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Anzeiger Mr das Erzgebirge W d«. ZÜ, uavrrlaagl ^ngrfan-t* Maaagript* kam» drwühr «tcht gettist»« w»r-«u «h»«» »«stillim,«» eot,e,ea. Mer Tageblatt »»Vf» 0,1»««d- «WxrnLk«» ____ .... UAWW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. M«pmchibm». »« n»-araou mitffo-nahm, Sn «onntag.»°chm!ttag. 4-s Uhr. - <r.l.-ramm.flSnss., LagrdlaU flurnzgrdirgr. Znnspnchn SS. -7° ä,?m»a »«q-llu»,«- «tt,»,«. Zür «nvnlangl Ä«g«f<m»t» Mauugrtpw kam» Vnvähr nicht grwistet «n-m. mamipriptiu<ht»«uuch l—darist. Nr. 170. Sonvabemä, 25. Zull 1S14. g. Jahrgang. Dies« Nummer umfaßt 10 Selten. Außerdem liegt da» achtseitige illustrierte SonntayMlatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Ter Kaiser nahm in Balholmen den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes entgegen, mittags hörten die Teilnehmer der Nvrdlandretse ei nen kriegsgeschichtlichen Vortrag des Ge nerals von Frehtag. * Einer offiziösen Information der Lechz. Zeitung zufolge rechnet man in Berlin mit sehr ern sten Maßnahmen Oesterreich-Ungarns.*) « Die F r i st >des Ivon Oesterreich ders er bischenRe« gierung gestellten Ultimatums läuft heute abend um sechs Uhr ab.*) » Beim Caillaux-Prozeß kam eS zwischen dem De putierten Oecaldt und dem früheren Minister Barthous zu einem heftigen Zusammen, stoß, weil Oeealdi die Glaubwürdigkeit Bar thous in Zweifel zog. Tie Vertreter der Großmächte in Durazzo lehnten die Beantwortung der Note der Auf- ständischen ab; der Ausstand soll allmählich abflaue n.*) * Tie offizielle Eröffnung des Panamakanals soll im März 1915 erfolgen, 'fläheie» i;ehe nn anderer Liesse IE- Mulm gliche Wi.ierung am 2«. Juli; Südwest- w nd', wechselnde Bewölkung, Temperatur wenig g ändert, kein erheblicher Niederschlag. "MI Die deutsche Zleisckversorgung und äas Ausland. Tie Liberale Korrechondenz, Organ der Fort schrittlichen Vollspartet, veröffentlicht einen Auf sah aus der Keder von Tr. Herz (Harburg) über die Frage der Fleischversorgung aus dem Ausland, der zu Ergebnissen kommt, die zum Teil wesentlich von der bisher in der Fortschritt-, lichen Volkspartei herrschenden Auffassung pb- weichen. Wir geben den Artikel als einen interes santen Beitrag zur Diskussion diese» viel erörter- ten Themas wieder. Eine der auffallendsten Erscheinungen ist der Rück gang des Viehbestandes in Len Bereinigten Staa ten von Nordamerika und in Kanada. Kanada hatte 1908 9,5 Millionen Rinder, 2,7 Millionen Schafe, 8,1 Millionen Schweine; 1913 nur noch 6,7 Millionen Rin der, 2,1 Millionen Schafe, und die Zahl der Schweine, die 1912 auf 2,8 Millionen gesunken war, ist 1918 aus 3,5 Millionen gestiegen. La die Bevölkerung durch schnittlich im Jahr um ein Prozent steigt, kann Ka nada den eigenen Bedarf immer schwerer decken, die Ausfuhr von Vieh und Fleisch geht daher von Jahr zu Jahr zurück. In den Bereinigten Staaten ist der Rückgang noch erheblicher. Im Jahr« 1908 zählte man dort 71,3 Millionen Rinder, darunter 21,2 Millio nen Milchkühe, 1913 nur noch 56,5 Millionen mit 20,5 Millionen Milchkühen. Die Zahl der Schafe sank in derselben Zett von 54 Millionen auf 51,5 Mil lionen. Tie Schweinezucht zeigt da» Auf und Ab wie bet UN»; 1908 56 Millionen, 1910 47,8 Millionen, 1918 61,2 Millionen. Auch in den Bereinigten Staaten steigt die Bevölkerung durchschnittlich um ein Prozent, daher auch dort ein Zurückgehen der Ausfuhr. Sie sank in der Zett von 190—1910 um 47 Prozent an lebendem Rindvieh, um 88 Prozent an Rindfleisch, um 82 Pro- zerrt an Schweineffetsch. Die Zeitschrift