Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement S-S-L-S SM des Amlsgmchk Eibenstock --LNZL sertionSpreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z-ile 10 Pf und besten Umgebung. P sanstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — 38. Aahrgang. SV. Donnerstag, den 15. August 188S. Der Fleischer und Gasthofsbesitzer Herr Keinrich Wichard Hlnger in Sosa beabsichtigt, auf der Parzelle Nr. 87 des Flurbuchs, Fol. 102 des Grund- und Hypotheken buchs für Sosa eine zu errichten. Etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nickt auf besonderen Privatrechts- Titeln beruhen, sind bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Schwarzenberg, am 10. August 1889. Die Königliche Amtshauptmannfchast. I. V.: Stadler, Bezirksassessor. E. Am 15. August 1889 ist der dritte Termin der diesjährigen Commuu- anlagen fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung ge bracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten execulivisch vorzugehen ist. Der Gcmeindernth zu Schönheide. Bekanntmachung. Am 15. August d. I. ist der 3. diesjährige städtische Anlageutermin, zu dessen Bezahlung eine 3wöchige Frist zugelassen ist, fällig. Zu dessen Ent richtung wird mit dem Bemerken hiermit aufgefordert, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangs verfahren eingcleitet werden wird. Eibenstock, am 12. August 1889. Der Stndtrath. Löscher, Bürgermeister. Bg. Die friedlichen Symptome mehren sick in erfreulicher Weise. Die Besuche Kaiser Wilhelms in England und Kaiser Franz Jo sephs in Berlin sind die großen Marksteine des Friedenswerkes; nach keiner Seite hin angrisfswcise, aber nach zwei Seiten hin vcrtheidigungsweise for- mirten sich die europäischen FriedenSmächtc, zu denen man jetzt auch, obwohl schriftliche Abmachungen mangeln, England zählen darf. Aber es sind nicht die Monarchenbesuche allein, welche der Welt Friedensbürgschaften bieten. Auch andere Ereignisse werfen den angenehm kühlenden Schatten des Friedens. Da ist in allererster Linie die günstige Aufnahme zu verzeichnen, welche die Haltung der deutschen Militär- und Civilbehörden sowie der deutschen Bevölkerung bei der Abholung der irdischen Reste Carnots und La Tour d'Auvergnes in ganz Frankreich hervorgerufen hat. Zum ersten Male seit 18 Jahren ging ein für Deutschland sym pathischer, einmüthiger, anerkennender Zug durch die gesammte französische Presse. Man merkte, es kam dieser, an Zurückhaltung oder gar an die „ Revanche"- stimmung gewöhnten Presse diesmal aus dem Herzen, wie der Dank der französischen Kommissare an die deutschen Behörden für die den französischen Helden erwiesenen Ehren ebenfalls warm aus dem Herzen quoll. Die Franzosen schienen sich bei dieser Gelegenheit daran zu erinnern, daß sie die „ritterliche Station" seien und als solche zum mindesten die Pflicht haben, auch die Ritterlichkeit anderer anzuerkennen. Und wenn in aller Welt die Politik mit dem nüchternen Verstände gemacht wird oder doch gemacht werden sollte, — für Frankreich gilt dieser Satz schon seit hundert Jahren nicht mehr, dort macht man die Politik mit dem Gefühl und läßt sich von Antipathien oder Sympathien leiten. Achtzehn Jahre hindurch hat Deutschland die französische Antipathie mit Würde ertragen; es erträgt auch die vorübergehende Sym- pathiebezeigung, ohne die letztere zu überschätzen. Die Hoffnung, mit Frankreich in ein besseres Verhältnis zu kommen, schöpft aus einer bessern, nachhaltigeren Quelle. Jeder französische Patriot muß dringend wünschen, daß