet. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Oslo, 23. Mai. In ganz Skandinavien erwartet man ungeduldig Nachrichten von Amundsens Rückkehr, die schon heule vormittag stattfinden konnte. Amundsen hat dem Führer seines Begleitslugzeuges Nummer 24 befohlen, für den Fall, daß er ver unglückt, alles Land, das entdeckt wird, in Besitz zu nehmen. Der norwegische König hat Amundsen telegraphiert und Vollmacht er teilt, das Land um den Nordpol herum zu annektieren, eine Tat sache, die zu neuen Reibungen zwischen Norwegen, Amerika und Kanada Anlaß gebe?? könnte. Amundsen berechnete für den Flug hin und zurück 15 Stunden. Man glaubt aber, datz er aus dem Nordpol lande?? und Messungen vornehmen wird, so daß möglicherweise Tage bis zu seiner Rückkehr verstreichen werden. Der dänische Militärflieger Foltmann meint, daß in der gefahr vollen Polarregion eine Landung wohl möglich, aber ein Auf stieg undenkbar sei. * ver Nsrckpol Uberllogen? Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 22. Mai. Nach einem Radiotelegramm aus Oslo hat Amundsen kurz nach 6 Uhr morgens den Nordpol über flogen. Amundsen sei auf der Rücheise. (Die Nachricht ist mit Vorsicht aachzunehmen, da eine Bestätigung noch nicht vorliegt. Die SchrMtg.) Deutsche ym vor fernem Gewissen vas Recht aus eine beste Zu kunft, deshalb glaube ich an eine dculsche Zukunft, und wer «n ei?? Weltgewissen glaubt, der wird sich sagen müssen, datz die Welt uns eine moralische Wiedergutmachung schuldig ist. (Stürmischer Beisallck Wir habe?? keinen Grund, mit ge senktem Haupt in die Welt zu gehen. Aus uns lastet nicht mehr moralische Schuld als aus irgeudernem anderen Voll Arm zu sein, ist keine Schande. Wir können uns im Gegenteil die Frage vorlegcn. ob nicht die Zeit, in der wir materiell sehr reich wurden, eine Zeit des ideellen und geistigen Niedergangs gewesen ist. (Lebhafte Zustimmung.) Vielleicht tza? vir No? uns erst «neinandergeschmtedet und das starke Empfinden re? deutschen Kulturgemeinw ast herausgehoit, etwas, was wir als Aktivposten in unserer deutschen Politik buchen sollten. Lossen Sie mich einige Worte zu den Ausländsdeutschen sprechen. Eie habe?? uns heute zur Einheit im Reiche gemahn?. Soweit das bei dem deutschen Charakter möglich ist. werden wir uns Mühe geben, den Mahnungen zu entsprechen. Aber vielleicht darf ich auch die Bitte an Sir da draußen richten, be mühen Sie sich, auch objektiver dem gegenüber zu sieben. waS in Deutschland in den letzten Fahren vorgegangen ist. Wir müssen, das ist meine Überzeugung, wenn wir vorwärtskommeu wollen, und wenn wir an eine Zukunst glauben, die Synthese finden zwischen dem alten und dem neuen Deutschland. Es kann nicht heißen: das ein« gegen daS andere, es kann nur heißen: das eine mit dem anderen. Wir müssen in Ehrfurcht besten gedenken, was gewesen ist, und dürfe?? das Große in der Vergangenheit nie vergessen, denn schwach ist, wer große Taten seiner Geschichte vergißt. «Lebhafter Beifall.» Die sechs Jahre vor? der Umwandlung bis heute, so wie wir sie gesehen haben, sind ein Stück unseres Menschenlebens, für > e Geschichte nur ein Tropfen. Deshalb sollten wir nicht imm » verzweifeln, nicht immer nur sprechen von dem, was uns nw.i paßt, nicht immer von dem, was wir gerade leiden müssen, son dern den Blick senden in die Zukunkt. Den Weg zur Einheit Halen wir zuriickgelegt. Diese Einheit hat man nicht zer splittern können. Es war gar nicht so einfach, diese Einhei! >u erhalten. Daß wir durchgehalte:? haben, ist ei?? Zeichen cn- sür, wieviel politisch reifer das deutsche Volk geworden si!. libcr ein 60-Millionen-Volk kann die Welt nicht hmwcg- iehen. Wenn ich vor wenigen Tage?? von einem kleinen ueü- ersiandcuen Staat gesprochen habe, der feinen Minderheucn kulturelle Autonomie gegeben hat, so haoc ich das rwähm, weil wir danach streben müssen, eine kulturelle Autonomie für unser Deutschtum draußen zu erhalten. Es gibt eine Zukunst, nuen Wiederaufbau, der? unsere Söhne und Enkel noch einmal schauen. Wir hoffen aus die gute deutsche Zukunft. Unser deutsches Vaterland, unsere deutsche Kulturgemeinschast: sie lebe?? hoch! KMeve Wer Sichrrheil Md Frieden. Eine Rede aus der Grenobler Ausstellung. In Grenoble hat am Himmelfahrtstage die feierliche Eröffnung der Internationalen Elektrizi- täts- und Verkehrsansstellung staitgefunden, der ersten französischen Ausstellung seit dem Weltkrieg, bei der auch Deutschland vertreten ist. In alle?? Eröffnungsreden wurde die Ausstellung als ein Werk be zeichnet, das dem Frieden unter den Völkern dienen soll. Die Teilnahme Deutschlands wurde in jeder Ansprache hervorgehoben. Das Eröffn ungsbankett war von besondere? Wichtigkeit, da während seines Verlaufs Reden mit hock? politischem Einschlag gehalten wurden. Nachdem fick, Ministerpräsident Painlevö und Kammerpräsweni Herriot gegenseitig gefeiert hatten, hielt Painlevö ein? Rede, in der er