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ilsdrnff, Tharaud, Rossen, Gievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pst— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 42. Ireitag, den 17. Zuti 1868. Ll'lNKK tM die Gemeinde-Obrigkeiten im Bezirke der Köttigl. Amtshanptmannschast Dresden, die diesjährige Aushebung betreffend. Da anher ergangener Verordnung d's Kömgl. Kriegs-Ministeriums zufolge die diesjährige Aushebung erst zu Ende des Jahres und zwar nicht vor Mitte November stattsinden soll, so werden die zur Anmeldung der militär pflichtigen Mannschaften und Einreichung der Ortslisten Inhalts Erlasses der unterzeichneten Königl. Amtshauptmannschaft vom 15. Mai d. I., auf den 1. und beziehentlich 15. August d. I. anberaumten Termine hiermit vorläufig wieder aufge hoben. Die diesfallsige anderweite Bekanntmachung bleibt Vorbehalten. Dresden, am 15. Juli 1868. Königliche Amt s h aup tm a n n sch af t. In Jntcrimsverwaltung: v. Hausen. Ludwig. T a g e s g e s ch i ch t c. Wilsdruff, 17. Juli. Für das erledigte hiesige Tiaconat ist Herr Candidat Ficker, derzeit Lehrer cm der Selecte in Meißen, dcsignirt worben. Se. Königliche Majestät haben dem zeitherigen Einnehmer bei dem llMerstcueramtc allhier, Friedrich Wilhelm Tauscher, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold allergnädigst zu verleihen geruht. Der sächsische Gcwerbctag findet am 16., 17. und 18. August in Dresden statt. In Lauter bei Schwarzenberg sind am 13. Juli früh 2 Uhr zwei der größten Bauergütcr und in Scheibenberg gleichzeitig 11 Scheunen abgebrannt. Ans der Lausitz wird über starke Gewitter berichtet, welche viel fach Schaden angerichtet haben. So in dem vbcrn Spreethale, wo am 10. d. M. der Blitz die mit Blitzableitern versehene Scheune des Stellmachers Schönbach in Niederfriedersbach entzündete und total einäscherte; das nahe stehende Wohnhaus konnte glücklicherweise durch die geleistete rasche Hilfe gerettet werden. — In Triebigau schlug der Blitz bei dem Gutsbesitzer Steglich ein und veranlaßte eine Feu ersbrunst, welche in kurzer Zeit dessen sämmtliche Gebäude in Schutt und Asche legte. Obgleich das Feuer sehr schnell um sich griff,' so konnte doch das Vieh gerettet werden. In einem zum Nittergute Königsfeld bei Geithain gehörigen Gehölz hat sich den „Dr. N." zufolge am Morgen des 10. Juli der Commandant des Freiberger Landwehr-Bataillons, Herr Oberstleut nant Julius Moritz Noßky, mittelst eines Doppelterzerols erschossen. Dieses traurige Ende eines geachteten Offiziers wird allgemein tief beklagt. Radeberg und seine Umgebung erlebt dieses Jahr nie Dagcwe- scnes. Zwar erzählt die Chronik von Radeberg von Frühsommern, in welchen bereits Ende Mai die gesammten Feldfrüchte eingefahrcn gewesen seien, aber diese Notizen betreffen eine frühe Vorzeit (die Jahre 1289, 1328, 1387 und 1473). Für die Gegenwart dürfte wohl das laufende Jahr als einzig in seiner Art dast'ehen. Die äl testen Leute versichern, sich nicht entsinnen zu können, daß in den letzten acht Tagen des Monats Juni schon der Roggen gemäht und eingecrntct worden sei. Dies ist aber Heuer der Fall und nament lich in den westlichen und nordwestlichen Gegenden des Radeber ger Amtsbezirks. Für die norddeutsche Bundesarmee soll demnächst ein gemeinsa mes Feldzeichen cingcführt