der fast bodenlose Schmutz, den der Boulangerprozeß und vorgängige Ereignisse aufgewühlt haben, endlich gründlich wcggefegt werde, damit Frankreich und seine leitenden Männer wieder einmal als Gentlemen erscheinen. Run hat aber die Anklageschrift gegen Boulanger deutlich das Bestreben gezeigt, alle Verantwortlichkeit für die Spionage gegen Deutschland, alle Kriegshetzereien auf Boulanger und auf die Patriotenliga zu werfen. Der Generalanwalt macht damit Namen« seiner Auftraggeber eine ent schuldigende Verbeugung gegen Deutschland. ES ist aber zugleich ein für beide Völker sehr erfreuliches Zeichen, daß die amtliche Stelle das Spionenwesen und die Revancheschreierei verächtlich macht und beiden unlautere, unpatriotische Beweggründe unterschiebt. Selbstverständlich bedeuten diese Erscheinungen noch lange nicht den aufrichtigen Frieden Frankreichs mit Deutschland, ober sie bedeuten die Wendung zum Besseren. Nicht nur betreffs Frankreichs sind solche Symptome zu verzeichnen, sondern auch Rußland in seiner offiziellen Vertretung empfindet offenbar das Bedürsniß, aus seiner selbstverschuldeten Jsolirlhcit herauszutreten und den gegebenen Verhältnissen Rech nung zu tragen. Es bahnt sich, wie schon gemeldet, ein stillschweigender Ausgleich mit Bulgarien an, ein Gehenlassen. Auch das bedeutet keinen endgültigen Verzicht Rußlands, aber es heißt so viel, als die Lunte aus der Nähe des Pulverfasses entfernen. Ferner darf mit Bestimmtheit darauf gerechnet werden, daß der Gegenbesuch des Czaren beim deutscken Kaiser wenigstens nicht ganz crgebnißlos verlaufen werde. Als der Czar vor zwei Jahren in Berlin war, gelang es dem Reichskanzler, das Jntrigennetz zu zerreißen, mit dem der russische Kaiser umsponnen war; Bismarck vermochte nachzuweiscn, daß der Czar durch gefälschte Depeschen aus das schmählichste ge täuscht worden sei. Wenn trotzdem die früheren herzlichen Beziehungen zwischen Berlin und Peters burg noch nicht hcrzustellen waren, so verlautete doch dieser Tage mit großer Bestimmtheit, daß durch gegen seitige zufriedenstellende Erklärungen dem Gegenbe such des Czaren beim deutschen Kaiser in bester Weise der Weg geebnet sei. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Empfang des Kaisers Franz Joseph in Berlin war ein überaus herzlicher und sympathischer, wenngleich er sich weniger geräuschvoll gab, als es sonst bei festlichen Gelegen heiten in Berlin herzugehen pflegt. Der kaiserliche Extrazug war nicht nach dem Anhaltischen Bahnhofe, sondern auf einem Umwege nach Station „Thier gartenhof" gefahren (dadurch brauchte der hohe Gast nicht die Königgrätzer Straße passiven, deren Name ihm peinliche Erinnerung wachrufen muß) und wurde dort vom Kaiser Wilhelm, den königlichen Prinzen und dem Gefolge bewillkommnet. Die beiden Kaiser umarmten und küßten sich wiederholt recht herzlich. Als sie das gleiche im vorigen Jahre zu Wien thatcn, da galten die Küsse Franz Josephs zugleich als Zeichen tiefinnigsten Mitgefühls mit dem jungen deutschen Kaiser, der innerhalb einer kurzen Spanne Zeit den altehrwürdigen Großvater und den geliebten Vater verloren hatte; jetzt mischt sich in den Willkommenkuß Kaiser Wilhelms das tiefe Mitgefühl mit einem trau ernden Vater. — Der Erzherzog Franz Ferdinand d'Este, der muthmaßlicke österreichisch-ungarische Thron erbe, hat seinen kaiserlichen Oheim nach Berlin be gleitet und ist daselbst der Mittelpunkt vieler Auf merksamkeiten. — DaS Programm der Hoffestlich- kciten ist dem Wunsche des hohen GasteS entsprechend