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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet pro Quartal 1 Mark.— Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittags 12 Uhr. n Dienstag, 26^ September 1876. Erledigt hat sich die unterm 2. September ds. Jahres erlassene, den Tagarbeiter Gotthelf Robert Unger aus Eibenstock betreffende öffentliche Vorladung. Königs. Gerichts-Amt Wilsdruff, am 23. September 1876. Dl-. Gangloff. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 25. September 1876. Auch die kleine Kirmes, am vorigen Sonntage, verlief ganz zu friedenstellend, die außerordentlich schöne Witterung hatte eine sehr große Zahl von Menschen herbeigelockt und war das Menschenge, wühl auf dem Festplatz recht ergötzlich. War auch die Stimmung auf dem Festplatz eine eine recht lebendige und fröhliche zu nennen Und wurde auch so manches lautes „Juchhe!" vernommen, so war doch die Haltung eines so gemischten Publicums eine recht gute zu nennen. Beim Dunkelwerden begann der allgemeine Rückzug zur Heimath, ganze Carawanen sah man den Heimweg antreten, sich immer noch voir den erlebten Stunden unterhaltend. Es mag sich hierbei manches Liebesverhältnis; entspannen haben, wenigstens schien das halblaute Flüstern einiger Liebespärchen dies zu verkünden. — Der'Wilsdruffer Zweigverein der Gustav-Adolph-Stiftung feierte gestern in unserer Kirche sein Jah ressest. Auf geschehene Einladung hin versammelten sich die daran sich betheiligenden aus wärtigen Geistlichen und Lehrer, die hiesige Geistlichkeit, Behörden, Korporationen und die obersten Schulclassen im goldnen Löwen und zogen dann unter Glockengeläute in die mit Kränzen und Guirlanden geschmückte Kirche; die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Kretzschmar aus Unkersdorf, in derselben seiner Freude Ausdruck gebend, daß durch den Verein schon so vielen Glaubensbrüdern Hilfe gespendet worden sei, aber auch die Nothwendigkeit betonte, wie vielen in Noth sclmachtcndcn Glaubensgenossen noch geholfen werden möchte, schließlich auf den Segen hinweisend, den es brzuge, wenn man die gute Sache des Gustav-Adolph-Vereins unterstütze. Der Festprediger war in seiner Predigt von solch heiliger Begeisterung durchdrungen, daß er auf die zahlreich anwesenden Zuhörer den sichtlichsten Ein druck ausübte und wohl Mancher im Stillen sich gelobte, für diesen edlen Verein zukünftig mehr mitzuwirken als wie bisher. Nach der Predigt stattete der Herr Pastor Kranichfeld aus Tanncberg Be richt ab, wie im verflossenen Vereinsjahr die eingegangenen Liebens gaben verthcilt worden seien und forderte zum Schluß auf, bei der an den Kirchthüren stattsindenden Collecte durch recht wohlklingende Münzen sich zu bethciligen, was, deß sind wir gewiß, auch statt gefunden haben wird. Wie die „Neue Evang. Kirchenzeitung" mitlheilt, werden der am 2. October zusammentretenden zweiten ordentlichen sächsischen Landessynode eine ziemliche Anzahl wichtiger und tiefgreifender Be- rathungsgegenstände vorliegen. Die Synode hat zunächst über nach trägliche Genehmigung der von dem Kirchenregimente anläßlich der Einführung des Civilehegesetzes erlassenen Verordnungen zu beschließen. Es sind ferner zu erwarten Vorlagen, welche sich auf die finanzielle Lage der Geistlichen und deren Aufbesserung beziehen, darunter das vom Landtag berathene und beschlossene Fixationsgesetz. Außerdem wird sich unter den Berathungsgegenständen eine Vorlage mehr ex terner Natur befinden, durch welche eine von der ersten Synode be schlossene Beschränkung bei Bewerbung um höher dotirte geistliche Stellen, welche das Interesse der älteren Geistlichen wahren sollte, aber praktisch große Uuzuträglichkeitcn hervorgerufen hat, wieder ausgehoben werden soll. Unter den Gegenständen innerer Natur sind hervorzuheben Vorlagen wegen eines Landesgesangbuches und wegen einer neuen Agende, sowie der Entwurf