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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementspreiS beträgt oierteljährlich l Mark so Pi Inrcher d für Inserate werden bit spätesten. Mittag« de« vorhergehenden läge« de« Erscheinen« erbeten und dir Corpu«spaltenzeile mu «o Pf., unter „Eingesandt" mit 20 "1f. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den LluDtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Ncdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 24. Sonnabend, den 23. Februar 1884. 9. Jahra. Sächsische Nachrichten. — Am vergangenen Dienstag Abend brannte in Lomnitz bei Radeberg das nur von einem Insassen bewohnte Gemeindehaus (Armenhaus) wahrscheinlich infolge Fahrlässigkeit ab. — Die Nacht vorher brach in Trado bei Kamenz Feuer aus, wodurch die Schank- wirthschaft Schulze's und das nachbarliche Gehöfte Natusch's, zu sammen 7 Gebäude, ein Raub der Flammen wurden. Die Besitzer hatten ihr Mobiliar nicht versichert und ist Brandstiftung anzunehmen. — In dem zu Böhmen gehörige Dorfe Schwad erbach, das nur durch einen Grenzweg von dem sächsischen Dorfe Obersachsenberg ge trennt ist, wurde am t8. dss. eine Familie von einem schweren Un glück heimgcsucht. Das Wohnhaus, ein niedriger Holzbau, wurde während der Nacht vom Feuer ergriffen und die Bewohner merkten es erst, als Alles schon lichterloh brannte. Die Frau sprang, ein kleines Kind iin Arm, vom Oberboden herab und kam mit einigen leichten Verletzungen davon; dagegen verbrannte ein 16jähriges Mädchen, das auf der entgegengesetzten Seite des Hauses schlief, im Bette. Der Vater setzte sich das Unglück so in den Kopf, daß er seinen« Leben freiwillig ein Ziel setzte. Die arme Wittwe ist fassungs los. — In Globenstein bei Schwarzenberg brannte das dem Hammergutsbesitzer Breitfeld gehörige Wohnhaus mit Scheune ab. — Zu dem Brandunglück, welches die Spinnerei Niedererdmanns dorf betroffen, wirv bemerkt, daß dasselbe sich nyr auf das Hauptgebäude erstreckte, welches total eingeäschert wurde, während die der Firma Arno und Moritz Meister gehörige Dampfmaschinenanlage mit Färberei und Niederlagsräumen in Folge der erfolgreiche«« Thätigkeit der herbeigeeilten Feuerwehren aus Erdmannsdorf, Plaue, Schellenberg und Grünberg intact blieben, sowie auch ein größeres Nebenspinncrei- gebäude, worin Buntgarnspinnerei betrieben wird, vom Feuer ver schont wurde, sodaß der partielle Betrieb jedenfalls demnächst wieder ausgenommen werden ivird. — Mülsen St. Jacob. Die königl. Korbflechtschulen in Mülsen werden ii« wenig Wochen nach Verlaus der drei Jahre durch die kgl. Staatsregierung insofern Veränderung erhalten, als von den drei Korbflechtlehrmeistern aus Bayern zwei in ihre Heimath zurückkehren. Ji« Mülsen St. Niclas ivird ein Korbflechtmeister ver bleiben und in Mülsen St. Jacob ein neuer angestellt werden, der Betrieb geht daher in derselben Weise fort, nur die Lehrwerkstatt in Mülsen St. Micheln wird eingezogen. — In Plauen i. V. begann ain Montag der Proceß gegen den Fleischermeister Carl August Schmidt wegen Mordes, begangen an dein 17jährigen Fleischerlehrling Christian Strobel aus Ramolds- reuth. 64 Zeugen waren vorgeladen. Die umfänglichen Verhand lungen, welchen das Publikum massenhaft beiwohnte, dauerten bis Dienstag Abend 11 Uhr und endeten mit Freisprechung des Ange klagten. Auch der verdächtige Handarbeiter Bauernfeind vermochte sein Alibi und seine völlige Unschuld nachzuweisen. — Die von mehrern Blättern eingebrachte Nachricht von einem bevorstehenden Besuche des italienischen Königspaares am Dresdener Hofe wird von Dresden aus dememirt. — Elsterberg. Reges Leben herrschte am Sonntag in unserer Stadt, von allen Seite«« strömten die Socialdeinocraten herbei, so daß der Nathskeller bald dicht gefüllt war. Alles sah mit Spannung dem Eintritte Bebel's und dessen Vortrage über das Reichskranken- cassengesetz entgegen. Nach langem Harren wurde der Versammlung die Mittheilung gemacht, daß Herr Bebel angeblich wegen plötzlichen Unwohlseins am Erscheine«« verhindert sei. — Durch unvorsichtiges Gebühren mit einein alte«« Flintenlauf ist ain Sonntag ii« Schellerhau bei Altenberg ein recht schwerer Unglücksfall herbeigesührt worden. Ein WirthschaftSgehilfe wollte bei Gelegenheit eines Hochzeitszuges einen Frcudenschüß loßschießei« und lud zu diesen« Zwecke einen abgesägten Flintenlauf, welcher hinten mit einein Holzpfrofen zngestöpselt war. Der Schuß ging leider nicht vorn, sondern hinten heraus, und der Pfropfen traf den