ein recht einfaches: keine Galavorstellung und Soireen; nur einige Gastmahle, Truppenbesichtigungen und Rundfahrten. — Berlin, 13. August. Bei dem heutigen Paradediner im königlichen Schlosse brachte Se. Maj. Kaiser Wilhelm folgenden Trinksprnch auS: „Mit freudig bewegtem Herzen heiße Ich Eure Ma jestät willkommen in Meiner Residenz und an der Stätte, an welcher Mein hochseliger Herr Großvater Sie zuletzt begrüßte. Bei dem jubelnden Empfang Meines Volkes werden Eure Majestät empfunden haben, wie warm und lebendig das Gefühl für die schon seit Hunderten von Jahren zwischen Unfern Völ kern bestehende Freundschaft zum Ausdruck kommt. Vor Allem aber ist Mein Heer, von dem Eure Ma jestät eine» Theil zu sehen Gelegenheit hatten, stolz darauf, sich dem scharfen Soldatenblick Eurer Ma jestät stellen zu dürfen. In Meinem Volke, wie in Meinem Heere wird fest und treu an der von Uns geschlossenen Bundesgcnosscnschaft gehalten und letz teres ist sich bewußt, daß es zur Erhaltung des Frie dens für Unsere Länder vereint mit der tapferen österreichisch-ungarischen Armee einzustehen, und wenn es der Wille der Vorsehung sein sollte, Schulter an Schulter zu fechten haben wird. In dieser Gesinn ung erhebe Ich Mein Glas und trinke auf das Wobl Eurer Majestät, des gesammten Hauses und Unserer braven österreichisch-ungarischen Kameraden." — Dem nächst erhob sich Kaiser Franz Joseph und dankte mit folgenden Worten: „Dankbar für den mit wärmsten Worten an erinnerungsreichcr Stelle ansgebrachten Trinkspruch Meines kaiserlichen Bruders für die in so glänzender und erhebender Weise bethätigte Be grüßung, dankbar für den Mir auch seitens der Be völkerung gewordenen wohlthuenden Eiapfang und für die große Herzlichkeit, welche Mich hier inmitten treuer Bundesgenossen nmgiebt, in dankbarer Erinnerung endlich an die Mir von den Angehörigen dieses wei ten Reiches bewiesene aujrichtige Thcilnahme, erhebe Ich Mein Glas auf das Wohl des Meinem Herzen so nahe stehenden Freundes und Alliirten, auf die untrennbare Verbrüderung u. Kameradschaft zwischen dessen tapferem Heere und Meiner Armee und auf die Mehrung und Festigung der FriedenSbürgschaftcn zum Heile und Segen der verbündeten Staaten und Völker, sowie des gesammten Europa. Se. Majestät der deutsche Kaiser und König, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, sowie das erlauchte Herrscher haus leben Hoch! Hoch! Hoch!" — Ein Gegenbesuch der Königin Viktoria in Berlin steht in Aussicht. Wie mehrfach berichtet wird, hat der Kaiser beim Abschiede seine Großmutter darum gebeten und diese auch zugesagt. Daß der Prinz von Wales ebenfalls dem Kaiser Wilhelm einen Besuch abstatten wird, wurde bereits gemeldet. — Die Anschaffung von Bronzegeschützen sollte nach Mittheilung verschiedener Blätter durch die Versuche, welche mit rauchfreiem Pulver auf dem Schießplatz von Hammerstein angestellt worden sind, sich als nothwendig herauSgestellt haben. Wie nun den „Hamb. Nachr." geschrieben wird, beruht diese Nachricht auf Unwahrheit, da Gußstahl eine andert halbmal größere Widerstandskraft gegen das Zerreißen der Rohre biete als die Bronze. Man glaube sogar, daß auch Oesterreich in Zukunft seine Zuflucht zum Gußstahl nehmen werde. — In Sachsenburg bei Kassel hat eine Feuersbrunst gewüthet, bei welcher 90 Gebäude eingeäschert worden sind. Hauptsächlich wurden arme Familien davon betroffen, welche nicht versichert hat ten. Viele der abgebrannten Gebäude hatten Stroh dächer, was wesentlich zur Verbreitung des Feuers beitrug.