eines Gesetzes, betreffend kirchendisciplinelle Bestimmungen gegenüber den Verächtern der Taufe und der kirchlichen Trauung. Wie dem Dresdner Anzeiger mitgetheilt wird, ist auf Befehl öcs Königs den Unteroffizieren und Mannschaften des königlich säch sischen (12.)Armeecorps, welche ander Kaiserparade am 6. Sept, bei Böhlen theilgenommcn haben, ein Douceur ausgezahlt worden, welches für jeden Unteroffizier 1 M. und für jeden Soldaten 50 Pf. betragen hat. Das Reichskanzleramt hat dem Bundesrathe eine Vorlage wegen Einziehung der Zweithalcrstücke zugehen lassen. Derselben zu folge wird die Außercourssctzung mit dem 1. November d. I. beab sichtigt, von welchem Termine an noch für weitere drei Monate Einlösungsstellen in allen deutschen Staaten designirt werden sollen. Die^ diplomatische Action der Mächte in Constantinopel zum Zwecke der Herbeiführung des Waffenstillstandes dauert fort, und man ist der festen Ueberzeugung, daß, falls es in den wenigen Tagen, die noch bis zum Ablaufe der Waffenruhe zu verfließen haben, nicht möglich sein sollte, den Waffenstillstand formell zu Stande zu bringen, die Feindseligkeiten deshalb doch nicht wieder ausgenommen würden; die Pforte würde in diesem Falle keinen Anstand nehmen, in die Verlängerung der Waffenruhe einzuwilligen. Diese Unterhandlungen finden natürlich in Constantinopel statt, gleichzeitig und parallel finden die Unterhandlungen unter den Großmächten behufs Fixirung der Fricdensbedingungen statt. Alle Mitlheilungen bezüglich der letzteren beruhen selbstverständlich auf Conjectur, da noch keine Vereinbarung erzielt ist; man wird indessen kaum daran zu zweifeln brauchen, daß die Pforte sich dem einmal festgestelltcn Willen der Mächte fügen wird. Wien, 23. September. Der „Abendpost" wird von autorita tiver Seite bestätigt, daß sümmtliche Großmächte sich über die der Pforte vorzuschlagendcn Friedcnsbedingungen einigten. Die Basis der Vorschläge bilde das von dem britischen Cabinel formulirte Pro gramm. In Constantinopel werden nun unverzüglich Schritte ge- than werden, um die Pforte zur Annahme der Friedensbedingungen auszusordcrn, da letztere bereits principicll die Bereitwilligkeit ausge sprochen, daß es wünsche, dem europäischen Mächten soweit wie es nur immer mit den Interessen des türkischen Reichs vereinbar und loyal sei, zu entsprechen, ist an dem baldigen Zustandekommen des Friedens schwerlich mehr zu zweifeln. Gerüchtweise wird aus Constantinopel von der Möglichkeit eines neuen Regierungswechsels gemeldet, der Mehemed Reschid zum Sultan machen und Mahmud Pascha wieder an die Spitze der Ge schäfte bringen soll. Wenn Fürst Milan jetzt nicht König aller Serben heißt, so ist sein Heer nicht. Schuld daran. Dieses hat ihn am 16. September unter dem Donner der Geschütze und dem Geknatter des Musketen feuers zum König ausgerufen. Ja, noch mehr: Soldaten und Of fiziere haben einen feierlichen Eid geschworen, die Waffen nicht eher uiedcrzulegen, bis Serbien ein freies Königreich geworden. Die Priester im Heer cclebrirtcn die Messe und stimmten das „Herr Gott dich loben wir!" an. Viele Städte haben illuminirt, Milan hat verlegen abgelehnt, — Herr aber des Heeres ist nicht er, sondern Tschernajeff mit seinen russischen Offizieren. Hinaus mit den Türken! Die englische Regierung hat sich bis daher immer türkcnfreundlich gezeigt, wäre es auch nur in der diplomatischen Rücksicht gewesen, damit Rußland seine Ziele nicht erreiche. Es wird nicht weit von der Wahrheit fallen, wenn man glaubt und behauptet, die großen Rüstungen der Türkei seien haupt sächlich mit englischem Gelde möglich geworden. Aber die englische Regierung hat die Rechnung ohne das eigene Volk gemacht. Schon seit geraumer Zeit ist das Volk von Großbritanien entrüstet über die entsetzliche Gräul, welche die Türken in Bulgarien verübten, jetzt erheben sich in den iuäiZnatiou-iuootillZZ (Mißbilligungs-Versamm-