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Vie „MNendirfer Zeitung" erscheint vn-nstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,2V Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften GLtendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Amgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spie! und Sport" und „Deutsche Mode." Annahme non Inserat« bi, «»mittag s« Nh«. Inserat« w«rd«n mit p für die Spaltz«tl« brr«chnet LabeLartsch« Satz nach besonderem Laris Druck und Verlag von Hermann Aühle in Groß-Vkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Dkrilla No. 3. Sonntag den 5. Januar 1908. 7. Jahrgang. Bekanntmachung. Das noch rückständige Sckulgelck aus iyo? ist ungesäumt und längstens bis 13. Januar 1908 an die Schulkasse (Gemeindeamt) zu entrichten. Nach Fristablauf beginnt das geordnete Beitreibungsverfahren. Ottenäork-sVlorttrckork, am 28. Dezember 1907. Der Gemeindrborstand. Ausstellung von Radfahckarten. Die durch Verordnung vom 17. Oktober 1907 vsrgeschiiebenen neuen MP- Radfahrkarten "MW die aus undksvbrünklk Xtzit Otzltunx haben, sind zum Preise von einer Alaric pro Stück schon j.tzt im hiesigen Gemeindeamt erhältlich. Ottenäork-Uoritrläork, am 30 Dezember 1907. Der Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, den 4. Januar zyoo. - * Zum Schutze der von dem Deutschen Radfahrerbunde an Straßenkreuzungen, sowie stark abfallenden, gefährlichen Siraßenstellen befestigten Wegweiser und Warnungstafeln hat das Ministerium des Innern nachfolgende Verordnungen erlassen. In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß die vom Deutschen Radfahrerbunde aufgestellten Weg weiser und Warnungstafeln an Straßen kreuzungen und gefährlichen Stellen von Un berufenen unleserlich gemacht, beschädigt oder beseitigt worden sind. Düse Tafeln stehen als Gegenstände, die den öffentlichen Nutzen dienen unter dem Schutze des H 304 St. G. B. Mit Rücksicht aus die Wichügkeit der Zeichen für die Sicherh.it des öffentlichen Verkehrs sollen die Kreishauptmannschaften die ihnen unterstellten Polizeibehörden anweisen, in Zukunft der unbeschädigten Erhaltung solcher Tafeln ihr besonderes Augenmerk zuzuwcnden und alle diejenigen, die sich Uebertretungcn der vorgedachten Art zu Schulden kommen lassen, unnachsichtlich der StaatSanwaltschast avzu- zeigen. — * Von den Flaschenbierhändlern ist wiederholt und auch neuerdings darüber ge klagt worden, daß die von ihnen auögeliehenen gefüllten Flaschen vielfach nach Entleerung nicht wieder zurückgegeben, sondern von den jeweiligen Inhaber zum persönlichen Gebrauch, insbesondere zur Aufbewahrung von Stoffen verwendet werden, welche geeignet sind, die Flaschen unbrauchbar zu machen oder das eventuell später wieder in die Flaschen ge füllte Bier zn verderben oder seine Güte zu verringern. Vor einer derartigen Benutzung die eventuell als rechtswidrige Zueignung an gesehen werden und eine Strafverfolgung aus 8 246 des ReichS-StrasgesctzbucheS nach sich ziehen könnte, wird daher gewarnt. Klotzsche. Hier stürzte sich eine geistes kranke Frau vom Eisenbähnviadukt in die Tiefe, wo sie tot liegen blieb. Dresden. Bei einem am Freitag morgen erfolgten Straßenbahnzusammenstoß auf der Linie Plauenscher Grund —Deuben wurde ein 'Motorwagen zertrümmert. — Eine unglaubliche Spuck- und Ge spenstergeschichte, die ein grelles Licht aus die Leichtgläubigkeit weiter Volksweise wirst, wird jetzt in