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KrsHeml wöchenllich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementöpreiS beträgr vierteljährlich I Mark 2V Ps. ÄMigti für Inserate werden dl» spätesten» Mittags deS vorhergehenden Tage« deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit Iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. «-s? IO. Sonnabend, den 25. Januar 1879.4. Jahrg. Bekanntmachung. Der hiesigen Schulgemeinde ist bekannt zu machen, daß der hiesige Lok.-Schul-Jnspector und Pfarrer Neidhardt in der Sitzung vom 8. Januar a. o. von dem Schulvorstande zum Vorsitzenden gewählt und von der Königl. Bezirksschulinspection lt. Beschluß vom 18. es. als solcher bestätigt worden ist. Zwönitz, den 24. Januar 1879.Neidhardt, Pf., Vorsitzender des Schulvorst. Tagesgefchichte. Deutschland. Mit Bezug auf die Erbfolge im Herzogthum Braunschweig wird der „Magd. Ztg." mitgetheilt, der Kronprinz des deutschen Reiches habe sich dahin geäußert, Preußen denke nicht daran, sich das Herzogthum nach dem Tode des jetzt regierenden Herzogs einzuverleiben und auch das deutsche Reich werde die Selbst ständigkeit des genannten Staates nicht antasten. Wieweit und ob diese Mittheilung begründet ist, läßt sich allerdings nicht bestimmen, doch wird sie von unterrichteter Seite als den Intentionen des preußischen Regentenhauses völlig entsprechend bezeichnet. — Die Einnahmen des deutschen Reichs an Spielkartenstempel sind für das Jahr 1879—80 veranschlagt auf 1,217,525 Al. Da von ab an Verwaltungskosten 1525 M., verbleiben 1,215,000 Bl. Bis jetzt waren in Baden, Mecklenburg-Strelitz, Lübeck lind Elsaß- Lothringen die Spielkarten unbesteuert. — Die „Prov.-Corr." stellt die Einberufung des Reichstages für den 12. Februar in Aussicht und hebt hervor, daß nach Lage der Dinge ein Nebeneinandertagen vom preußischen Landtag und Reichstag wenigstens auf kurze Zeit unvermeidlich sein werde. — Der Effectivbestand der deutschen Kriegsschiffe und Kriegs fahrzeuge ist gegenwärtig folgender: 8 Panzerfregatteu (denen übrigens der „Große Kurfürst" noch beigezählt ist); 4 Panzer - Corvetten, 10 gedeckte Corvetten, 5 Glattdecks-Corvetten, 2 Kanoneuböte der Albatroß- Klasse und 7 Kanonenböte erster Klasse. Küstenfahrzeuge: 1 Panzer schiff (Arminius), 9 Panzerkanonenböte, 7 Torpedoböte, 4 Kanonen- böte 2. Klasse. Zum Avisodienst sind 7 Fahrzeuge bestimmt. Schul schiffe: 2 Linienschiffe, 1 Segelfregatte, 2 gedeckte Corvetten, 2 Glattdeckscorvetten, 3 Segelbriggs. Hafendienst: 8 Dampfer, 3 Casernenschiffe, 6 Lootsenfahrzeuge und Feuerschiffe. Oesterreich. Die sehr verworrenen Verhältnisse des Kaiser staates lüften sich sehr langsam; das Ausland nimmt auch kaum ein merkliches Interesse daran. Es haben gemeinschaftliche Ministersitz ungen stattgefunden, um über dle Vcrwaltungseiurichtungen Bosniens und der Herzegowina einen endgilügen Entschluß zu fassen, zu welchen! es indessen noch nicht gekommen ist. — Die Ministerkrise verharrt auf dem alten Flecke. — Das Abgeordnetenhaus in Wien hat den Handelsvertrag mit Italien genehmigt. — Dem Neichsrath soll dem nächst eine Vorlage zugehen, welche die Bewilligung eines außer ordentlichen Kredits verlangt, behufs Errichtung einer genügenden Grenzsperre gegen Rußland zur Verhütung der Pest-Einschleppung. Frankreich. Die äußerste Linke der Deputirtenkammer ver mag sich schon nicht mehr zu zügeln. Sie hat den Antrag einer gänzlichen und vollständigen Begnadigung aller Kommnneverurtheilten vereinbart und dieser Antrag ist auch von 60 Mitgliedern anderer Gruppen der Linken unterzeichnet worden. Damit dokumentiren die selben ihre Sympathien mit den Communisten und verscherzen die jenigen Sympathien, die einer geordneten Entwickelung der Dinge in Frankreich auf Grund der republikanischen Staatsform unserem Nachbarlande vielfach entgegengebracht wurden, und der Sieg, den das Ministerium Dufaure am Montag durch Annahme