de» Deutschen Bauernbunde» weist auf die umgekehrte Entwickelung in Deutschland hin, die, durch die Schutzzollpolitik auf der Höhe gehalten, uns vorwärts gebracht habe. Wenn der Schutzzoll imstande wäre, die Viehzucht zu heben, Müßten die Bereinig ten Staaten und Kanada, die sehr hohe Bietztzölle ha. ben, eine glänzende Entwickelung de» Viehbestände» zei gen, während England», Hollands, Dänemark» Viehbe stände verschwunden sein Müßten. Tatsächlich sind aber Holland und Dänemark Bichausfuhrländer, und die eng lische Viehzucht entwickelt sich ebenso günstig wie die Deutschlands. Der Grund für den Rückgang liegt darin, daß di« dem Weidebetrteb dienende Fläch« in den Ver einigten Staaten immer stärker eingeschränkt wird, da sich durch die Fortschritte der landwirtschaftlichen Tech ¬ nik der Getreidebau immer Wetter ausdehnt. Die Folge dieser Btchknappheit war eine sehr starke Fletschteuerung auch in Amerika. Bor kurzem haben die Bereinigten Staaten nun die Fletschzölle ermäßigt: man erwartete eine Erleichterung durch Einfuhr au» Argentinien. Und nun ereignete sich etwa», was für uns ganz be sonder» interessant ist; die Hoffnung wurde enttäuscht, Argentinien lieferte, wenn die Zufuhrmeldungen zu treffend sind, keine erheblichen Mengen. Das war vor- auSzusehen. Der Rindvtehbestand des dünnbevölkerten Argentiniens ist sehr stark; über 28-/4 Millionen Stück hei einer Bevölkerung von höchstens 6 Millionen. Von diesem Bestände eignet sich etwa ein Sechstel dazu, als Gefrierfleisch ausgeführt zu werden. Material ist also genug vorhanden, wenn es auch in den letzten Jahren stark im Preise gestiegen ist, trotzdem seine Qualität dem frischen Fleisch gegenüber minderwertig ist. Der Ha ken liegt anderswo; Kühlfleisch kann nicht gelagert wer den, es mutz sofort nach seiner Ausschiffung auf den Markt gebracht werden, kommt also nur für die Hafen städte in Betracht. Gefrierfleisch kann versandt werden, aber nur in Kühlwagen und muß in Kühlhäusern ge lagert werden. Dadurch wird die Verbreitung im Bin nenland« unverhältnismäßig verteuert. Wa» für Ame rika gilt, trifft auch für Deutschland zu, auch hier müs sen au» denselben Gründen die Einfuhrversuche von Frostfletsch mißglücken. Al» die yleischnot hei un» am höchsten war, ertönte überall der Ruf nach Oeffnung der Grenzen. Selbst wenn man ihm gefolgt wäre, hätte e» nicht» genützt. ES stehen eben keine Herden an den Grenzen, die nur darauf warten, hier geschlachtet zu werden. Deutschland ist zur Deckung seines Fleisch verzehrs im wesentlichen auf sich selbst angewie sen, sein« eigene Bichzucht muß gestärkt werden. Der Weg dazu ist bekannt; seine Etappen sind die Auf hebung der Futtermittelzölls und eine ener gisch« innere Kolonisation. Deutschfeindliche Legenden. (Bon unserem Berliner LN-Mitarbeiter). Viel Feind viel Ehr! Das Interesse, mit dem eine eifrige Auslandspreis« jede paffende und unpassende Ge legenheit wahrnimmh, um dem deutschen Ansehn in der Mett eins auszuwischen, licht aus eine gewisse hochachtungs volle Abneigung schließen. Sie könnte sogar ehren, wie jenes bekannte Sprichwort sagt, wenn nicht die Bemühun gen gelegentlich so läppisch aussielen, daß man nicht ver steht, wie ernsthafte Organe oder sogar Persönlichkeiten, die eine verantwortliche Stellung im öffentlichen Leben be sitzen, sich zur Vertretung solcher Legenden hergeben können. Der Tai Hau;-Prozeß zeitigt ja manches, das für unsere deutsche Auffassung von Zweck und Ausgabe eines öffentlichen Gerichtsverfahrens auch bei gutem Willen nicht verständlich ist. Mir verstehen