der Wilsdruff.r Vorstadt lebhast be sprochen. Die Ehefrau eines Produktenhändlers in der Rosenstraße war vor einiger Zeit sanft und selig entschlafen. Im Sterbehause war alles froh, als man die Leich- nach der Leichenhalle fortgeschaffl hatte, denn eine Leiche im Hause, das ist doch immer für die Be- wohncr etwas Grausiges. Da geschah etwas, was die ganzen Hausbewohner mit Entsetzen erfüllte. Zwei schwere Schläge gegen die Wohnstuberuür der Verstorbenen ertönten kurz nach Mitternacht, als wolle die Abgeschiedene noch einmal in ihre Wohnung znrückkehren. Dec Bewohner bemächügte sich allgemeines Entsetzen und als in der zweiten Nacht sich das Klopfen wiederholte, durchsuchten die Be herzten und Aufgeklärten im Hause, voran der Wirt, das ganze HauS und den Hof nach dem — Klopfgeist, es war aber nirgends eine Spur zu entdecken. Wenn sich die Suchenden jedoch entfernt hatten, ertönte abermals das Klopfen an der Wohnungblür der Verstorbenen und man konnte sich das Klopsen gar nicht anders erklären, als auf unnatürlichem Wege und kommentierte allgemein die weitverbreitete Ansicht, daß dis Toten vor ihrer Beerdigung wiederkehren können und sich durch Klopfen bemerkbar machen. Da in der zweiten und dritten Nacht das Klopfen wiederum ertönte, zweifelte selbst der Ungläubigste im Hanse nicht mehr daran, daß dis V-rstorb-ne als Gespenst ihr Unwesen treibe. Als die Tote unter der Erde war, hörte das Klopfen auf und das wunderte niemanden, denn es entsprach dies ganz den Gepflogenheiten der Gespenster. Jetzt hat sich das Rätsel gelöst. Zwei mutwillige junge Mädchen, die über der Wohnung der Verstorbenen ein Stübchen inne haben, hatten da sie die Gespensterfurcht ihrer Hausgenossen kannten, einen Hammer an einen Bindfaden gebunden, ihn heruntergelassen und damit das Geräusch verursacht. War jemand gekommen, so hatten sie den Hammer schnell hochgezogen. Jetzt werden die armen Hausbewohner die mit ihrer Gespenstergeschichte bereits alle Nachbarn alarmiert hatten, wegen ihres Aberglaubens weidlich ausgelacht und jeder von ihnen er klärt entrüstet, er für seine Person habe die Klopfgeschichte von vornherein für einen dummen Witz angesehen. Ob mit dem Jahre 1908 der Aberglaube verschwinden wird? Sicherlich nicht, so lange die Menschheit noch wird be stehen. — Infolge der anhaltenden Kält- — sie stieg am Freitag abend bis auf 16, an exponierten Stellen sogar bis aus 18° R. unter Null — ist der Wasserspiegel der Elbe wieder erheblich gesunken. Am ^Freitag zeigte der Pegel 130 Zentimeter unter. Null an. Der Strom ist noch mit starkem Treibeis be deckt. Coswig Auf einen warmen Stall fürs Vieh im Winter hält jeder praktische und sorgsame Landwirt und mancher hatte gewiß schon bei großer Kälte Oefen in die Ställe ge setzt, wenn er nicht befürchten müßte, sie könnten umgerisssn werden und dadurch FeuerSgesahr verursachen. Da kam einem Anwohner der Kösilitzer Straße in Coswig, Herrn Sanstenb-rg, ein praktischer Gedanke. Seine Zuchtsau halte einer Anzahl kleiner Ferkel das Leben gegeben und da zu befürchten stand, daß die kleinen Tierchen um die jetzige Jahreszeit unter der Kälte leiden und vielleich eingehen würden, hängte er einen Petroleum ofen an die Decke, so hoch, daß er für die Schweinemutter nicht erreichbar und auch sonst nicht feuergefährlich war. Mutter und Kinder liegen jetzt immer unter der Wärme ¬ quelle, woraus hervorgeht, daß sie die Ein richtung angenehm