werden. Es circulircn in Menge gefälschte Coup ons der Magdcb. Stadt- obligationcn sowie der Magdeb. Leipziger Eisenbahn, 'weshalb die größte Vorsicht bei Abnahme derselben nöthig ist. In Ostpreußen hat es seit dem 4. Juli täglich geregnet. Seit dem stehen die Sommerfrüchte, die Kartoffeln und Fntter.räutcr scbr erfreulich. Der König von Preußen hat auch den Schleswig-Holsteinern einen Besuch zugedacht. Er soll in diesem Herbst ansgeführt werden und Graf Bismark will mitkommen. Der Eintritt Mecklenburgs und Lübecks in den deutschen Zoll verein ist abermals bis zum 1. August hinausgeschobcn worden. In Frankreich sind Roggen und Weizen in vorzüglicher Güte gerathen. Hafer und Reis hatten durch die große Hitze im vergan genen Monat etivas gelitten, haben sich aber durch die Regengüsse der letzten Tage sichtbar erholt. Die französischen Soldaten haben im Lager zu Chalons ein neues Lied gelernt, das mit dem Refrain schließt: Der Rhein ist mein, fort an den Rhein, Waterloo soll die Losung sein. Die Offi ziere schwärmen für einen Krieg mit Deutschland. Auch der Kriegs-. Minister hält es mit ihnen, obschon die Chassepots sich nicht beson ders bewähren. Nur der Kaiser ist zurückhaltend und oft sehr schweig sam. Nach der Revue im Lager von Chalons sagte er zu den Sol daten: Ihr habt euch brav gehalten, für euch ist mir nicht bange; wenn es sein muß, werdet ihr schon zeigen, daß auch nach Sadowa rasche Feldzüge möglich sind. Als es in dem gesetzgebenden Körper zu Paris auf die mexika nische Expedition kam, nannte sie der französische Finanzminister ein rechtmäßig begonnenes, glorreich fortgeführtes und unglücklich be endetes Unternehmen. Jul. Favre gab aber eiue andere Version. Er sagte, sie sei eine monarchische, ausländische Jntriguc, welche Frankreich 300 Million gekostet hat. Die Stimmung in Italien gegen Frankreich kennzeichnet ein Scherz, den ein kleines Mailänder Blatt, La Gazzetlina Rosa, sich unlängst gemacht hat. Es brachte als Prophezeihung folgende Nachricht: „20. Juni 1870. Um 3 Uhr morgens hat die französische Armee unweit Mainz das preußische Lager angegriffen. Nach einem sehr blutigen Kampfe, welcher sieben Stunden dauerte, sind die Fran zosen vollständig geschlagen worden. Mac Mahon, Failly und Du mont sind gefangen. Moltke hat nach Berlin telegraphirt, daß der Feldzug, kaum begonnen, schon beendet ist." Der Zenzero in Florenz druckt diesen Scherz ab, findet ihn köstlich und setzt hinzu: „Gott lasse es so geschehen. Nach einem Privatbrief aus Stockholm hat die Auswanderung nach den vereinigten Staaten von Nord-Amerika in diesem Jahre wahrhaft Schrecken erregende Dimensionen angenommen. Während die Zahl der Auswanderer in früheren Jahren sich kaum auf 5000 belief, übersteigt sie in diesem Jahre jetzt schon 20,000 um ein Be deutendes, und möchte wohl am Ende der Schifffahrt bis zu 30,000 anwachsen. Uebcr die Beweggründe zu dieser massenhaften Auswan derung aus dem verhältnißmäßig schwach bevölkerten Lande gehen die Ansichten sehr auseinander. Die Opposition schiebt, um politisches Capital zu machen, die ganze Schuld auf die Regierung, indem sic religiöse und politische Unfreiheit als Beweggrund angiebt. Dieser Grund ist sicher aber nur bei den Allerwenigsten vorhanden. Die Mei sten wandern nach dem neuen Canaan aus, um dort leichter in den