Volltext Seite (XML)
ThmM, Men, Menlehli imd die Umgegenden. Imlsblnll für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 45. i Donnerstag, Sen 15. April 18S7. Die Lieferung des für das unterzeichnete Amtsgericht auf die Zeit vom 1. Mai 1897 bis Ende April 1898 erforderlichen Heizungsmaterials an ca. 200 Kl Stein kohlen (weiche Schieferkohle), ca. 120 Kl gute böhmische Braunkohle, sowie 30 Raummeter gutes weiches Scheitholz soll im Wege der Submission vergeben werden. Diejenigen, welche diese Lieferung übernehmen wollen, werden hiermit aufgefordert, ihre Offerte« unter Preisangabe des zu liefernden Heizungsmaterials bis zum 24. Ss Mts. schriftlich anher abzugeben. Die Lieferungen haben frei bis in das hiesige Gerichtsgebäude auf jedesmalige vorherige Bestellung in der gewünschten Qualität zu erfolgen und bleibt die Aus wahl unter den Bewerbern Vorbehalten. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 10. April 1897. / Vr Gangtsff. Der Wendepunkt (Karfreitag). „Zufall, nichts als Zufall, Schicksal, nichts als blindes Schicksal," das ist die Lebensweisheit von Tausenden und Abertausenden, welche die einzelnen Führungen ihres Lebens oder die großen Ereignisse im Lauf der Geschichte zu sammenhanglos anzusehen sich gewöhnten, „Gottes vor bedachter heiliger Rath und Willen" dagegen zeigt sich klar und deutlich im eigenen wie im Völkerleben einem jeden, der ihn sehen und erkennen will. Ihm wird die Geschichte der Menschheit zugleich zar Geschichte der Offen barung Gottes und was er dort m Großen erschaut, das spiegelt sich im Kleinen in seinem eigenen Leben wieder. Die Menschheit, nach Gottes Bilde einst heilig geschaffen, verliert ihre Gerechtigkeit, versinkt von Tag zu Tag tiefer M Sünde und Elend und will fast in ihrem Jammer verzweifeln, bis plötzlich ein Hoffen und Sehnen und Ver langen ini Herzen der Menschheit sich regt, ein Fragen nach einem Wendepunkt. Diesen Weg hat in ähnlicher Weise manch armes Menschenherz gehen müssen. Wenn es seine Sünde nnd sein Verderben in seiner ganzen Schliere erkannte, da legte es sich ihm wie Bergeslast auf die Seele und es glaubte daran zu Grunde gehen zu müssen; aber nebenher redete doch noch eine andere Stimme mit um tröstete es, es könne doch nicht seine Bestimmung sein, so zu verkommen im Elende, es müsse doch einen Auswm geben aus dieser Noth: auch hier also das Hoffe« auf einen Wendepunkt. Und dieses Hoffen trog nicht; es ist längst erfüllt; der Wendepunkt ist erschienen, sowohl für die Weltgeschichte, wie für das Menschenherz. Wir finden ihn auf Golgatha, sein Zeichen ist das Kreuz des Hern, unter dem wir heut am Karfreitag stehen. Das Kreuz ist der Wendepunkt in der Weltgeschichte. Vis zum Kreuze hin ging es hinab in die Tiefe, soweit, daß das Kreuz selbst den tiefsten Abgrmd bezeichnet, ist doch an ihm der Sohn Gottes von den Hinden der Mensch- Wugebracht. Das Kreuz aber ist oer Wendepunkt; vom Kreuz an geht es aufwärts, bald schieller, bald lang- >Eer, aver doch aufwärts, immer weiter aufwärts. Von hier vegmnt das Evangelium seine« Leus und wo es Boden gewinnt, da küssen sich Frieden und Gerechtigkeit, da klingt das ^ubellied: „All' Fehd' hat nun ein Ende". In diesem Zeichen, o Menschheit, wirst dl siegen. Das KreuZ Golgatha ist der Wendepunkt, wie m der Weltgeschichte so auch im Mensäeuherzen. „Da mir das Reich genommen, da Fried' nnd Freude lackt, da bist du, mein Heil, kominen und hast mich froh gemacht." Das ist auf Golgatha geschehen, da hat dir Sohn Gottes meine Schuld getragen, da hat er mir Gerechtigkeit er worben. Der Zorn Gottes ist von mir Knommen; ick bin ein Kind seiner Gnade geworden; so bekmnt der Christ und empfindet es, daß das Kreuz von Golgaha der Wende punkt ward auch für sein Leben. Bis zum Kreuze Nacht, vom Kreuze an Licht; ehe er das Kreuz uw seine Kraft kannte, Verderben und Verzweiflung, als er c; «« Glauben umfaßte, Frieden und Leben; vorher: „Ich lag in tiefer Todesnacht"; nachher: Christi Blut und Gerechtigkeit Das ist mein Schmuck und Ehrenklefi