empfinden. Schirgiswalde. Auf der Heimfahrt türzte auf der Sohlander Straße infolge der Glätte eines der Pferde des Kutschers Reime. )er Kutscher versetzte im angetrunkenen Zu- tande dem Tiere mit einem kurzen Messer mehrere Stiche in die Brust. Dadurch sprang das Pferd auf und Reime lief davon, da Leute hinzukamen. Längere Zeit stand nun das verletzte Tier heftig bietend auf der Straße. Plötzlich kam Reime wieder zurück und begann von neuem die Brust des Pferdes zn zerfleischen, bis schließlich einige Männer >em Reime das Messer Wegnahmen und ihn verhaften ließen. Das arme Tier hatte sich nach 2 stündigen Qualen verblutet. Zittau. Unter dem Verdachte, sich an im lmtsgerichtsgefängnis untergebrachlen weiblichen Gefangenen unsittlich vergangen zu haben, wurde hier der Gerichtsdicner Stelzer ver haftet. Schmilka. Im nahe gelegenen HerrnS- krUschen trug sich am Donnerstag gegen abend zu, daß die beiden Pferds der dortigen Fahr post, die von Tetschen zurückkam, plötzlich scheu wurden. Als dieselben on der Forstbrücke ein- bogen, fielen sie in die Kamnitz, der Post wagen fing sich glücklicherweise in dem eisernen Brückengeländer und erlitt Beschädigungen. Die beiden Pferde sind schwer verletzt, der Postillion kam mit dem Schrecken davon, da er aber in die Kamnitz sprang, und die Pferde freimachte, wäre er dabei beinahe er trunken. Roßwein. Die städtischen Kollegien in Roßwein beschlossen in gemeinschaftlicher Sitzung den Bau eines städtischen Elektrizitäts werkes für Licht und Krastzwecke. Auch wurde beschlossen im städtischen Gaswerk einen neuen Gasometer mit einem Kostenaufwande von etwa 25000 Mark ausstellen zu lasten. Oschatz. In der Sylvesternacht wurde der Gasthof „Zum Stern" polizeilich ge schloffen, da die Konzession des Besitzers am 31. Dezember abgelaufen war. Gröba bei Riesa. Die Vergistungsaffäre bei der nun dem Vater auch das siebenjährige Kind iu den Tod gefolgt ist, ist in ihrer Ursache noch immer im Dunkel gehüllt. Auf klärung wird auch nicht eher zu erlangen sein, bis die Frau vernehmungsfähig geworden ist. Bei ihr kehrte das Bewußtsein zurück, doch war sie noch nicht soweit, daß sie hätte ver nommen werden können. Die Untersuchung der Speisereste und des Mageninhaltes der Erkrankten ist noch nicht abgeschlossen. Nicht ausgeschlossen erscheint eine KohlensxydgaS- oergiftung, da der Schieber im Herd der an die Schlaskammer anstoßenden Küche geschloffen war. Das kleinste Kind, ein einjähriger Knabe ist wieder wohlauf und befindet sich bei seinen Großeltern in Pflege. Chemnitz. Die Frau eines hiesigen Schuhmachers in der Zietenstraße begab sich in den Keller und ließ dabei ihre vier Kinder im Aller von 4, 3, 2 und einem halben Jahr unbeaufsichtigt in der Wohnung zurück. Bei ihrer Rückkehr fand sie das älteste Kind, einen Knaben, der mit einem Stearinlicht gespielt und dabei seine Kleider entzündet hatte, schwer verbrannt vor. Das Kind starb sehr kurze Zeit darauf. — In der letzten Varieteoorstellung im Apollotheater stürzte bei einer schwierigen Handstandöübung ein 25 Jahre altes Mitglied des orientalischen Akrobatentrios Ali Ben d'Arrak und erlitt dabei einen Bruch der rechten Kniescheibe, so daß er ins städtische Krankenhaus geschafft werden mußte. — Auf einem Tanzsaale in der Süd- oorstadt wurde am Neujahrstage eine 28 jährige Arbeiterin während des Tanzes von einem Herzschlag getroffen und glitt tot zu Boden. Leipzig. Ein 57 Jahre alter