seines ge mäßigten Programms Seitens der Deputirtenkammer errang, verliert durch das Auftreten der Radikalen sehr an Bedeutung. — Nach den dem Marineministerium aus Neucaledonien zugegangenen günstigen Nachrichten isi es der mobilen französischen Colonne gelungen, die Aufständischen an steiler Felsenküste zusammenzudrängen und sich der von denselben besetzten Stellung nach einem lebhaften Gefechte zu bemächtigen. Wenn man nicht schon öfter durch ähnlich günstige offizielle Berichte getäuscht wäre, könnte man darnach sagen, der Aufstand habe sein Ende erreicht. England. Die aus Afghanistan kommenden offiziellen Kriegs berichte der letzten Tage konstatiren nur, daß im Allgemeinen ein Stillstand in den militärischen Operationen eingetreten ist und das sich das Gros der Westarmee auf Kandahar stützt. Der Geschmack kommt mit dein Essen: Die offiziösen Zeitungen dringen jetzt darauf, auch die letztgenannte Handelsstadt, den Kreuzpunkt der Heeresstraßen nicht wieder herauszngeben, Kandahar liegt aber sehr weit von der Grenze, alles dazwischenliegende Land soll doch wahrscheinlich nicht anektirt werden — dagegen dürfte Rußland denn doch ernstlich Ein spruch erheben. — Indien zählt ca. 52 Mill. Bewohner. Von diesen sind im Jahre 1877 19,695 durch wilde Thiere und giftige Schlangen ums Leben gekommen, im Jahre zuvor 19,273! Italic». Ein Gerücht, der Papst sei vergiftet worden, hat im Vatican beträchtliche Sensation verursacht. Unter der unmittel baren Umgehung des Papstes hat dasselbe ernste Befürchtungen darüber wachgerufen, was geschehen möge, falls Leo fortfahre bei den in Angriff genommenenen Reformen zu verharren. Die Gegner schaft der Jesuiten gegen die Politik des Papstes nimmt an Heftig keit zu. Sie haben dem Papst eine Art von Ultimatum unterbreitet, worin das der Kirche erwachsende Uebel hervorgehoben wird, das aus ihrer Ausschließung von der Regierung entstehen dürfte. Der Papst bleibt fest in seinen! Widerstande gegen dieselben, aber es ist augenscheinlich, daß viele Personen, die auf Seiten des Papstes stehen/ die Resultate der Feindschaft der Jesuiten zu fürchten anfangen. Nutzland. Die Nachrichten über den Stand der Pest lauten widersprechend. In Wien sind zwei Telegramme eingetroffen, welche constatiren, daß schon in Odessa ein Fall von Bubonenpest eingetreten ist. Dagegen sagen russische Berichte, daß die Absperrungsmaßregeln in den angesteütcn Distrikten mit der peinlichsten Sorgfalt aufrecht erhalten werden, und daß die schreckliche Epidemie unter der Einwirk ung des herrschenden Frostes bereits erheblich abnimmt, so daß ihr Erlöschen in kürzester Zeit vorauszusehen ist. Serbien. Daß sich Rumänien nach Kräften gegen jene Be stimmung des Berliner Vertrages sträubt, die die Gleichstellung der Juden mit den andern Unterthanen im Lande fordert, wurde schon gemeldet. In Serbien ergeht es den Juden nicht besser. Die Skupt- schiua (Landesvertretung) hat beschlossen, die Frage wegen der Gleich stellung der Juden, bezüglich der bürgerlichen Rechte nicht zu be- rathen, bevor die Capitulatiouen abgeschafft und Vertretungen der auswärtigen Mächte in Belgrad errichtet seien. Türkei. Alle Welt wird mehr und mehr auf den Ausgang gespannt, den die Bcrathung über Ost-Rumelieu schließlich nehmen werde. Nach Berichten aus Philippopel sind die Mitglieder der europäischen Commission einstimmig der Ueberzeugung von der Un möglichkeit, Rumelien nach den Beschlüssen des Berliner Congresses zu organisiren und haben die Nothwendigkeit anerkannt, eine ander weitige Lösung ausfindig zu machen. Die officiellen türkischen Kreise sind keineswegs abgeneigt, aber zum wenigsten auf eine solche Lösung vorbereitet, welche Rumelien einfach mit Nord-Bulgarien vereinigen würde. — Von Seiten der Pforte ist Rustem Pascha (bisher Gouverneur vom Libanon, einJtaliener von Geburt und jetzt noch römisch-katholischer Religion) zum Statthalter von Ost-Rumelien ernannt morden.