Damit will ich vor Gott bestehn Und zu der Himmelsfreud eingehn. Tagesgeschichte. Im Gegensätze zu früheren Bestimmungen Gegeben sich Prinz Heinrich und Prinzessin Heinrich um Jubi läum der Königin von England im Juni nach Zondo«. Griechenland hat sich durch die jüngst iberreichte Note der Großmächte, in welcher dem Angreifer die Ver- türkischen Dinge zugeschoben wurde, nicht abhalten lassen, aus dem einmal beschrittenen Wege weiterzugehen. Wie schon gemeldet, sind die ersten Schüsse an der thessalischen Grenze gewechselt worden. Griechische Freischärler haben die türkische Grenze überschritten, die türkischen Vorposten geworfen und sind nordwärts weiter vorgedrungen. Es ist ausgeschlossen, daß sie diesen Schritt auf eigene Faust unternommen hätten, ohne der Unterstützung durch die griechischen Truppen sicher zu sein. Unter allen Umständen trägt die griechische Regierung die Verantwortung für den Beginn der Feindseligkeiten, da diese Freischaaren sich an der griechisch-türkischen Grenze nickt zufällig gebildet haben, sondern unter den Augen und mit Unterstützung der Re gierung entstanden sind. Hätte die letztere verhindern wollen, daß solche Zwischenfälle gegen ihren Willen vor kamen, so hätte sie nicht dulden dürfen, daß so unruhige und einer straffen Manneszucht schwer zu unterwerfende Schaaren sich an so heiklen Stellen wie an der thessalischen Grenze, unmittelbar gegenüber dem türkischen Feinde an- sammelten. Man wird deshalb niit der Vermuthung nicht fehl gehen, daß die Ueberschreitung der Grenze durch jene Freischaaren mit Wissen und Willen der griechischen Re gierung geschehen ist. Vielleicht glaubt man in Athen dadurch noch einmal einen Druck auf die Großmächte in der kretischen Frage ausüben zu können, ohne daß man die eigentliche Heeresmacht in Thätigkeit treten läßt, da mit Beginn des eigentlichen Krieges die Dinge eine unab sehbare Entwickelung nehmen könnten. Vielleicht hat man auch den Beginn der Feindseligkeiten durch die Freischärler beabsichtigt, um so noch vor Ueberreichung der förmlichen Kriegserklärung in Konstantinopel einen Vorsprung zu gewinnen, da man hoffte, daß die Freischaaren sich nach Macedonien werden durchschlagen können, um einen Aufstand der daselbst ansässigen Griechen zu entfachen und die Türken im Rücken zu benuruhigen. Es wäre dies zwar ein Bruch des Völkerrechts; für derartige feine Erwägungen des Rechtsbewußtseins sind jedoch die heutigen Bewohner der griechischen Halbinsel längst unempfindlich geworden. In Konstantinopel scheint man es als erwiesen anzusehen, daß der Bruch des Friedens unter Betheiligung regulärer griechischer Truppen oder wenigstens von aktiven griechischen Offizieren geschehen ist. Rian hat daher den türkischen Oberkommandirenden Edhem Pascha beauftragt, nach de« ihm schon vor einigen Tagen für den Fall des Friedens bruches ertheilten Weisungen zu verfahren. Jetzt ist es an der Türkei, mit bewaffneter Hand den Angriff auf ihr eigenes festländisches Gebiet zurückzuweisen. Es wird sich zeigen müssen, ob sie noch die Kraft besitzt, einem so kleinen Gegner, dessen Heereszustände und Finanzverhältnisse nichts weniger als auf der Höhe stehen, die Spitze zu bieten. Bis zum Austrage des Kampfes wird den Großmächten zu thun nicht mehr viel übrig bleiben, als ihre Bemühungen darauf zu richten, den Brand selbst auf die Brandstätte zu beschränken. Sie werden sich einerseits streng neutral ver halten müssen, um kein Mißtrauen untereinander aufkommen zu lassen; andererseits werden sie mit erhöhter Aufmerksam keit das Verhalten der übrigen Balkanstaaten, insbesondere Serbiens und Bulgariens, zu beobachten haben und ihnen strenge Zurückhaltung auferlegen müssen. Es wird besonders die Aufgabe Oesterreich-Ungarns und Rußlands sein, diese beiden Balkanstaaten im Zaume zu halten. An der Auf richtigkeit der Friedensliebe der genannten zwei Großmächte kann kein Zweifel obwalten. Weder Oesterreich - Ungarn noch Rußland kämen im gegenwärtigen Augenblicke kriegerische Verwickelungen auf der