Unglückliche«« mit solcher Kraft an die Brust, daß er nach wenige«« Schritten an der Thüre zur Wohnstube zusammensank und alsbald verstarb. » ——— Nolitische Kundschau. Deutschland. Unter bei« jüngsten Zeitbegebenheiten löst sich als eine der beachtenswerthestei« der Besuch des russischen Militär bevollmächtigten am Berliner Hofe, des Fürsten Dolgorucki, beim Reichskanzler in Friedrichsruhe ab. Als specieller Zweck dieses Be suches wird die Zurückziehung der an der polnisch-preußischen Grenze in den letzte«« Jahren angehäuften russischen Truppenmassen bezeich net, denen eine entsprechende Rückwärtsbewegung der an den deutschen Ostgrenzen ebenfalls dichter zusammengejogenen deutschen Truppen- theste folge«« würde. Da mit Fürst Dolgorucki gleichzeitig auch der preußische KriegSministcr Bronsart von Schellendorf in Friedrichs ruhe weilte, so erscheint diese Version nicht unglaubwürdig und darf mai« von dei« Besprechungen der beide«« Militärs wohl die baldige Ausführung der genannten Maßregel erwarten. Die Bedeutung der Anwesenheit des Fürsten Dolgorucki beim leitenden Staatsmanne Deutschlands ist indessen noch eine tiefergehende: Rußland zeigt hierdurch wiederuin, wie durch die vorhergegangenen Missionen des Herrn v. Giers in Friedrichsruhe und die Berufung des Fürsten Orlow auf den Berliner Botschafterposten, daß es aufrichtig bestrebt ist, sich mit Deutschland wieder in das alte freundschaftliche Einver nehmen zu setzen und da man in den Berliner Negierungskreisen sicherlich denselben Wunsch hegt, so ist an der Verwirklichung des selben, gewiß zuin Vortheil des europäischen Friedens, nicht zu zweifeln. Schließlich ist als ein neuer specieller Beweis von Auf merksamkeit des Czaren Alexander gegenüber seinem kaiserliche«« Großoheim zu erwähnen, daß unter Führung eines Großfürsten eine Deputation des Grenadier - Regiments Kaluga demnächst in Berlin eintreffen wird, um Kaiser Wilhelm, der vor siebzig Jahren in den Reihen dieses Regiments an der Schlacht von Bar-sur-tube theil nahm, Namens des Czaren zu beglückwünschen. Der Reichstag ist laut Mittheilung des „Reichs- und Staats airzeigers" auf dei« 6. März einberufen. — Dasselbe Blatt publicirt einen Erlaß des Reichskanzlers vom 9. d. an den deutschen Gesandten in Washington, womit die Zurückgabe der Beileidsresolution des amerikanischen Repräsentantenhauses betreffs Lasker's erfolgte. Der Erlaß bezeichnet jede Anerkennung eines Deutschen iin Auslande al- erfreulich für das Nationalgefühl, namentlich seitens einer so hervor ragende«« Körperschaft wie das Repräsentantenhaus; jedoch entbalte die Resolution über die Richtung und Wirkungen der politischen Thätigkeit Lasker's ein Uctheil, welches der Ueberzeugung des Reichs kanzlers, sowie den voi« ihm erlebten Thatsachen widerspreche. Er müsse nach einer mehr als dreißigjährigen activei« Beiheiligung auch seinem Urtheil auf diesem Gebiete eine gewisse Competenz beilegen und könne bei dein Kaiser nicht die Ermächtigung zur Vorlage der Resolution bei dein Reichstage beantragen, weil er alsdann ein un zutreffend erkanntes Urtheil amtlich sich aneignen und vertrete«« müßte. Das preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich am Dienstag und Mittwoch mit der zweiten Lesung der Kreis- und Provinzial- ordnung für Hannover. Durch die Vorlage soll die Provinz Hannover eine neue Kreiseintheilung erhalten und auch in seiner Provinzial« Verwaltung mehr den altpreußischen LandeStheilen gleichgestellt wer den. Nachdem das Haus ain Dienstag den principiellen 8 1 der Kreisordliung, welcher an Stelle der bisherigen hannöver'schen Kreise und Amtsbezirke 77 neue Kreise setzt, angenommen hatte, wurde am Mittwoch die Kreisordnung im Ganzen unter Annahme mehrerer Zusatzparagraphen der Commission und Anträge aus der Mitte des Hauses genehmigt. Am Donnerstag beschäftigte sich das HauS mit dem zweiten Theile der Vorlage, der Provinzialordnung für Hannover. Oesterreich-Ungarn. Das parlamentarische Leben im cis- leithanischen Oesterreich ist nunmehr mit dem am Mittwoch erfolgten Zusammentritte des Herrenhauses voll erwacht. Das letztere be schäftigte sich an diesem Tage mit den Ausnahmeverfügungen, welche schließlich an die vereinigte juridische und politische Commission überwiese«« wurden. Da also die Ausnahmemaßregeln zur Zeit in beiden Häusern deS österreichischen Parlaments den Comissionsbe- rathungen unterliegen, so verschwindet diese Angelegenheit einstweilen aus dem Kreise des öffentlichen Interesses und wendet sich dasselbe