nicht, daß, wie im Drsyfutz- Prozeß, so auch hier politisches Theater mit allem Bluff untz Effekthascherei getrieben wird, ohne daß eigentlich die Sorche zur Behandlung kommt. Der Figaro wird in Abtzängigsett von einer deutschen Großbank gebracht, so berichtet man Lott ernsthaft uich die Dresdener Bank de mentiert ganz ernsthaft. Wir trauen zwar unseren Großbanken manches zu Ermöglichende zu, aber der Versuch, den Figaro mit einem biederen deutschen Händedruck ins deutsche Lager herüberguziechen, ein solcher Versuch würde doch wohl zu Pen Dingen gehören, die uns am meisten ver- blüffen. — Weiter soll ucher auswärtiger Vertreter, Herr v. Schoen, eine Dhisfredepesche nach Berlin aufgogeben haben, in der von Taillamx' Geneigtheit mehr zu geben, als de Selves und Eiambon gesprochen wurde. Natürlich mußte diese Cshiffredepesche ausgerechnet in französische Hände geraten. Man stellt Herrn MtllauF darob zur) Rede. Eigentlich ist solcher Verdacht etwas zu stark, als daß man deshalb einen Minister der Republik nur zur Rede stellen /dürfte. Wer daß der Figaro solche Märchen auf tischt und einen suggestiven Einfluß Deutschlands auf «inen französischen Minister offenbar vor wenig kritischen Lesern erörtert, das ist doch wieder ein Punkt, der uns baß dar über erstaunen machen sollte, was man uns nicht alles zutraut. Einige Zett ging es den Engländern so. Uebevall gatten sie als 6eus er mackion/Und zwar vornehm lich dorh, wo etwas besonder» Geschicktes, Intrigantes an- genommen wurde. Damals waren die Engländer ausschlag gebend im politischen «Konzert. Sollten w i r etwa an die Reihe «kommen? Nein, deshalb noch keine Uebechebkichssett, ich Litte! Daß der deutsche Kronprinz so wenig Erziehung und persönlichen' Dakt besitzen soll, daß er'als Gast de» englischen Botschafters an diesen die hevaussor. dernde Frage gerichtet habe: WofindJhreSpione? — damit 'sollten die englischen Marine- und Militär attaches gemeint sein — solche Unterstellung möchten wir un- aber doch schon stärker verbitten. Die impulsive Art des Vaters kommt allerdings auch beim Sohn kräftig zum Durchbruch Aber deshalb hat niemand da- Recht, auch nicht der gehässige Temps, der diese- Märchen erfand oder wenigstens wiedergab, dem Kronprinzen die selbstverständ- lichsten Unstandspflichten des Gastfreundes abzusprechen, nur um die Engländer gegen solche erfundenen Taktlosigkeiten aüszureizen. Der Platzkommandant von Verdun, vielleicht «in Mann von weniger umfassenden politischen Ueberblick und geringerer Erfahrung, als die Leitungen der genannten Blätter, dafür aber doch eine Persönlichkeit mit behörd licher Etikettierung erläßt zur selben Zeit einen Befehl, in dem es wahrhaftig heißt: Den Offizieren wird die größte Vorsicht bei der Anstellung von Ausländern empfohlen. Indem sie diese bei sich attfnehmen, laden sie eine große Verantwortung auf sich. Sie müssen diese Frem den beständig überwachen, sie düffen keinerlei militärischer Schriftstücke in ihrem Bereich lassen und müssen sich in ihrer Gegenwart jedes Gesprächs über dienstliche Dinge enthalten. — —- Und solcher Befehl bezieht sich auf das vermehrte An stellen ausländischer, deutscher Dienstboten und Gouvernanten in diesem Bezirk. Es wird dazu von an derer Seite ^gesagt, daß solches Verdächtigen und Verleum den zu Tragödien führen kann. Nein, das ist doch wohl kaum anzunehmen. Zunächst wirkt soche Nervosität nur er heiternd auf uns. Wir haben uns doch auch über Albions Spionenriecherei lustig gemacht, die in jedem deutschen Kell ner einen militärischen Sendling witterte. Allerdings