Laternen« anbrenner, der in der Kochstraße wohnt, stürzte n der Molktestraße, als er auf einer Leiter eine Straßenlaterne putzte, plötzlich auf die Straße herab. Der Mann zog sich bei dem Sturz- eine schwere Gehirnerschütterung zu. Er mußte mittels Rettungswagens nach dem Krankenhaus« übergeführt werden. Dort ist er bald noch seiner Einlieferung verstorben. — Das ungesunde Spekulationswesen im Baugewerbe wird durch die Tatsache demon- triert, daß von 382 im Jahre 1905 hier zu Versteigerung auLgebotenen Grundstücken 167 Eigentum von Besitzern aus dem Bau gewerbe waren. Im Jahre 1906 gehörten von 385 Besitzern zwangsweise versteigerter Grundstücks 160 der Baubranche an. In den ersten drei Vierteljahren des Jahres 1907 amen 263 Grundstücke zur Zwangsversteigerung von denen 118 dem Baugewerbe zuzurechnen waren. Besonders bemerkenswert ist, daß unter den zur Zwangsversteigerung gelangten Grundstücken, die Besitzern aus dem Bau gewerbe gehörten, sich im Jahre 1905 72 (unter 167 Grundstücken) Rohbauten, daß zeißt unvollends Häuser befanden. 1906 be iss sich die Zahl auf 75 (unter 160), 1907 auf 39 (unter 118) Rohbauten. Werdau. Die Akiien-Vigogne-Spinnerei zier spendete 20 Arbeiterinnen mit fünfjähriger Dienstzeit je ein Sparkaffenbuch mit fünfzig Mark Einlage. Auch die Schmelzersche Spinnerei hier zeichnete eine große Zahl Arbeiter mit mindestens fünfjähriger Dienstzeit durch reiche Geldspenden aus. Schöneck. Bei Anlage der städtischen Wasserleitung Mitte der 90er Jahre machte ich u. a. auch die Einlegung von Röhren in ein Grundstück nötig, dessen Besitzer auswärts wohnt. Die Stadt versicherte sich der Erlaubnis >es Nutznießers (Pächters) deö Grundstücks und rezahtte dem Manne 18 Mark Entschädigung, Jetzt, nachdem der Pächter gestorben ist, kamen )ie Besitzer hinter den damaligen Handel und ordern nun von der Stadt eine hohe Ent- chädigung für die mehrjährige Benutzung hres Grund und Bodens oder die Heraus nahme der Wasserleitungsrohre. Die Stadt gemeinde Schöneck lehnt eine EntschädigungS- ahlung ab und will es auf einen Prozeß an- ommen lassen. Falkenstein, Ein hier beschäftigter böhmischer Maurer balgte sich mit seinen beiden erwachsenen Söhnen auf der Straße. Als hinzukommende Einwohner zum Frieden mahnten, wurde einer von ihnen, der Barbier Arthur Döge, von den drei RowdieS nicht weit von seiner Wohnung überfallen, zu Boden geschlagen und ihm eine Anzahl Messer stiche beigebracht. Lengenfeld. Bei der Einfahrt des Güterzuges Nr- 7257 in Bahnhof Pockau- Lengenfeld rutschte am Freitag infolge der Glätte der in Neuhausen wohnende Schaffner Friedrich vom Wagentrittbrett herab, kam unter den fahrenden Zug zu liegen und wurde überfahren. Dem Unglücklichen war der Brustkorb eingedrückt, die Beine über fahren und ein Arm gebrochen. Die schweren Verletzungen hatten den sofortigen Tod herbei« geführt. Der Verunglückte hinterläßt Frau und 9 Kinder. Plauen. Die Wäscherin Pauline Koldig glitt auf der König Albertbrücke aus und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu, tue den Tod zur Folge hatte. j ^Oberwiesenthal. Wunderbarer Rauhfrost herrscht seit einigen Tagen auf dem Fichtel berg. Das FichtelberghauS sowie der um gebende Wald erglänzen in funkelnden Eis kristallen. Unzählige Menschenmasssn aus der Nähe und Ferne erfreuen sich wieder an der herrlichen, seltenen Pracht dieses Naturschau« spieles und huldigen dem Ruschel- und Schnee schuhsport.