Balkanhalbinsel gelegen. Da nun eine Einmischung Serbiens und Bulgariens in den zwischen Griechenland und der Türkei ausgebrochenen Zwist sofort die Gefahr eine Verschiebung der territorialen Verhältnisse würden alsbald auch die alten Interessengegensätze zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn erwachen. Es keße sich kaum abscheu, welche Ausdehnung der Kriegsbrand bei einer solchen Entwickelung der Dinge annehmen könnte. Für die Heraufbeschwörung solcher Gefahren besteht, wie erwähnt, weder an der Newa, «och auch an der Donau zur Zeit die geringste Neigung. Rußland würde überdies ein Ausrollen der Orientfrage, bei welchem die Griechen den ersten Anstoß gegeben hätten, unter keinen Umständen genehm sein. Es ist daher Aussicht vorhanden, daß weitere kriegerische Verwickelungen dank der Friedensliebe der zu nächst betheiligen Großmächte hintangehalten werden. Viel leicht war die von dein Grasen Murawjew angeregte Note, in welcher gegenüber Griechenland ebenso wie gegenüber der Türkei erklärt wurde, die Großmächte würden nicht dulden, daß der Angreifer irgend welchen Vortheil aus dem Kriege zöge, bereits durch den Wunsch eingegeben, auf Serbien und Bulgarien beruhigend einzuwirken. Wenn Griechenland Aussicht Hätte, aus dem Kriege territoriale Vortheile zu ziehen, und seine Ausdehnungsgelüste gar in Macedonien zu befriedigen, so wäre kaum zu verhindern, daß Serbien und Bulgarien sich beeilten, sich ihr Beutestück zu sichern. Die bestimmte Erklärung der Großmächte kann sie hinsichtlich Makedoniens vollkommen beruhigen, so daß ein Grund mehr vorhanden ist, auf eine Begrenzung des auf der Balkanhalbinsel ausgebrochenen Zwistes auf die Türkei und Griechenland zu rechnen. Die „Kölnische Zeitung" schreibt: „An der griechisch türkischen Grenze ist es zu einem Blutvergießen gekommen; griechische Freischaaren sind in türkisches Gebiet einge drungen, dagegen scheint es nicht, daß griechische Truppen sich ihnen angeschlossen haben. Vor zwei Monaten hätten diese Grenzverletzungen einen bedrohlichen Charakter für den europäischen Frieden haben können, heute vermögen wir ihnen diesen bedrohlichen Charakter nicht mehr beizu messen, denn seitdem steht zunächst fest, daß die am meisten an den Ereignissen im Orient betheiligten europäischen Mächte nicht die Absicht haben, die Griechen in ihrem völkerrechtswidrigen Vorgehen zu unterstützen oder gar direkt in einen griechisch-türkischen Kampf mit Waffenge walt sich einzumischen. Namentlich aus Rußland liegen unzweideutige Wahrnehmungen vor, daß das Ausspielen des Schutzes für das griechische Christenthum dort in der öffentlichen Meinung keine Aussicht auf Erfolg haben wird und daß die Stellung des Slavischen Wohlthätigkeitsver- eins, dessen Seele noch immer General Jgnatiew ist, bei der kühleren Auffassung, die bei der Regierung und den gebildeten Klassen vorherrschend ist, heute nur noch der Schatten derjenigen Macht ist, die es ihm möglich machte, Rußland zum letzten türkischen Kriege hinzutreiben. Anderer seits haben wir auch in den letzten Wochen beobachten können, daß die Mächte allen Nachdruck entfaltet haben, um die anderen Valkanstaaten, Serbien und Bulgarien, von jeder Einmischung und von jedem Vorgehen abzuhalten. Die Nachrichten, die aus Sofia und Belgrad vorliegen, bestätige« übereinstimmend, daß diese Vorstellungen der Btächte dort lebhaften Widerhall gefunden haben und auf volle« Erfolg rechne« können. So erscheint es als aus geschlossen, daß der blutige Zusammenstoß, der jetzt an der thessalischen Grenze stattgefunden, eine andere als örtliche Bedeutung gewinnen wird, selbst dann, wenn aus diesem Vorgehen bewaffneter Banden sich ein Kampf zwischen größeren griechischen und türkischen Truppenmassen ent wickeln sollte. Die Stellung der Mächte ist genügend ge kennzeichnet durch die vor eiuigen Tagen in Konstantinopel und Athen abgegebenen gemeinsamen Erklärungen, daß dem Angreifer keinerlei Vortheil aus feiner Friedensstörung erwachsen soll. Für Griechenland wäre ein solcher Vor-