hat diese Nervosität dann auch zu Belästigungen deutscher Rei. senden in England geführt. Aber man wird doch nicht annehmen können, daß als gelschickliche Weiterentwicklung des Erlasses der Verduner Platzkommandanten die massen weise Verhaftriny deutscher Gouvernanten in Frankreich nunmehr zu verzeichnen sein dürfte. Auf das Märchen, das der Figaro Mer einen Entführung-Versuch durch deutsche Kriminalbeamte, der an dem verurteilten Zeichner Hansi verübt sein soll, auftischt wollen wir gar- nicht erst weiter eingechen. Hansi hat uns bereit, genug ermüdet. Wir wollen das Material beschließen und jenen Gutgläubigen zu rufen: Genug der deutsch-fei-Mlicho» Legenden! Wir wollen kein« falschen Freundlichkeiten. Die -rauchen wir nicht. Mr finden ober auch leinen Ge schmack an solcher Nervosität der Auslandspresse uns gegen über. Wir haben keine Veranlassung dazu geboten. Wir weisen auf das Lächerliche solcher Legenden und Unter stellungen hin und meinen, daß diejenigen, die sich zu ihrer Verbreitung hergeben, sie sich doch einmal näher ansehen könnten. So läppisch solche Erfindungen sind, sie können^ wenn sie gleich Heuschreckenschwärmen auftreten, doch nicht nur lästig, sondern sogar gefährlich werden. Gefährlich jedenfalls Kr redliches VerständiMNgsbestnLHen. Politische Wochenschau. 6» Es ist seltsam, daß man in den Reichslanden den Kurs des neuen Statthalters v. Dallwitz vielfach noch nicht versteht. Die Nichtbestätigung des wiedergewählten Zaberner Bürgermeisters Knöpfler wirbelte viel Staub aus, obwohl sie doch lediglich ein« folgerichtig« Korb- setzung der von der Reichsregierung eingeschlagenen Po litik bei der Erledigung der Zabernaffäre war. Darum sollte man doch nicht Parteirücksichten bei der Beur teilung der Maßnahme des Staathalters vor die sach lichen Erwägungen stellen, die nun einmal notwendig sind. — Bet der nicht ganz sicheren Parlamentsmehrhett im Reichstag blickte man allerwärtS mit großer Span nung auf die Nachwahlen, die in diesen Tagen statt- fanden. Im Reichstagswahlkreis Ko bürg vollzog sich eine.Schwenkung nach links, die Fortschrittspartei löste die Natisualliberalen im Besitz des Mandates ab. Und in Labiau-Wehlau war cs ebenso. Dort siegte der fort schrittliche Kandidat über den fortschrittlichen. — Zu leb- haften Diskussionen gab der Erlaß de» Krieg-Minister» v. Falkenhahn über die Einschränkung de» Schmier gelderunwesens Mstsß. Man übersah dabet, daß er mehr eine Warnung für die interessierten Lieferanten sein sollte, die sogen. Schmiergelder anzubieten, ab» eine Verschärfung der bestehenden Verordnungen für da» Militär. Vielmehr werden diese schon mit hinläng licher Schärfe gehandhabt. Die Freude der Sozialdemo kraten über angebliche Zugeständnisse de» Kriegsmini- sterS angesichts der letzten Schmiergelderprozesse Ist also herzlich unbegründet. — Di« Schaffung eine» Reich»- zigarettenmonopol», da» nach Ansicht aller Kreise früher oder später doch einmal kommen wird, wirst bereit» jetzt ihre Schatten voraus. Was vorläufig darü ber in die Oeffentttchkett durchgestckert ist, entbehrt al- lerdtng» jeder festen Grundlage und baut sich nach amt lichen Erklärungen nur aus Kombinationen auf. Die Zukunft muß lehren, ob da- Reich der aussichtsreichen Einnahmequelle, di« ein Ztgaretten-Monopol ihm zu gänglich machen könnte, noch lange Zett wird entbehren können. Der Besuch de» Präsidenten Poincar« in Pe tersburg verfoWe sichtlich den Zweck, der russisch französischen Zweibundpolitti neue Woge zu ebnen und die entstandenen Mißverständnisse zu beseitigen. Au- den