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Nr. Dresden, den 14. Oktober i8n« 78. Montgolfier, Erfinder der Luftschifffahrt. *) ^osef Michael Montgolfier ward am 26. August 17.-0. zu Vidalon - les-Annonai, tm Ardeche - Departement, gekoren. Sein Va- rer, Peter Montgolfier, Besitzer einer Pa pier-Manufaktur, die er nach und nach er weitert und vervollkommnet hatte, lebte als Patriarch unter seinen neun Kindern, vielen Verwandten und seinen Arbeitern, in der Ausübung häuslicher und bürgerlicher Tugen- oen. Ausgezeichnet durch Redlichkeit, Fröm migkeit, Sparsamkeit und festen Charakter, verband er mit diesen liebenswürdigen Ei genschaften eine so mäßige Lebensweise und w-r so rüstig und gesund, daß er bis zu der Krankheit, woran er 1793. in seinem drei und neunzigsten Jahre starb, nie körperliche Leid n empfunden h ttte. Alle seine Kinder hatten Sinn für Wis senschaften; nur zwei aber wurden in Paris erzogen. Josef blieb mit drei andern Brü dern in der gelehrten Schule zu Annonai; aber wahrscheinlich würde er in keiner andern Schule mehr gelernt haben. Obgleich er eine sehr sinfte Gunüthsart und große Be scheidenheit befaß, so hatte er doch zugleich zu viel Hang zur Unabhängigkeit; er war zu sehr beschäftigt mit seinen eigenen Ideen, als daß ein Unterricht, der mit seiner vorherr sch nden Neigung zu wenig üdereinstimmte, für ihn hatte fruchtbar werden können. Die mathematischen und physikalischen Wissens schäften wurden vor sechzig Jahren fast in allen gelehrten Schulen Frankreichs sehr ver nachlässigt. Josef bedauerte oft, daß er in seiner Jugend ?cine Gelegenheit gehabt hatte, sich früh die Vorkcnntnisse zu erwerben, wel che ihn bet seinen Untersuchungen sicherer würden geleitet haben. Da er aber von Kindheit an ganz in der Mechanik und Phy sik lebte, so würde er in einem gewöhnlichen Lehrkursus nie di-strnigen Gegenstände haben erwarten können, welche für ihn am passend sten gewesen wären, und es würde ihn» in Paris, wie in Annonai, nichts übrig geblie ben seyn, a»s sich seiber eine ganz eigene Wil- *) Nach der von De la mb re, dein beständigen S-krct.st der wissenschaftlichen Klaffe des franjöst- sehen Instituts, am 7. Januar 1311. vorgelesenen Lebensgeschlchte.